Kahlenberg
oder
Kalenberg, der nordöstlichste, bis an die Donau reichende
Ausläufer der Norischen
Alpen
[* 2] in Niederösterreich, zum
Teil auch unter dem
Namen des Wienerwaldes
(Mons
[* 3] Cetius bei den Alten) bekannt. Die äußersten
Grenzpfeiler treten zwischen
Wien
[* 4] und
Klosterneuburg an die Donau unter dem
Namen der Kahlenberge
, die durch herrliche Waldscenen
und Aussichten berühmt sind und von denen der letzte
Leopoldsberg, der vorletzte Kahlenberg
oder Josephsberg
(483 m) heißt.
Von Grinzing führt eine bequeme
Straße, vom Donauufer die
Kahlenbergbahn (s. d.) hinauf. Der
Leopoldsberg steigt unmittelbar
aus der Donau 423 m hoch (263 m über der Donau) empor und trägt auf dem Grundgemäuer der alten, von
Leopold dem
Heiligen 1101 erbauten
Burg der Markgrafen von
Österreich
[* 5] eine
Kirche. Auf dem Kahlenberg
, der jetzt ein Dorf, Josephsdorf,
mit (1890) 53 E. und einer alten
Kirche enthält, sammelten sich die
Heerführer des Entsatzheers des belagerten
Wien
vor der Türkenschlacht zu einem gemeinschaftlichen Gottesdienst.
Jetzt sind daselbst ein großes Hotel mit Fernsicht auf
Wien und mehrere Villen erbaut worden. Am Fuße, 7 km
oberhalb
Wien, das alte Dorf Kahlenberg
oder
Kahlenbergerdorf, jetzt ebenso wie Josephsdorf mit
Wien, XIX.
Bezirk (Döbling), vereinigt,
an der Linie
Wien-Budweis-Pilsen-Eger der Österr. Staatsbahnen
[* 6] (Franz-Josephsbahn), mit (1890) 600 E., Dampferstation, Zuckersiederei,
Steinbruck und
Weinbau. Hier soll, der Sage nach, um 1330 als Pfarrer
Weigand von
Theben (an der Marchmündung,
gegenüber Hainburg), ein Günstling
Herzog
Ottos des
Fröhlichen (gest. 1339), gelebt und seine lustigen Späße und Possen
getrieben haben. Diese
Schwänke des
Pfaffen vom
Kalenberg, in denen sich das Historische vom Erfundenen nicht
mehr unterscheiden läßt, wurden später, kaum vor Anfang des 15. Jahrh., von
Phil.
Frankfurter gesammelt und in Reime gebracht.
Schon der älteste erhaltene Druck der
«Geschicht des Pfarrers vom
Kalenberg» (ohne Ort und Jahr, aber vor 1500; erste datierte
Ausg., ohne Ort 1500; dann Frankf. a.M. 1560) bietet nur einen verstümmelten
Text, wie Fragmente eines niederdeutschen Druckes und die aus diesem geflossene engl. Prosa
des «Parson of Kalenborow» erweisen. Das Gedicht bildet ein Mittelglied
zwischen dem
Pfaffen
Amis vom
Stricker und dem
Peter
Leu, dem andern
Kalenberger; auch in den Eulenspiegel gingen
Schwänke des
Kalenbergers über. Von der
Hagen
[* 7] hat das Gedicht in seinem «Narrenbuch»
(Halle
[* 8] 1811) erneuert; auch Bobertag
hat es in seinem «Narrenbuch» (in Kürschners «Nationallitteratur»,
Bd. 46) herausgegeben. Denselben
Stoff behandelte
Anastasius Grün im
«Pfaff vom Kahlenberg»
(Lpz. 1850). –
Vgl. F. W. Ebeling, Die
Kahlenberger
(Berl. 1890).