Juraken
,
Volksstamm, s. Samojeden.
Juraken
4 Wörter, 35 Zeichen
Juraken,
Volksstamm, s. Samojeden.
(»Selbstesser«, d. h. Kannibalen, so von den Russen genannt, während sie sich selbst als Chasowa, Hasawa, d. h. Menschen, bezeichnen) waren früher ein zahlreiches Volk, bewohnen aber jetzt nur noch in einer Zahl von 16,000 Seelen die Küsten des Eismeers vom Weißen Meer bis zur Chatangabucht, während sie früher an der Sajanischen Gebirgskette und am Ob und Jenissei saßen, bis sie von ostjakischen und tatarischen Stämmen zersprengt und nach Norden [* 3] gedrängt wurden.
Sie zerfallen in vier Stämme: den jurakischen, den tawgyschen (Awamsche S.), den jenisseischen und den ostjakischen. Davon sind die beiden ersten Stämme Renntiernomaden, der vierte Stamm ernährt sich vorwiegend durch Jagd und Fischfang, während der dritte an beiden Beschäftigungen teilnimmt. Die nomadisierenden Stämme wohnen unter Zelten, die Jagd und Fischfang treibenden in kleinen Hütten. [* 4] Außerdem gehören zu den S. noch die Sojoten, Matoren, Koibalen, Karagassen und Kamassinzen an beiden Abhängen des Sajanischen Gebirges und am obern Jenissei.
Alle diese Stämme haben ihre eigentümliche Sprache [* 5] und ihre Sitten bereits aufgegeben und sind größtenteils türkisiert, zu einzelnen Teilen auch burätisiert worden. Sie sind Heiden, die an ein höchstes Wesen (Num) glauben und hölzernen Götzenbildern Opfer bringen. Ihre mächtigen und einflußreichen Schamanenpriester, Tadebi genannt, sind zugleich Ärzte und genießen als Vermittler zwischen den Göttern und Menschen großes Ansehen. Die Behandlung der Frauen ist eine unmenschliche; sie gelten den S. als unreine Personen, die gewisse Teile des Tschum (konisches Zelt aus Renntierhäuten mit einem Loch im Dach [* 6] zur Ableitung des Rauchs von dem in der Mitte auf dem Boden befindlichen Feuerplatz) gar nicht betreten dürfen.
Die Tracht der Männer besteht aus einem weiten und langen Päsk, welcher um den Leib herum durch einen mit Knöpfen und Messingbeschlägen reichverzierten Gürtel [* 7] zusammengehalten wird. Stiefel und Kopfbedeckung bestehen aus Renntierfell. Die Tracht der Frauen ist ein ziemlich langes, am Leib eng anschließendes Kleid aus Renntierhaut, welches so dünn ist, daß es von der Mitte an in hübschen regelmäßigen Falten herunterfällt; der Rock ist mit Volants oder Fransen von Hundefell besetzt. Das schwarze struppige Haar [* 8] wird nach hinten in zwei mit Riemen zusammengeflochtene Haarbüschel eingeteilt. Beide Geschlechter sind klein von Wuchs und wetteifern in Unreinlichkeit miteinander (s. Tafel »Asiatische Völker«, [* 9] Fig. 5). Castrén lieferte eine Grammatik ihrer Sprache (Petersb. 1854) sowie ein Wörterbuch (das. 1855).
Vgl. Le [* 10] Bruyn, Historische Nachricht von den S. (Riga [* 11] 1769);
Castrén, Ethnologische Vorlesungen (Petersb. 1857);
Friedr. Müller, Grundriß der Sprachwissenschaft, Bd. 2 (Wien [* 12] 1882).