Junĭus,
s. Juni.
Jün-ho - Junius (Brief
Junius
2 Seiten, 1'073 Wörter, 7'423 Zeichen
s. Juni.
Junius,
Briefe des, eine der merkwürdigsten Erscheinungen in der polit. Litteratur der Engländer.
Sie erschienen unter dem
Pseudonym Junius
im
«Public
Advertiser» vom bis und griffen die Mitglieder des
Kabinetts und andere Staatsbeamte, die
Tribunale, das Parlament, selbst den König schonungslos, aber mit
Talent, Sachkenntnis
und
Beredsamkeit an. Ein deshalb wider den Herausgeber, den
Buchdrucker Woodfall, 1770 von der Regierung
erhobener Prozeß verlief ergebnislos. J. veranstaltete selbst 1772 eine Gesamtausgabe seiner
Briefe mit einer Widmung an
das engl.
Volk und einer Vorrede.
Junker (Jungherr) - Ju
* 3
Seite 59.1007.
Neu, vermischt mit zahlreichen andern
Briefen, gab sie Woodfalls, des ersten
Verlegers, Sohn heraus (3 Bde., 1812–14). Eine
fernere
Ausgabe wurde 1849 von John
Wade veranstaltet (Neuausgabe: «Junius
, A new and enlarged Edition», 2 Bde.;
Bd. 1, Lond. 1873; Bd.
2, 1869) mit einer ausführlichen
Darstellung der verschiedenen Mutmaßungen über den Ursprung der
Briefe sowie den an den
Publizisten Wilkes und an Lord Chatham gerichteten Privatbriefen. Das Publikum erschöpfte sich in Mutmaßungen über die
Person des Verfassers.
Ohne auch nur annähernde Begründnng schrieb man die
Briefe
General Lee, R.
Glover, dem
Genfer Delolme,
dem
Herzog von Portland, Lord
Temple u.a. zu. Allerhand spekulative Mystifikationen verstärkten die Unsicherheit; so erschienen
London
[* 2] 1800
¶
«Miscellaneous works of Hugh Boyd (author of the Letters of J.)» und «Sketch of the life of Hugh Boyd, supposed author of J.’
letters»; ferner ebendaselbst, mit dem Anspruche, vom Schreiber der Junius
briefe zu sein, 1814 «Memoirs by a celebrated
literary and political character, from the resignation of Rob.
Walpole, in 1742, to 1757». Nach dem Erscheinen der von Woodfalls Sohn besorgten Ausgabe der Privatbriefe
des J. behauptete John Taylor («A discovery of the author of the Letters of J.», 1813),
der als Gelehrter und polit. Schriftsteller bekannte Dr. Francis habe die Briefe verfaßt, sein Sohn Philip Francis habe sie abgeschrieben und zum Druck besorgt, änderte aber 1816 («The identity of J. with a distinguished living character established») seine Vermutung dahin, daß der jüngere Francis (s. unten) ihr alleiniger Urheber sei. Die Beweisgründe dafür waren so schlagend, daß Macaulay sie in einem Aufsatze über Warren Hastings («Edinburgh Review», 1811) für stark genug zur Begründung einer Kriminalanklage gegen Francis erklärte. John Jaques wies, wie schon 1825 Coventry («Critical inquiry into the letters of J.»),
Westindien und Zentral
* 4
Westindien. in der «History of J. and his works» (Lond. 1843) auf den aus dem Siebenjährigen Kriege bekannten
Lord George Sackville hin, ohne diese Annahme mit beachtenswerten Gründen unterstützen zu können, Sir
David Brewster glaubte den wahren J. in dem Iro-Scoten Laughlin Maclean, der 1768 Parlamentsmitglied für Arundel, 1773 General-Kriegskommissar
war und 1777 bei der Rückkehr von Westindien
[* 4] verunglückte, entdeckt zu haben; doch fand er wenig Anklang. J. Britton («The
authorship of the Letters of J. elucidated», Lond. 1848) stellte den Oberstlieutenant Isaar Barré als Verfasser
auf. Dagegen brachte Sir Fortunatus Dwarris in «Some new facts as to the authorship of the Letters
of J.» (ebd. 1850) neue Beweise für die Autorschaft des Ph. Francis vor. J. Symons wollte 1859 den Verfasser der
Junius
briefe in William Burke, dem Bruder Edmund Burkes, erkennen, ohne überzeugende Gründe aufzustellen.
Neuerdings wurde die schon früher am gründlichsten verteidigte Urheberschaft Sir Philip Francis’ von Twisleton aufgenommen und durch die von ihm veranlaßte sorgfältige Vergleichung der Handschriften des J. und des Sir Philip Francis sowie der Korrekturbogen (im British Museum) die Verfasserschaft des letztern zu kaum anfechtbarer Gewißheit erhoben («The handwriting of J. professionally investigated. By Mr. Charles Chabot, Expert. With preface and collateral evidence. By the Hon. Edward Twisleton», Lond. 1871).
Vgl. F. Brockhaus, Die Briefe des J. (Lpz. 1870).
Dublin
* 5
Dublin.Von Verdeutschungen der Briefe des J. ist die von Arnold Ruge (3. Aufl., Lpz. 1867) hervorzuheben; französisch erschienen sie schon 1791. Sir Philip Francis, geb. zu Dublin, [* 5] war seit 1756 auf Regierungsbureaus, zur Zeit des Erscheinens der Briefe des J. First Clerk im Kriegsministerium. Seine Entlassung 1772 ward die Ursache von unzweifelhaft von J. herrührenden, aber unter den Namen Veteran, Nemesis und Scotus gegen den Kriegsminister Lord Barrington gerichteten Briefen.
Die Ernennung des entlassenen Unterbeamten zum Mitgliede der obersten Regierungsbehörde für Bengalen (1773) bot Grund zu der unerwiesenen Annahme, Francis habe sich die hohe und einträgliche Stellung durch Geständnis der Verfasserschaft und Zusicherung fernern Schweigens verschafft. In Bengalen trat Francis sofort in schroffen Gegensatz zu dem Statthalter Warren Hastings (s. d.) und der Politik der Ostindischen Compagnie, nahm, nachdem seine Entzweiung mit Hastings zu einem für ihn unglücklichen Duell geführt hatte, 1780 seinen Abschied und kehrte nach England zurück, wo er längere Zeit Mitglied des Unterhauses war, ein öffentliches Amt aber nicht bekleidete. Er starb –
Vgl. Memoirs of Sir Philip Francis, K. C. B. With correspondence and journals.
Commenced by the late Joseph Parkes, completed and edited by Herman Merivale (2 Bde., Lond. 1867).