Titel
Kammin
,
1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Stettin,
[* 2] auf einer Anhöhe, 4 km von der
Ostsee, am Kammin
schen
Bodden,
einem von der
Dievenow durchflossenen Binnensee, hat 4
Kirchen, eine
Synagoge, eine
Domschule (Lateinschule, 1175 gegründet),
ein
Lehrerseminar, ein adliges
Fräuleinstift, ein
Amtsgericht, ein
Sol- und ein Moorbad, Strumpfwarenfabrikation, Dampfmühlen,
Eisengießerei,
[* 3]
Schiffahrt,
Fischerei
[* 4] und (1885) 5684 meist evang. Einwohner. - Kammin
ist
wendischen Ursprungs und wurde schon 1123 Hofstadt des
Herzogs
Wratislaw, 1188 aber Bischofsitz, indem
um diese Zeit das 1140 zu
Julin gestiftete
Bistum vom
Herzog
Kasimir nach Kammin
verlegt wurde. Es wurde schon damals unmittelbar
dem päpstlichen
Stuhl unterstellt.
Der
Ort Kammin
erhielt 1274
Stadtrecht. Geraume Zeit hindurch standen die
Bischöfe von auf seiten der
Markgrafen von
Brandenburg,
[* 5] bis im
Belgarder
Vergleich (1304) der
Bischof
Heinrich Wacholl (1299 bis 1317) dem
Herzog von
Pommern
[* 6]
Treue
geloben mußte. Nachdem 1536 der damalige
Bischof
Erasmus
Manteuffel v. Arnhausen sich der
Reformation angeschlossen hatte, erfolgte 1648 die
Umwandlung des
Bistums in ein weltliches unmittelbares Reichsfürstentum, das an Kurbrandenburg fiel. Die ehemaligen Besitzungen
des
Bistums bilden gegenwärtig die
Kreise
[* 7]
Kolberg-Körlin,
Köslin
[* 8] und
Bublitz (bis 1872 zusammen den
Kreis
[* 9]
»Fürstentum«) im Regierungsbezirk
Köslin.
Vgl.
Kücken, Geschichte der Stadt Kammin
(Kammin 1885). -
2) S. Kamin (Stadt).