Titel
Kalifornien
(California, abgekürzt
Cal.), das ganze an der Westküste
Nordamerikas gelegene und ursprünglich teilweise
zu
Mexiko
[* 2] gehörige Gebiet vom
Kap
San Lucas bis zum 42.° nördl.
Br., seit 1848 in zwei Teile geschieden, von denen Oberkalifornien
einer der
Vereinigten Staaten
[* 3]
Nordamerikas ist und Niederkalifornien
der
mexikanischen
Republik angehört.
Vereinigte Staaten, Me

* 5
Staaten. 1) Der Unionsstaat Oberkalifornien.
Oberkalifornien
, einer der Unionsstaaten von
Nordamerika,
[* 4] zwischen 32° 35' - 42° nördl.
Br. und 114° 10'-124° 25' westl.
L. v. Gr., grenzt nördlich an
Oregon, östlich an
Nevada und
Arizona, südlich an
Mexiko (Niederkalifornien
), westlich an den
Stillen
Ozean und hat ein
Areal von 408,737 qkm (7492
QM.). S.
Karte
»Vereinigte
Staaten,
[* 5] westliche Hälfte«.
Das Land zerfällt naturgemäß in drei große Abteilungen:
1) das Thal [* 6] des Sacramento und des San Joaquin mit allen Seitenthälern;
2) das Küstengebiet;
3) das jenseit der Sierra Nevada gelegene Binnenland. Die erste dieser Abteilungen hat eine Länge von 594 km und ist bis 185 km breit. Den nördlichen Teil derselben durchfließen der am Fuß des schneegekrönten Shasta (4401 m) entspringende Sacramentofluß, der sich unter etwa 40° nördl. Br. mit dem aus S. in entgegengesetzter Richtung strömenden San Joaquin vereinigt, eine Art von Delta [* 7] bildet und westlich durch die Suisun- und San Pablobai in die große Bai von San Francisco eintritt.
Letztere steht durch die »goldene Pforte« mit dem Stillen Ozean in Verbindung. Das Thal des Sacramento ist fast durchaus fruchtbares Prärienland, im Thal des Joaquin kommen jedoch ausgedehnte unfruchtbare Strecken und Sumpfflächen vor. Der Schilfsee Tulare steht mit demselben nur nach starkem Regenfall in Verbindung. Ein gewaltiger Gebirgszug, die Sierra Nevada, trennt diese Thäler von dem Binnenland. Ihr höchster Punkt ist Mount Whitney, 4404 m hoch. Die westlichen Abhänge der Sierra sind teilweise bewaldet, die leicht zugänglichen Thäler derselben ungemein fruchtbar.
Die über dieselben führenden Pässe sind unschwer zu ersteigen und verhältnismäßig niedrig (Truckeepaß 2146 m hoch). Die zweite Region umfaßt den Westabhang der sogen. Coast Range (Küstenkette), welche sich beim Shasta von der Sierra Nevada abzweigt, durch die Bai von San Francisco in zwei Hälften geteilt wird und sich in südöstlicher Richtung als San Bernardinokette und Schokoladegebirge bis zum untern Colorado fortsetzt. Die höchsten Punkte im N. sind die Berge Balley und Helena, bez. 1938 und 1324 m hoch, im S. Monte Diablo, 1175 m, San Gabriel, 1980 m, und San Bernardino, 2590 m hoch.
Die Thäler sind teilweise sehr fruchtbar, und namentlich im S. gedeihen in ihnen subtropische Früchte. Die Küste ist größtenteils Steil- und Klippenküste und arm an guten Häfen. Abgesehen von der Bai von San Francisco (s. d.), welche allerdings einen der herrlichsten Häfen der Welt bildet, verdienen nur die Humboldtbai, Drakebai und die Baien von Monterey und San Diego Erwähnung. Unfern der Küste liegen einige unfruchtbare Inseln, unter welchen Santa Rosa, Cruz und Catalina die bedeutendsten sind.
Kalifornien (Unionssta

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Seite 9.392.Das jenseit der Sierra Nevada liegende kalifornische Binnenland ist größtenteils öde und regenlos und geht im S. in die Mohavewüste über. Seine Gewässer verlieren sich fast alle in Seen ohne Abfluß nach dem Meer. Der Ostabhang der Sierra Nevada ist indes bewaldet, und es kommen auch fruchtbare Thäler vor, wie z. B. dasjenige des Owensflusses, der sich in den Owenssee (s. d.) ergießt. Im N. ist die mittlere Erhebung 1700 m, im S. aber kaum 900 m, und es kommt hier eine merkwürdige Depression [* 8] vor, in der mehrere Seen liegen, und die im Death Valley (s. d.) bis unter dem Meeresspiegel herabsinkt. Auch an der Südgrenze liegt ein großes Gebiet bis 30 m unter dem Meeresspiegel, und schon ¶
mehr
lange, ehe man an die Herstellung eines Binnensees in der Wüste Sahara dachte, hat man vorgeschlagen, diesen öden Landstrich vom Kalifornischen Golf aus mit Wasser auszufüllen. -
In geologischer Beziehung fällt vor allem die große Verbreitung vulkanischer Gebilde, namentlich im nördlichen auf. Thätige Vulkane [* 10] kommen zwar nicht mehr vor, wohl aber ausgebrannte Vulkane, wie der Shasta, ungeheure Lavafelder und heiße Quellen (auch Geiser). [* 11] Die Sierra Nevada besteht vornehmlich aus Granit, metamorphischen Schiefern und Kalksteinen. Im Küstengebirge herrschen Gneis und Glimmerschiefer vor; auch findet man dort tertiäre Sandsteine und Kreide. [* 12]
Schneckenfenster - Sch
![Bild 64.556: Schneckenfenster - Schneeammer [unkorrigiert] Bild 64.556: Schneckenfenster - Schneeammer [unkorrigiert]](/meyers/thumb/64/64_0556.jpeg)
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Schnee.Angeschwemmten Boden trifft man in den Thälern an. An nutzbaren Mineralien [* 13] sind namentlich Gold [* 14] und Quecksilber von Bedeutung (s. unten). Das Klima [* 15] ist je nach den örtlichen Verhältnissen verschieden. In den Küstenlandschaften nördlich von dem oft von Stürmen umtobten Kap Mendocino (40° 30' nördl. Br.) sind dichte Nebel häufig, und im Spätfrühling und Sommer fällt viel Regen. In der mittlern Region, bis Point Concepcion (34° 30' nördl. Br.), kommen vom Mai bis in den September Nebel noch häufig vor; Schnee [* 16] und Eis [* 17] sind selten, und die größte Regenmenge fällt im Winter und Frühling.
Die Hitze während des Sommers ist oft drückend. Im südlichen Kalifornien
endlich kommen weder Nebel noch starke
Winde
[* 18] vor, die Regenzeit fällt auf den Herbst und Winter; aber im Sommer ist die Hitze gleichfalls groß. Die jährliche Regenmenge
in San Diego beträgt 500, in San Francisco 600, in Sacramento 540, in Reading 738 mm und schwankt sehr in verschiedenen Jahren,
so daß das Land oft an Dürre leidet. In der Sierra, über 1800 m Höhe, fällt fast nur Schnee, der im
Sommer schmilzt und so Wasser für den Bergbau
[* 19] und die Bewässerung der Felder liefert. Gletscher, allerdings von nur geringer
Ausdehnung,
[* 20] kommen an einigen Stellen vor. Die mittlere Jahrestemperatur ist in San Diego 16,7° C. (Januar 12°,
Juli 22°), in San Francisco 12,9° (Januar 9°, Juli 14°), in Sacramento 15,6° (Januar 8°, Juli 23°), in Reading 16,7° C.
(Januar 7°, Juli 28°).
Bevölkerungsstatistisc

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Bevölkerung.K. hatte 1870: 582,031, 1880 aber 864,694 Einw., wobei 6018 Farbige, 16,277 Indianer und 75,132 Chinesen eingeschlossen sind, nicht aber 10,669 noch in Stämmen hausende Indianer. Im Ausland geboren waren 292,874 Seelen (42,532 Deutsche). [* 21] Die Bevölkerung [* 22] ist demnach eine sehr gemischte. Den andern Bewohnern ganz fremd gegenüber stehen namentlich die Chinesen, die in den Bergwerken, bei Eisenbahnbauten und als Handwerker Beschäftigung gefunden haben, deren Gegenwart aber sowohl den Arbeitern, deren Löhne durch sie herabgedrückt werden, als den Freunden guter Sitte schon längst ein Dorn im Auge [* 23] ist, so daß sie 1884 durch ein Gesetz des Staats vertrieben werden sollten. Der Kongreß hat dieses Gesetz indes für ungültig erklärt. Übrigens ist die Einwanderung von Chinesen 1882-92 gesetzlich verboten oder doch sehr beschränkt. Die öffentlichen Schulen waren 1883-84 von 179,801 Kindern besucht. Von höhern Bildungsanstalten sind zu erwähnen die Universität des Staats, Berkeley, mit völlig freiem Unterricht, und 10 andre Universitäten und Colleges mit zusammen 2144 Studenten.
Kalifornien
ist ein reich gesegnetes Land; Bergbau, Landwirtschaft und Handel erfreuen sich gleicher Blüte.
[* 24] Von der gesamten Oberfläche
eignen sich 20 Mill. Hektar (49 Proz.) für den Ackerbau, 1880 aber waren erst 4,3 Mill. Hektar wirklich
angebaut. Die Landgüter sind teilweise von ungeheurer
Ausdehnung, so daß es 1873 bereits 122 Eigentümer gab, welche durchschnittlich
17,730 Hektar besaßen. Eine einzige Farm bei San Joaquin lieferte 523,700 hl Weizen. Weizen ist die Hauptfrucht
und wird seit 1860 in immer größern Massen ausgeführt. 1885 waren 1,359,695 Hektar mit Weizen bestellt (Ertrag 15,6 Mill.
hl) und nur 64,747 Hektar mit Mais.
Gerste (Varietäten der

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Gerste.Außerdem baut man Gerste, [* 25] Hafer, [* 26] Roggen und Buchweizen, Kartoffeln, Hopfen [* 27] und etwas Tabak. [* 28] Gemüse und Obstarten gedeihen vorzüglich, Oliven namentlich südlich vom 35.° nördl. Br., Orangen bis 39° nördl. Br., Feigen und Mandeln überall in der Nähe des Meers. Von Bedeutung ist namentlich der Weinbau, der bereits von den Missionären eingeführt wurde und in jüngster Zeit viel von Deutschen gepflegt wird. 1884 waren 68,794 Hektar mit Wein bepflanzt. Der Ertrag war 1883: 360,000 hl im Wert von 5 Mill. Doll., wovon 227,000 hl ausgeführt wurden.
Auch Schaumweine fabriziert man im großen. Die Zuckerbereitung aus Runkelrüben wird mit Erfolg betrieben. Baumwolle
[* 29] wird am
San Joaquin und am Merced angebaut, doch nur in geringen Quantitäten; dagegen verspricht die Zucht der Seidenraupe, welche von
Deutschen eingeführt wurde, günstige Erfolge. Auch mit dem Anbau des Theestrauchs hat man Versuche gemacht.
Die Wälder Kaliforniens
bedecken eine Fläche von 193,400 Hektar und werden durch eine 1872 eingesetzte Forstbehörde gegen
Verwüstung geschützt.
Koniferen

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Koniferen.Sie sind am ausgedehntesten an den westlichen Abhängen der Sierra Nevada und liefern vorzügliches Bauholz: Eichen, Ahorne, Eschen, Buchen, Kastanien, dann Koniferen, [* 30] von welchen einige riesige Dimensionen erreichen. In der Nähe des weltberühmten Yosemitéthals (s. d.) bei Mariposa stehen 427 Bäume der Spezies Sequoia gigantea, deren Stämme 6-10,4 m Durchmesser haben, und deren höchster 99 m Höhe erreicht. Wichtig ist die Viehzucht. [* 31] 1880 zählte man 238,000 Pferde, [* 32] 28,000 Maultiere und Esel, 664,300 Rinder, [* 33] 4,152,000 Schafe [* 34] und 604,000 Schweine. [* 35] Auch Kaschmir- und Angoraziegen sind mit Erfolg eingeführt worden. Der Fischfang ist von einiger Bedeutung. Lachse und Walfische kommen an der ganzen Küste vor, Sardellen, Sardinen, Heilbutten etc. in der Bai von San Francisco. Im J. 1880 beschäftigte der Fischfang 2094 Personen mit 49 größern Schiffen und 853 Booten und ergab einen Ertrag von 1,9 Mill. Dollar.
Kaliforniens
Reichtum an edlen Metallen ist weltbekannt. Gold (als Waschgold oder in Quarzfelsen eingesprengt) findet sich in 31 Grafschaften,
namentlich an dem Westabhang der Sierra Nevada; Silber in 12 Grafschaften. Seit seiner ersten Entdeckung 1848 auf
dem Grundstück eines Schweizers, Namens Sutter (in der Nähe der heutigen Stadt Sacramento), bis Ende 1885 sind wohl für 736 Mill.
Doll. Gold zu Tage gefördert worden. Kupfererze kommen am Fuß der Sierra vor.
Kalifornien (mexikanis

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Seite 9.393.Ferner findet man Eisen, [* 36] Blei, [* 37] Zinn, Platin und Zinnober [* 38] (Quecksilber). Auch Steinkohlen, Steinöl und Asphalt kommen vor. Im J. 1880 war der Ertrag 17,150,941 Doll. Gold, 1,150,887 Doll. Silber, 326,586 kg Kupfer, [* 39] 236,950 Ton. Steinkohlen, 30,000 Flaschen Quecksilber, 1884 aber 13,600,000 Doll. Gold, 3 Mill. Doll. Silber, 1,8 Mill. kg Quecksilber, 200,000 T. Steinkohlen und 2157 T. Roheisen. Seit den Bergleuten 1884 in den Zentralbezirken verboten wurde, Gold zu waschen, weil der herabgeschwemmte Schutt die Felder verwüstete, hat der Abbau von Berggold zugenommen. Die Industrie beschäftigte 1880: 43,693 Arbeiter in 5885 Anstalten und erzeugte, bei Benutzung von ¶
mehr
73 Mill. Rohmaterial, einen Wert von 116 Mill. Doll. Dem Wert nach stehen Mehl, [* 41] Fleischwaren, Zucker [* 42] und Leder obenan, aber nach der Zahl der Arbeiter geordnet, gab es 176 Tabak- und Zigarrenfabriken (3551 Arb.), 251 Sägemühlen (3434 Arb.), 81 Stiefelfabriken (2499 Arb.), 105 Gießereien u. Maschinenbauwerkstätten (2383 Arb.), 146 Fabriken von Mannskleidern (1794 Arb.) etc. Der Handel ist ausgedehnt. Drei Schienenstränge verbinden den Staat mit dem Osten, und eine Eisenbahn durchschneidet ihn von S. nach N. Die Eisenbahnen haben (1885) eine Länge von 4899 km. Der Staat besitzt (1885) 900 Seeschiffe (194 Dampfer) von 251,142 Ton. Gehalt, welche den Verkehr mit den Küsten und mit Ostasien und Australien [* 43] vermitteln.
Die Verfassung gibt das Wahlrecht jedem männlichen Bürger (seit 1871 auch den Negern), der 21 Jahre alt ist, 1 Jahr im Staat und 90 Tage in derselben Grafschaft, 30 Tage in Precinct gelebt hat. Indianer und Chinesen haben kein Stimmrecht. Die vollziehende Gewalt liegt in den Händen eines Governors, welcher, ebenso wie der Lieutenant-Governor, Schatzmeister, Staatskontrolleur und Staatsanwalt, auf vier Jahre vom Volk gewählt wird. Die gesetzgebende Gewalt wird ausgeübt von einem Senat und einer Assembly.
Die 40 Senatoren werden auf vier Jahre, die 80 Abgeordneten auf zwei Jahre gewählt. Die richterliche Gewalt wird von einem Obergericht (7 Mitglieder), Kreis- und Grafschaftsgerichten ausgeübt. Die Richter werden vom Volk auf 4, 6 oder 12 Jahre gewählt. Die Finanzen des Staats sind jetzt in geordnetem Zustand. Die Staatseinnahmen waren 1883-84: 4,678,912 Doll.; Staatsschuld 3,203,500 Doll. Die Gemeindeschulden beliefen sich schon 1880 auf 13½ Mill. Doll. Sitz der Regierung ist Sacramento.
Geschichte. Bei den Spaniern hieß der jetzige Staat Kalifornien
Alta California (»Oberkalifornien«
),
zum Unterschied von der Halbinsel
Niederkalifornien
(s. unten). Die Küste wurde im Lauf des 16. Jahrh. entdeckt, aber erst 1768 gründeten die Spanier im Gebiet
des heutigen Staats die erste Niederlassung und zwar durch Missionäre. Die Befreiung Mexikos von der spanischen
Herrschaft übte vorerst keinen Einfluß auf die blühenden Missionsstationen aus, bis 1833 die republikanische Regierung
deren »Säkularisation« dekretierte und eine Zivilverwaltung für dieselben ins Leben rief.
Von da an datiert ihr Verfall. Die Missionäre weigerten sich, einer republikanischen Regierung zu huldigen; sie verließen das Land; und die von ihnen bekehrten Indianer fielen allmählich wieder in ihre alte Barbarei zurück. Die Regierung von Mexiko that nichts für das Land, Anarchie herrschte, und die Ansicht, daß das Wohl desselben die Trennung von Mexiko und den Anschluß an einen andern Staat erheische, erfreute sich der allgemeinen Zustimmung. In diesem Sinn sprach sich auch eine 1846 nach Monterey, der damaligen Hauptstadt, einberufene Junta aus; nur war man unentschieden darüber, ob dem Anschluß an die Vereinigten Staaten oder an einen europäischen Staat der Vorzug gebühre.
Rüstungen und Waffen

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Waffen.
Die Entscheidung darüber wurde indes den in Kalifornien
ansässigen Spaniern von der Regierung der Vereinigten Staaten
nicht überlassen. Fast gleichzeitig erschienen in Kalifornien
1846 Fremonts »Forschungsexpedition« und ein Geschwader von Kriegsschiffen;
die im Land bereits ansässigen Amerikaner griffen zu den Waffen,
[* 44] überwältigten mit Hilfe amerikanischer Truppen den Widerstand
der Kalifornien
und das Gebiet von Oberkalifornien wurde durch den Frieden von Guadalupe Hidalgo gegen
eine Entschädigung von
15 Mill. Doll. von Mexiko an die Vereinigten Staaten abgetreten, während Niederkalifornien
bei Mexiko
verblieb.
Die Frage, ob K. ein Sklavenstaat oder ein freier Staat werden solle, wurde durch die Bevölkerung selbst im letztern Sinn entschieden. Ohne je eine Territorialregierung gehabt zu haben, trat Kalifornien als Staat in die Union ein.
Vgl. R. v. Schlagintweit, Kalifornien, Land und Leute (Leipz. 1871);
Hittell, Resources of California (6. Aufl., San Francisco 1874);
Derselbe, Handbook of Pacific coast travel (das. 1885);
Nordhoff, California for health, pleasure and residence (neue Ausg. 1887);
Donnat, L'État de Californie (Par. 1878);
Hittel, History of California (das. 1886, 2 Bde.);
Royce, History of California (Boston [* 45] 1886);
Kirchhoff, Kalifornische Kulturbilder (Kassel [* 46] 1886).
2) Das mexikanische Niederkalifornien.
Niederkalifornien (span. Baja California, s. Karte »Mexiko«),
Rio de Janeiro (Provin

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Rio de Janeiro (Provinz und Stadt).die große, noch jetzt ein mexikan. Territorium bildende Halbinsel zwischen dem Golf von Kalifornien und dem Stillen Ozean, die (22° 52'-32° 40' nördl. Br.) im S. in das Kap San Lucas ausläuft, im N. von dem Unionsstaat Kalifornien und dem Rio Colorado [* 47] begrenzt wird und ein Areal von 155,200 qkm (2819 QM.) umfaßt. Der Kalifornische Meerbusen, auch Mar bermejo (»Purpurmeer«) genannt, trennt die Halbinsel von dem mexikanischen Festland. Die Küste, namentlich im O., ist reich gegliedert, und derselben liegen zahlreiche Inseln und Inselchen vor, so daß trotz der größern Anzahl von guten Häfen die Schiffahrt stellenweise nicht ohne Gefahr ist.
Das Innere ist ein kahles Gebirgsland, welches im Calamahue 2784 m, in den Tres Virgines 2153 m und in der den äußersten Süden durchziehenden Sierra de la Victoria [* 48] 1920 m Höhe erreicht. Fruchtbare Thäler, in denen die Jesuiten ihre Missionen anlegten, und wo auch unsre europäischen Cerealien gebaut werden, kommen indes auch vor. Von den wenigen und gering entwickelten Flüssen ist kein einziger schiffbar, und die meisten sind während der trocknen Jahreszeit ohne Wasser.
Das Klima ist heiß und trocken, aber gesund. Die Zahl der Bewohner betrug 1882 nur 30,208, zusammengesetzt aus Indianern, Mischlingen und einer kleinen Anzahl von Weißen, Die noch sehr unzivilisierten Indianer führen ein Nomadenleben, werden aber als gutmütig und friedlich geschildert. Früher durch die Missionäre zum großen Teil zum Christentum bekehrt, sind sie gegenwärtig fast vollständig auf ihren alten Mondkultus zurückgekommen; ihre wenigen Kleidungsstücke fertigen sie aus Aloefasern.
Das Land besitzt großen Mineralreichtum (Gold, Silber, Kupfer, Quecksilber, Kohlen), zu dessen Ausbeutung sich 1866 in New York eine Kompanie bildete. Indes beschäftigten die Minen 1880 erst 1646 Menschen und lieferten einen Ertrag von 480,000 Doll. Im Golf von Kalifornien ist die Perlenfischerei (jährlich etwa 10 span. Pfd. à 5000 Piaster), Korallen- u. Schwammfischerei von einigem Belang. Hauptstadt der Halbinsel, welche 1533-40 von spanischen Seefahrern entdeckt und genauer erforscht wurde, ist La Paz, an der Bai von Santa Cruz, wo Cortez 1535 landete.