
Kander
(Kt. Bern,
Amtsbez. Frutigen
und Nieder
Simmenthal). Bergstrom, einer der beträchtlichsten Flüsse des Aaregebietes. Entspringt
am S.-Fuss der
Blümlisalp in etwa 1900 m dem Kander
gletscher und durchfliesst der Reihe nach die drei
Thalstufen des
Gasterenthales, der
Ebene von
Kandersteg und (von
Kandergrund an) des
Kanderthales im engeren Sinn, um nach 44 km
langem
Lauf zwischen Einigen und
Gwatt von links in den
Thunersee zu münden, in den sie ein beträchtliches
Delta, den sog.
Kandergrien (564 m) hinausgebaut hat.
Ihre wichtigsten Zuflüsse sind die Engstligen aus dem
Adelbodenthal, die
Kiene aus dem
Kienthal, der
Suldbach aus dem
Suldthal
und die
Simme, die sich 3 km oberhalb ihrer Mündung in den
Thunersee mit ihr vereinigt. Das gesamte Einzugsgebiet der Kander
umfasst 1060 km2. Da die zum Gebiet der Kander
gehörenden Bergmassen, besonders die Kette des
Niesen,
z. T. aus leicht verwitterbarem Flysch bestehen, führt der Fluss eine grosse Menge von Geschieben. Beim Bau der der Kander
entlang ziehenden Eisenbahnlinie
Spiez-Frutigen wurde eine durchgreifende Korrektion des Flusslaufes und einiger seitlichen
Wildbäche notwendig.
Kanderbrück - Kandergr

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Diese im Juni 1899 begonnenen und noch nicht vollendeten Arbeiten sollen zusammen die Summe von 1250
000
Franken kosten, die zu je einem Drittel vom
Bund, Kanton und den Gemeinden im
Kanderthal getragen werden. Eine erste bedeutende
Korrektion ist schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts durchgeführt worden. Bis dahin floss die
Kander
nach ihrer Vereinigung mit der
Simme dem Hügelzug entlang, der die
Ebene von
Wimmis vom Becken des
Thunersees trennt, folgte
dann dem heutigen Glütschbachthal zwischen den Moränenzügen von
Strättligen und
Zwieselberg, trat bei
Allmendingen in die
Alluvionsebene der
Thunerallmend ein und vereinigte sich gegenüber der Mündung der
Zulg 3 km unterhalb
Thun mit der
Aare. Da nun der Fluss auf dieser letzten Strecke seines
Laufes
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![vergrössern: Einzugsgebiet der Kander. ^[Karte: 5° 0’ O; 46° 30’ N; 1:350000]. vergrössern: Einzugsgebiet der Kander. ^[Karte: 5° 0’ O; 46° 30’ N; 1:350000].](/meyers/teile/42/42_0732-1.jpg)
durch seine Hochwasser und Geschiebe bedeutende Verheerungen anzurichten pflegte, durch die besonders die Ortschaften Thierachern,
Uetendorf und Uttigen nahezu ruiniert wurden, liess die Berner Regierung durch den Ingenieur Samuel Bodmer den Hügelzug von
Strättligen durchstechen und die Kander
durch diesen Kanal in den Thunersee ableiten. Die Arbeiten wurden 1711 begonnen
und 1714 vollendet. Seither wälzt der Fluss seine Geschiebemassen in den See, wo er jetzt schon ein ganz beträchtliches
Delta aufgebaut hat. In neuester Zeit ist die Wasserkraft der Kander
in ausgibiger Weise technischen Zwecken dienstbar gemacht
worden.
Ein Teil ihrer Wasser wird oberhalb der Brücke zwischen Spiez und Wimmis abgeleitet und durch einen Stollen
und eine grosse Röhrenleitung der am Ufer des Thunersees 2 km n. Spiez erstellten mächtigen Turbinenanlage des Kander
elektrizitätswerkes
zugeführt. Von hier wird der elektrische Strom mit einer Hochspannleitung (15000 Volts) zunächst nach Thun geleitet, wo ein
Teil der Kraft zum Betrieb der elektrischen Vollbahn Burgdorf-Thun Verwendung findet, während der Rest
nach Münsingen und Bern
geführt wird. Es besteht der Plan, die beiden Werke an der Kander
und von Hagneck zu einem gemeinsamen
Unternehmen zu verschmelzen. Die Kander
ist einer der bemerkenswertesten Wildströme der Alpen, dessen Wasserfarbe jeden Augenblick
wechseln kann. Vom Bad Heustrich bis zur Mündung liegt eine der schönsten Moränenlandschaften der Schweiz.
Der Name des Flusses, einst Kandel geschrieben, scheint sich vom latein. canalis = Kanal herleiten zu lassen. Vergl. Bachmann,
Isidor. Die Kander
im Berner Oberland; ein ehemaliges Gletscher- und Flussgebiet. Bern
1870. - Zollinger. Edwin. Zwei Flussverschiebungen
im Berner Oberland. Basel
1892.