Titel
Kästner
,
1) Abraham Gotthelf, Mathematiker und Epigrammatiker, geb. zu Leipzig, [* 2] widmete sich daselbst dem Studium der Rechte, daneben dem der Philosophie, Physik, Mathematik und insbesondere der Metaphysik. 1739 habilitierte er sich an der Universität zu Leipzig und hielt mathematische, philosophische, logische und juristische Vorlesungen, ward 1746 außerordentlicher Professor und folgte 1756 einem Ruf als ordentlicher Professor der Naturlehre und Geometrie nach Göttingen, [* 3] wo er als Hofrat starb. Von seinen zahlreichen Schriften über Mathematik sind seine »Anfangsgründe der Mathematik« (Götting. 1758-69, 4 Bde.; 6. Aufl. 1800) hervorzuheben.
Seine »Geschichte der
Mathematik«
(Götting. 1796-1800, 4 Bde.) ist im einzelnen ein scharfsinniges
Werk, doch fehlt ihr der umfassende Überblick der Gesamtheit der mathematischen
Wissenschaften. Am bekanntesten machten Kästner
seine
»Sinngedichte«, die zuerst ohne seine Bewilligung 1781 zu
Gießen
[* 4] erschienen und dem Verfasser durch ihren
beißenden
Witz und ihre scharfe
Ironie auf verschiedene Persönlichkeiten viele
Fehden zuzogen. Sie wurden später in seine
»Vermischten
Schriften«
(Altenburg
[* 5] 1783, 2 Bde.) aufgenommen und erschienen auch
in seinen »Gesammelten poetischen und prosaischen schönwissenschaftlichen Werken«
(Berl. 1841, 4 Bde.)
sowie neuerdings in
Kürschners
»Nationallitteratur«, Bd. 73 (hrsg.
von
Minor, Stuttg. 1883).
2) Viktor, siebenbürgisch-sächs. Dialektdichter, geb. 1826 zu Kerz in Siebenbürgen, studierte in Hermannstadt, [* 6] trat dann bei der k. k. Finanzlandesdirektion in den Staatsdienst und starb Er veröffentlichte: »Gedichte in siebenbürgisch-sächsischer Mundart«, mit hochdeutscher Übersetzung und einer Einleitung: »Über Volkssprache und Mundarten« (Hermannst. 1862), worin die Naivität und Gemütlichkeit der siebenbürgischen Sachsen [* 7] mit vielem Glück zum Ausdruck kommt.