Kakteen
[* 2] (Cactĕae), Pflanzenfamilie aus der Gruppe der Dikotyledonen mit überaus zahlreichen
Arten; man kennt
ihrer bereits etwa 1000, die vielen Nebenformen ungerechnet. Die Kakteen
gehören ausschließlich
Amerika
[* 3] an, wo sie auf beiden
Seiten des
Äquators bis
Chile
[* 4] einerseits und
Canada andererseits, hauptsächlich aber in Mexiko
[* 5] sich finden, als ungeheure
Kugeln (Melokakteen
), als vieleckige
Säulen
[* 6] (Cereen), als
Büsche mit blattartig verbreiterten einfachen (Phyllokakteen
) oder
gegliederten (Epiphyllen)
Ästen, als dichter Stachelrasen (manche Echinocereen), als langgestreckte kriechende
oder kletternde Schlangen
[* 7] (manche Cereen), als binsenartige (Rhipsalis) oder belaubte (Peirescien)
Sträucher und
Bäume, oft
mit großen farbenprächtigen, duftenden
Blüten.
Alle Kakteen
haben fleischige, oft sehr saftreiche
Stengel
[* 8] und
Äste, welche jedoch bei vielen von einem festen Holzkörper durchzogen
sind, sodaß der dicke fleischige
Teil nur als Rindenlage zu betrachten ist. Die meisten sind blattlos,
nur die Peirescien haben wahre
Blätter und bei den Opuntien sind sie zu hinfälligen pfriemlichen Gebilden verkümmert, im
übrigen aber durch Schuppenhaare und
Stacheln vertreten. Die Kakteen
sind in mehrfacher
Beziehung nützliche Gewächse, zahlreiche
Arten haben eßbare
Früchte, von andern werden die holzigen
Teile, die zwar sehr leicht sind, aber doch
große Festigkeit
[* 9] besitzen, zu verschiedenen Zwecken benutzt, wieder andere dienen zur Herstellung von undurchdringlichen
Zäunen
u. dgl. Am wichtigsten aber sind von den Kakteen
mehrere
Opuntia-Arten als Nährpflanzen der Scharlachlaus, welche die
Cochenille
(s. d.) liefert.
Die Kakteen
gehören zu den anspruchlosesten aller
Pflanzen. Die natürlichen
Standorte der meisten
Arten sind die baumlosen, sterilen,
steinigen Hochebenen in Mexiko, woselbst sie die lange andauernde, völlig regenlose heiße Jahreszeit, in der alle andern
Gewächse vertrocknen, ohne Nachteil ertragen. Dagegen vermögen sie nicht in dauernd nassem
Boden zu
gedeihen. Dementsprechend müssen sie auch im Gewächshause oder Zimmer kultiviert werden. Man pflanzt sie in sandige Laub-
oder Rasenerde, hält sie vom
Frühjahr bis zum Herbst während ihrer
Vegetation gleichmäßig feucht, jedoch nicht zu naß,
und gießt sie während der Ruhezeit im Winter fast
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter E aufzusuchen. ¶
mehr
35 gar nicht. Die meisten Arten können bei 5–8° R. Wärme
[* 11] überwintert und im Sommer ins Freie gestellt werden, andere verlangen
einen dauernden Standort im Gewächshause oder Zimmer und im Winter 8–12° Heizwärme. Man vermehrt die Kakteen
durch Samen,
[* 12] Stecklinge und Veredelung. Hierzu die Tafel: Kakteen;
zur Erklärung vgl. die Artikel: Cereus, Echinocactus,
Echinocereus, Echinopsis, Leuchtgenbergia, Mammillaria, Melocactus, Opuntia, Phyllocactus, Rhipsalis. –
Vgl. Förster, Handbuch
der Kakteen
kunde (2. Aufl., Lpz. 1886): Daul, Illustriertes Handbuch
der Kakteen
kunde (Stuttg. 1890);
Haage, Kakteen
kultur (Bresl. 1892);
Rümpler, Die Sukkulenten (Berl. 1892).