Käfer
[* 2] (Koleopteren, Coleoptera), eine Ordnung der Insekten [* 3] (s. d.); sie heißen auch Scheidenflügler oder Deckflügler, weil ihr vorderes Flügelpaar von einem härtern, meist hornartigen Gewebe [* 4] ist, nur die Decke [* 5] oder Scheide der eigentlichen Flügel ausmacht und deshalb mit dem Namen Flügeldecken belegt wird. Selten sind diese Flügeldecken weich, fast häutig, oder so kurz, daß sie den Hinterleib nicht ganz decken, wie bei dem Maiwurm, den Raubkäfern u. s. w. Die Flügeldecken können sich vom Körper nur im rechten Winkel [* 6] entfernen und schlagen im Fluge nicht, sondern bleiben während desselben nur in dieser Richtung ausgebreitet.
Nur wenige Käfer
breiten die Flügeldecken beim Fluge nicht aus; bei einigen Käfer
gattungen sind sie längs der
Mittellinie verwachsen, und die Hinterflügel fehlen dann oder können nur seitlich darunter hervorgebreitet werden. Selten
sind sie nur angedeutet oder beinahe fehlend, wie beim Weibchen des Johanniswürmchens. Die Flügeldecken
tragen auch den Farbenschmuck, der viele Käfer
auszeichnet, und die Beschaffenheit ihrer Oberfläche sowie diejenige
des
Kopfes und des Brustschildes bietet gute
Kennzeichen zum Unterscheiden der Käfer
arten.
Das unter den Flügeldecken gelegene hintere Flügelpaar, welches die eigentlichen Flügel ausmacht, ist häutig, geädert,
länger als die Flügeldecken, im Zustande der Ruhe vom Außenrande mittels eines
Gelenks nach innen zurückgeschlagen
und außerdem der Länge nach gefaltet, so daß es nur einen verhältnismäßig kleinen Raum in der Ruhe einnimmt. Der
Kopf
der Käfer
ist frei beweglich, trägt zusammengesetzte, oft ausgerandete oder geteilte
Augen, die bei manchen unterirdisch lebenden
Gattungen fehlen, und hat, mit Ausnahme einiger Gattungen der
Raubkäfer, keine Nebenaugen, meist elfgliedrige
Fühler von sehr verschiedener Form und beißende, sehr selten saugende Mundteile mit
Kiefer- und
Lippentastern.
Der erste Brustring (prothorax) ist frei und meist stark entwickelt, oft mit Dornen bewaffnet; die mit Krallen versehenen und oft verschieden gestalteten Füße haben meist fünf, seltener vier oder drei Glieder [* 7] an der Fußwurzel (tarsus). Die Verwandlung ist vollkommen; die mit einem hornigen Kopf, drei Fußpaaren versehenen oder ganz fußlosen Larven leben meist verborgen in Erde, Pflanzen u. s. w. und sind gewöhnlich farblos; die ruhenden Puppen lassen alle Gliedmaßen frei sehen.
Die meisten Käfer
sind für die menschliche Ökonomie gleichgültig, viele schädlich; nur unter
den fleischfressenden giebt es einige
Arten, welche durch Zerstörung anderer
Insekten, Schnecken
[* 8] und
Würmer
[* 9] nützlich werden.
Als direkt dem
Menschen nützlich könnten noch erwähnt werden die
Blasenkäfer, welche in der Heilkunde Verwendung finden,
und einige besonders prachtvolle
Arten
aus den Familien der
Rüsselkäfer
[* 10] und der
Schildkäfer,
[* 11] die zu Schmucksachen
[* 12] verarbeitet werden.
Für die
Einteilung der über 80000 bekannte
Arten zählenden Ordnung der Käfer
sind die Zahl der Fußglieder, die
Bildung der
Fühler und der Mundteile maßgebend. Man unterscheidet gewöhnlich vier Hauptgruppen: Fünfzeher (Pentamera) mit fünf Tarsalgliedern,
wozu die meisten
Sippen gehören, einschließlich der scheinbar vierzehigen Käfer
(Cryptopentamera), bei denen
die Füße scheinbar vier-, in Wahrheit aber auch fünfgliedrig sind, indem das vorletzte vierte Fußglied sehr klein und
versteckt ist; Verschiedenzeher (Heteromera) mit fünf Tarsalgliedern an den vordern, vier an den beiden hintern Fußpaaren
(Schwarzkäfer
, span. Fliegen
[* 13] u. s. w.);
Vierzeher
(Tetramera) mit vier Tarsalgliedern, wozu namentlich
die
Rüssel-,
Borken-,
Bock- und
Blattkäfer gehören, und endlich die nur aus den Marienkäfern
bestehende Gruppe der Dreizeher
(Trimera) mit drei Tarsalgliedern. Hierzu die
Tafeln: Käfer
I und II; zur Orientierung s.
Insekten (Bd. 9, S. 627b, D). -
Vgl. Fabricius, Systema eleutheratorum (2 Bde., Kiel [* 14] 1801);
Redtenbacher, Fauna austriaca (2. Aufl., Wien [* 15] 1856-58);
Lacordaire, Genera des coléoptères (12 Bde., Par. 1857-76);
Erichson, Naturgeschichte der Insekten Deutschlands, [* 16] Abteil. 1: Coleoptera, Bd. 1-6 (Berl. 1848-88);
Gemminger und Harold, Catalogus coleopterum (12 Bde., Münch. 1868-76);
Ackermann, Die Käfer
zum Gebrauche
beim Unterricht und zum Selbstbestimmen (Hersfeld
[* 17] 1871);
Koleopterologische Hefte, hg. unter Mitwirkung mehrerer Fachgenossen von E. von Harold (Münch. 1867-79).