Kabbăla
(hebr., «Überlieferung», worunter man ursprünglich sowohl die nichtmosaischen heiligen Bücher als die mündlich überlieferte Lehre [* 3] verstand), seit dem 12. Jahrh. Name der allmählich zu einer eigenen Schule und Litteratur ausgebildeten Geheimlehre der Juden, deren Elemente schon in dem pers.-macedon. Zeitalter sichtbar werden und deren Grundlage die orient. Emanationslehre ist. Bei Philo, im Talmud und in den Midraschim finden sich allerdings theol.-philos.
Darstellungen, die zum Teil von den Spätern aufgenommen wurden; doch das erste kosmogonische Buch ist das Buch Jezira (s. d.) aus dem 7. Jahrh., das dem Akiba (s. d.) untergeschoben wurde. Indes erst seit der letzten Hälfte des 12. Jahrh. zog die Geheimlehre, die sich anfangs nur über Gott und Schöpfung ausbreitete, Exegese, Moral und Philosophie in ihre Sphäre und wurde so zu einer mystischen Religionsphilosophie. Die dieser Lehre in den folgenden drei Jahrhunderten gewidmeten zahlreichen Schriften lehrten den geheimen Sinn der Heiligen Schrift und ihrer Auslegungen, der Hagadahs (s. d.), die höhere Bedeutung der Gesetze, sowie durch Anwendung göttlicher Namen und heiliger Sprüche das Wunderthun.
Ein großer
Teil der kabbalistischen
Schriften ist anonym oder pseudonym. Das höchste Ansehen genießt
das
Buch
Sohar (s. d.). Die Gegner der Kabbala
waren die
Philosophen und
zum
Teil die Talmudisten. Mit dem Niedergange wissenschaftlicher
Bestrebungen unter den
Juden, besonders seit der Vertreibung aus
Spanien
[* 4] (1492), unter dem Drucke der
Zeiten erhielten die kabbalistischen
Studien in
Palästina
[* 5] und
Italien
[* 6] einen neuen Aufschwung, arteten jedoch in
Magie und Buchstabenklauberei
aus und haben abergläubische Gebräuche erzeugt. Trotzdem beschäftigten sich seit Reuchlin auch christl.
Gelehrte, wie
Knorr von Rosenroth,
Helmont u.a. mit denselben. –
Vgl.
Frank, Die Kabbala
(deutsch von Jellinek, Lpz. 1844);
Jellinek,
Beiträge zur Geschichte der Kabbala
(ebd. 1851–52);
ders., Auswahl kabbalistischer Mystik (Heft 1, ebd. 1852);
Rubin,
Heidentum und Kabbala
(Wien
[* 7] 1893).
(S. Jüdische Litteratur.)