Titel
Kapp
,
1) Christian, philosoph. Schriftsteller, geb. 1790 zu Baireuth, [* 2] war 1822-36 außerordentlicher Professor der Philosophie in Erlangen, [* 3] seit 1839 Honorar-, 1840-44 ordentlicher Professor der Philosophie in Heidelberg, [* 4] wo er starb. Er hat als Jünger Hegels nach dem Urteil seines Freundes Feuerbach »ohne charakterloser Eklektiker zu sein, in sich alle bedeutenden philosophischen Anschauungen der alten und neuen Zeit vereinigt«, in den Schriften: »Christus und die Weltgeschichte« (Heidelb. 1823, anonym),
»Einleitung in die Philosophie« (Berl. 1825),
»Über den Ursprung der Menschen und Völker« (Nürnb. 1829) und in dem anonym erschienenen Pamphlet »Schelling und die Offenbarung« (Leipz. 1843) sich als ebenso scharfsinniger wie erbarmungsloser Gegner des letztgenannten bewährt, in dessen Augen Schellings Philosophie nur ein großes Plagiat ist. Auch schrieb er »Italien. [* 5] Schilderungen für Freunde der Natur und Kunst« (Berl. 1837).
Vgl. L.
Feuerbach,
Christian
Kapp
und seine Leistungen (anonym, Leipz. 1839);
»Briefwechsel zwischen L.
Feuerbach und
Chr. Kapp«
(das. 1876).
2) Friedrich, Geschichtschreiber, geb. zu Hamm, [* 6] studierte 1842-45 in Heidelberg und Berlin [* 7] die Rechte, ward Referendar in seiner Vaterstadt, nahm 1848 seinen Abschied, beteiligte sich am Septemberaufstand in Frankfurt [* 8] a. M. und flüchtete 1849 nach Paris, [* 9] wo er Erzieher im Haus von A. Herzen war, dem er auch nach Genf [* 10] folgte. Ende 1849 wanderte er nach New York aus, wo er sich als Advokat niederließ und 1850-70 praktizierte. Auch am politischen Leben beteiligte er sich mit Eifer, um den liberalen Ideen der republikanischen Partei und dem Deutschtum Achtung zu verschaffen und die Sklaverei zu beseitigen. Im Mai 1870 kehrte er nach Deutschland [* 11] zurück und ließ sich in Berlin nieder, wo seinen Kenntnissen und seinem festen Charakter sehr bald die Anerkennung zu teil wurde, daß er in den deutschen Reichstag und in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt wurde, in denen er zur nationalliberalen Partei, später zu den Sezessionisten gehörte. 1884 schloß er sich der neuen Deutschen freisinnigen Partei an, starb aber schon 27. Okt. d. J. in Berlin. Er schrieb: »Leben des amerikanischen Generals F. W. v. Steuben« (Berl. 1858);
»Geschichte der Sklaverei in den Vereinigten Staaten [* 12] von Amerika« [* 13] (Hamb. 1861);
»Leben des amerikanischen Generals Johann Kalb« (Stuttg. 1862);
»Der Soldatenhandel deutscher Fürsten nach Amerika« (Berl. 1864, 2. Aufl. 1874);
»Geschichte der deutschen Einwanderung in Amerika« (Leipz. 1868, Bd. 1);
»Friedrich d. Gr. und die Vereinigten Staaten von Amerika« (Berl. 1871);
»Aus und über Amerika. Thatsachen und Erlebnisse« (das. 1876, 2 Bde.);
»Justus Erich Bollmann. Ein Lebensbild aus zwei Weltteilen« (das. 1880);
»Die Deutschen im Staat New York während des 18. Jahrhunderts« (New York 1884);
alles auf gründlichem Quellenstudium beruhende, gut geschriebene Werke.
Von der im Auftrag des Börsenvereins der deutschen Buchhändler verfaßten »Geschichte des deutschen Buchhandels« erschien nach seinem Tode der 1. Band [* 14] (Leipz. 1886).
Vgl. G. v.
Bunsen, Friedr. Kapp
(Berl. 1885).