Kamerun
3 Seiten, 2'665 Wörter, 18'608 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Kamerun,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Kamerun
(engl. Cameroons, genannt nach dem von den Portugiesen entdeckten und als Rio [* 3] dos Camarões [Fluß der Krabben] bezeichneten Strom, welcher sich unter 3° 55' nördl. Br. und 9° 3' östl. L. von Greenwich in das Meer ergießt), deutsche Kolonie in Westafrika, grenzt im W. an den Golf von Guinea und die Biafrabai. Die Grenze im NW. gegen die brit. Besitzungen am Old-Calabar und Binue läuft nach dem Vertrage vom 14. April und von der Mündung des Rio del Rey nach Jola in Adamaua (die Stadt selbst in einem Halbkreis umgehend) und von hier nach dem Südufer des Tsadsees (14° östl. L. von Greenwich). Im S. gegen Französisch-Kongo bildet die Grenze der Lauf des Campoflusses bis zum 10.° östl. L. von Greenwich und von da ab der Parallelgrad 2° 15' nördl. Br. bis zum Sanga.
Die Ostgrenze (gegen Französisch-Kongo und Bagirmi) verläuft nach dem Vertrage vom vom Sanga aus nordwärts längs
des 15.° östlich von Greenwich bis zum Tsadsee, beim 10.° nördl. Br. mit einer östl. Ausbuchtung bis zum Schari und mit
einer westl. Einbuchtung bis Bifara. Der Flächeninhalt beträgt ungefähr 495000
qkm. (Hierzu eine Karte: Kamerun
, Togo und Deutsch-Südwestafrika.) Oberflächengestaltung. Das deutsche Kolonialgebiet ist
vorläufig noch hauptsächlich eine Küstenlandschaft, die sich vom S. nach N. und NO. verbreitert und im nordwestl.
Teile einen mächtigen vulkanischen, bis dicht ans Meer heranreichenden Gebirgsstock, das Kamerungebirge (s. d.), umschließt. Die schmale Küstenzone wird durch einen 150–200 km breiten Urwaldgürtel und durch eine hügelige Bodenstufe, welche vom Campofluß im S. bis zu den Baluëbergen im N. halbkreisförmig sich erstreckt, von dem Grasland und der Hochfläche des Innern (700–800 m ü.d.M.) getrennt. Das Plateauland steigt im N. zu dem 1800–3000 m hohen Gebirge von Adamaua an. Zahlreiche Flüsse [* 4] durchbrechen bei ihrem Lauf aus dem Innern das Randgebirge mit Stromschnellen und sind deshalb nur auf kurze Strecken landeinwärts schiffbar: der Rio del Rey, eigentlich nur ein Meereseinschnitt;
der Meme, dessen Quellen in den Baluëbergen liegen;
der Kamerunfluß, befahrbar für Seeschiffe mit 6 m Tiefgang bis Akwa Town am Wuri, nimmt in sein Mündungsbecken, welches sich zwischen Kap und der Swellaba-Spitze auf 8 km verengert, folgende Zuflüsse aus dem N., O. und S. auf: den Mungo, welcher, im Lande der Batom etwa 5° 30' nördl. Br. entsprungen, von Mundame abwärts schiffbar wird und unmittelbar vor seiner Mündung ein vielverzweigtes Ästuarium [* 5] bildet und den Bimbiafluß nach W. in das Meer entsendet;
den Wuri, welcher, im Unterlauf Madiba-Dualla geheißen und bis 50 km aufwärts schiffbar, als Seitenflüsse den Abo und Dibombe erhält und dessen Quellgebiet noch nicht erreicht wurde;
den Dibamba (Lungasi oder Lungahe), dessen Ursprung im unerforschten Inland sich befindet;
den schilfreichen Kwakwa,
einen Mündungsarm des Sanaga. Zu den Flüssen des südl. Teiles von Kamerun
gehören:
der Sanaga (von den Uferbewohnern meistens Lom genannt), der größte Strom von Kamerun
, er entspringt als Jelom am Südabhang des
Adamauagebirges, nimmt den von Tibati strömenden Mao Bele auf, bildet südlich von Ngila die Nachtigalschnellen,
vereinigt sich westlich der Balingastation mit dem ebenfalls am Südfuß der Adamauaberge entspringenden Mbam, stürzt über
die Inlandsstufe bei Idia (Ediae) herab, wird von hier an schiffbar, entsendet den Kwakwa nördlich in das Kamerun
becken
und mündet in der Landschaft Malimba mit zwei Armen, dem Bengo (Bomo) und Bungo (Borea), in die Biafrabai;
der Njong, er entspringt jenseits des 13.° östl. L. von Greenwich in unbekannter Ferne, fließt in direkt ostwestl.
Richtung, tritt bei den Neven Du Mont-Fällen aus dem Hügelland heraus und mündet bei Klein-Batanga; der Lokundsche, er entspringt mit vielen Verzweigungen im Lande der Jaúnde, fließt parallel dem Njong und mündet in der Nähe desselben. Küstenflüsse von geringerer Bedeutung sind der Kribi, Lobe und der Campofluß.
Klima,
[* 6] Pflanzen- und Tierwelt. Kamerun
hat ein echt tropisches, an der Küste wegen der Fiebermiasmen gesundheitsgefährliches, aber
nicht unerträglich heißes Klima. Das Jahr zerfällt in vier Abschnitte:
1) Periode der stärksten Regen, ohne Gewitter, niedrigste Temperatur von Juni bis August;
2) Periode der Gewitter und Tornados von September bis Oktober;
3) Periode vereinzelter Gewitter und Regengüsse von November bis Februar;
4) Periode häufiger Gewitter und des Maximums der Temperatur von März bis Mai. In den kühlsten Monaten (Juni bis August) beträgt die Mitteltemperatur 22,6° C., im wärmsten (März) 26,5° C., das Jahresmittel ist 24,8° C. Wohlthätig wirkt in den Niederungen die tagsüber herrschende Seebrise. Die Pflanzenwelt ist eine überaus mannigfaltige, bedingt durch die außerordentliche Produktionskraft der schwarzen vulkanischen Erde im nördlichen und durch den Lateritboden im südl. Teil und durch die unerschöpflichen Feuchtigkeitsmengen.
Hinter dem schmalen Streifen des Küstensandes am Kamerun
becken beginnt dichter Mangrovenwald, weiter landeinwärts drängen
sich Pandanus, Rotang und die Raphiapalme von besonderer Schönheit und in überwältigender Menge dazwischen. Der feste Boden, 10 m
höher gelegen und am Rande von den Riesengestalten der Wollbäume umsäumt, dehnt sich als wellige Grasebene
bis zu den blauen Hügeln des Binnenlandes aus, welche mit Hainen von Kokospalmen und weiter landeinwärts in massigen Beständen
mit Ölpalmwäldern und mit den Schlingpflanzen der Kautschukliane bedeckt sind.
An den Ufern der Flüsse, namentlich des Mungo, ziehen sich festgeschlossene Galeriewälder hin. Die Vegetation des Kamerungebirges (s. d.) ist eigener Art. Hart jenseits der Grenze des Urwaldgürtels befindet sich im N. das Gartenland der Banjang und im Hinterland der südl. Küstenstrecke die an Kulturen reiche Parklandschaft der Jaúnde. Vom Baliland zur Südabdachung der Adamauaberge, den Mbam und den obern Sanaga hinab bis Ngila dehnt sich eine hochgrasige Savannensteppe aus, nur im N. durch die ungemein fruchtbare Landschaft Tikar unterbrochen. Die weitaus wertvollsten
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. | |
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70 Erträgnisse liefern die Ölpalme und die Kautschukliane. Von den Eingebornen werden angebaut mit reichlich lohnender
Ernte:
[* 8] Kokospalmen, besonders am untern Wuri; ferner überall Bananen, Yams, Bataten, Maniok, Erdnüsse, Sesam, Mais und in
einzelnen Gegenden auch Zuckerrohr, Tabak
[* 9] und Colocasien. Zum Plantagenbau eignen sich der nordwestl. Teil von Kamerun
, vorzüglich
die Abhänge des Kamerungebirges wegen der tiefgründigen Humusschicht, der stets fließenden Gewässer und der über das ganze
Jahr verteilten Regenmenge.
Die Erprobung der anbaufähigsten Pflanzengattungen wird durch Versuche in dem 1888 gegründeten Botanischen Garten [* 10] von Victoria [* 11] unterstützt. Am besten gedeihen bis jetzt die Kakaoplantagen in Kriegsschiffhafen, Bimbia und Bibundi, auch von den Kaffeepflanzungen läßt sich vielleicht eine blühende Zukunft erwarten, weniger von dem Tabakbau (in Bibundi) und den Reisfeldern. Dagegen ist die Baumwollkultur, wenigstens in den Küstengegenden, ganz ausgeschlossen. – Das Land ist ziemlich arm an größern Tieren; Krokodile [* 12] und Flußpferde giebt es zwar in Menge, Affen [* 13] und Leoparden im Gebirge, auch begegnet man zahlreichen Elefantenherden im Lande der Batom und am obern Mbia; aber ergiebige Jagdbeute sucht man vergebens in den Ebenen nahe der Küste und in den Urwäldern, nur im Grasland des obern Sanaga findet man wildreiche Gegenden, wo sich Massen von Büffeln und Antilopen herumtreiben.
Als Haustiere werden Hühner, [* 14] Ziegen, Schweine [* 15] und im Bakwiriland auch Rindvieh gehalten. Bevölkerung. [* 16] Die Dualla (etwa 20000) bilden den Hauptbestandteil der Küstenbevölkerung und gehören zum Stamme der Bantu. (S. Tafel: Afrikanische Völkertypen, [* 7] Fig. 3.) Sie sind starkknochig und wohlgebaut, von rötlicher Färbung, mit sehr häßlichen Gesichtszügen. Zur gewöhnlichen Bekleidung nehmen sie ein Lendentuch, in besondern Fällen irgend ein Stück europ. Ursprungs; sie schmücken sich besonders gern mit Elfenbeinarmbändern. Zu ihren hervorragenden Eigenschaften zählen Aufgeblasenheit, Jähzorn, diebische Neigung und Faulheit.
In der Masse sind sie Heiden, nur wenige haben sich zum Christentum bekehrt. Wie bei andern Negerstämmen existiert auch bei ihnen die gegenseitige geheimnisvolle Verständigung, sei es durch Trommelzeichen auf weithin schallenden Trommeln oder durch Klopfen auf die aufgeblasenen Backen. Sie halten viel auf geräumige Wohnungen; ihre mit Palmrinden zierlich gebauten und mit Palmblattziegeln gedeckten Hütten [* 17] sind im allgemeinen 30 m lang und 2½ m breit und werden im Innern mit manchem europ. Komfort ausgestattet.
Bequemer, pfiffiger Handelsbetrieb bildet die Lieblingsbeschäftigung; auch an körperlichen Übungen, wie Ringkämpfen, Wettfahrten u.s.w. finden sie große Freude, aber gar keine an der Feldarbeit. Übrigens verstehen sie sich auf Holzschnitzerei und Töpferei und auf den Bau prachtvoller, bis zu 25 m langer Boote. Zwei «Könige», Bell und Akwa, beherrschen das Volk. Ihrem frühern Bestreben, den Verkehr mit dem Hinterland abzusperren und den Handel zu monopolisieren, wurde in den letzten Jahren von den europ. Faktoreien mit Erfolg entgegengewirkt.
Außerdem sind zu erwähnen: die kriegerischen, Viehzucht [* 18] treibenden Bakwiri (etwa 25000) am östl. und südöstl. Teil des Kamerungebirges;
die Bomboko (etwa 20000) auf den Westabhängen;
das Handelsvolk der Bakunda zwischen dem Gebirge, dem Meme und Elefantensee;
die friedfertigen Stämme der Batom und Mabum im Waldland des obern Mungo und der Banjang nördlich des Mbia;
die kriegs- und raublustigen Bali in der Steppengegend südwestlich von Adamaua;
die aufrührerischen Abo und Wuri an den Zuflüssen des Kamerun
stroms gleichen Namens;
die Lungahe am Dibamba;
die Malimba am untern Sanaga: die wilden Bakoko (Mwelle) am untern Sanaga und Njong.
Fern im Innern, zwischen Sanaga und Mbam und südlich davon findet gegenwärtig ein Kampf verschiedener Rassen statt. Von Norden [* 19] her, von Tikar und Tibati, drängen die mohammed. Fulbe auf die Wute; diese stürzen sich mit überwältigender Wucht auf die Bakoto und treiben sie nach Süden und Südwesten gegen die Wohnsitze der Jaúnde und benachbarten Stämme zwischen Sanaga und Njong, welche von Süden her durch die Mpangwe (Fan) bedroht werden.
Hauptwohnplätze. Europäer waren 1893 215 (darunter 145 Deutsche) [* 20] ansässig. Sitz des Gouvernements ist auf der Joßplatte, am linken Ufer der Mündung des Wuri in den Kamerunfluß, unmittelbar südlich von Bell Town; zugleich Hafenplatz mit neuerrichteter Quaimauer. Regierungsstationen sind Victoria, Mundame am Mungo, Barombi am Elefantensee, Batom, Idia am Sanaga, Jaúnde zwischen Sanaga und Njong, Lolodorf (Mlole) zwischen Jaúnde und der Küste, Campo an der Südgrenze.
Die wichtigsten Faktoreien: am Fuße des Kamerungebirges Bimbia, Kriegsschiffhafen (mit Plantage), Victoria (mit Plantage), Dibundscha (mit Plantage), Bibundi (mit Plantage);
zwischen Rio del Rey und Mungo: Ndian, Mboa;
am Mungo: Mundame;
längs der Mündung des Wuri in den Handelsplätzen der Dualla;
im südl. Teil: Kleinbatanga und Idia am Sanaga, Plantation, Kribi (mit Plantage), Großbatanga und Campo an der Küste.
Missionen: in den Dualladörfern am Kamerunfluß, in Lobethal und Marienberg, in Victoria, Idia, Kribi und Großbatanga.
Verwaltung. Kamerun steht unter einem kaiserl. Gouverneur, dem die Bezirksämter von Victoria und Kribi unterstellt sind und dem ein Beirat von drei Mitgliedern dortiger Handelshäuser zur Seite steht. Zu Mitwirkung bei der Rechtssprechung werden angesehene Häuptlinge in die Gerichtssitzungen zu Kamerun, Victoria und Kribi herangezogen. Zur Aufrechthaltung der Ordnung und zur Ausführung kleinerer Expeditionen dient eine Polizeitruppe in der Stärke [* 21] von ungefähr 100 Mann. Volksschulen für die Eingeborenen unter zwei deutschen Lehrern existieren in Bell- und Didodorf am Kamerunfluß. Die Einnahmen aus Zöllen und Gebühren betrugen 1892/93: 512000 M.; da sie fortwährend steigen, konnte das Budget für 1894/95 auf 610000 M. angesetzt werden.
Der Handel befaßt sich hauptsächlich mit Palmöl (1892 für 2360000 M.) und Kautschuk (für 1025000 M.), ferner mit Elfenbein und Kakao. Eingeführt werden: Baumwollwaren (1892 für 926000 M.), Spirituosen (für 550000 M.), Eisenwaren u.s.w. Der gesamte Warenumsatz betrug 1892: 8730000 M., der Schiffsverkehr (ausschließlich der Kriegsschiffe) 64 Schiffe [* 22] mit 127000 t. Zwei Dampferlinien (C. Woermann und die British and African Steam Navigation Company von Liverpool) [* 23] und seit Febr. 1893 ein Telegraphenkabel zwischen und Bonny (im engl. Olflüsse-Protektorat)
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
71 sichern die Verbindung mit Europa. [* 25] Seit Okt. 1886 gilt die deutsche Reichswährung. Geschichte. Bis 1884 stand das ganze Kamerungebiet unter selbständigen Häuptlingen, deren mächtigste die Duallakönige waren. Im Juli 1884 schlossen die deutschen Finnen Woermann, Jantzen und Thormälen mit den «Königen» einen Vertrag ab, welcher ihnen, den Kaufleuten, die volle Souveränität über die Duallagebiete übertrug. Alle aus diesem Vertrage entspringenden Rechte wurden bald darauf durch die genannten Firmen dem Deutschen Reiche übertragen. Am lief das deutsche Kanonenboot Möve in die Mündung des Kamerunflusses ein; 14. Juli fand die feierliche Besitzergreifung des Gebietes für das Deutsche Reich durch den Generalkonsul Nachtigal statt. Ein Aufstand der Bewohner von Joßstadt wurde 20. bis durch Mannschaften der Korvetten Bismarck und Olga unter Konteradmiral Knorr niedergeschlagen, der Ort zerstört und an seiner Stelle der Gouvernementssitz errichtet. Durch Verträge mit der engl. Regierung und 27. Juli und und 14. April und und mit Frankreich wurde die oben angegebene Grenzlinie festgestellt. Schon Ende März 1887 war die einzig bestehende engl. Niederlassung, die Baptisten-Missionsstation Victoria an die Baseler Missionsgesellschaft abgetreten und damit der unbeschränkte Einfluß Deutschlands [* 26] gesichert worden.
Um die Erforschung haben sich verdient gemacht: Burton, Mann, Reichenow, Buchholz, Knutson, Valdau, Buchner, Zöller. Den bisher undurchdringlichen Urwaldgürtel haben zuerst im Okt. 1887 Lieutenant Kund und Lieutenant Tappenbeck im Süden und im Dez. 1887 Dr. Zintgraff mit Lieutenant Zeuner im Norden durchbrochen. Den Weg nach dem Binue erschloß Dr. Zintgraff. Er brach von der Barombistation auf, gründete die Station Baliburg und durchzog in nahezu direkter nördl. Richtung das Hochland der Bali und Bafut bis Ibi am Binue, wo er im Juni 1889 eintraf.
Auf einer zweiten Expedition bestand er, indem er sich den im Kampf gegen die Bafut befindlichen Bali anschloß, ein ungünstiges und verlustreiches Gefecht gegen erstere. Er kehrte 1892 noch einmal nach Baliburg zurück, vermochte aber nichts auszurichten, und 1893 wurde die Station ganz aufgegeben. Im Süden errang Lieutenant Morgen bedeutende Erfolge. Schon im Dez. 1889 hatte er von Kribi einen Vorstoß nach Jaúnde und Ngila gemacht und war über den Mbam längs des Sanaga zurückgekehrt. Im Juni 1890 marschierte er abermals nach Ngila und wandte sich von hier direkt nach Nordosten und Norden, durchschritt die Landschaften zwischen dem obern Sanaga und Mbam, in welchen er aufgehäufte Schätze von Elfenbein und einen blühenden Handelsverkehr nach dem mittlern Sudan antraf, und gelangte über Banjo und durch Adamaua im Jan. 1891 nach Ibi am Binue.
Zur Sicherung seiner Erfolge rüstete Freiherr von Gravenreuth im Sommer 1891 eine stärkere Expedition aus. Vor dem Abmarsch derselben aus Kamerun unternahm er im Oktober auf Befehl des Gouverneurs die Züchtigung der aufständischen Abo am Wuri und der Bakwiri im Kamerungebirge. Gegen die Abo errang er sofort den Sieg, gegen die Bakwiri aber fiel er in dem hartnäckigen Gefecht bei Buea Sein Tod wurde erst im Febr. 1893 durch vollständige Unterwerfung der Bakwiri auf friedlichem Wege gesühnt.
Lieutenant Ramsay erweiterte durch vorzügliche kartogr. Aufnahmen und durch Streifzüge im Febr. und Juli 1892 von der Idiastation aus nach Balinga-Jaúnde und nach dem Dibambafluß die genauere Kenntnis des Hinterlandes von Batanga. Lieutenant von Volkammer, Chef der Balingastation, ward in einem Kampfe mit den Eingeborenen im Okt. 1892 getötet. Im Dez. 1892 wurden die Bakoko am Kwakwa und im Mai 1893 die Mabea (östlich von Großbatanga) zur Einstellung aller Feindseligkeiten gegen die Karawanen durch Regierungstruppen gezwungen. Im Mai 1893 durchzog Lieutenant von Stetten, welcher 1892 im Balilande stationiert war und über die dortigen Verhältnisse sorgfältige und aufklärende Berichte erstattet hatte, dieselben Gegenden, wie drei Jahre vorher Lieutenant Morgen, nur ging er von Banjo über das Genderogebirge nach Kontscha und Jola, wo er im Juli 1893, dem franz. Lieutenant Mizon zuvorkommend,mit dem Sultan von Adamaua einen wichtigen Vertrag abschloß, wonach nur den Deutschen gestattet sein soll, in Adamaua Stationen zu errichten. Um die dadurch dem deutschen Einfluß gesicherten Gebiete am obern Sanaga und Mbam merkantil auszubeuten, wurde Herbst 1893 die Kameruner Hinterland-Gesellschaft mit einem Kapital von 200000 M. gebildet, an deren Spitze Kirchhoff, Rohlfs, Schinz, Paul Reichard u.a. stehen. Sie wird ihre Thätigkeit mit Errichtung von Stationen bei Idia und Balinga am Sanaga und mit dem Export von Elfenbein, Kautschuk, Ölpalmfrüchten und Häuten beginnen. Am nahmen meuternde Polizeisoldaten (Dahoméleute) das Regierungsgebäude in Besitz und plünderten es; sie wurden 21. Dez. von Mannschaften des Kreuzers Hyäne verjagt und flohen in den Busch.
Litteratur. Burton, Abeokuta and the Camaroons Mountains (2 Bde., Lond. 1863);
Buchholz, Reisen in Westafrika (Lpz. 1879);
Reichenow, Die deutsche Kolonie Kamerun (2. Aufl., Berl. 1885);
Zöller, Die deutschen Besitzungen an der westafrik.
Küste, Bd. 2–4: Forschungsreisen in der deutschen Kolonie Kamerun (Stuttg. 1885); Büchner, Kamerun (Lpz. 1887); Schwarz, Kamerun. Reisen in die Hinterlande der Kolonie (2. Aufl., ebd. 1888);
Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten (Bd. 1–4, Berl. 1888–93);
E. Morgen, Durch Kamerun von Süd nach Nord (Lpz. 1893);