Kabel
,
im Schiffswesen dicke
Taue, die einen
Umfang von über 15 cm haben und in bestimmter
Weise
geschlagen (d. h. gedreht) sind. Gewöhnliches
Tauwerk besteht aus dünnen Hanffäden, den Kabel
garnen. Diese haben fast stets
dieselbe
Stärke
[* 3] und werden in
Stränge (Duchten oder Kardeele) zusammengedreht, wobei die Zahl der Garne die
Dicke des
Tauwerks
bestimmt. Drei oder vier solcher Duchten werden dann zusammengeschlagen und bilden das
Tau. Bei Kabel
werden
drei solcher
Taue noch einmal und zwar den entgegengesetzten Weg (d. h. andersherum), wie die Duchten
zusammengeschlagen, und man nennt diese
Manier Kabel
schlag, während die Anfertigung aus drei oder vier Duchten
Trossen- oder
Wantschlag heißt.
Kabeltaue nannte man früher die Ankertaue, die bei großen Schiffen einen
Umfang bis zu 60 und mehr Centimeter
hatten. Seit 50 Jahren sind sie durch
Ankerketten verdrängt. Kabelgatt
heißt auf Schiffen der Raum im untern Schiffe,
[* 4] wo
früher die
Kabeltaue, jetzt aber das
Tauwerk aufbewahrt wird. (S. auch
Tauwerk.) Im Telegraphenwesen nennt man Kabel
(Telegraphenkabel,
früher auch Telegraphenseil) einen unter Wasser, in feuchtem Erdboden oder sonst durch feuchte Räume
(z. B.
Tunnel)
[* 5] zu führenden isolierten Leiter für elektrische
Ströme. (S.
Telegraphenleitung.) Jedes solche Kabel
besteht aus
drei
Teilen: dem Leiter, der Isolier- und der Schutzhülle. Jeder mit einer isolierenden Schicht überkleidete Leiter (überzogener
Draht)
[* 6] wird Kabelader
genannt; die seilartige
Verbindung mehrerer solcher
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen. ¶
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Adern liefert eine Kabellitze. Der Leiter wird aus mißlichst chemisch reinern Kupfer
[* 8] hergestellt und auf Seilmaschinen aus
drei bis sieben Kupferdrab- ten von 0,6 bis 0,7 mm Dicke zu einer Litze zusam- mengedreht, damit beim Reißen eines Trabtes
nickt die ganze Leitung versagt; einiqe atlantische Kabel
baben sogar eine zwölfdräbtige Ätze. Als isolie-
renden Stoff benutzt man Guttapercha; Kautschuk isoliert zwar besser, ist aber im Wasser nicht so baltbar, während Guttapercha
wieder durch die Lust und Wärme
[* 9] brüchig wird.
Teils um die Isolierung zu erhöben, teils um die auf Preßmaschinen nach- einander über den Draht gebrachten einzelnen (ge- wöhnlick drei bis vier) Schickten Guttapercka zu vereinigen und fest aufeinander sowie an den Trab- ten haftend zu machen, bringt man zwischen diese Lagen wie auch unmittelbar um die Trabtlitzen gewisse klebrige, aber ebenfalls isolierende Mi- schungen, von denen eine der gebräuchlichsten das aus Guttapercha, Holzteer und Harz hergestellte Chatterton-Compound ist. Je dicker der Leiter im Querschnitt.
Die Seele des Kabel
bilden sieben Guttaperchaadern. (^ . . . (^ , welche die Leiter I.i ... 1.7 entbalten. Die mittelste
Ader (^ ist in ^ig. 1 üder die sie umgebenden sechs andern Adern vorragend gezeichnet, um die Bestandteile einzeln zu zeigen.
Jeder Leiter ist eine aus sieben Kupfer- drädten je von der stärke des Drahtes I gebildete Litze und
mit zwei Lagen Guttapercha isoliert, deren erste bei F sichtbar ist; die zweite hat einen Durch- messer von einander unterscheiden
zu können, sind (^ und (-2 beim Impressen der Guttapercha mit einer bez. mit zwei seinen Längsmarken
in Gestalt einer geringen Erböhung des Isolationsmaterials versehen. Die übrigen außen liegenden Adern 63, O4, (^5 und
(^ werden in der Richtung gezäblt, welche durch Oi und ^2 angegeben ist (vom Anfang des Kabel
gegen das Ende hin gesehen in der
Richtung, wiederUbr- zeiger laust).
Zwischen je zwei Adern liegt ein Inte- faden^ der Länge nach, um den Zwischenraum aus- zufüllen, woraus dann die Umwicklung mit Iutefäden 5 ^^- 5/ 6^ ^ ^ ^ [* 7] Fig. 1. genommen werden muß, um so größer muß auch die Ticke der Isolierschicht genommen werden; bei dem hohen Preise des Isolationsmaterials ist daher die Verwendung möglichst gut leitenden Kupfers höchst wichtig. Sehr sorgsam müssen die Verbin- dungen (Lötungen) zweier Adern zu einem längern Stück ausgeführt werden; es werden dabei zunackst die Isolierhüllen beider Kabellitzen spitz zulaufend so weit weggeschnitten, daß die Kupferlitze auf etwa 3 cm frei liegt, dann die Drähte auseinander ge- dreht und seder auf etwa 1,5 cm blank geputzt, dann wieder zusammengedrebt und mit reinem Lötzinn zusammcngelötet, jede Litze darauf mittels einer Feile [* 10] schräg zugcschärst und beide zusammen- gelötet, mit feinem Vindedrabt umwickelt, wieder mit Hanf, wodurch grö- ßere Sicherheit beim Rei- hen eines Umhüllungs- drahtes erreicht wird.
Der Durchmesser und die An- zadl der Leiter für ein Kabel
sind sehr verschieden. Er- sterer wechselt etwa zwi- verlötet,
nochmals umwickelt und die beiden Enden der Umwicklung auf 3-4 mm mit der Litze selbst verlötet und endlich das Ganze mit
Compound und mehrern Lagen Guttapercha sorgfältigst üder- kleidet. Die so fertigen ifolierten Drähte
werden in fast paralleler Lage, nur wenig umeinander gewun- den, mit geteertem Manilahanf umwickelt und zu einem Tau vereinigt.
Gewöhnlich ordnet man zwei solche, in entgegengefetzten Nicktungen aufgewickelte ! scden2 und li,5cm, letztere Manilahanslagen
an. Zur Sicherung des Taues zwiicken 1 und 7 Leitern; gegen äußere Beschädigungen kommt endlich über
die Hanfumwicklung noch eine Lage starker Eisen- drähtc oder Drahtlitzen, bei Erdkabeln
dagegen ein Eisenrobr; bei Seekabeln
verwendet man snack Siemens' Vorschlag) wohl auch, da selbst verzinktes Eisen
[* 11] vom Meerwasser angegriffen wird, Streifen von
Kupferblech.
Ein Erdkabel
der deutschen Neickstelegraphen- vcrwaltuug in der für die großen Linien angenom- menen
Bauart ist in vorstebendcn
[* 7]
Fig. 1 u. 2 in Ansicht und im Qucrscknitt in knapp zwei Drittel natürlicher Größe abgebildet;
dazu in mg. 3 nock in natürlicher Größe das Kabel
Berlin-Kiel (1877)
[* 7]
Fig. 2. ^ folgt. Über die so hergestellte Seele ist die
Schutz- bülle 3 (die Armatur oder Bewehrung), be- Nedend aus 20 je 3,75 mm starken verzinkten Eisen- dräbten,
mit gegen die Richtung der Iutefäden um- gekehrt gerichtetem Drall aufgewunden; diese endlich wird von der Asphalthülle ^
bedeckt und bildet mit ibr das sertigeK., dessen^tärke etwa32,5mmbeträgt.
Beim überschreiten von Flüssen werden die Kabel zum Sckutz gegen Beschädiguugen durch dieSchiffsankcr in gegliederte gußeiserne Muffen eingeschlossen. Neuerdings wendet man zur Umhüllung bei See- kabeln hänfig Stabldrähte an, welche selbst mit ge- teertem Hanf dicht be- wickelt werden, oder auch man umspinnt sie außen [* 7] Fig. 3. Tienectabel erhalten jetzt in der Regel nur einen Leiter. Mit dein Durchmesser steigt die Festigkeil, aber auch das Gewicht. Man macht daher für Tiefseekabel die Eisendrahthülle so schwach, als es der Zug, welchen sie beim Versenken auszuhalten hat, zuläßt; dagegen verstärkt man die Schutzhülle des in mehrfacker Adstusung bei Annäherung an die Küste, giebt dem in nächster Nähe der wüsten, wo es durch die Bewegung des Wassers aus Felsen gescheuert wird, eine sehr starke Schutzhülle, oder selbst eine doppelte, wie dies [* 7] Fig. 4 u. 5 in zwei Drittel natürlicher Größe veranschaulichen, von denen [* 7] Fig. 5 das Tieffeekabel, [* 7] Fig. 4 das eine Artikel, die man unter 5T vermißt, sind unter (5 aufzusuchen. 1* ¶
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Userende des von Siemens Brothers in London [* 13] angefertigten Kabel zwischen Hongkong und Shang-Hai (1671) darstellt. [* 12] Fig. 6u. 7 endlich zeigen das atlan- tische Kabel von 1865 in halber natürlicher Größe. Der Leiter I. ist mit vier GuttaperchalaaM ^ einer Lage geteerten Hanfs II und einer Schutzhülle 8 aus zehn mit geteertem Hanf umsponnenen Eifcn- dräbten überzogen. Während der Fabrikation muß die Isolierung und das Leitungsvermögcn jedes einzelnen Kabel- stückcs sorgfältig ge- prüst werden', ähn- lich beim Verlegen in die Erde und beim Versenken ins Meer, weshalb man wäh- [* 12] Fig. 4. [* 12] Fig. 5. rcnp der ganzen Dauer der Versenkung durch das Kabel selbst ^nit dem Lande in beständigem tclegr.
Verkehr bleibt. Da die Guttapercha in der Wärme leidet, so werden die in den Zwischenpausen ihrer Fabrikation in großen, stets mit kaltem Wasser z gefüllten eisernen Bassins gehalten und auf den sie verlegenden Kabclschiffcn in dunkeln und kühlen [* 12] Fig. 6. [* 12] Fig. 7. Räumen aufbewahrt. Beim Auslegen des Kabel wird seine Ablaufgefchwindigkeit durch Vremfen regu- liert. Die Geschwindigkeit des Schiffs muß mit der des ablaufenden in richtigem Verhältnis stehen, damit weder das Kabel zu sehr gespannt wird, noch unnütz viel von demselben abläuft.
Nachdem man vorher schon mehrfach Vorfchläge zu unterirdifcben Leitungen und auch Versuche im kleinen gemacht batte, entdeckte Werner Siemens in der Guttapercha einen geeigneten Isolator für und konnte 1847 zwei je ^ Meile lange, mit reiner Guttapercha isolierte Kupferdrähtc als ersten Versuch entlang der Anhalter Bahn versenken; 1848 wurde diese Linie bis nach Großbceren (18,4 km) verlängert und die dabei verwendeten Drähte wur- den mittels der 1847 erfundenen Guttapcrchapreffe mit einer nahtlosen Ifolicrhülle versehen.
Die seit 1848 in Europa [* 14] hergestellten unterirdischen Tele- graphenleitungen wurden bald wieder als unbrauch- bar aufgegeben, da infolge des zu großen Schwefel- zufatzes zur Guttapercha, und weil man die Masse in zu hoher Temperatur verarbeitet batte, die Iso- lation bald mangelhaft wurde. Das 1851 von Sie- mens & Halste in Berlin [* 15] verlegte Kabel hatte über der Guttaperchaadcr eine etwa 1,5 iuin dicke Blei- dülle und war teilwcife bis nach 1860 im Betrieb. Die wieder mit reiner Guttapercha ifolierten Ilnter- ieeleitungcn, deren erste 1850 (und 1851) zwischen England und Frankreich versenkt wurde, lieferten Artitol. die man unt^r K verm gute Erfolge.
Seitdem verbreiteten sich die unter- feeifchcn Kabel rafch über die ganze Erde. Anfang 1889 hatten die im Betrieb befindlichen Seekabel eine Länge von etwa 210000 km, davon 205000 km mit nur einer Lcitungsader. Recknct man, daß 22 224 km bei frühern Verfuchen verloren gegangen sind, so wären nach und nach rund 231000 km in die Tiefe des Meers vcrfenkt worden. Für das unterseeische Kabelnetz war bis dahin ein Anlage- kapital von annähernd 800 Mill. M. aufgewendet worden; hiervon entfallen etwa 700 Mill. M. auf die Kabelgesellsckasten.
Nach der im Herbst 1889 veröffentlichten Liste waren^798K. von 12524 See- meilen Länge mit 18770 Seemeilen Leitungen im Staats-, 247 Kabel von 107540 Seemeilen mit 507846 Seemeilen Leitungen im Gefellfchaftsbetrieb, alfo im ganzen 1045 Seekabel von 120070 Seemeilen Länge (126 616 Seemeilen Leitungen). Die im April 1892 ausgegebene Kabclliste enthält in der- felben Folge die'Zahlen: 880, 14480, 21561 und 288, 125864, 127 633;
zufammen 1168, 140344, 149194. Im Laufe des 1.1892 wurden noch etwa 3000 Seemeilen Gcsellschaftskabel gelegt, sodaß Ende 1892 die Länge der Gesellschaftskabel rund fast 240000 kin betrug. 1888 trat eine sog. Kabcl- schutzkonvcntion, internationale Bestimmungen, zum Schutz der unterseeischen Telcgraphenlinicn, in Kraft [* 16] (s. Telegrapbenverkcbr).
Über die Lage der s. Karte: Atlantischer [* 17] Oeean und Karte: In- discher Ocean. Mit der Leguug von ausgedehnten unterirdi- schen Telegraphcnlinicn ging zuerst Deutschland [* 18] vor. Das 1876-81 hergestellte Netz verbindet die militärisch wichtigsten Plätze unterirdisch mit Berlin und uuter sich; ferner sind die hervorragenden Plätze der Nordfeeküste mit dem Kriegshafcn Kiel [* 19] fowie mit Hamburg [* 20] und Berlin verbunden. Näheres über die Länge der Kabel f. Deutschland und Deutsches Reich (Bd. 5, S. 145). Die Kabel enthalten meist sieben Adern, auf fünf Linien dagegen nur vier Adern.
Das auf- gewendete Kapital beläuft sich auf 32,2 Mill. M.; hiernach kostet 1 kiu 800 M., während 1 km ober- irdische Leitung etwa 110 M. kostet. Frankreich hat erst 1880 mit Herstellung eines unterirdischen Netzes begonnen und besaß Ansang 1890 nur 3800 km Hauptlinien in gußeisernen Röhren [* 21] und 1100 km Nebenlinien mit ^chutzdrähten; die Gesamtlänge der Leitungen betrug 23000 kiu. Für telephonische Zwecke (Fernsprech- anlagen) sind in jüngster Zeit Kabel ein sehr drin- gendes Bedürfnis geworden, weil in den großen Städten mit dem raschen Wachsen der Zahl der Teilnehmer an den Telephonanlagen die Schwie- rigkeiten in den oberirdischen Leitungen auf den Dächern und an den Häusern gewaltig wuchsen.
Da aber die Telephonkabel (Fernsprech- kabel) eine große Anzahl von Leitungen in sich enthalten sollten und im Telephon sich auch sehr schwache Ströme hörbar machen, so mußte bei der Herstellung solcher Kabel ganz besonders darauf Rücksicht genommen werden, daß die störenden Einflüsse der Induktion [* 22] beseitigt werden, infolge deren ein auf dem einen Drahte geführtes Gefprä'ch auf einem andern benachbarten Drahte mitgehört werden kann. Um dies zu erreichen wird entweder jede einzelne Kabelaver in ein aus dünnem Kupfer- blech bestehendes Fach gelegt (Fächerkabel), oder mit einer ^tanniolhülle umgeben, durch welche sämt- liche Adern eines auf idrcr Oberfläche in me- iüt. sii.d untcr C aufzusuchen. ¶