Kalkutta
,
[* 1] Hauptstadt des britisch-ind. Kaiserreichs, insbesondere der Lieutenant-Governorship Niederbengalen, am linken Ufer des Hugli oder Bhagirathi, 160 km vom Golf von Bengalen, unter 22° 33' nördl. Br. und 86° östl. L. v. Gr., erstreckt sich von N. nach S. am Fluß entlang nahe an 5 km, während die Breite [* 2] zwischen 2 und 3 km schwankt. Die eigentliche Stadt, vom Fluß und der Circular Road eingeschlossen, bedeckt 21 qkm; sie enthält die weit ausgedehnte Esplanade, den Maidan, Exerzierplatz für die Truppen und Promenade der eleganten Welt, auf welcher dicht an den Ufern des Hugli das große, von Clive als regelmäßiges Achteck erbaute Fort William einen Raum einnimmt, dessen Umfang 3 km mißt, das eine ganze Stadt mit Gärten sowie ein großes Arsenal einschließt, mit 619 Geschützen besetzt und für eine Besatzung von 25,000 Mann eingerichtet ist.
Nach N. zu begrenzen den Maidan der Palast des Vizekönigs, das Rathaus, die Bank von Bengalen, das Generalpostamt, Zollamt, die Münze; weiter sind nennenswert die Gebäude des Gesetzgebenden Rats, der Obergerichtshof, eine Irrenanstalt, ein großes Gefängnis, Hospital, der Palast des anglikanischen Bischofs, die 27 protestantischen (darunter die St. Pauls-Kathedrale) und 8 kath. Kirchen, ein deistisches Gotteshaus (merkwürdigerweise gibt es keine orthodoxen Hindutempel.).
Garten

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Garten.
Die Stadt hat zahlreiche
Denkmäler, darunter die von Ouchterlony,
Warren
Hastings,
Wellington,
Cornwallis,
Outram,
Peel (das letzte
in dem schönen
Eden
Garden, woselbst sich auch eine 1854 herübergebrachte birmanische
Pagode befindet), zahlreiche Bildungsanstalten,
darunter das
Hindu
College, University
Senate
House,
Hare School, Presidency
College,
Sanskrit
College, Medical
College,
Calcutta Madrassa, die berühmte La Martinière, die
Free
Institution u. a. Kalkutta
besitzt einen prächtigen, 1786 gegründeten
botanischen und einen zoologischen
Garten,
[* 3] ein
Museum, ist Sitz eines deutschen
Konsuls, der Asiatic Society of
Bengal, der
Gesellschaften
für
Natur- und Arzneikunde, für
Gartenbau, eines Handwerkerinstituts u. a.; es hat ferner
Gas- und
Wasserwerke,
letztere am
Ganges, dessen
Wasser nur im
Winter genießbar ist.
Die Eingebornen sammeln ihr Trinkwasser freilich noch immer in über 1000 offenen, oft äußerst stark verunreinigten
Teichen.
Pferdebahnen (seit 1873),
Droschken, Palankinträger besorgen den innern
Verkehr, den äußern die
South
Eastern-Eisenbahn mit
den beiden Häfen der Stadt Matlah
(Port
Canning) und Diamond
Harbour, die Eastern mit
Dardschiling, die
East
Indian über
Patna mit den
Nordwestprovinzen und dem übrigen
Indien. Die letzte
Bahn nimmt ihren
Ausgang von dem sehr gewerbthätigen,
am rechten
Ufer des
Ganges, Kalkutta
gegenüberliegenden
Howrah (s. d.); eine 1873 vollendete, wegen ihrer eigentümlichen
Konstruktion berühmte schwimmende
Brücke
[* 4] verbindet beide
Städte.
Die Zahl der Einwohner von Kalkutta
betrug 1881: 684,658
Seelen, wovon 251,439 in den Vorstädten lebten. Nach der
Religion unterschied
man 428,692
Hindu, 221,013 Mohammedaner, 30,478
Christen, außerdem Buddhisten,
Juden,
Parsen u. a., nach der
Nationalität 7109
Europäer
(227 Deutsche,
[* 5] 121
Österreicher), 322 Amerikaner, 2004 nichtindische Asiaten u. a. Von der
Gesamtzahl waren 436,022 männlichen und nur 248,636 weiblichen
Geschlechts. Die
Industrie der Stadt ist nicht bedeutend und
beschränkt sich fast ganz auf Kleinindustrie; die Etablissements der
Großindustrie befinden sich zumeist in dem schon genannten
gegenüberliegenden
Howrah.
Mit Einschluß desselben zählte man 1878: 20 Jutespinnereien mit 4000 Metiers, welche 75,000 Ton. Jute [* 6] verarbeiteten und 80 Mill. Säcke herstellten, und 5 Baumwollspinnereien mit 133,000 Spindeln. Großartige Etablissements besitzt der Staat in Stadt und Umgegend, darunter die große Geschützgießerei zu Kosipur. Unterstützt durch Fluß, Eisenbahnen und die Nähe des Meers, hat sich der Handel zu großartigen Verhältnissen entwickelt. 1884 bezifferte sich derselbe bei der Einfuhr auf 224,
Kalkuttahanf - Kallino

* 7
Seite 9.407.
[* 1]
^[Abb.:
Situationsplan von Kalkutta.]
¶
mehr
bei der Ausfuhr auf 361 Mill. Rupien; auf Kalkutta
entfallen von dem gesamten auswärtigen Handel Indiens 38,5, vom Binnenhandel 15,4
Proz.