Junge Pfalz
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Junge
[* 2] unmittelbare Stadt im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, an der Donau und der Linie Neuoffingen-Ingolstadt der Bayrischen Staatsbahn, Hauptstadt des ehemaligen reichsunmittelbaren Fürstentums (s. unten), 392 m ü. M., hat 7 katholische und eine evang. Kirche, ein ehemaliges Schloß, ein vormaliges Jesuitenkollegium, eine Studienanstalt, ein Studienseminar, eine Realschule, ein Priesterhospitium, ein Englisches Fräulein-Institut, 3 Klöster, einen Historischen Verein mit wertvollen Sammlungen, ein Theater, [* 4] ein Landgericht, ein Bezirksamt und (1885) mit der Garnison (ein Infanteriereg. Nr. 15) 7485 meist kath. Einwohner. In der Nähe das ehemalige Lustschloß Grünau (jetzt Sitz eines Forstamtes), das Hofgestüt Rohrenfeld, die ¶
Ruinen der Altenburg
[* 6] und Kaiserburg und das Dorf Oberhausen,
[* 7] bei welchem das Denkmal des hier gefallenen Latour d'Auvergne (s. d.)
steht. Zum Landgerichtsbezirk Neuburg gehören die elf Amtsgericht zu Dillingen, Donauwörth, Geisenfeld, Höchstädt
[* 8] a. D., Lauingen,
Neuburg, Nördlingen,
[* 9] Öttingen, Pfaffenhofen, Rain und Schrobenhausen. - Neuburg war unter Bischof Simpert von Augsburg
[* 10] (778-809) eine Zeitlang Bischofsitz, dann Hauptort einer Pfalz
grafschaft, deren Inhabern die Vogtei über das Reichslehen Neuburg zustand.
Sie kam im 10. Jahrh. an die Grafen von Scheyern (s. d.) und somit an Bayern.
[* 11] Das ehemalige Fürstentum Neuburg, 2750 qkm (50 QM.)
groß mit gegen 100,000 Einw., bestand aus drei Gebieten: um Lauingen (links der Donau), um Neuburg (zu beiden
Seiten der Donau) und um Allersberg (zwischen Nürnberg
[* 12] und Eichstätt).
[* 13] Am Ende des pfälzischen Erbfolgekriegs (1503-1507)
wurde Neuburg nebst Sulzbach von Bayern an Philipp den Aufrichtigen von der Pfalz abgetreten. Pfalzgraf Otto Heinrich überließ 1557 das
Fürstentum (die sogen. Junge Pfalz) an Wolfgang von Zweibrücken,
[* 14] und dessen ältester Sohn, Philipp Ludwig,
begründete 1569 die ältere Linie Zweibrücken-Neuburg, von welcher sich 1614 die Linie Pfalz-Sulzbach abzweigte. Jene bekam 1614 im
jülich-klevischen Erbstreit (s. Jülich) die Herzogtümer Jülich und Berg, trat bei dieser Gelegenheit zur katholischen Kirche
über, folgte 1685 in der Kurpfalz
und erlosch 1742; diese erbte 1742 die Besitzungen der ältern Linie
und 1777 Bayern (s. Pfalz, Geschichte). Bei der neuen Landeseinteilung Bayerns 1837 ward Neuburg mit Schwaben zu einem Regierungsbezirk
vereinigt.
Vgl. Gremmel, Geschichte des Herzogtums Neuburg (Neuburg 1872).