Titel
Kaffee.
Um den Kaffee
zu einer Handelsware zu machen, müssen den geernteten
Früchten
(Beeren) alle über
der eigentlichen
Bohne liegenden
Teile genommen werden. Diese
Teile sind:
1) die äußerste Beerenhaut mit dem darunterliegenden Mark oder Fleisch, 2) die unter letzterm befindliche sog. Pergamenthaut und 3) die feine sog. Silberhaut, welche die reine harte Bohne umkleidet. Zur Entfernung dieser Teile dienen zwei verschiedene Methoden: die nasse oder westind. und die trockne oder alte Methode.
Die nasse oder westindische Methode umfaßt folgende
Arbeiten. Die geernteten
Beeren werden in einem Wasserstrom dem Fülltrichter
eines Pulpers (Entfleischungsmaschine) zugeführt. Bei dieser
Maschine
[* 2] (s.
Tafel: Kaffee
bereitungsmaschinen,
[* 1]
Fig. 1) werden
die
Früchte gezwungen, sich zwischen Metallflächen hindurchzubewegen, die mit
Erhöhungen dicht besetzt sind.
Dadurch werden die Beerenhaut und das
Mark von den
Früchten abgerissen. Während nun die Beerenhäute mit dem
Mark durch einen
Wasserstrom abgeführt werden, um später als
Dünger zu dienen, gelangen die entfleischten
Früchte in eine
Cisterne, wo sie
eine Gärung durchmachen, bis die letzten Anhängsel von
Mark abgeweicht sind.
Alsdann werden sie in ein Waschfaß oder eine Cementcisterne gebracht, in welchem sie, durch
Arbeiter
mittels Schaufeln oder durch Schlagräder in heftige
Bewegung versetzt, derart gereinigt werden, daß die Pergamenthaut nunmehr
frei von
Mark und nicht mehr klebrig ist. In diesem
Stadium heißt der Kaffee
Pergamentkaffee. Derselbe wird getrocknet, entweder
in der
Sonne
[* 3] oder besser in regensichern Trockenhäusern, auf deren oberm
Flur, aus durchlochten Stahlplatten
bestehend, der Kaffee
ausgebreitet wird, während in dem darunter befindlichen Raum durch gemauerte Öfen,
[* 4] seltener
durch
Dampf,
[* 5] die Luft auf 60 bis 70° C. erwärmt wird. Von dem getrockneten
Pergamentkaffee wird nun die
Pergament- und die
Silberhaut durch einen Schäl- und Polierprozeß entfernt. Diese beiden Prozesse werden entweder von zwei verschiedenen
Maschinen,
einer
Schälmaschine (Enthülser, Huller,
[* 1]
Fig. 3) und einer Poliermaschine, oder von einer kombinierten
Schäl- und Poliermaschine
[* 1]
(Fig. 2) verrichtet.
Das Princip dieser Maschinen ist, die Bohnen unter starkem Druck solange gegenseitig und an glatten Metallflächen sich reiben zu lassen, bis die betreffenden Teile losgelöst sind. Die letztern werden bei den in [* 1] Fig. 2 u. 3 abgebildeten Maschinen durch einen mit derselben verbundenen Ventilator entfernt. Dies kann auch durch eine besondere Windfege geschehen, welche denen bei der Getreidereinigung gebräuchlichen ähnlich ist. Die nun von allen Anhängseln befreiten reinen Bohnen passieren dann eine Sortiermaschine [* 1] (Fig. 4). Durch die Sortiermaschinen werden die Bohnen sowohl der Form als der Größe nach voneinander geschieden.
Bei der in [* 1] Fig. 4 abgebildeten Maschine scheiden sich im obern Teil zunächst die runden oder Perlbohnen (reklamehaft auch Mokkabohnen genannt) von den an einer Seite abgeplatteten Bohnen. Diese Operation lohnt sich, da Perlbohnen obgleich nicht besser in der Qualität, einen höhern Marktpreis erzielen. Im untern Teile der Maschine werden dann die abgeplatteten Bohnen durch flache Rüttelsiebe der Größe nach in verschiedene Sorten getrennt. Die aus den Ausläufen der Sortiermaschine kommenden Bohnen enthalten noch schwarze, angefressene und faule Bohnen sowie Steine. Alle diese müssen, da eine Sortiermaschine die Farbe nicht unterscheiden kann, durch Menschen ausgelesen werden. Zur Erleichterung dieser mühsamen und kostspieligen Manipulation dient die in [* 1] Fig. 5 abgebildete Lesemaschine. Bei derselben fallen die Bohnen auf ein breites Transportband, welches die Bohnen der lesenden Person entgegenführt und durch eine Tretkurbel in Bewegung gesetzt wird.
Die trockne oder alte Methode arbeitet folgendermaßen. Die geernteten Früchte werden einem anhaltenden Trockenprozeß unterworfen, damit alle über den Bohnen liegenden Teile in trocknem Zustande losgelöst werden. Das Trocknen geschieht entweder ganz in der Sonne, oder teils in der Sonne, teils durch künstliche Wärme [* 6] in den oben beschriebenen Trockenhäusern. Die vollständig getrockneten Früchte werden nun dem Enthülser (Huller, [* 1] Fig. 2 oder 3), also derselben Maschine wie bei der nassen Methode, übergeben, wo die Hülsen zerbrochen und samt dem Mark, der Pergament- und der Silberhaut von den Bohnen losgelöst werden, was allerdings vollständig meist erst bei mehrmaligem Durchgange durch die Maschine erreicht wird. Sortieren und Auslesen der Bohnen geschieht bei der trocknen Methode auf dieselbe Weise wie bei der nassen.
Obgleich die alte trockne Methode billiger ist als die nasse, war letztere doch eine lange Zeit die beste, weil es an einem
geeigneten Huller fehlte, der seine
Aufgabe genügend erfüllte, weshalb die Produkte der nassen Methode höhere
Marktpreise
erzielten, und besonders weil das
Trocknen der ganzen Kaffee
früchte häufig Schwierigkeiten machte. In neuerer Zeit liegen
jedoch brauchbarere Huller sowie geeignete Trockeneinrichtungen vor, so daß man auf die alte Methode mehr und mehr zurückkommt,
bei der übrigens auch das
Aroma der
Bohnen besser bewahrt werden soll als bei der nassen. Auch empfiehlt sich die alte Methode
besonders in Fällen, wo eine Wasseranlage schwer zu beschaffen ist.
Zum Rösten des Kaffee
an den Verbrauchsplätzen sind außer den kleinen Rösttrommeln der Haushaltungen auch Vorrichtungen
zum Rösten größerer Mengen in Gebrauch. Der für Holzfeuerung eingerichtete Handröster
[* 1]
(Fig.
6) besitzt zur
Aufnahme des Kaffee
einen kugelförmigen Behälter, der aus dem cylindrischen Feuerungsraum herausgeklappt werden
kann. Der ganze
Apparat kann entweder im
Freien aufgestellt oder an den Schornstein ange-
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
mehr
schlossen werden und ist für Holzfeuerung eingerichtet. Bei dem größern Apparat in [* 7] Fig. 7, der eine mit Maschinenkraft anzutreibende Röstmaschine darstellt, werden die in einem horizontalen Cylinder befindlichen Bohnen durch Gas erwärmt, welches innerhalb des Cylinders, mit Luft gemischt, also mit blauer Flamme, [* 8] brennt, wodurch ein sparsamer Betrieb erzielt wird. Der Dunst wird schon während des Betriebes durch einen Dunstabzug entfernt.
Die auf der Tafel abgebildeten Maschinen sind Konstruktionen der Firmen: John Gordon & Co. in London [* 9] (Fig. 1 u. 3);
Friedr. Krupp, Grusonwerk, in Magdeburg [* 10] (Fig. 2);
Mayer & Co. in Kalk, Rheinland [* 7] (Fig. 4 u. 5);
Emmericher Maschinenfabrik und Eisengießerei [* 11] in Emmerich [* 12] a. Rhein [* 7] (Fig. 6 u. 7).
Neuere Ziffern über die Produktion von Kaffee
liegen nicht vor oder beruhen nur auf mehr oder weniger unsichern Schätzungen.
Die Großhandelspreise betrugen 1895 im Durchschnitt für 100 kg in:
Bremen, Rio, gut ordinär | 156,77 M. |
---|---|
Hamburg, Santos, reell ordinär | 157,29 " |
" Rio, reell ordinär | 156,06 " |
Köln, Java, gut mittel | 237,26 " |
Eingeführt wurden 1895 in Deutschland
[* 13] 122390 t roher und 114 t gebrannter Kaffee
im Gesamtwerte von 203,1 Mill. M., in Frankreich 72170 t
(Wert 151,8 Mill. Frs.), in Österreich-Ungarn
[* 14] 38104 t (40,8 Mill. Fl.), in Großbritannien
[* 15] 38922 t (3,8
Mill. Pfd. St.). -
Vgl. noch Hensel und Haenert, Der und seine Behandlung vor, während und nach der Röstung (3. Aufl., Halle [* 16] 1895).