Einen größern
Abschnitt bildet das Jahr, welches sich dem mittlern tropischen
Sonnenjahr von 365,2422Tagen = 365
Tagen 5
Stund. 48
Min. 46 Sek.
(s. Jahr) anschließt. Durch
Beobachtung des heliakischen Frühaufganges des
Sirius war die Dauer desselben näherungsweise
von 365¼
Tagen schon im 14. Jahrh.
v. Chr. den ägyptischen
Priestern bekannt. Außer dem
Sonnenjahr kommt aber auch ein
Mondjahr
von 12
Monaten mit abwechselnd 29 und 30
Tagen, also von 354
Tagen, vor. In
Athen
[* 3] führte
Solon dasselbe 594
v. Chr.
ein; doch wurde, um eine Übereinstimmung mit dem
Lauf der
Sonne herbeizuführen, alle drei Jahre noch ein
Monat von 30
Tagen
eingeschaltet. Vollständiger erreichte dieses
Ziel Kleostratos (61.
Olympiade) durch die
Oktaeteris, einen achtjährigen Schaltkreis,
in welchem das 3., 5. und 8. Jahr einen Schaltmonat von 30
Tagen erhielt; da hier in 8
Jahren 90
Tage eingeschaltet
wurden, so war die mittlere Dauer eines
Jahrs 354 + 11¼ = 365¼
Tage. Die
Thatsache, daß 235 synodische
Monate nahezu gleich
sind 19 tropischen
¶
Da 365¼ Tage um 11 Min. 14 Sek. oder ungefähr 1/129 Tag größer sind als das tropische Sonnenjahr, so kann schon ein Jahr
von 365¼ Tagen nicht mit der Sonne in Übereinstimmung bleiben, sondern jedes astronomische Ereignis,
welches sich genau in Jahresfrist wiederholt, wie z. B. die Tag- und Nachtgleiche, muß nach 129 Kalenderjahren auf ein um
einen Tag früheres Datum rücken. Bei einer Jahreslänge von 366¼ Tagen tritt aber außerdem noch alljährlich eine Verschiebung
um einen ganzen Tag ein.
Dieser Umstand, zu dem noch allerhand durch die Pontifices verschuldete Unregelmäßigkeiten in der Einschaltung kamen, hatte
den römischen Kalender im Lauf der Zeit in große Verwirrung gebracht, und im J. 47 v. Chr. war derselbe um 67 Tage vom tropischen
Jahr entfernt. Mit Beihilfe des alexandrinischen Astronomen Sosigenes und des Scriba M. Flavius führte
deshalb Julius Cäsar eine Reform des Kalenders durch, indem er zunächst dem Jahr 708 nach RomsErbauung, d. h. 46 v. Chr., welches
bereits einen Mercedonius von 23 Tagen hatte, noch 67 Tage in zwei Monaten zusetzte, so daß dasselbe 445 Tage zählte.
Den ersten Tag eines Monats nannten die Römer
[* 5] Kalendae; ferner hießen Nonae in den Monaten März, Mai, Juli (Quintilis) und Oktober
der 7., in den übrigen der 5., endlich Idus in den vier erstgenannten Monaten der 15., in den übrigen
der 13. Tag. Von diesen Tagen aus zählte man rückwärts, so daß man z. B. schrieb: pridie Kalendas Martias, am Tag vor den
Kalenden des März, statt: »am letzten Februar«, oder III Kalendas Martias, am 3. Tag vor den Kalenden des März, statt: »am
vorletzten Februar«, IV Nonas Januarias, am 4. vor den Nonen des Januar, statt: »am 2. Januar"; es wurde also sowohl
der zu bestimmende Tag als der, von dem man rückwärts zählt, mitgerechnet. Dieser von Cäsar eingeführte julianische Kalender erhielt
sich im Römerreich bis zum Ende desselben und ging auch in die christliche Kirche über. Da aber 129 Jahre
dieses Kalenders um ungefähr einen Tag zu groß sind, so konnte derselbe nicht mit dem Lauf der Sonne in Übereinstimmung bleiben,
und in der That fiel schon zur Zeit der Kirchenversammlung zu Nikäa 325 n. Chr. das Frühlingsäquinoktium nicht mehr auf den
24., sondern auf den 21. März. Erst später erkannte man den wahren Grund dieses Zurückweichens aller festen
Jahrespunkte, und im 15. Jahrh. rieten zuerst Pierre d'Ailly und der KardinalNikolaus von Cusa, eine Anzahl Tage aus dem Kalender auszuwerfen,
um das Frühlingsäquinoktium auf den 21. März zu bringen. In der That wurde 1474 auch Regiomontanus vom PapstSixtus IV. mit der Verbesserung des Kalenders betraut, der plötzliche Tod dieses Gelehrten trat aber hindernd dazwischen.
Der gregorianische Kalender.
Ein Jahrhundert später berief PapstGregor XIII. eine Kommission, zu welcher der Astronom Aloysius Lilius aus Kalabrien, der
BambergerMathematiker Clavius, der SpanierPetrus Ciaconius und der Italiener Ignatio Danti gehörten, um
einen neuen Kalender festzustellen. Da seit JuliusCäsars Zeit ungefähr 13mal 129 Jahre vergangen waren, so hatte sich das Frühlingsäquinoktium
um 13 Tage rückwärts geschoben und fiel auf den 11. März. Um es nun den Bestimmungen des Konzils zu Nikäa gemäß auf den 21. zu
bringen, ließ man 1582 zehn Tage ausfallen, und zwar wurde einer päpstlichen Bulle vom 24. Febr. d. J. gemäß
auf den 4. Okt. gleich der 15. gezählt.
Damit aber im Lauf der Zeit sich nicht wieder der alte Fehler einstelle, wurde als Jahreslänge die Zeit von 365 Tagen 5 Stund. 49 Min. 16 Sek.
angenommen, welche den auf Anordnung des KönigsAlfons X. von Kastilien herausgegebenen Planetentafeln zu
Grunde liegt. Da 400 solcher Jahre = 146,097 Tagen 26 Min. 40 Sek., 400 julianische Jahre aber 146,100 Tage sind, so sind letztere
um ungefähr 3 Tage zu groß. Es wurde daher bestimmt, daß zwar im allgemeinen, wie bisher, jedes Jahr,
dessen Zahl durch 4 teilbar ist, ein Schaltjahr von 366 Tagen sein solle, daß aber von den Schlußjahren der Jahrhunderte,
wie 1600, 1700 etc., den sogen. Säkularjahren, nur die mit 400 teilbaren
Schaltjahre, die andern gemeine Jahre sein sollten. Es blieb also in dem gregorianischen Kalender das
Jahr 1600 ein Schaltjahr; 1700, 1800, 1900 aber wurden gemeine Jahre und erst 2000 wieder ein Schaltjahr.
Daß diese Regel, bei welcher in 400 Jahren 97 Tage eingeschaltet werden, nicht vollständig genau ist, erkannte die päpstliche
Kommission an; indessen war doch dem praktischen Bedürfnis auf lange Zeit Genüge geleistet. Da 400 tropische
Jahre zu 365 Tagen 5 Stund. 48 Min. 46 Sek. = 146,096 Tagen 21 Stund. 7 Min., 400 gregorianische Jahre aber = 146,097 Tagen sind,
so sind letztere um 2 Stund. 53 Min. oder ungefähr 1/8-1/9 Tag zu groß. Lalande schlug deshalb vor, alle 3600 Jahre einen
Schalttag auszuwerfen, Heis wollte dies, von 3200 an, alle 3200 Jahre thun; eine Bestimmung darüber ist noch nicht getroffen.
Kalenders, der schon 1699 in Dänemark
[* 13] eingeführt worden war; 1701 folgte die Mehrzahl der evangelischen Schweizerkantone,
St. Gallen aber erst 1724, und in Glarus,
Appenzell
[* 14] und einem Teil von Graubünden
behielten die Protestanten bis zu der Staatsumwälzung von 1798 den alten
Kalender bei. England führte den neuen Kalender 1752, Schweden
[* 15] 1753 ein. Der alte Kalender ist jetzt nur noch in Rußland,
Griechenland,
[* 16] bei den Slawen griechischer Konfession und bei den mohammedanischen Wüstenbewohnern von Fezzan, Tuat etc. im Gebrauch.
Da in diesem Kalender die Jahre 1700 und 1800 Schaltjahre waren, im gregorianischen nicht, so ist ersterer oder der Kalender alten Stils
gegen diesen, den Kalender neuen Stils, gegenwärtig um 12 Tage zurück; es ist also z. B. 4. Mai alten Stils = 16. Mai neuen Stils. Will
man das Datum auf beide Arten angeben, so schreibt man die gregorianische Angabe über die andere, z. B. 16./4.
Mai, 2. Juni/21. Mai. - Zur Bestimmung des Wochentags, der auf jedes Datum eines Jahrs fällt, dient der Cyklus
der Sonntagsbuchstaben.
Mit letzterm Namen bezeichnet man nämlich den Buchstaben, der auf den Sonntag fällt, wenn man die einzelnen Jahrestage, vom 1. Jan. anfangend,
mit den sich immer wiederholenden Buchstaben A, B, C, D, E, F, G bezeichnet. Da ein gemeines Jahr 52 Wochen 1 Tag
hat, so schließt es mit demselben Wochentag, mit welchem es anfing, und der Sonntagsbuchstabe rückt von einem Jahr zum nächsten
um eine Stelle zurück; bei einem Schaltjahr beträgt dieses Zurückweichen 2 Tage, und man gibt hier dem 23. und 24. Febr. denselben
Buchstaben, so daß ein Schaltjahr zwei Sonntagsbuchstaben hat, den ersten für die Zeit vor, den zweiten für die Zeit nach
dem 23. Febr. Die Reihenfolge der Sonntagsbuchstaben wiederholt sich nach 4 · 7 = 28 Jahren, und man nennt die Zahl, welche angibt,
das wievielte dieser 28jährigen Periode ein gegebenes Jahr ist, den Sonnenzirkel.
Man findet denselben, indem man die Jahreszahl um 9 vermehrt und dann mit 28 dividiert;
im gregorianischen
Kalender aber ist der Sonntagsbuchstabe um so viel Stellen vorwärts im Alphabet verschoben, als der Unterschied
beider in Tagen beträgt, also gegenwärtig um 12 oder, da man 7 weglassen kann, um 5;
Die Berechnung des Ostervollmondes geschieht mittels der Epakten (s. d.). Da 19 julianische Jahre von 365¼ Tagen nur um 1½
Stunde größer sind als 235 synodische Monate, so fallen nach 19 Jahren die Mondphasen wieder auf dieselben
Monatstage; weil aber anderseits 12 synodische Monate (354 Tage 8 Stund. 48 Min. 36 Sek.) um 10 Tage 21 Stund. kleiner sind als
ein Jahr, so rückt jede Mondphase im nächsten Jahr um 11 Tage zurück. Epakte ist nun das Alter des Mondes am 1. Jan.; dieselbe
wächst dem Erwähnten zufolge von einem Jahr zum andern um 11 Tage.
Sechsmal, wenn die durch Addition von 11 entstandene Summe 30 übersteigt, wird 30 weggeworfen; nach der XIX. Epakte fallen
aber bloß 29 Tage weg (Sprung der Epakte), damit man wieder auf die erste kommt. Dieser 19jährige Cyklus heißt der
Mondzirkel, und die Zahl, welche angibt, das wievielte in einem solchen Cyklus ein bestimmt es Jahr ist, wird die Goldene Zahl
genannt. Dieselbe wird gefunden als der Rest, den die um 1 vermehrte Jahreszahl bei der Division mit 19 übrigläßt; geht
die Division auf, so ist 19 die Goldene Zahl.
Bei den Epakten, welche in unserm als julianische verzeichnet sind, gehört zur Goldenen Zahl 1 die Epakte
XI. Als aber bei der Kalenderreform 1582 10 Tage ausfielen, reduzierte sich diese Epakte auf I, und als 1700 ein Schalttag
ausfiel, wurde sie = 0, wofür man gewöhnlich * schreibt. 1800 dagegen wurde die Epakte aus folgendem
Grund nicht geändert, trotzdem daß auch hier ein Schalttag ausfiel. Weil 235 synodische Monate um 1½ Stunde = 1/16 Tag kleiner
sind als 19 Jahre, was in 16 · 19 = 304 Jahren einen Tag ausmacht, so muß die Epakte alle 300 Jahre um 1 vergrößert
werden; man nennt diese Korrektion die Mondgleichung. Die sogen. julianischen Epakten können hiernach nicht richtig bleiben;
sie stimmten aber zur Zeit der Kalenderreform mit Sonnen- und Mondlauf überein, und 1800 trat nun die Mondgleichung hinzu,
welche aber durch den Ausfall des Schalttags aufgehoben wurde. Nachstehende Tafel enthält die Goldene Zahl,
die julianische und die gregorianische Epakte für das 18. und 19. Jahrh.:
(vom lat. Wort Calendae, der erste Tag jedes Monats, abgeleitet) ist ein Verzeichnis der nach Wochen und Monaten
geordneten Tage des Jahres. Das Wort Kalender wird aber auch gebraucht für die verschiedenen Festsetzungen der Zeiteinteilung
und der Jahresrechnung. Nächst dem Tage sind der synodische oder Mondmonat (s. Monat) und das den Wechsel
der Jahreszeiten
[* 17] umfassende tropische oder Sonnenjahr (s. Jahr) die höhern von der Natur direkt gegebenen Zeiteinheiten;
ihrer bedienten sich daher auch die verschiedensten Völker zu ihrer Zeitrechnung.
Von den Völkern des Altertums hatten die Ägypter ein in Beziehung auf die Jahreszeiten bewegliches, mit
dem Mondlaufe in keinem Zusammenhange stehendes Sonnenjahr von 365 Tagen, geteilt in 12 Monate von 30 Tagen, denen noch 5 Ergänzungstage
(Epagomenen) folgten. Neben dem Wandeljahr hatten die Ägypter aber auch ein festes, dem Julianischen Jahr fast gleichkommendes
von 365¼ Tagen, dessen Anfang durch den Frühaufgang des Sothis-Sirius (daher Sothisjahr) bestimmt wurde.
Der Anfang des beweglichen Jahres fiel nach und nach in alle Jahreszeiten, und erst nach einer den Ägyptern bekannten Periode
von 1461 Jahren traf er wieder auf die nämliche Jahreszeit. Man nennt diesen Zeitraum Hundsstern- oder Sothisperiode. Nach
Censorinus (s. d.) begann 21. Juli 139 n. Chr.
eine neue Periode. Da das Sothisjahr thatsächlich dem Julianischen nicht ganz genau gleichkommt, indem die Präcession
[* 18] der
Nachtgleichen sowie die Eigenbewegung des Sirius für längere Zeiträume ihren Einfluß geltend macht, so erfährt die Dauer der
Sothisperiode im Laufe der Zeit Veränderungen.
Nach einer von Th. von Oppolzer, «Über die Länge des Siriusjahres und der Sothisperiode» (in den «Sitzungsberichten
der WienerAkademie der Wissenschaften», Bd. 90, Abteil.
2, 1884), angestellten Berechnung bezeichnen die J. 4236, 2776, 1318 v. Chr. und 139, 1591 und 3039n.Chr. den Beginn einer
neuen Periode. Die Beobachtung der Ägypter ist demnach für die Zeit von 4236 bis 2776, in welcher das
Intervall zwischen den
beiden korrespondierenden Frühaufgängen 1460 Jahre betrug, genau zutreffend, doch ermäßigt sich
von nun an die Dauer derPeriode stetig, um zuletzt (1591 - 3039) auf 1448 Jahre herabzusinken. Im J. 26 v. Chr. führte Augustus,
um dem Jahre eine feste Lage zu geben, in Alexandria einen 4jährigen Schaltcyklus ein, in welchem die drei
ersten Jahre 365 Tage hatten, während das vierte 366 zählte; doch gelangte derselbe in Ägypten
[* 19] erst nach vier Jahrhunderten
zur Geltung.
Die Griechen rechneten in den ältesten Zeiten nach wahren Mondmonaten, deren 12 ein Jahr ausmachten und von denen 6 je
30, 6 je 29 Tage lang waren. Um das so entstehende bürgerliche Jahr von 354 Tagen mit dem Sonnenlaufe auszugleichen, wurde
von Zeit zu Zeit ebenfalls ein Schaltmonat hinzugefügt. Es geschah dies anfangs so, daß man ein Jahr um das andere einen
Monat von 30 Tagen einschaltete. Später wurde ein 8jähriger Schaltkreis (Oktaeteris oder Ennaeteris,
s. d.) eingeführt und in 8 Jahren dreimal ein Monat von 30 Tagen eingeschaltet, sodaß das mittlere Jahr 365¼ Tage hatte.
Einen 19jährigen Schaltkreis führte man ein, als der Athener Meton 432 v. Chr. die Entdeckung gemacht hatte, daß 235 Mondmonate
fast genau 19 Sonnenjahre geben. Diese letztern hatten 6940 Tage, die Meton so in Monate einzuteilen wußte,
daß sie mit den Mondwechseln übereinstimmten und die Monatsanfänge mit den Neumonden oder vielmehr mit den Tagen, wo der
Mond
[* 20] als schmale Sichel am Abendhimmel sichtbar zu werden anfing, zusammenfielen. (S. Enneakaidekaeteris.) Unter den 19 Jahren
eines Schaltkreises waren 7 Schaltjahre.
Noch gegenwärtig wird der Metonsche 19jährige Cyklus unter dem Namen Mondzirkel in der Chronologie gebraucht. Einen verbesserten
Cyklus entwarf Kallippus von Kyzikos (330 v. Chr.), indem er im Hinblick darauf, daß Meton seinem Cyklus im Verhältnis zu
der vorausgesetzten Länge des Jahres von 365¼ Tagen ¼ Tag zuviel gegeben hatte, am Schluß einer vier
Cyklen umfassenden 76jährigen Periode (sog. Kallippische Periode) einen Tag ausfallen ließ. Hipparchus von Nicäa (160 - 125 v. Chr.)
fand indessen, daß Kallippus das Sonnenjahr immer noch um 1/300 Tag zu lang angenommen hatte, und faßte daher vier Kallippische
Cyklen zu einer Periode von 304 Jahren (sog. Hipparchische Periode) zusammen, die er dann wiederum um einen
Tag verkürzte.- Die Namen der attischen Monate waren Hekatombäon, Metageitnion, Boedromion, Pyanepsion, Mämakterion, Poseideon,
Gamelion, Anthesterion, Elaphebolion, Munychion, Thargelion, Skirophorion. Der Schaltmonat, der seine Stelle nach dem Poseideon
erhielt, was zu der Annahme eines ältern mit dem Gamelion beginnenden Jahres Anlaß gegeben hat, führte
den Namen zweiter Poseideon. Der Jahresanfang, der bei der Natur des Mondjahres ein wechselnder sein mußte, pflegte zwischen
Ende Juni und Ende Juli zu schwanken.
Die Römer scheinen zuerst ein reines Sonnenjahr von zehn Monaten mit sehr ungleicher Länge gehabt zu haben. Die Einführung
des zwölfmonatigen Mondjahrs wird dem König Numa zugeschrieben. Die ursprüngliche Reihenfolge der Monate war Martius, Aprilis,
Majus, Iunius, Quinctilis, Sextilis, September, Oktober, November, Dezember. Als 153 v. Chr. der bisher schwankende Amtsantritt
der Konsuln auf den 1. Jan.
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
¶
forlaufend
40
festgesetzt wurde, wurde dieser Tag aucb Kaleuder- neujahr. Da die Römer die ungerade Zahl für glück- brittc^cttd hielten,,
erhöhten sie nicht nur die Dauer des Mondjahrs von 354 Tagen auf 355, sondern vermieden auch den sonst üblichen Wechsel
von 29- und 30tägigen Monaten, indem sie dem März, Mai, Quinctilis und Oktober 31, den übrigen Monaten
dagegen mit Ausnahme des Februar, auf den blos; 28^Tage entfallen konnten, 29 gaben. Zur Aus- gleichung mit dem (^onnenjahr
wurden in jedem zweiten und vierten Jahre nach dem 23. Febr. ab- wechselnd 22 oder 23 Tage eingeschaltet. Dieser Schaltmonat,
zu welchem man noch die letzten fünf Tage des Februar hinzurechnete, hieß Mercedo- n iu s (von iu6i-c68
«Zins», vielleicht daher, daß die Pächter, deren Zahlungen im März, mit dein das Jahr begann, fällig wurden, durch jenen
Monat noch eine Frist erhielten).
Nach dem oben erwähnten Schaltfystem stellte sich die Durchschnittsdauer des Jahres, welche ohne das
Hinzukommen des 355. Tages gerade die normale gewesen sein würde, auf 366^ Tage, was im Laufe der Zeit eine Ver- schiebung
des Neujahrs von einer Jahreszeit in die andere zur Folge haben muhte. Ferner ging aber dadnrch, daß die Zahl der ein Jahr
um das andere einzuschaltenden Tage der Dauer eines synodischen Monats nicht entsprach, auch die Übereinstimmung
mit den Mondpbasen verloren.
Durck die Willkür der Oberpriester, die den Kalender zu ordnen hatten, geriet derselbe vollends in Verwirrung. Diesem
Zustand machte erst Cäsar 46 v. Chr. ein Ende. Nach dem von ihm eingeführten Iulianischen Kalender, welchem
das reine Sonnenjahr zu Grunde gelegt wurde, erhielten die drei ersten Jahre eines vierjährigen Cyklus
365, das vierte aber 366 Tage, wouach sich ebenso wie in der Oktaeteris und im Kallippischen Cyklus eine Durchfchnittsdauer
von 365^ Tagen ergab. Den einzelnen Monaten gab Cäfar diejenige Zahl von Tagen, die sie noch gegenwärtig haben.
Der Schalttag erhielt, ebenso wie im alten Kalender der den durch wiederholte Unterlassung von Schal- tungen
entstandenen Ausfall zu befeitigen, legte Cäfar im I. 46, welches ohnehin im Februar den herkömmlichen 23tägigen Schaltmonat
hatte, zwi- schen dem November und Dezember noch zwei weitere ein, die zusammen 67 Tage enthielten, worauf mit
dem 1. Iau. des folgenden Jahres der neue Kalender in5 Leben trat. Jenes Übergangsjahr, welcbes 445 Tage zählte, führte den Namen
lnnnig conkusioniF (Jahr der Verwirruug).
Statt der Monatsnamen Quinc- tilis und Sertilis fübrte der röm. Senat, dem Ju- lius Cäfar und dem Kaifer Augustus zu Ehren,
die noch jetzt üblichen Namen Julius und Augustus ein. Den ersten Tag jedes Monats nannten die Römer die
(^lenäÄL ss. d.), ferner in den Monaten März, Mai, Juli, Oktober den 15. die Iden (läus) und den 7., der von den läug
rückwärts gerechnet bei Einschluß des Anfangs-und Endtermins der neunte Tag war, die Konae, in den
übrigen Monaten aber schon den 5. X011H6, den 13. laus.
Von diesen drei ausgezeichneten Monatstagen an wurde nun in der Weise rückwärts datiert, daß der ilmen un- mittelbar vorausgehende
Tag als solcher (piiäis (^i6nä",8),
der vorletzte Monatstag als dritter vor den Kalenden des nächsten Monats u. s. w. be-
Mchnct wurde. Demnach hieß der 2. Jan. der IV. (ant") ^011^3 ^lai'lwZ, der 20. Mai der XIII. (?ai6iiäa3 ^uuia3 u. s. w.
Der im Iulianischen Kalender jedes vierte Jahr nach dem 23. Febr.
einzulegende Schalttag führte, weil er bei der Rückwärtszahlung
erst auf den mit VI. Xal. N3.1t. bezeichneten Tag folgte, den Namen I)i8 86xw8. über die verschiedene
Beschaffenheit der Kalendertage in recbtlicher Hinsicht s. I^8ti.
Nachdem die Iulianische Einschaltuugsmethode. welche auch die Christen ohne Änderung annabmen, über 1600 Jahre beibehalten
worden war, fübrte Papst Gregor XIII. 1582 auf Grund eines vom Tridentinischen Konzil gefaßten B^cklvHes eine genauere ein,
welche die Grundlage des von Luigi Lilio entworfenen Gregorianischen Kalender ist. In diesem besteht
gegen die Iulianische Schaltmethode die Abweichung, daß in dem letzten Jahre eines jeden Jahrhunderts die Schaltung unterbleibt,
außer wenn die Zahl der uack Ablauf
[* 22] des Jahrs verflosfeuen Jahrhunderte durch 4 teilbar ist. So waren 1700, 1800 keine Schaltjahre, 1900 wird
auch keins sein, wohl aber 2000, 2400, 2800 u. s. w. Die Weglassung von 10 Tagen zwischen dem 4. und hatte den
Zweck, die Frühlingsnacht- gleiche, welche zur Zeit der Kirchenversammlung zu Nicäa (325 n. Chr.) 21. März eingetreten war und
seitdem, besonders der Berechnung, des Osterfestes wegen, ein- für allemal auf diefen Tag gesetzt wurde,
thatsächlich auf denfelben zurückzuführen.
Gleichzeitig thaten dies Dänemark und die Niederlande,
[* 24] im folgenden Jahre die evang. Kantone der Schweiz,
welche das 18. Jahrh, unter Weglassung der II ersten Kalendertage mit dem an- singen. In England führte man den
Gregoria- nifchen Kalender erst 1752 ein, indem man von dem 2. auf den 14. Sept. überging: zugleich sing man dort
von nun an das Jahr nicht mehr, wie bisher, 25. März, sondern 1. Jan. an. Das letzte Land, das den verbesserten Kalender annahm,
war Schweden, wo man 1753 nach dem 17. Febr. den 1. März zählte.
Die Russen und überhaupt die Bekenner der nickn - unierteu griecd. Kirche sind bei dem Iulianischen Hi.
(Alter Stil) geblieben und daher hinter den übrigen Europäern seit 1700 um 11, seit 1800 um 12 Tage zurück, die sich 1900 auf 13 und 2100 auf 14 Tage
vermehren werden. Hinsichtlich der Be- stimmung des Osterfestes (s. Ostern) bestand lange noch eine Verschiedenheit zwischen
den Katbolikeu und den Protestanten. Auck diese wurde 1775 aui AntragFriedrichs II. von Preußen
[* 25] beseitigt,
und der protestantische Kalender weicht seitdem von dem katho- lischen nur in den Benennungen der Sonntage und andern unwesentlichen
Punkten ab. - l. Kälten- Artikel, die nian unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. brunner, Die Vorgeschichte
der Gregorianischen Ka- lenderreform (Wien
[* 26] 1876); den., Die Volemik über die Gregorianische Kalenderreform (ebd. 1377)' ders.,
Beiträge zur Geschichte der Gregorianischen Kalenderrcform (ebd. 1880). Der jüdifch e Kalender ist sehr verwickelt.
Der Monat der Juden ist ein Mondmonat und entweder voll oder mangelhaft, je nachdem er 30 oder 29 Tage¶
mehr
hat. Das gemeine Jahr hat 12 Monate; die Namen derselben sind: Tischri, Marcheschvan, Kislev, Tebeth, Schebat, Adar, Nisan, Ijar,
Sivan, Thamus, Ab und Elul. Um das Jahr, das um die Herbstnachtgleiche beginnt, mit der Sonne auszugleichen, wird von Zeit zu
Zeit noch ein 13. Monat eingeschaltet, der auf den Adar folgt und Veadar, d. i. zweiter Adar, genannt wird.
Der Schaltkreis umfaßt 19 Jahre, worunter 7, nämlich das 3., 6., 8., 11., 14., 17. und 19. Schaltjahre sind. Das im Herbst 3761 v. Chr.
seinen Anfang nehmende Kalenderjahr, mit dem die jüd. Weltära beginnt, war zugleich das erste
eines 19 jährigen Cyklus.
Das mittlere oder regelmäßige Gemeinjahr hat 354 Tage; die ungeraden Monate haben 30, die geraden 29 Tage. Das mittlere oder
regelmäßige Schaltjahr hat 384 Tage; der Adar hat in demselben 30 Tage, während im Gemeinjahr auf ihn bloß 29 Tage kommen,
der Veadar dagegen 29. Ein überzähliges Gemein- oder Schaltjahr hat einen Tag mehr, ein mangelhaftes einen
Tag weniger als ein mittleres; in jenem hat der Marcheschvan 30, in diesem der Kislev 29 Tage. Hiernach haben die Juden nicht
weniger als sechs verschiedene Jahre von 353, 354, 355, 383, 384, 385 Tagen.
Ihren bürgerlichen Tag beginnen sie mit Sonnenuntergang. Die Mohammedaner haben ein reines Mondjahr, das
sich gar nicht nach dem Sonnenjahre richtet. Der Monat beginnt jedesmal an demjenigen Abend, an welchem die neue Mondsichel
zum erstenmal sichtbar wird. Die arab. Astronomen haben indessen einen Cyklus von 30 Jahren,
in denen 11, nämlich das 2., 5., 7., 10., 13., 16. (15.), 18., 21., 24., 26. und 29., Schaltjahre von 355 Tagen,
die andern Gemeinjahre von 354 Tagen sind. Die 12 Monate heißen: Moharrem, Safer, Rebi ul-ewel, Rebi ul-achir, Dschemasi ul-ewel,
Dschemasi ul-achir, Redscheb, Schaban, Ramadan, Schewal, Zilkide und Zilhidsche. Die geraden haben 29, die ungeraden 30 Tage,
nur in Schaltjahren hat der letzte Monat 30 Tage. Die Epoche der mohammed. Ära der Hidschra (Hedschra, Hegira)
ist der Abend des 16. Juli 622 n. Chr. (s. Hidschra).
Der französisch-republikanische Kalender, den der Nationalkonvent durch Dekret vom einführte, nahm als Grenze oder Epoche
der neuen Jahresrechnunmg die mit der Abschaffung des Königtums zusammenfallende Herbstnachtgleiche
des J. 1792, oder genauer die Mitternacht, mit welcher der Tag derselben anfing. Jedes folgende Jahr sollte gleichfalls mit
der der wahren Herbstnachtgleiche vorausgehenden Mitternacht beginnen. Das Jahr bestand im Anschluß an den altägyptischen
Kalender aus 12 Monaten, jeder zu 30 Tagen; zur Ergänzung desselben hing man am Ende 5 und in den Schaltjahren,
die in der Regel in vierjährigen Intervallen eintreten sollten, 6 Tage an. Statt der Wochen wurde jeder Monat in drei Teile
oder Dekaden zu 10 Tagen eingeteilt, woher der Kalender den Namen Décadrier erhielt.
Hieran schlossen sich
die 5 Ergänzungstage (jours complémentaires oder sansculottides), genannt: la fête du génie, la fête du travail, la
fête des actions, la fête des récompenses, la fête de l’opinion (21. Sept.). Die 10 Tage der mit einem
Ruhetag endigenden Dekade hießen: Primidi, Doudi, Tridi, Quartidi, Quintidi, Sextidi, Septidi, Octidi, Nonidi und Décadi.
Übrigens hatte jeder Tag im Jahre seinen besondern Namen, der aber nicht von einem Heiligen, sondern von der Ökonomie hergenommen
und der Zeit, in die der Tag fiel, angemessen war. Bei der Reduktion der republikanischen Kalenderdaten
auf unsere Zeitrechnung ist zu beachten, daß die Jahre Ⅲ, Ⅶ und Ⅸ der republikanischen Ära (1794/95, 1798/99, 1802/3),
andererseits aber auch die Gregorianischen J. 1796 und 1804 Schaltjahre waren. Durch ein von Napoleon veranlaßtes Senatsdekret
vom wurde dieser republikanische Kalender aufgehoben und wieder der Gregorianische Kalender eingeführt.