Kabīren
(grch.
Kabeiroi), geheimnisvolle Gottheiten, deren
Mysterien in späterer Zeit zu den angesehensten
in ganz
Griechenland
[* 2] gehörten. Hauptverehrungsstätten waren
Lemnos, Imbros, Samothrake und die benachbarte
Küste von
Troas.
Eine bestimmte
Vorstellung von dem Wesen der Kabiren
läßt die äußerst geringe Überlieferung nicht zu; allen gemeinsam ist
eine gewaltige, geheimnisvolle Macht. Die lemnischen Kabiren
sind dem Dionysos
[* 3] und
Hephaistos
[* 4] verwandte
Dämonen,
die pergamenischen werden als
Söhne des
Uranos, die samothrakischen als
Söhne
Apollons bezeichnet.
Genaueres ist über den thebanischen Kult durch die kürzlich unternommenen
Ausgrabungen (Mitteilungen des
Deutschen Archäologischen
Instituts,
Athen
[* 5] 1888) des Kabiren
tempels bei
Theben ermittelt. Die Überlieferung schreibt seine Einrichtung, die, nach dem
Alter des
Tempels zu schließen, in das 6. Jahrh.
v. Chr. zu reichen scheint, einem athenischen Priester
Methapos (vermutlich einem Zeitgenossen des Onomakritos) zu;
er scheint von Athen aus die orphischen Mysterien nach Theben gebracht und an den dort heimischen Dionysoskult angeknüpft zu haben. In Theben wurde ein Kabeiros verehrt;
Vasenbilder (die wohl das Kultbild wiedergeben) stellen ihn, einen bärtigen Mann, dem Dionysos ähnlich, auf einem Lager [* 6] hingestreckt dar, das Haupt mit einem Epheukranze umwunden;
in der Rechten trägt er einen Becher [* 7] (Kantharos). [* 8]
Er war hier hauptsächlich
ein Gott der Herden und neben ihm wurde Demeter
[* 9] Kabiria verehrt. Überall waren mit dem Kabiren
kultus
Mysterien und mystische
Weihungen verbunden; den größten Ruhm genossen die samothrakischen, die ihre höchste Bedeutung in der macedon. Zeit (schon
Philipp und Olympias ließen sich aufnehmen) und unter der röm. Herrschaft erreichten. Vorzugsweise
nahmen Seefahrer die
Weihen, denn gegen des
Meers Gefahren galt der Schutz der Kabiren
für besonders wirksam. Das große Fest
scheint jährlich im Hochsommer drei
Tage hindurch (20. bis 22. Juli) stattgefunden zu haben. –
Vgl. Rubensohn, Die Mysterienheiligtümer in Eleusis und Samothrake (Berl. 1892).