Titel
Kaffeebaum
(Coffea L.), Gattung aus der Familie der Rubiaceen, immergrüne Sträucher oder selten kleine Bäume mit gegenständigen oder zu drei wirtelständigen, gestielten oder festsitzenden, ganzrandigen Blättern, breiten, zugespitzten Nebenblättern, in achsel-, seltener endständigen, büscheligen Trugdolden, seltener einzeln stehenden Blüten und kugeliger oder ovaler, trockner oder fleischiger Steinfrucht, die meist zwei Steine mit lederiger oder papierartiger Schale enthält.
Etwa 20
Arten im tropischen
Afrika,
[* 3]
Asien
[* 4] und auf den
Maskarenen. Der echte Kaffeebaum
(Coffea arabica
L., s. Tafel »Genußmittelpflanzen«),
[* 5]
ein 6-8 m hoher, schlanker Baum mit 14 cm langen, länglichen, zugespitzten, lederigen, kahlen, kurzgestielten Blättern, eideltaförmigen Nebenblättern und zu 3-7 gebüschelt in den Blattachseln stehenden, weißen Blüten. Die Früchte sind oval, getrocknet 13-5 mm lang, 8-10 mm breit, zuerst grün, dann rot, endlich violett und enthalten in einem schleimig, widerlich süß schmeckenden Fleisch zwei pergamentartige, zitronengelbe, einsamige Gehäuse. Der Same ist oval, 8-14 mm lang und 6-9 mm breit, plankonvex, auf der Bauchfläche mit einer Längsrinne versehen und mit beiden Rändern eingeschlagen, so daß er im Querschnitt als eine zusammengedrückte Spirale erscheint.
Bildet sich nur ein
Same aus, so gestaltet sich dieser rundlich, geradezu cylindrisch und bildet den Perlkaffee,
der also nach seiner Abstammung nicht eine bestimmte
Sorte bildet. Die Samenhaut ist zart, häutig, blaßbräunlich und umgibt
auch die innere Windung des
Samens. Sie hängt nur locker mit dem Samenkern zusammen und fehlt daher auf der Außenfläche
der käuflichen
Bohne (deren
Name von dem arabischen bunn abzuleiten ist). Der Kaffeebaum
wächst im östlichen
Afrika von
Abessinien
(Kaffa) bis zum
Rovuma (10° südl.
Br.) wild und soll auch an der Westküste heimisch sein; durch
Kultur
ist er in den
Tropen weit verbreitet und gedeiht in
Asien,
Afrika und
Amerika
[* 6] bei einer mittlern
Temperatur von 27-28°, wo das
Thermometer
[* 7] nie unter 10,5° sinkt, nördlich bis zum 36. Breitengrad. Er fordert
Feuchtigkeit und
Schatten
[* 8] und gedeiht am besten
auf Kalkboden.
Man kultiviert ihn zum größten Teil in Gebirgsgegenden, wo ihm eine Höhe von 370-950 m am meisten zusagt, und sorgt für Schatten, zum Teil durch Anpflanzung besonderer Bäume (Erythrina). Man zieht die Bäumchen aus Samenkörnern und pflanzt die Setzlinge, sobald sie 60-90 cm Höhe erreicht haben, in die sogen. Kaffeegärten oder Kaffeeplantagen. In Westindien [* 9] und Zentralamerika läßt man die 2-2,5 m voneinander entfernt stehenden Bäumchen des leichtern Einsammelns der Beeren halber und zur Erzielung größerer Fruchtbarkeit nur 1,5-2 m hoch werden. Im dritten Jahr beginnen die Bäume zu tragen, und die Früchte werden nun mit dem Alter des Baums, der aber höchstens 20 Jahre hindurch fruchtbar bleibt, immer besser.
Auf demselben
Boden kann nicht unmittelbar eine
Pflanzung der andern folgen, weil der Kaffeebaum
den
Boden zu stark erschöpft. In
Arabien läßt man die
Früchte ganz reif werden und schüttelt sie dann auf
Decken herab, in
Ost- und
Westindien sowie in
Südamerika
[* 10] dagegen werden die noch roten
Beeren abgepflückt. Das Losschälen der Samenkerne geschieht entweder trocken durch Quetschen
und Entfernen der
Hülsen mittels
Schwingen
(Arabien,
Ostindien),
[* 11] oder man läßt die vom
Fruchtfleisch befreiten
Samen
[* 12] in
Wasser aufquellen, um die
Samenschalen dann leichter abzuquetschen. Durch Einführung von
Maschinen und Trockenapparaten
hat
man namentlich in
Brasilien
[* 13] vorzügliche Erfolge erzielt. Der
Ertrag ist in den verschiedenen
Ländern sehr ungleich: man
erhält auf
Java in den Regierungspflanzungen nur 0,25, in den Privatpflanzungen 0,5,
auf
Costarica 0,75-1, in
Brasilien und auf
Cuba 2-2,5, in
Arabien angeblich bis 3 kg von jedem
Baum. - Die
Kaffeebohnen enthalten lufttrocken noch 5-9 Proz.
Wasser, außerdem hauptsächlich
Kaffein, Eiweißstoffe,
Legumin, Kaffeegerbsäure,
Fett, etwas
Zucker,
[* 14]
Cellulose und mineralische
Stoffe; der
Gehalt an den einzelnen
Stoffen wechselt erheblich bei den verschiedenen
Sorten. Der
Gehalt an
Kaffein schwankt von 0,8-1,2 Proz.,
ohne daß sich eine konstante Verschiedenheit zwischen bessern und geringern
Sorten zeigte. Als mittlere
Zusammensetzung der
Bohnen kann man etwa annehmen:
Cellulose | 34-59 Proz. |
Wasser | 5-10 " |
Zucker | 6-7 " |
Legumin etc. | 10 " |
Fett | 10-13 " |
Kaffein | 0.8-1.2 " |
durch Bleisalz fällbare Säure | 10-12 " |
flüchtige Öle | 0.003 " |
Asche | 6-7 " |
Die Asche besteht zu mehr als 50 Proz. aus Kali und enthält außerdem 15-17 Proz. Kohlensäure, 10-11,6 Proz. Phosphorsäure, 8-9 Proz. Magnesia, 4-6,7 Proz. Kalk, 3-5 Proz. Schwefelsäure [* 15] etc., kein Natron und keine Kieselsäure.
[Handelssorten.]
I. Afrikanischer oder äthiopischer Kaffee. Die Sorten südlich vom Tsanasee und aus den Gallaländern bilden das beste Produkt, werden von den indischen Händlern in Berbera und Zeila aufgekauft und haben für Europa [* 16] wohl keine Bedeutung. II. Arabischer, levantischer, Mokkakaffee, eirund, grün bis grünlichgelb, die kleinsten von allen Bohnen. Die Auslese (Bahuri) gelangt kaum weiter als bis Konstantinopel, [* 17] zwei minderwertige Sorten, Sakki und Salabi, bestehen aus blaß- oder grünlichgelben Bohnen. Übrigens geht unter dem Namen Mokka meist kleinbohniger Java oder Ceylon. [* 18] III. Niederländisch-indischer Kaffee.
1) Java, Batavia, [* 19] Tscheribon, gold- oder hochgelber, brauner, gelber, blaßgrünlicher, schöngrüner, feinblauer oder blanker Java, sehr beliebt. Die als Mokka gehende Javasorte steht dem echten Mokka sehr nahe.
2) Samarang, die geringste Javasorte, mit großen, gelbbraunen, braungrünen und vielen schwarzen Bohnen.
3) Menado von Celebes, große, hellgelbe, dunkelgelbbraune und blaßgrüne Bohnen in größter Gleichmäßigkeit, sehr beliebt; die übrigen Celebessorten sind unegal, von unreinem Geschmack, werden meist als Mischware behandelt. Dadapkaffee ist auf Celebes auf gelichtetem Waldland gewachsen.
4) Sumatra, große, dunkelgelbe, braune, häufig, schwarze Bohnen, von rohem Geschmack, dient als Mischware. IV. Spanisch-indischer Kaffee. Manilakaffee von den Philippinen, der beste von Cavita, mittlere von Laguna und Batanges, der schlechteste von Mindanao; Bohnen blaß oder blaßgrünlich, matt, mit großen, silberglänzenden Samenhautfragmenten. V. Französisch-indischer und Bourbonkaffee, nur letzterer hat für uns Bedeutung. Die beste Sorte ist fast dem Mokka gleich, länglich, blaßgelb, grünlichgelb, schließlich goldgelb; kleine Bohnen erbsenförmig, braun. VI. Englisch-indischer Kaffee, vorzügliche Sorten, die dem Java gleichkommen. Nilgiri, Madras, [* 20] Ceylon, letzterer in zwei Sorten: Nativa mit mehr gelbgrünen oder dunkeln, länglichen Bohnen und Plantagenkaffee mit schmälern, kleinern, gleichmäßig blaugrünen Bohnen. VII. Westindischer und ¶
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mittelamerikanischer Kaffee.
1) Cuba (Havana, [* 22] Santiago), in Größe und Farbe stark wechselnd, wegen seines starken Geruchs sehr beliebt. Übrigens gehen manche Brasilsorten als Cuba.
2) Jamaica, Santa Lucia, Trinidad. Ersterer sehr egal, lang, schmal, grün bis grünlichblau, fast ohne Samenhaut, daher sehr glatt, vorzügliche Sorte. Die andern Sorten sind mehr länglichrund, graubläulich, mit Samenhautresten.
3) Domingo, beliebte, ziemlich gute Sorte, sehr verschiedene, meist schmale Bohnen, gelb, blaßgrün, seltener bläulichgrün.
4) Portorico, beliebt, sehr ungleich, blaßgrün bis blaugrün (fein) oder gelbgrün bis gelb (ordinär).
5) Martinique, mittelgroß, fast grau oder graublau, Samenhaut sehr fein, vorzüglich Marie Galante, sehr klein, mokkaartig.
6) Guadeloupe, Dominica, Granada, [* 23] graugrün, meist gut, für den Handel unbedeutend.
7) Costarica, grün, mehr schmal, gleichmäßig, matt, dem Ceylon ähnlich, sehr gut.
8) Guatemala, [* 24] Nicaragua, [* 25] Salvador, [* 26] ebenfalls gut. VIII. Südamerikanischer Kaffee.
1) Surinam, klein, breit, grünlich, von sehr starkem Geruch, vorzüglich.
2) Berbice, Demerara, klein, blaugrün, auch graugelblich, für unsern Handel bedeutungslos.
3) Venezuela, [* 27] La Guayra, Caracas, bisweilen manchem Java ähnlich, doch auch von unangenehmem Geschmack; Puerto Cabello, dem Portorico ähnlich (daher Küstenportorico).
4) Brasil, liefert sehr verschiedene Sorten, von denen die besten mit den ersten ost- und westindischen konkurrieren und oft unter deren Namen gehen, so daß nur die minderwertigen als Brasil im Handel erscheinen. Die einzelnen Sorten werden nach den Provinzen des Reichs benannt.
Die Produktion des Kaffees hat sich in den letzten 50 Jahren versechsfacht. Sie betrug in:
metr. Ztr. | |||
Brasilien | Ernte | 1884-85 | 3891300 |
Java | " | 1884 | 917580 |
Venezuela | " | 1884 | 557000 |
Haiti | Ausfuhr | 1884-85 | 370000 |
Guatemala | " | 1885 | 249000 |
Portorico | " | 1883 | 170700 |
Britisch-Ostindien | " | 1884-85 | 166800 |
Costarica | " | 1884 | 166300 |
Ceylon | " | 1884-85 | 146000 |
Kolumbien | " | ? | 125000 |
San Salvador | " | 1884 | 103170 |
Mexiko | " | 1880 | 80000 |
Philippinen | " | 1884 | 73320 |
Arabien, Nubien, Abessinien | " | ca. | 50000 |
Nicaragua | " | 1884 | 29900 |
Jamaica etc. | " | 1884 | 24560 |
San Tomé | ca. | 20000 | |
Loangoküste | ca. | 10000 | |
Ecuador | " | 1885 | 8510 |
Franz. Kolonien Westindiens | Ernte | 1884 | 8270 |
Réunion | Ausfuhr | 1883 | 5780 |
Honduras | mittlere Ausfuhr? | 4600 | |
Santiago de Cuba | Ausfuhr | 1884 | 3000 |
San Domingo | " | 1885 | 1500 |
Liberia | ca. | 1250 | |
Madagaskar | ca. | 500 | |
Französisch-Guayana | Ernte | 1882 | 200 |
Mayotte und Rossi Bé | ca. | 150 | |
Fidschi, Hawaii u. Tahiti | ca. | 80 | |
Natal | Ausfuhr | 1884 | 60 |
Zusammen in diesen Ländern: | 7184530 |
Rechnet man die Differenzen zwischen Ernte [* 28] und Ausfuhr noch so gering, so läßt sich die Menge des in der Saison 1884/85 produzierten Kaffees auf 7,250,000 metr. Ztr. annehmen.
Beim Lagern an luftigen, trocknen Orten soll sich der Geschmack des Kaffees wesentlich verbessern, und rauh schmeckende Sorten sollen in 6-10, feine dagegen schon in 3 Jahren ihre höchste Güte erreichen. Die Farbe der Bohnen wechselt in allen Nüancen von Gelb, Grau, Bräunlich, Bläulich und Grün, je nach der Dauer der Einwirkung der Sonne [* 29] beim Trocknen, ist aber von untergeordneter Bedeutung, zumal jeder Kaffee beim Liegen verblaßt und die Bohnen häufig gefärbt werden.
Auch wird viel Kaffee appretiert oder präpariert, indem man ihn durch Behandeln mit Wasserdampf aufquellen läßt und dann schnell trocknet. Die Hauptmärkte Europas für Kaffee sind: Holland, London, [* 30] Hamburg, [* 31] Havre, [* 32] Antwerpen, [* 33] Triest. [* 34] Triage (Brennware) nennt man schlechte, aus zerbrochenen schwarzen und oft mit Schalen gemischten Bohnen bestehende Sorten, die geröstet und gemahlen von den Kleinhändlern vertrieben werden. Noch schlechter ist havarierte oder marinierte Ware, d. h. solche, die auf der Überfahrt mit Seewasser in Berührung gekommen ist und einer eindringlichen Wäsche bedarf. Der Kaffee besitzt eine große Empfindlichkeit gegen fremde Gerüche, die er anzieht, und durch welche er in der Qualität bedeutend verschlechtert wird. Waren wie Pfeffer, Ingwer, Stockfisch, Heringe, Rum, selbst Zucker, müssen ihm fern gehalten werden.
Bereitung. Diätetisches.
Zur Benutzung werden die Kaffeebohnen geröstet, indem man sie in einem verschlossenen Gefäß [* 35] über schwachem Feuer möglichst gleichmäßig erhitzt, bis sie mehr oder weniger braun geworden sind. Man benutzt dazu liegende, drehbare Trommeln oder kasserolleartige Gefäße mit Rührwerk, besser aber Apparate, bei denen sich eine Hohlkugel oder ein Hohlcylinder aus Drahtgeflecht oder siebartig gelochtem Blech in einer Blechkapsel dreht. Hierbei findet eine sehr gleichmäßige Übertragung der Wärme [* 36] statt, und eine zu starke Erhitzung wird leichter vermieden, als wenn das den Kaffee enthaltende Gefäß der direkten Einwirkung des Feuers ausgesetzt ist. In einem derartigen, für Großbetrieb eingerichteten Apparat gebrannter Kaffee heißt im Handel Dampfkaffee.
Für kleinere Apparate ist Spiritusheizung empfehlenswert, weil dabei das Feuer niemals zu stark und durch Abmessen des zu verbrauchenden Spiritus [* 37] die Einhaltung eines bestimmten Röstgrades erleichtert wird. Als wesentlich wird angegeben, daß beim Brennen die zuerst sich entwickelnden Dämpfe entweichen müssen. Vor dem Brennen muß man die Bohnen stets auslesen, und außerdem empfiehlt es sich, sie 10-12 Minuten in Wasser einzuweichen, dann abtropfen zu lassen, leicht abzutrocknen und sofort zu brennen.
Hierbei werden nicht nur alle Unreinigkeiten entfernt, sondern es wird auch der Vorteil erzielt, daß durch den sich entwickelnden Wasserdampf die Röstung langsamer und gleichmäßiger verläuft. Das Schwitzen der Bohnen ist unbedingt zu vermeiden, und sobald der richtige Röstgrad erreicht ist, muß man die Bohnen möglichst schnell abkühlen. Beim Rösten verliert der Kaffee je nach der Stärke [* 38] des Erhitzens 15-30 Proz. seines Gewichts; indem die Bohnen sich aber aufblähen, nehmen sie um 30-50 Proz. ihres Volumens zu. Die einzelnen Kaffeesorten verlangen einen verschiedenen Grad der Röstung.
Martinique soll das beste Getränk liefern, wenn er auf 20 Proz. (kastanienbraun), Bourbon, wenn er auf 16-18 Proz. (lichtbronze), und Mokka, wenn er auf 14-15 Proz. (rötlichgelb) Gewichtsverlust geröstet wird. Von der Art und Weise der Röstung hängt besonders bei den feinern Kaffeesorten der Wohlgeschmack des Getränkes mindestens ebensosehr ab wie von der Handelssorte. Die chemischen Veränderungen, welche der Kaffee beim Rösten erleidet, sind noch nicht genau ¶
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erforscht. Es entstehen dabei die gewöhnlichen empyreumatischen Stoffe und neben denselben eigentümliche Produkte (besonders Kaffeol, welches sehr starkes Kaffeearoma besitzt), während das Kaffein zwar unverändert bleibt, aber sich zum Teil verflüchtigt. Äther entzieht dem gerösteten Kaffee etwa 9 Proz., und der Rückstand gibt dann mit Wasser eine dunkelbraune, bittere Flüssigkeit ohne den Wohlgeschmack des Kaffees. Der ätherische Auszug enthält ein Fett, welchem das Aroma des Kaffees anhaftet.
Letzteres verflüchtigt sich vollständig beim Kochen mit Wasser und scheint aus einem Öl zu bestehen, welches den allen Kaffeesorten gemeinsamen Geruch besitzt, und in geringerer Menge aus einem zweiten Öl, welches sich in den feinern Sorten etwas reichlicher findet. Kochendes Wasser entzieht dem gerösteten Kaffee um so mehr lösliche Bestandteile (12-37 Proz.), je stärker er geröstet war. Weiches Wasser (namentlich wenn man etwas Soda darin löst) nimmt mehr auf als hartes Wasser.
Beim einmaligen Ausziehen von Kaffeemehl gibt dies etwa 10-12 Proz. lösliche Stoffe an das Wasser ab. Der erste Auszug besitzt hauptsächlich den Wohlgeschmack des Kaffees; spätere Auszüge schmecken bitter, adstringierend, unangenehm. Gebrannter Kaffee verändert sich sehr schnell, weil der aromatische Bestandteil leicht zersetzbar ist. Um ihn besser zu erhalten, hat man vorgeschlagen, den frisch gebrannten, noch heißen Kaffee in fein gepulvertem Zucker zu wälzen, damit die Bohnen sich mit einer schützenden Kruste überziehen; auch hat man frisch gebrannten Kaffee gepulvert, mit etwas Zucker gemischt und in Täfelchen zusammengepreßt, welche sich in Blechbüchsen [* 40] gut aufbewahren lassen.
Zum Zerkleinern des Kaffees dient bei uns die allgemein bekannte Kaffeemühle, welche ein möglichst feines Pulver liefern soll; im Orient aber zerstößt man den für jede Portion besonders gebrannten Kaffee im Mörser, übergießt das Pulver in der Tasse mit kochendem Wasser und trinkt die Mischung ohne weitern Zusatz. Bei uns trennt man dagegen das Kaffeepulver von dem Auszug und bereitet den Kaffee am besten durch Filtrieren, [* 41] indem man das Pulver auf ein Papierfilter schüttet und siedendes (nicht nur heißes) Wasser darübergießt. Es ist wesentlich, daß das Wasser das Kaffeepulver gleichmäßig und vollständig durchdringt und wirklich mit Siedetemperatur aufgegossen wird.
Diese Bedingungen müssen auch bei den Kaffeemaschinen erfüllt werden, und diejenigen Konstruktionen sind am meisten zu empfehlen, bei welchen das Pulver vor der Berührung mit dem Wasser durch den sich aus letzterm entwickelnden Dampf [* 42] durchfeuchtet, gleichsam aufgeschlossen wird. Der Kaffeeauszug (das Getränk) ist ebenso wenig haltbar wie die gebrannten Bohnen; man hat aber versucht, ihn zu konzentrieren und so gleichsam ein Kaffeeextrakt herzustellen, welches bei Verdünnung mit heißem Wasser ein dem frischen Kaffee ersetzendes Getränk liefern sollte. Einen sehr starken Auszug, der eine beträchtliche Verdünnung erträgt, erhält man durch methodisches Auslaugen, indem man dieselbe Flüssigkeit wiederholt über frisches Pulver filtriert; ein brauchbares Kaffeeextrakt aber (etwa nach Art des Fleischextrakts) herzustellen, ist bisher nicht gelungen; die in den Handel gebrachten Präparate ließen immer sehr viel zu wünschen übrig.
Die allgemeine Verbreitung des Kaffeegenusses erklärt sich aus der eigentümlichen günstigen Wirkung des Kaffees auf den menschlichen Organismus. Dieselbe wird durch das Kaffein und die empyreumatischen Röstprodukte, aber auch durch die Kaffeegerbsäure und das flüchtige Öl, welches das Aroma des Kaffees bedingt, hervorgebracht. Doch ist diese Wirkung um so weniger vollständig zu erklären, als sie scheinbar einen Widerspruch in sich enthält. Der Kaffee regt nämlich das Gefäß- und Nervensystem zu einer größern Thätigkeit an und verlangsamt anderseits die Umsetzung der Formbestandteile des Körpers.
Eine mittlere Dosis (15 g), als Aufguß heiß getrunken, beschleunigt den Puls, erzeugt ein Gefühl von Wärme (großenteils nur durch das heiße Wasser), setzt die Zahl der Atemzüge herab, regt die geistigen Fähigkeiten an, so daß man leichter denkt und arbeitet, verscheucht den Schlaf, erzeugt oft eine Empfindung von allgemeinem Wohlbehagen und vermehrt stark die Absonderung von Urin, während die Ausscheidung von Harnstoff und Kohlensäure herabgesetzt wird.
Der Kaffeeaufguß enthält selbst nur wenig Nahrungsstoff, aber die Erfahrung lehrt, daß Arbeiter beim Genuß von Kaffee weniger stickstoffhaltige Nahrung bedürfen als ohne denselben; Soldaten haben, gestärkt durch Kaffee, Strapazen ertragen, die sie ohne diesen nicht ausgehalten haben würden. Daß der Kaffee die Verdauung anrege und die Beschwerden einer reichlichen Mahlzeit verringere, ist eine irrtümliche Annahme; starker Kaffee wirkt im Gegenteil störend auf die Verdauung.
Das Wohlbehagen, welches die unmittelbar nach Tisch genossene Tasse Kaffee thatsächlich hervorbringt, ist vielleicht nur durch die angenehme psychische Anregung zu erklären. Der Kaffee beschränkt auch die Neigung zu Spirituosen und verscheucht den Rausch. Während der Thee vorzugsweise die Urteilskraft erweckt und ihrer Thätigkeit ein Gefühl von Heiterkeit zugesellt, wirkt Kaffee zwar auch auf das Denkvermögen erregend, verhilft aber auch der Einbildungskraft zu viel größerer Lebhaftigkeit.
Die Empfänglichkeit für Sinneseindrücke wird durch den Kaffee erhöht, daher einerseits die Beobachtung gesteigert, auf der andern Seite aber auch die Urteilskraft geschärft, und die belebte Phantasie läßt sinnliche Wahrnehmungen durch Schlußfolgerungen rascher bestimmte Gestalt annehmen. Es entsteht ein gewisser Drang zur Produktivität, ein Treiben der Gedanken und Vorstellungen, eine Beweglichkeit und Glut in den Wünschen und Idealen, welche mehr der Gestaltung bereits durchdachter Ideen als der ruhigen Prüfung neuentstandener Gedanken günstig ist.
»Der Kaffee«, sagt Jean Paul, »macht feurige Araber, der Thee zeremonielle Chinesen.« Die verdünnten Aufgüsse, wie sie gewöhnlich getrunken werden, haben meist nur eine sehr geringe Wirksamkeit; habitueller Genuß starken Kaffees aber beeinträchtigt etwas die Verdauung, erzeugt gewöhnlich Neigung zur Verstopfung (bisweilen das Gegenteil) und läßt allmählich eine gewisse nervöse Reizbarkeit hervortreten. Nach langem Gebrauch kann der Kaffee, wie Alkohol, zu einem notwendigen Bedürfnis werden, dessen Entbehrung schädliche Folgen, namentlich Unlust und Unfähigkeit zu angestrengter geistiger Arbeit, bedingt. In großer und sehr starker Gabe erzeugt der Kaffee Herzklopfen, starke Pulsbeschleunigung, Kongestionen nach dem Kopf, starke psychische Erregung, weiterhin allgemeines Zittern, Angst, Unruhe. Schädliche Folgen des Kaffeegenusses treten am ehesten bei Kindern und Personen, welche als nervös bezeichnet werden, auf; am zuträglichsten erweist er sich bei Erwachsenen, die nicht leicht erregbar, nicht zu Kongestionen nach dem Kopf disponiert sind. Als Arzneimittel dient Kaffee gegen Erbrechen, akuten Darmkatarrh nach Durchnässungen, bei dem durch narkotische Substanzen in Vergiftungsfällen ¶