Titel
Judith
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Lager (militärisch)

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Lager.1) jüd. Heldin, Witwe eines gewissen Manasse in Bethulia, rettete ihre von Holofernes, dem Feldherrn des Königs Nebukadnezar, belagerte (sonst unbekannte) Vaterstadt, indem sie ins feindliche Lager [* 2] ging, den Feldherrn durch ihre Schönheit bethörte und ihm, als er trunken gemacht und eingeschlafen war, den Kopf abhieb, worauf die Einwohner das feindliche Heer in die Flucht schlugen. Diese Begebenheit macht den Inhalt des apokryphischen Buches J. aus, fraglos einer Fiktion mit teils politisch-nationalem, teils moralisch-asketischem Zweck.
Bezüglich der Abfassungszeit des Buches J. schwanken die Kritiker zwischen der Makkabäischen Zeit und der Zeit des zweiten jüdischen Kriegs unter Hadrian.
Vgl. Fritzsche, Das Buch J. (Leipz. 1853);
Volkmar, Handbuch der Einleitung in die Apokryphen (Tübing. 1863).
Die That der J. ist oft zum Gegenstand künstlerischer Darstellung gemacht worden, z. B. Erzgruppe von Donatello in der Loggia dei Lanzi zu Florenz; [* 3] Bilder von Luk. Cranach, Horace Vernet, Riedel etc.); auch dichterisch, besonders in dramatischer Form, wurde sie häufig behandelt, z. B. von Hans Sachs (1551), Martin Opitz (1635), Friedr. Hebbel (1840) u. a.
Barcelona

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Barcelona.2) Gemahlin Kaiser Ludwigs des Frommen, Tochter des bayrischen Grafen Welf, ward 819, vier Monate nach dem Tod von Ludwigs erster Gemahlin, Irmengard, mit dem Kaiser vermählt und gebar ihm 823 Karl den Kahlen. Schön und gebildet, erlangte sie bald eine völlige Herrschaft über ihren Gemahl und erregte dadurch den Neid und den Argwohn ihrer Stiefsöhne, welche sie des Ehebruchs mit ihrem Günstling, dem Markgrafen Bernhard von Barcelona, [* 4] beschuldigten und den Kaiser 830 zwangen, J. in ein Kloster zu schicken.
Bald wieder befreit, rief sie durch ihren Übermut und die parteiische Bevorzugung ihres Sohns Karl 832 einen neuen Aufstand der Söhne hervor und wurde nach dem Verrat der letztern auf dem Lügenfeld bei Thann im Elsaß 833 nach Tortona in Italien [* 5] in Gewahrsam gebracht, von wo sie 834 nach ihres Gemahls Wiedereinsetzung nach Aachen [* 6] zurückkehrte. Durch vorsichtige Mäßigung behauptete sie sich nun auf dem Thron [* 7] und starb drei Jahre nach Ludwig dem Frommen, 19. April 843, in Tours. [* 8]
3) Tochter des Herzogs Arnulf von Bayern, [* 9] eine Frau von seltener Schönheit und großem Verstand, wurde 937 mit Ottos I. Bruder Heinrich vermählt, der 948 auch Bayern erhielt, und führte nach ihres Gemahls Tod 955 für ihren unmündigen Sohn Heinrich den Zänker die vormundschaftliche Regierung mit solchem Geschick, daß sie dem Herzogtum eine mächtige und einflußreiche Stellung verschaffte. Als die Empörung ihres Sohns Heinrich gegen Kaiser Otto II. 974 mißlang, nahm sie den Schleier im Marienkloster zu Regensburg, [* 10] wo sie starb. Die Herzogin Hadwig von Schwaben, die Freundin Ekkehards, war ihre Tochter.