Kaliumhydroxyd
(Kaliumoxydhydrat, Ätzkali, Kalihydrat, Kali) KHO entsteht, wenn Kalium auf kohlensäurefreies Wasser oder gelöschter Kalk (Calciumhydroxyd) auf eine Lösung von kohlensaurem Kali einwirkt. Zur Darstellung löst man kohlensaures Kali in 10-12 Teilen Wasser, erhitzt es in einem blanken gußeisernen Kessel zum Sieden und setzt allmählich gelöschten Kalk hinzu. Die Kohlensäure des Kalisalzes wird hierbei an den Kalk gebunden, und wenn eine abfiltrierte Probe der Flüssigkeit mit überschüssiger Säure nicht mehr braust, so ist die Zersetzung vollendet.
Konzentriertere
Lösungen darf man nicht anwenden, weil eine starke
Lösung von Kaliumhydroxyd
den kohlensauren
Kalk
zersetzt, indem sich wieder kohlensaures
Kali bildet. Die von dem kohlensauren
Kalk getrennte
Lösung von Kaliumhydroxyd
bildet die
Ätzlauge
(Ätzkalilauge,
Kalilauge). Man kann dieselbe auch aus Holzasche (welche kohlensaures
Kali enthält) darstellen, indem man
die
Asche zunächst mit
Wasser auszieht und die
Flüssigkeit mit gelöschtem
Kalke kocht, oder indem man
eine innige Mischung von
Asche und gelöschtem
Kalk mit
Wasser auszieht.
Zur
Darstellung von festem Kaliumhydroxyd
wird die klare
Lauge in einem blanken gußeisernen
Kessel über lebhaftem
Feuer bis zum spez. Gew.
1,16, dann aber weiter in einem silbernen
Gefäß
[* 2] eingedampft, weil die
Lauge bei weiterer
Konzentration
Eisen
[* 3] oxydiert. Man bewahrt die
Kalilauge in Glasgefäßen auf und verschließt diese am besten mit Paraffinpfropfen, weil
Kork und
[* 4] eingeriebene Glasstöpsel stark angegriffen werden. Die
Kalilauge des
Handels hat 36° B. Die offizinelle
Kalilauge
soll in 3 Teilen 1 Teil Kaliumhydroxyd
enthalten und das spez. Gew.
1,33-1,334 besitzen. Den
Gehalt einer
Kalilauge bei verschiedenem spezifischen
Gewicht zeigt die folgende
Tabelle, welche für
die
Temperatur von 15° berechnet ist:
Prozent | Spez. Gew. |
---|---|
1 | 1,009 |
5 | 1,041 |
10 | 1,083 |
15 | 1,128 |
20 | 1,177 |
25 | 1,230 |
30 | 1,288 |
35 | 1,349 |
40 | 1,411 |
45 | 1,475 |
50 | 1,539 |
55 | 1,604 |
60 | 1,667 |
65 | 1,729 |
70 | 1,790 |
Verdampft man die
Ätzlauge weiter, so erstarrt sie beim Erkalten und bildet das trockne
Ätzkali
(Kali causticum siccum), welches
häufig in versilberten
Formen in federkielstarke
Cylinder gegossen wird
(Ätzstein, geschmolzenes
Ätzkali). Das aus kohlensaurem
Kali dargestellte Kaliumhydroxyd
enthält die Verunreinigungen dieses
Salzes. Zur Gewinnung von chemisch reinem Kaliumhydroxyd
glüht
man reines salpetersaures
Kali mit zerschnittenem dünnen
Kupferblech in einem kupfernen
Tiegel und laugt die erkaltete
Masse
mit
Wasser aus. Kaliumhydroxyd
ist weiß, kristallinisch, sehr zerfließlich, absorbiert begierig
Kohlensäure, löst sich leicht in
Wasser
und
Alkohol, reagiert alkalisch, schmeckt sehr stark ätzend, schmilzt bei Rotglut, verflüchtigt sich
bei höherer
Temperatur, zerstört die meisten
Pflanzen-
¶
mehr
und Tierstoffe und fühlt sich, weil es sofort die Haut
[* 6] angreift, zwischen den Fingern schlüpfrig an; es verseift Fette und
verwandelt Holzfaser beim Schmelzen in Oxalsäure. Kaliumhydroxyd
zeigt sehr stark basische Eigenschaften, bildet mit Säuren die Kalisalze
und fällt die meisten Metalle aus ihren Lösungen als Metallhydroxyde. Man benutzt es zur Bereitung von
Schmierseife, Oxalsäure, in der Bleicherei, zum Absorbieren von Kohlensäure aus Gasen, als kräftiges Ätzmittel zum Zerstören
von Warzen, zum Öffnen von Abscessen, zur Bildung künstlicher Geschwüre, zum Beizen vergifteter Wunden, Schanker und Bubonen.
Kalilauge wurde früher viel häufiger als jetzt benutzt, wo man sie in den meisten Fällen, sobald es
sich nämlich nur um ihre stark basischen Eigenschaften handelt, durch die billigere Natronlauge, auch durch Ammoniak ersetzt.