Karäer
(Karaïten, hebr. Karaïm, »Schriftforscher,
Schriftbekenner«, von dem
Singular
Kara, »Bibelleser«, auch im
Gegensatz zu den
Rabbaniten B'ne
Mikra genannt),
jüd.
Sekte, welche die rabbinische
Tradition verwirft und zum
Buchstaben des mosaischen
Gesetzes zurückkehrt, in der Mitte
des 8. Jahrh. von
Anan ben
David in
Babylonien gestiftet und einige
Generationen hindurch nach ihrem
Stifter Ananäer genannt.
Ihr Zusammenhang mit den
Sadduzäern ist neuerdings festgestellt worden. Im allgemeinen stets gering an
Zahl, hielten sich die Karäer
bis in die Zeit der
Kreuzzüge in
Palästina
[* 2] und wanderten nach der
Einnahme
Jerusalems durch die
Kreuzfahrer
teils nach dem
Osten und
Norden,
[* 3] teils nach
Ägypten
[* 4] und
Griechenland,
[* 5] teils nach Südarabien und über die Küstenländer der
Berberei nach
Spanien
[* 6] aus.
Gegenwärtig trifft man sie nur noch zerstreut unter den
Slawen, im
Orient und in Nordafrika.
Ihre Litteratur
ist ziemlich reich. Zu den ältesten Schriftstellern der Karäer
gehören:
Benjamin ben
Mose Hawendi (Nahawendi),
Daniel ben
Mose
al Komsi,
Joseph ben Noach Habozri,
Jakob ben Isak al Kirkasani, dessen Sohn
Joseph Haroeh, Sahal ben Mazliach,
Salman ben Jerochim, Jefet ha
Levi u. a. Die Karäer
haben keineswegs durch
Verwerfung der rabbinischen
Tradition die Religionsübung
erleichtert und vereinfacht, sondern sie in Erschwerungen gekleidet, die, wie z. B. ihr
Sabbat-,
Schlacht- und Ehegesetz etc.,
weit drückender sind als die
Satzungen der
Rabbiner.
Scharfe Widerlegung erfuhr das Karäertum
durch
Juda ha Levi,
Abraham
Ibn Esra und
David Neto.
Vgl.
Fürst, Geschichte des Karäertums
(Leipz. 1865).