Jünglingsv
ereine
Ausdehnung (der festen

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Ausdehnung.nennt man auf evangelischer Seite diejenigen geselligen Vereinigungen, welche, namentlich in größern Städten, sich zur Aufgabe setzen, einzeln stehenden jungen Männern, besonders des Arbeiter- und Handwerkerstandes, die Möglichkeit anständiger und anregender Verwendung ihrer freien Zeit zu bieten. Der erste derartige Verein entstand 1824 unter Leitung des Pastors Döring in Elberfeld, [* 2] 1825 folgte ein ähnlicher Verein in Basel, [* 3] 1835 in Frankfurt [* 4] a. M. In Rheinland und Westfalen [* 5] fand die Jünglingssache, deren sich angesehene Geistliche, wie Krummacher in Elberfeld, annahmen, bald solche Ausdehnung, [* 6] daß die vorhandenen Vereine 1848 zu einem Rheinisch-Westfälischen Jünglingsbund zusammentreten konnten, dessen Vorgang 1856 ein Östlicher Jünglingsbund mit dem Mittelpunkt Berlin [* 7] und 1880 ein Nördlicher Jünglingsbund mit dem Sitz Hamburg [* 8] folgten.
Jungmann - Juni

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Seite 9.318.Der Bestand dieser Bündnisse wird gegenwärtig auf 374 Vereine mit mehr als 16,000 Mitgliedern geschätzt. Außerdem bestehen in Berlin und einigen andern großen Städten Christliche Vereine junger Männer, die sich an verwandte amerikanische Unternehmungen anlehnen und nicht ohne Erfolg arbeiten, aber darin von den deutschen Vereinen abweichen, daß sie fast ausschließlich auf religiöse Erweckung des jüngern Geschlechts ausgehen. Im Königreich Sachsen [* 9] zählt man 40 Vereine mit mehr als 2000 Mitgliedern, in Württemberg [* 10] 23 Vereine mit 1100 Mitgliedern, in Elsaß-Lothringen [* 11] 10 Vereine mit 700 Mitgliedern. Die altlutherische Kirchengemeinschaft in Preußen [* 12] unterhält 10 Vereine. In England sollen 300 J. mit großer Mitgliederzahl ¶
mehr
bestehen, in Holland ebenfalls 300 mit 7000 Mitgliedern. Zu diesen allgemeinen Jünglingsv
ereinen kommen außerdem in vielen
größern Städten noch christliche Vereine junger Kaufleute und ähnliche Gesellschaften, die im wesentlichen dieselben Zwecke
verfolgen. Nahe verwandt sind die von Kolping begründeten katholischen Gesellenvereine (s. d.). - Daß die J. einem wirklichen
Bedürfnis entsprechen, beweist schon ihre Geschichte. Gegenüber den Versuchungen, denen unbefestigte
Jünglinge von beschränkter Bildung im Getriebe
[* 14] des großstädtischen Lebens ausgesetzt sind, und den Einflüsterungen von sozialistischer
Seite haben sie eine hohe Bedeutung gerade für die Gegenwart.
Mit Recht wird jedoch von erfahrener Seite darauf gedrungen, daß die Leiter der J. sich vor einseitiger Hervorkehrung der religiösen Seite hüten und auch dem jugendlichen Frohsinn und dem Bedürfnis der allgemein bildenden Unterhaltung ihren Raum gewähren müssen, wenn die Vereine nachhaltigen Einfluß auf die jüngere Arbeiterwelt gewinnen sollen. Vielfach bilden die J. nur einzelne Zweige der evangelischen Vereine für Innere Mission (s. d.) und finden dann räumliche Unterkunft in den Vereinshäusern dieser Gesellschaften oder den von diesen unterhaltenen »Herbergen zur Heimat« (s. Herbergen).
Vgl. Hesekiel, Die Mission an den Jünglingen (Berl. 1864);
Jordan, Die innere Mission an der männlichen Jugend (Verhandlungen der siebenten internationalen Konferenz der J., Halle [* 15] 1875);
Krummacher, Die evangelischen J. (Gütersl. 1881);
Tiesmeyer, Die Praxis des Jünglingsv
ereins (Brem. 1885);
v. Örtzen, Die J. in Deutschland [* 16] (Heilbr. 1886).
Organ der evangelischen J. ist die Zeitschrift »Der Bundesbote« (Berl., seit 1859).