1) J.I., geboren zu Tauresium in
Illyrien als der Sohn eines
Bauern, wanderte alsJüngling aus seiner
Heimat nach
Konstantinopel,
[* 2] wurde dort in die
Leibwache ausgenommen, stieg in derselben rasch bis zum Oberbefehlshaber empor
und wurde nach
Anastasius'
Tod (518) von den
Soldaten zum
Kaiser ausgerufen. So unwissend, daß er weder lesen noch schreiben
konnte und seine
Unterschriften mittels einer
Schablone geben mußte, bewies er sich auch sonst seiner
Aufgabe als
Kaiser wenig gewachsen. Er überließ die
Regierung seinem
Quästor Proclus
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und seinem Schwestersohn Justinianus, den er adoptierte und endlich vier Monate vor seinem Tod zum Mitregenten annahm. Er starb 1. Aug. 527.
2) J. II., Sohn der Schwester Justinians, Bigleniza oder Vigilantia, ward, durch seine Gemahlin Sophia, eine Schwestertochter
der Theodora, dem kaiserlichen Haus noch näher stehend, 565 seines Oheims Nachfolger, obwohl ein andrer
J., als von einem Bruder des Kaisers abstammend, nähere Rechte hatte. Er verkündigte sogleich allgemeine Amnestie, opferte
aber die Gehilfen von Justinians Erpressungen dem Volkshaß, befriedigte die Ansprüche derer, denen Justinian unter der Maske
von AnleihenGeld abgenommen hatte, führte das Konsulat wieder ein und stellte den durch seines Oheims
Aphthartodoketismus gestörten kirchlichen Frieden wieder her, indem er sich zum orthodoxen Dogma bekannte.
1) (gewöhnlich Marcus Junianus J. genannt) röm. Geschichtschreiber, verfaßte wahrscheinlich im 2., nach
andern im 3. oder 4. Jahrh. n. Chr. einen Auszug aus der Universalgeschichte der Alten Welt, welche Trogus Pompejus zur Zeit
des Augustus unter dem Titel: »Historiarum Philippicarum libri XLIV« geschrieben hatte,
welche aber verloren gegangen ist. Von den Lebensumständen des J. ist nichts bekannt. Außer dem ersten Druck (Rom
[* 6] 1470) erwähnen
wir die mit Anmerkungen der ältern Erklärer versehene Ausgabe von Frotscher (Leipz. 1827-30, 3 Bde.),
die von Dübner (das. 1831), von Dübner und Johanneau (Par. 1838, 2 Bde.)
und die Schulausgaben von Fittbogen (Halle
[* 7] 1835), Jeep (Leipz. 1859), Hartwig (Braunschw. 1860, 3 Bde.)
und Rühl (Leipz. 1886). Übersetzungen lieferten Kolbe (2. Aufl., Münch. 1824-28, 2 Bde.), Schwarz (Stuttg. 1834-36, 6 Bde.)
und Forbiger (das. 1867).
Vgl. Rühl, Die Textesquellen des J. (Leipz. 1872);
Derselbe, Die Verbreitung des J. im Mittelalter
(das. 1872).
Nach Rom gekommen, schrieb er zwischen 150 und 160 die an den Kaiser gerichtete Apologie mit einem Nachtrag, der sogen. zweiten
Apologie, unter Mark Aurel noch das Gespräch mit dem Juden Tryphon. Bald darauf, etwa 165, endigte er als
Märtyrer. SeinTag ist der 13. April. Seine Werke, worunter viele unechte, wurden zuletzt herausgegeben von Otto (3. Aufl., Jena
[* 9] 1876 ff.).