(spr. -tilljen, franz. Cannetilles, auch
Bouillon), ein
Fabrikat aus feinem, schraubenartig zu einem Röhrchen
gewundenem
Draht,
[* 2] wird zum Sticken, bei der Verfertigung von
Borten,
Quasten,
Epauletten etc. gebraucht. Man verarbeitet zu Kantillen teils
echten, teils unechten, runden oder geplätteten
Gold- oder Silberdraht. Jener liefert die matten Kantillen, der
geplättete
Draht
(Lahn) die Glanzkantillen. Zur
Darstellung derKantillen wickelt man diesen
Draht in einfacher Schraubenlage auf eine
Nadel, welche durch ein gewöhnliches
Spulrad in schnelle
Umdrehung versetzt wird. Ist die
Nadel voll, so schiebt man den
Draht
zum Teil herunter und fährt dann mit der
Arbeit fort, so daß Kantillen von beliebiger
Länge gebildet werden
können. Die
Stärke
[* 3] der
Nadel richtet sich ganz nach dem
Zweck, zu welchem die Kantillen bestimmt sind. Ist die
Nadel kantig, so erhalten
die Kantillen, welche sich beim Herabnehmen von der
Nadel durch die
Elastizität des
Drahts etwas ausrollen, ein
schraubenartiges Ansehen (krause Kantillen,
Krausbouillon).
(Cantillen, frz. Bouillon oder cannetille, engl.
bullion, purl). - Es sind dies Erzeugnisse der Gold- und Silberdrahtspinnerei, die hauptsächlich zu militärischen
Abzeichen, wie Epauletten, Portepees, Tressen, Quasten u. dgl.
verwendet werden. Der hierzu
dienende Gold- und Silberdraht ist entweder von kreisrundem Querschnitt in den verschiedensten
Stärken, oder er ist breitgewalzt, bandartig und heißt dann Lahn. Reiner Golddraht wird nur selten und
dann auch nur in den feinsten Nummern verwendet, gewöhnlich ist der hierbei zur Verwendung kommende Golddraht nur vergoldeter
Silberdraht.
Die Stärke dieser Vergoldung ist sehr verschieden und herrschen hierüber in manchen Ländern gesetzliche Bestimmungen.
Sehr viele Gold- und Silberfäden werden dadurch hergestellt, daß man Seidenfäden mit Gold- oder Silberdraht
überspinnt, sodaß man von der Seide nichts mehr sieht. Diese werden auch zu Tressen, Borten, Schnüren etc., sowie zur Herstellung
von Gold- und Silbergeweben (Draps d'or und Draps d'argent), Stickereien u. dgl. benutzt. Die eigentlichen
K. bestehen aus biegsamen, hohlen Cylindern, welche dadurch erhalten werden, daß man den Draht oder Lahn
schraubenförmig um einen massiven, stählernen Cylinder auflaufen läßt, welcher der verlangten Stärke entspricht, also
von der Dicke einer feinen Stricknadel bis zu der eines starken Bleistifts.
Bei der Verwendung von Runddraht erhält die K. ein matteres Aussehen, mit dem spiegelnden Lahn dagegen hergestellt, erscheint
sie stark glänzend (Glanzkantillen oder Glanzbouillon). Wird der Faden nicht über cylinderförmige
Spindeln, sondern eckige gesponnen, so entstehen an den Kanten regelmäßige Knickungen, welche sich aus der geradlinigen
Reihenfolge in eine etwas gewundene verziehen und dadurch der Ware ein gekräuseltes Aussehen verleihen (Krausbouillon).
Man fertigt auch K. aus unechtem Gold- und Silberdraht. -
Zoll: K. aus echtem Gold- oder Silberdraht s. Tarif im Anh. Nr. 20 a; aus Draht von unedeln, echt vergoldeten
oder versilberten Metallen Nr. 20 b 1. Gewöhnlich werden K. nicht aus Lahn allein, sondern in Verbindung mit Gespinstfäden
gefertigt. Die Verzollung findet dann den letzteren entsprechend gem. Tarif Nr. 30 e 2 d
3, 22 h oder 41 d 6 α, je nachdem die Fäden seidene, baumwollene, leinene oder wollene sind, statt.