Kamtschatka
,
Bogen (Baukunst)

* 3
Bogen. große
Halbinsel an der nördlichen Ostküste von
Asien,
[* 2] seit 1856 zum russischen Küstengebiet am Ochotskischen
Meer gehörig, erstreckt sich von NNO. gegen SSW., wo sie in dem
Kap Lopatka in ihre südlichste
Spitze ausläuft, gegen
die Inselkette der
Kurilen hin, von denen Schumschu, die nördlichste, nur 11 km entfernt ist. Sie scheidet das
Meer von Kamtschatka
im
O. von dem Ochotskischen
Meer im W. und hängt nur im N. mit dem
Festland zusammen. Das
Areal beträgt 1,206,200 qkm (21,908
QM.). Die Westküste zieht sich in einem
Bogen
[* 3] ohne große
Buchten hin;
die Ostküste dagegen hat beträchtliche Buchten und Vorgebirge und ist zum Teil sehr steil;
die Meerestiefe ist hier 70-90 m;
unter 53° nördl.
Br. liegt die
Festung
[* 4] Peterpaulshafen mit einem guten
Hafen. Kamtschatka
bildet den
Kreis
[* 5]
Petropawlowsk des russischen Küstengebiets, zu welchem außerdem
an der Ostküste die
Inseln Karagin und
Bering gehören (die früher dazu gehörigen
Kurilen wurden 1875 an
Japan
[* 6] abgetreten).
Kamtschatka
ist gebirgig und vulkanisch; man zählt 21 thätige, 26 erloschene
Vulkane.
[* 7] Ein sehr hohes, auf der
Ost-
und Westseite bewaldetes
Gebirge zieht sich durch die ganze
Halbinsel von N. nach S., jedoch der Ostküste
näher, und erreicht im
Vulkan
Kljutschew mit 4804 m seine größte
Höhe. Die Westküste ist reich, die Ostküste arm an Küstenflüssen.
Der größte
Fluß der
Insel ist der
Fluß Kamtschatka
, der unter dem
Vulkan Korjazker (3512 m hoch) entspringt, den
Lauf nach N. nimmt
und beim
Vorgebirge Kamtschatka
mündet.
Jundt - Jupiter

* 8
Klima.
Unter vielen zum Teil beträchtlichen
Seen ist, der Südspitze nahe, der Kurilische zu bemerken. Auch gibt es kalte und heiße
Quellen;
Salzquellen fehlen gänzlich. Das
Klima
[* 8] Kamtschatkas
ist im allgemeinen weit kälter als unter gleicher
Breite
[* 9] in
Europa.
[* 10] So hat
Peterpaulshafen unter 53° 0' nördl.
Br. nur +2,3° C. mittlere Jahrestemperatur, im kältesten
Monat
(Februar) -6,2° C., im wärmsten
Monat (Juli) +11,6° C. In der Mitte der
Halbinsel fand
Erman die
Schneegrenze in 1604 m,
nördlicher 60-100 m höher.
Süd- und Westwinde herrschen vor. An der Westküste fällt im Sommer beständiger Regen, im Winter reichlicher Schnee; [* 11] die Ostseite dagegen hat weniger Regen, so daß hier das Wetter [* 12] heiterer und nebelfreier ist. Heftig sind hier die Stürme aus O. und SO., Purgi genannt. Gräser [* 13] und Kräuter wachsen wegen der Feuchtigkeit des Bodens und der Luft üppig; dichte Waldungen von Rottannen, Lärchen, Zirbelkiefern (Pinus cembra), einer Erle (Alnus incana) bedecken große Strecken; auch die Birke ist weit verbreitet, aber verkrüppelt, der Weißdorn wächst dagegen als Baum.
Knochenöl - Knolle

* 14
Knollen.Von eßbaren Beeren gibt es Heidelbeeren, Preißelbeeren, Moosbeeren etc. Aus den Halmen einer Grasart flechten die Einwohner Matten, Körbe etc. Ebenso wird das Cypergras verarbeitet und die Nessel (Urtica dioica) wie Flachs benutzt. Weiderich, Bärenklau und andre Pflanzen dienen zur Nahrung. Die Kartoffel wird angebaut, gibt aber nur kleine Knollen; [* 14] Getreidebau ist noch nicht gelungen. Von Säugetieren gibt es wilde Renntiere, schwarze Bären, Wölfe, Zobel, Füchse, Hermeline etc., auch viele Arten von Vögeln (Taucher, Möwen, Schwäne, wilde Gänse, Enten, [* 15] Schneehühner etc.). Im Sommer sind Fliegen [* 16] und Mücken eine Plage.
Die Flüsse [* 17] selbst haben keine Fische, [* 18] sondern diese kommen nur aus dem Meer, gehen aber in großer Menge stromaufwärts. Das einzige Haustier ist der wolfähnliche, langhaarige Hund, der zum Schlittenziehen und zur Jagd gebraucht wird. Die geringe Bevölkerung, [* 19] etwa 10,000 Seelen (0,01 auf 1 QM.), besteht im N. aus 3000 Korjaken, im S. aus 3000-4500 Kamtschadalen (s. d.), ferner aus schnell abnehmenden Lamuten, welche an der Küste des Ochotskischen Meers umherwandern, aus Tataren, Jakuten und wenigen Russen in Petropawlowsk und Tigilsk an der Westküste.
Sitz der Lokalverwaltung ist Petropawlowsk, befestigter Hafenplatz an der Awatschabai mit (1879) 334 Einw. -
Als Entdecker von Kamtschatka
gilt Wolodomir Atlassow, der Befehlshaber in Anadyrsk, der 1696 den
Kosaken Morosko mit 16 Mann ausschickte,
um die südlich wohnenden
Völker mit
Steuern zu belegen, bei welcher Gelegenheit dieser bis an den Kamtschatk
afluß vordrang.
Vgl.
Steller,
Beschreibung von dem
Lande Kamtschatka
(Frankf. 1774);
Kotzebue (Chamisso), Entdeckungsreise in die Südsee (Weim. 1821, 3 Bde.);
Erman, Reise um die Erde, Bd. 3 (Berl. 1848);
Kennan, Tent life in Siberia (5. Aufl., New York 1879);
Guillemard,
The cruise of the Marchesa to Kamtschatka
and
New
Guinea (Lond. 1886).