Kalb
,
das Junge mehrerer großer Säugetiere, wie des Rotwildes (Cervus), besonders aber des Rindviehs (Bos), bis es ein Jahr alt ist.
Kalb
654 Wörter, 4'533 Zeichen
Kalb,
das Junge mehrerer großer Säugetiere, wie des Rotwildes (Cervus), besonders aber des Rindviehs (Bos), bis es ein Jahr alt ist.
Kalb,
1) Johann, Baron von, nordamerikan. General, geb. zu Hüttendorf bei Erlangen, [* 3] Sohn eines Bauern, ward erst Kellner, trat dann als Jean de in das in französischem Dienste [* 4] stehende deutsche Regiment Löwendal, ward 1743 Leutnant, 1747 Hauptmann, 1756 Major, machte den österreichischen Erbfolgekrieg und den Siebenjährigen Krieg mit, erhielt 1763 als Oberstleutnant seinen Abschied und zog sich, nachdem er sich mit einer reichen Französin verheiratet, aufs Land zurück. 1767 sandte ihn der Minister Choiseul nach Amerika, [* 5] um den militärischen und politischen Zustand der dortigen englischen Besitzungen zu erkunden.
Nach seiner Rückkehr entgingen ihm durch Choiseuls Sturz 1770 die verheißenen Belohnungen, und er lebte in Zurückgezogenheit auf Schloß Milon la Chapelle bei Versailles. [* 6] 1777 ging er mit Lafayette nach Amerika, trat im September als Generalmajor in die Armee der aufständischen Kolonien und kämpfte an der Spitze einer Division tapfer in den Feldzügen der Jahre 1778-80. Als er 1780 unter Gates in Südcarolina einfiel, wurde er 16. Aug. in der gegen seinen Willen begonnenen Schlacht bei Camden elfmal verwundet und starb in Camden. Zufolge eines Kongreßbeschlusses vom wurde ihm in Annapolis ein 1884 vollendetes Ehrendenkmal errichtet, und 1825 wurde auf seinem Grab in Camden von Lafayette ein schönes Denkmal eingeweiht
Vgl.
Kapp,
Leben des amerikanischen
Generals v. Kalb
(Stuttg. 1862; engl.,
New York 1884).
2)
Charlotte von, geborne Marschalk von
Ostheim, eine der Frauengestalten des
Weimarer Dichterkreises, besonders durch ihr
Verhältnis
zu
Schiller bekannt, geb. zu
Waltershausen im
Grabfeld, verbrachte ihre
Jugend teils in
Meiningen,
[* 7] teils in ländlicher
Einsamkeit, schon damals verschlossen und äußerlich kalt, im Innern bis zum äußersten leidenschaftlich.
Durch
Intrigen des
Weimarer Kammerpräsidenten v. Kalb
(Goethes Vorgängers im
Amt), welcher die
Hand
[* 8] ihrer
Schwester gleichsam
erzwungen hatte und sich die
Verfügung über das bedeutende Familienvermögen sichern wollte, wurde sie 1783 mit
dessen
Bruder, dem pfalz-zweibrückischen
Major
Heinrich v. Kalb
, gegen ihre
Neigung vermählt und folgte diesem im Mai 1784 in
die Garnisonstadt
Landau.
[* 9]
Auf der Durchreise hatte sie in Mannheim [* 10] Schiller kennen gelernt und begann bald darauf, nachdem sie selbst nach Mannheim übergesiedelt war, in leidenschaftlicher Schwärmerei für den jungen Dichter zu erglühen. Von Schillers eignen damaligen Gefühlen dürften die Gedichte: »Freigeisterei der Leidenschaft« und »Resignation« Zeugnis ablegen. Im J. 1787 begab sich Schiller besonders um ihretwillen von Dresden [* 11] nach Weimar, [* 12] wo sie damals lebte, und eine Verbindung zwischen ihnen schien beiden nicht unmöglich.
Seine spätere Verheiratung entfremdete ihn der Freundin, die nun ihre schwärmerische Neigung auf Hölderlin, damals Hofmeister ihres Sohns, übertrug. Nach Hölderlins Weggang war Jean Paul das Ideal, dem sie ihre Verehrung widmete, und von dem sie im »Titan« als die Titanide Linda poetisch verherrlicht wurde. Als 1804 ihr Mann starb, entschied sich der gänzliche Verlust ihres Vermögens, und aus den glänzenden Verhältnissen ihrer Jugendzeit versank sie mit den vorrückenden Jahren in immer tiefere Dürftigkeit.
Sie lebte, verlassen und später völlig erblindet, abwechselnd in Berlin, [* 13] Frankfurt, [* 14] Würzburg, [* 15] dann wieder in Berlin, bis sie 1820 durch die Prinzessin Marianne von Preußen [* 16] gegen den empfindlichsten Mangel geschützt und mit einer Wohnung im königlichem Schloß bedacht wurde, die sie im Leben nicht mehr verließ. Sie starb fast 82 Jahre alt, bis zuletzt stark und klar im Geist. Als Schriftstellerin ist die geistvolle und vielseitig gebildete Frau nicht aufgetreten. In Berlin diktierte sie Erinnerungen aus ihrem Leben (nach ihrem Tod u. d. T.: »Charlotte« erschienen; neu hrsg. von Palleske, Stuttg. 1879),
einzelne Gedanken und auch größere Dichtungen, von denen ihre Tochter Edda (geb. 1790, Hofdame der Prinzessin Marianne von Preußen, gestorben im Februar 1874) den an persönlichen Zügen reichen Roman »Cornelia« veröffentlichte. Ihre »Briefe an Jean Paul und seine Gattin« gab Nerrlich (Berl. 1882) heraus.
Vgl. E.
Köpke,
Charlotte v. Kalb
und ihre Beziehungen
zu
Schiller und
Goethe (Berl. 1852);
Sauppe,
Charlotte v. Kalb
(im »Weimarischen Jahrbuch«,
Bd. 1).