in den Waadtländer und Walliser Alpen, im Juragebirge und Kanton Freiburg
oft vorkommend.
Vom mittellatein. juria
= Wald herzuleiten.
Findet sich in den verschiedenartigsten mundartlichen Abänderungen, z. B. als Jor,
Jorat, Jorette, Jorasses, Jeu, Jeur, Jour, Dzeur, Zeur, Zura, Dzâ etc. Vergl. den Art. Jeu.
(Bois deHaute) (Kt. Waadt,
Bez. Grandson).
1080-1160 m. Waldung im Jura; im nw. Abschnitt der Gemeinde Sainte Croix und an der Grenze
gegen Frankreich, in welchen Staat sich der Wald noch eine Strecke weit fortsetzt. Gegen O. grenzt er
an eine sumpfige Ebene, an den Wald des Mont de la Chèvre und an die Hochfläche der Granges de Sainte Croix. Nahe am Wald die
Weiler La Vraconnaz, La Chaux und La Prise Perrier. Trennt die Granges Jaccard vom Châlet des Prés. 2,5 km
lang, im Maximum 1 km breit.
(Bois desGrandes) (Kt. Waadt,
Bez. Cossonay).
1100-1500 m. Grosse Waldung, am obern SO.-Hang der Kette des Mont Tendre und über Montricher.
Wird von einem guten Weg durchzogen, der sie mit Montricher verbindet und von dem eine Abzweigung nach Le Pont im
Jouxthal führt. 300-400 ha gross.
(La) (Kt. Bern,
Amtsbez. Courtelary).
967 m. Sennberg, auf dem Rücken des Vorbergs der ersten Jurakette zwischen Bözingen (Boujean) und
Pieterlen (Perles), n. über diesen beiden Orten.
Grenzt im N. an die
mehr
Gemeinde Vauffelin und im O. an die Gemeinde Romont. In der Richtung OW. vom Fussweg Romont-Frinvillier durchzogen.
(La) (Kt. Freiburg,
Bez. Glâne).
861 m. Gem. und Pfarrdorf, auf einer Anhöhe rechts über dem Ruisseau des Grands Marais; 2,6 km ssö.
der Station Vuisternens der Linie Bulle-Romont. Postablage, Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Au Carroz,
Au Poyet, Les Communs, La Mollietaz, Les Paccottes und Villargerman: 77 Häuser, 458 kathol. Ew.; Dorf: 37 Häuser, 216 Ew. Acker-
und Wiesenbau, Viehzucht. Als eigene Kirchgemeinde 1886 von Vuisternens abgetrennt. Pfarrkirche zu Saint Jean Baptiste. Das
Dorf 1591 «La Ville de la Jor» geheissen.
(La) (Kt. Freiburg,
Bez. Greierz). 900-1620 m. Prachtvoller grosser Wald, bekleidet den Rücken und die Hänge der Berra und des
Cousimbert und zieht sich in der Richtung nach NO. von der Joux du They (Gemeinde Villarvolard) bis zum Burgerwald (Gemeinde
Montévraz) auf eine Länge von 12 km hin; seine grösste Breite mit 2,5 km erreicht er auf Boden
der Gemeinde La Roche. Zerfällt in folgende einzelne Abschnitte: La Joux de Treyvaux, La Joux (im engern Sinne), Sous La Joux,
La Joux de Villaret, La Joux du Commun, La Joux d'Allière, La Joux Derrey, La Joux du Javrex, La Joux de Bifé,
La Joux Galaz und La Joux du They.
Liegt auf Boden der Gemeinden Cerniat, Villarvolard, Corbières. Hauteville, La Roche und Treyvaux und ist teils Gemeinde-, teils
Privateigentum. Umschliesst eine grosse Anzahl von schönen Bergweiden, wie Les Ciernes (belle, du Land, derrey, grande, petite
etc.), Les Chaux, Les Mézelines, Les Brändli, Les Liennes, Les Cousimbert (gros, petit, â Remy, du sommet).
Les Bouslera, La Berra, La Montagnetta, Les Gîtes, La Crapaudeire, L'Altière, Les Pâquiers (dessus, aux chevaux), Les Communs
(les Prés aux Oies, Collaz etc.), Les Biffé, La Schiaz, La Guille etc. Wird von einer grossen Anzahl von Bächen durchzogen,
als deren bedeutendste wir nennen: im W. den Bach von Le Pontet, die Serbache mit ihren Nebenadern, die Bäche von Le Brändli,
Les Roches, Le Bey, Le Stoutz, Le Pomalet, La Guiga, Le Ruz, Les Farvages und von Chaux, im O. die Bäche von La Wuesta, La Paradisa,
Les Felestoferné, La Tiolleyre, von Allière, La Joux Derrey, Le Javrex, von L'Église und Les Pelley.
Mischwald, der Hauptsache nach aus Tannen, Fichten und Buchen zusammengesetzt. Sehr reich an jagdbarem Wild und an Beeren aller
Art (Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren).
(LaGrande) (Kt. Neuenburg,
Bez. Le Locle, Gem. La Chaux du Milieu).
1172 m. Grosses Gut mit Meierhof, auf dem
Scheitel der Strasse von Les Ponts nach Le Locle und La Chaux du Milieu;
2 km w. der Station Les Ponts der Schmalspurbahn La Chaux de Fonds-Les
Ponts. 8 reform. Ew. Bedeutende Käsefabrikation.
Umfasst 503 ha, von denen 280 auf Wald und 223 auf Sennberge
(mit 5 Meierhöfen)
entfallen.
Die Waldungen gehören zu den bemerkenswertesten im Jura und enthalten vollkräftige Tannen von 15 m"
und mit einem Alter von 300 Jahren.
Das Gut wurde 1512 von Louis d'Orléans der Stadt Neuenburg geschenkt. Im 18. Jahrhundert
trug der Meierhof der Grande Joux den Namen La Vaumarcus. In der Nähe werden Steinbrüche auf Portlandkalke
betrieben, die einen ausgezeichneten Baustein liefern.
Viel Fossilien: Zähne und Kiefer von Fischen (Pycnodus), Schuppen
von Lepidotus etc. Die in der Sammlung Jaccard in bemerkenswerter Vollständigkeit vertretenen Stücke dieser Arten sind
von Pictet de La Rive beschrieben worden.
(Lacde) und Lac Brenet (Kt. Waadt,
Bez. La Vallée).
1003 m. Doppelsee des Juragebirges, im Jouxthal; zieht sich
zwischen den Ketten des Mont Tendre und Mont Risoux von SW. nach NO. Besonders bemerkenswert in Bezug auf seine Abflussverhältnisse.
Von den in Kalkgebirgen so überaus häufig vorkommenden Seen, die sich unterirdisch entleeren, weisen nur wenige mehr als
einen Abflusstrichter auf. Unter allen diesen Seen steht nun der Lac de Joux dadurch einzig da, dass er 7 solcher
Trichter oder Trichtergruppen besitzt, zu denen sich im Lac Brenet noch 4 weitere gesellen. Auffallend ist nicht nur die grosse
Anzahl dieser sämtlich am linken (NW.-) Ufer liegenden Klüfte, sondern auch der Umstand, dass sie sich alle
im gleichen Niveau befinden und daher auch alle zu gleicher Zeit tätig sind, während anderswo etwa der eine Trichter trocken
zu liegen kommt und der andere dann zu stärkerer Tätigkeit in Anspruch genommen wird.
Die bedeutendsten sind der Entonnoir du Moulin du Rocheray am oberen Ende des Sees und der Entonnoir de
Bonport an seinem unteren Ende (Lac Brenet). Ingenieur Lauterburg hat s. Z. Messungen vorgenommen, aus denen sich ergibt, dass
die Orbe bei ihrem Eintritt in den Lac de Joux im Mittel 3,178 m3 Wasser führt, während die Quelle bei Vallorbe im Mittel
mit einem Volumen von 4,860 m3 Wasser austritt, d. h. mit einem Mehr von 1,682 m3, das sich weder
aus dem dem See vom O.-Hang zukommenden Quellwasser (Brassus und Lionne) noch aus der im Einzugsgebiet des Sees und in der Zwischenregion
bis zur Orbequelle bei Vallorbe fallenden Regenmenge erklären lässt. Es muss demnach ein wirklicher
mehr
unterirdischer Flusslauf im Jurakalk vorhanden sein, der wahrscheinlich unter der Mulde der Combe du Moussillon-Charbonnières
verborgen ist und der sowohl die Sickerwasser der Risouxhänge wie auch die durch alle Trichter des Lac de Joux und Lac Brenet
abfliessenden Wasser sammelt, um dann oberhalb Vallorbe am Fuss des Crêt des Alouettes 219 m tiefer als
der Spiegel des Lac de Joux in der berühmten Orbequelle zu Tage zu treten.
Von grossem Interesse sind auch die übrigen Verhältnisse des Sees. Er besteht aus 2 Becken, dem 9 km langen Lac de Joux
im engeren Sinn und dem 2 km langen Lac Brenet, die beide durch eine schmale Wasserrinne von weniger als 2 m
Tiefe zusammenhängen. Grösste Breite des Hauptsees 1200 m, die des Lac Brenet 500 m; grösste Tiefe des erstgenannten blos 34 m
(500 m von der Roche Fendue entfernt), die des andern 20 m (nahe gegenüber dem Trichter von Bonport). Gesamtfläche
9,440 km2 (Lac de Joux 8,650 km2, Lac Brenet 0,790 km2); gesamte Wassermasse etwa 147 Millionen m3 bei einer mittleren
Tiefe von 15,6 m. Der Seeboden ist stark gewellt, da ihm 16 gut ausgeprägte Hügelrücken aufsitzen, die den Fischern als
sog. «monts» wohl bekannt sind. Es sind aller Wahrscheinlichkeit
nach Moränenwälle.
Die Frage nach der Entstehung des Seebeckens ist ziemlich schwierig zu beantworten. Sicher hat sein Spiegel einst höher gelegen,
zu welcher Zeit dann sein Abfluss vielleicht durch das Thälchen von Orzeire seinen Weg nahm und sich in hohem Wasserfall
über die Felswand des Crêt des Alouettes zu Thal stürzte, um damit genau die Stelle der heutigen Orbequelle
zu treffen. Diese Verhältnisse können aber nicht lange gedauert haben. Das Thälchen von Orzeire ist zu wenig tief eingeschnitten
und lässt zu wenig deutliche Erosionswirkungen erkennen, als dass man annehmen könnte, es hätte wirklich die ursprüngliche
Abflussrinne des Sees gebildet. Es war dieser Zustand der Dinge nur eine vorübergehende Erscheinung,
die den heutigen Verhältnissen unmittelbar vorangegangen ist und der Zeitspanne entsprach, während welcher der Seespiegel
30-40 m höher lag als jetzt.
Diese höhere Lage des Seespiegels bezeugen die noch vorhandenen Terrassen mit ihrem Bau als einst unter Wasser getauchte
Uferbänke und die alten Deltabildungen, die zwischen L'Orient de l'Orbe und Le Pont das rechte Ufer des
Sees und des Thales begleiten. Diese Terrassen und Deltas sind postglazialen Alters. Dagegen ist aber die Wanne des heutigen
Sees zweifellos ein zum grössten Teil präglaziales Erosionsthal, das gebildet worden ist durch die von
NO. und SW. zu einem gemeinsamen Trichter hin (der wahrscheinlich dem jetzigen tiefsten Punkt des Lac de Joux entspricht)
einander entgegen fliessenden Oberflächenwasser. Es ist möglich, dass auch die Wanne des Lac Brenet sich auf ähnliche Weise
unabhängig von derjenigen des Hauptsees gebildet hat, wenn nicht die Barre zwischen beiden Becken eine
blosse Moräne ist. (Dies letztere ist allerdings wahrscheinlich, wie dies die grossen glazialen Schuttmassen nahe
den Eismagazinen
nördl. von Le Pont zu bezeugen scheinen).
Auf die eben geschilderte Weise sind zahlreiche Thäler im Juragebirge ausgetieft worden; wir nennen als Beispiel blos das
Thal von Le Locle. Während der Eiszeiten hat sich dann an den Gehängen und am Grunde des mit einer mächtigen
Eisschicht ausgefüllten Thales sowohl kiesigen als toniges Moränenmaterial abgelagert. Zugleich wurden der oder die Trichter
verstopft, so dass nach dem Rückzug des Eises der Abfluss des Wassers eine Zeit lang durch das Thälchen von Orzeire stattfinden
musste, dessen Sohle 55 m über dem jetzigen Spiegel des Sees liegt.
Nachher öffnete sich zuerst der Trichter von Bonport, der den Seespiegel allmählig tiefer legte und vielleicht längere Zeit
als alleiniger Abfluss tätig war. Wahrscheinlich entstanden die übrigen Trichter erst nachher und zwar je nachdem gerade
die Ufererosion da oder dort das an den Felsen angekleisterte Moränenmaterial weggewaschen hat. Darum
sind auch alle diese Trichter im gleichen Niveau: sie können nicht tiefer liegen als die untere Grenze der Einwirkung des
Wellenschlages.
Die Höhe des Wasserspiegels kann im Lac de Joux bis um beinahe 3 m schwanken. Der höchste Wasserstand
fällt stets mit der raschen Schneeschmelze bei Regenwetter zusammen und kann vom Oktober bis Mai erfolgen. Der letzte bedeutende
hohe Wasserstand trat in der zweiten Hälfte des Januar 1896 ein; damals entströmten der grossen und kleinen Höhle bei Vallorbe
mächtige Wassermassen, so dass die Orbe am Elektrizitäts- und Wasserwerk Le Day grosse Schädigungen
verursachte.
Ueber seine Ufer getreten ist der Lac de Joux in den Jahren 1571, 1600, 1751, 1817, 1863, 1867, im Winter 1882/83, im März 1888 und
Anfangs Oktober 1889. Prof. Picard hat am durch das Färbungsexperiment festgestellt, dass in der Orbequelle bei
Vallorbe wirklich das Wasser des Lac de Joux zu Tage tritt. Das in den Trichter von Bonport geschüttete
Fluoreszeïn ist in der Quelle bei Vallorbe 50 Stunden später sichtbar geworden, und die Färbung hielt 18 Stunden lang an.
Die Professoren Forel und Golliez haben das Experiment am mit dem Unterschied wiederholt, dass
zu gleicher Zeit die Schleuse des Trichters von Bonport geöffnet wurde.
Die Folge davon war, dass die Wassermenge der Quelle 2 Stunden später zunahm und ihre Färbung schon nach 22 Stunden eintrat.
Ein weiterer, am Trichter von Le Rocheray am vorgenommener Versuch ergab, dass auch das Wasser
vom oberen Ende des Sees zur Orbequelle abfliesst, dazu aber 12 Tage braucht. Aus dem faden Geschmack und der schwach gelblich
durchscheinenden Farbe des Wassers der Orbequelle, wie Beides für etwas torfiges Seewasser charakteristisch ist, sowie aus
den dem Wasser des Lac de Joux entsprechenden Temperaturveränderungen der Quelle hatte man übrigens
schon früher den Schluss gezogen, dass deren Wasser - wenigstens zum Teil - aus dem Lac de Joux herkommen müsse.
Die Kraft des in die Trichter stürzenden Wassers hat
mehr
sich der Mensch an zweien dieser Oeffnungen - bei Bonport und Rocheray - schon seit langer Zeit dienstbar gemacht. Da aber
die zu diesem Zwecke angelegten Stauwehre (besonders das von Bonport) den freien Abfluss des Seewassers hinderten, suchte
man schon längst nach einem Mittel zur Regulierung des Wasserstandes und zur Verhütung von Ueberschwemmungen.
Die jetzt in Ausführung begriffenen Arbeiten wollen nicht nur diesen Zweck erreichen, sondern zugleich auch noch das Gefälle
zwischen dem Lac Brenet und Vallorbe der Industrie nutzbar machen.
Sie bestehen dahin, dass man das Seewasser vom Punkt 1003,50 m im Lac Brenet durch einen 2500 m langen
Stollen bis vor den Crêt des Alouettes führt, wo es in einen Stauweier einfliessen wird. Dieser Kanal wird im Durchschnitt 2 m3
Wasser führen, kann aber bis zu 20 m3 in der Sekunde fassen. Eine am Trichter von Bonport anzubringende Schleuse wird den
maximalen Wasserstand des Sees nicht über 1008,50 m steigen lassen. Der so zur Verfügung stehende Fall
wird 243 m betragen und eine Kraft von im Maximum 20000 HP liefern. Auf dem Lac de Joux verkehrt heute ein kleines Dampfboot,
das früher auf dem Lac des Brenets in Betrieb gestanden hat. Vergl. auch den Art. Joux (Vallée de).
Im Lac de Joux finden sich in Menge der Hecht, die Seeforelle, die Trüsche, der Barsch und die Ellritze. Die Schleihe kommt
im Lac Ter (kleiner See nw. über dem Lac de Joux) vor. Den Hecht haben die Mönche von L'Abbaye schon im 13. Jahrhundert eingesetzt,
während die in der Orbe ausserordentlich häufigen Krebse erst ziemlich spät in den See eingeführt worden
sind.
1270 m. Bergrücken mit Sennberg und 2 Meierhöfen (1250 m), oben
über dem Thälchen der Combe Dernier und 5 km sw. Les Ponts de Martel. 14 reform. Ew. Kirchgemeinde Les Ponts.
Viehzucht.
(Valléede), deutsch Jouxthal (Kt. Waadt,
Bez. La Vallée).
Das Jouxthal bildet eine gut begrenzte Landschaft im nw. Abschnitt des Kantons Waadt
und liegt zwischen der Kette des Mont Risoux im NW. und
derjenigen des Mont Tendre im SO. Seine auf französischem
Boden befindliche Fortsetzung reicht bis zur Wasserscheide zwischen der Bienne, Valserine und Orbe und heisst Vallée des Rousses.
Nach unten setzt sich das Jouxthal orographisch in der breiten Senke von Vallorbe fort, deren Sohle mehr als 200 m tiefer liegt
als die des Hauptthales. Der Kessel von Vallorbe wird übrigens vom Jouxthal noch durch den Querriegel
des Mont Orzeire getrennt, so dass er einem abgesunkenen Teilstück des Hauptthales verglichen werden kann. Nach oben geht
das schweizerische Jouxthal ohne irgend welchen Gefällsbruch direkt in seine französische Fortsetzung, die Vallée des Rousses,
über und wird von ihr nur durch die politische Grenzlinie getrennt, während die natürliche Grenze
nach unten ein nahezu ebenso bedeutendes Verkehrshindernis bietet, wie die das Thal begleitenden Längsketten. Die Kette
des Mont Tendre wird übrigens von 2 ausgezeichneten Strassen überschritten. Es sind 1) die Strasse über Petra Felix (1150
m), die ins Thal von Vaulion führt und von der die Strasse über den Molendruz (1179 m) nach Mont la Ville
abzweigt;
2) die Strasse über den Col du Marchairuz (1450 m), die das Jouxthal quer über den Mont Tendre mit Gimel verbindet. Von Vallorbe
herauf kommt die Strasse von Les Époisats (1083 m), die das Jouxthal in Le Pont erreicht, von wo aus
zu beiden Seiten des Sees je eine Längsstrasse thalaufwärts sich zieht. Sie vereinigen sich bei Le Brassus, worauf die Strasse
am rechtsseitigen Thalhang bis zum wichtigen Knotenpunkt La Cure weitergeht, wo sich die Strassen Les Rousses-Morez und die
über den Col de Saint Cergue und Col de La Faucille kreuzen. Die Kette des Risoux wird dagegen von keiner
grossen Strasse überschritten. Der Name der Vallée de Joux (Etymologie s. beim Art. Joux) erinnert an die grossen Waldungen,
die seine Hänge bekleiden und aus deren Mitte der klare Spiegel seiner Seen hervorblinkt.
Geologie undOrographie.
Das Jouxthal ist 22 km, mit Einschluss der Vallée des Rousses 30 km lang, seine Breite beträgt zwischen den Kämmen des Risoux
und der Kette Mont Sallaz-Le Croset-Saumont 6-7 km. Man betrachtet meist den Kamm des Mont Tendre als die natürliche SO.-Grenze
des Jouxthales, wie er auch die politische Abgrenzung des Bezirkes bildet. In orographischer Hinsicht
ist dies aber nicht richtig, da zwischen den nur am Mont Sallaz stärker hervortretenden Rücken der Kette Saumont-Le Croset
und den Kamm des Mont Tendre sich als lange Senke noch das Val des Amburnex einschiebt, das zuerst allerdings nur schwach ausgeprägt,
aber ohne Unterbrechung von Le Mazel (1456 m; nö. vom Mont Tendre) über die Joux de Bière (1348 m),
Les Amburnex (1335 m) und La Trélasse zieht, um weiter sw. sich
mehr
im Thal der Valserine fortzusetzen. Es ist dies somit eine vom Jouxthal völlig unabhängige Mulde, die nirgends mit
ihm verwächst.
Das Jouxthal bildet übrigens nicht blos eine einfache Mulde. Zwischen den aus Juragesteinen aufgebauten, bewaldeten Rücken
des Mont Risoux (1423 m) und Mont Tendre (1680 m) sind mehrere untergeordnete Neocomfalten versteckt, deren
eine, diejenige des Lac de Joux, die andern allerdings an Bedeutung überragt. Neben dem Neocom enthält diese Mulde noch
Albien und Cenoman, sowie als Kern eine mächtige Schicht von tertiären Bildungen (graue, gelbe und rote Mergel, Sandsteine
und Nagelfluh).
Die w. davon gelegene sekundäre Mulde beginnt etwas s. der Combe du Moussillon und zieht sich in etwas
höherem Niveau als die des Lac de Joux über Le Solliat und Le Lieu bis Les Charbonnières, von wo an ihr der Lac Brenet eingelagert
ist. Nachher scheinen die beiden Synklinalen mit einander zu verschmelzen oder doch wenigstens sehr eng
sich aneinander zu schliessen. Eine dritte Mulde liegt sw. derjenigen des Lac de Joux und verläuft, ziemlich hoch oben sich
haltend, mit ihr ebenfalls parallel.
Sie beginnt bei Sur la Côte (1260 m) ö. vom Lac des Rousses, bildet die weite Hochfläche der Grands und Petits Plats, sowie
die Terrasse La Bombarde über L'Orient und endigt nö. der Grands Molards. Während die w. Mulde von der
mittleren fortlaufend durch einen zwar nur schmalen, aber sehr scharfen Kamm aus Portlandkalk getrennt ist, erscheint eine
solche Trennung bei der ö. Mulde nur auf eine kurze Strecke am Foyard über dem Bois d'Amont. Nachher
verschmelzen die Neocomschichten beider Synklinalen derart miteinander, dass diejenigen der ö. Seitenmulde gleichsam nur
eine Seitenstufe der mittleren bilden.
Die beiden Seitenmulden unterscheiden sich von der mittleren auch noch dadurch, dass sie oft sehr weit sind, während die
Schenkel dieser letztern fast stets überliegen oder steil aufgerichtet sind. Dieser geologische Bau
bedingt den topographischen und landschaftlichen Charakter des Jouxthales. Dazu kommt noch der Einfluss der glazialen Ablagerungen,
mit denen besonders das Tertiär der mittlern Mulde und die Alluvionen längs der Orbe und an ihrer Mündung in den Lac de Joux
überführt sind. Am See selbst findet man Kiesmassen in Form von alten Uferterrassen.
Auch die Hydographie des Jouxthales weist ausserordentlich interessante Verhältnisse auf. Zunächst fällt auf, dass an
den Hängen der das Thal begleitenden Jurakalkketten oberflächliche Wasserläufe beinahe
ganz fehlen. Die hier anstehenden
obern Jurakalke (Portland, Kimmeridge, Sequan) sind stark zerklüftet, von Karren durchzogen und mit Trichtern übersät,
die sich in der Tiefe zu ganzen Höhlungen erweitern. Es fehlen auf dem Jurakalkboden Quellen vollständig, weil dieser das
einsickernde Wasser nicht direkt wieder zu Tage treten lässt.
Während in Bezug auf ihr Verhalten zum Oberflächenwasser die beidseitigen Thalgehänge unter sich übereinstimmen, weichen
sie mit Bezug auf die unterirdischen Wasseransammlungen von einander ab. Am SO.-Hang sprudelt zwischen
Bois d'Amont und Le Pont eine ganze Reihe von grossen und kleinen Quellen. Die letztern entstammen meist dem durch das Neocom
und die Mergel des Tertiär und Albien gestauten Sickerwasser. Die grossen Quellen, wie z. B. die von Le Brassus (6,6 °C
konstante Temperatur), der Byblanc und die Lyonne bei L'Abbaye, sind dagegen wirkliche Stromquellen (sources
vauclusiennes) mit sehr stark schwankendem Ertrag und treten wenig hoch über der Thalsohle am Kontakt des Valangien mit
dem Hauterivien zu Tage.
Ihr Wasser entstammt den unzähligen unterirdischen Kanälen und Höhlen, die die Jurakalkhänge dieser Thalseite durchsetzen
und die sich offenbar nicht weiter in die Tiefe hinab ziehen. Am gegenüberliegenden Thalgehänge entspringt
umgekehrt keine einzige grosse Quelle und fehlen die Oberflächenwasser mit Ausnahme einiger ganz kleinen Bachadern, einiger
Torfmoore und des Lac Ter. Alles Wasser, auch das des Lac Ter, fliesst hier unterirdisch durch Trichter (entonnoirs) ab. An
dieser Thalseite liegen denn auch die Trichter des Lac de Joux, der eines oberflächlichen Ausflusses entbehrt und sich ausschliesslich
unterirdisch entleert.
Man war von jeher der Ansicht, dass dieses nach der Tiefe zu gehende Seewasser die Orbequelle bei Vallorbe speise; dass es
sich tatsächlich so verhält, haben die Färbungsexperimente der Professoren Picard, Forel und Golliez 1893 und 1894 bewiesen.
Da einzelne dieser Seetrichter (z. B. der von Le Rocheray) zur Zeit des nach rascher Schneeschmelze am Mont Risoux eintretenden
Hochwasserstandes auch als Quellen funktionieren können, d. h. Wasser an den See abgeben, ist anzunehmen, dass die das Seewasser
abführenden unterirdischen Kanäle zugleich auch alles an den Hängen des Risoux versickernde Wasser aufnehmen.
Bei rascher Schneeschmelze erhalten sie dann mehr Wasser, als sie wegleiten können, so dass ein Teil davon gleichsam als
Ueberlauf in den See austritt. Immerhin ist am Trichter von Bonport, dem grössten und zugleich am
mehr
tiefsten gelegenen, diese Erscheinung noch niemals beobachtet worden, weil hier die unterirdischen Abflussrinnen bereits
genügend weit sind, um auch bei Hochwasserstand sowohl das Seewasser wie das Schmelzwasser vom Risoux fassen zu können.
Klimatische Verhältnisse.
Die Höhenlage des Hauptthales (Lac de Joux bei Mittelwasserstand 1008 m) bedingt ein ziemlich rauhes
Klima. Der mittlere Barometerstand beträgt hier 675 mm, die mittlere Jahrestemperatur 4,7 °C. Die Temperaturschwankungen
sind am geringsten im Herbst, da der im Frühjahr und Sommer viel Wärme absorbierende See diese im Herbst wieder nach Aussen
abgibt und so eine Art Wärmeflasche darstellt. Grossen Einfluss auf die Temperaturverhältnisse haben
der N.-Wind (Bise) und der SW.-Wind (vent de la Combe genannt).
Die tiefe Einsenkung des Thales zwischen zwei Bergketten bedingt bei Windstille eine sehr bedeutende nächtliche Strahlung.
So hat man z. B. am bei Le Sentier eine Temperatur von -41° C. gemessen. Sogar im Sommer kann das Thermometer
bis unter den Gefrierpunkt sinken (so z. B. -1,2 °C am und -1,9 °C am Die höchste Temperatur ist
bisher mit 31,7° am beobachtet worden. Diese grossen Schwankungen zeigen sich aber nur in der Thalsohle; die
Unterschiede an den beidseitigen Berghängen sind viel ausgeglichener.
Die Niederschlagsmenge ist nicht im ganzen Thal dieselbe. Im Dorf Le Sentier, das in der Thalmitte und am obern Ende des Sees
liegt, beträgt sie etwa 150 cm im Jahr, in Le Pont am untern Ende des Sees steigt sie auf 250 cm, in Le Carroz an der
französischen Grenze erreicht sie 187 cm und an den Hängen des Risoux über 200 cm. Diese Unterschiede erklären sich aus
der topographischen Beschaffenheit der Thalmulde. Le Pont liegt am N.-Ende des ziemlich engen Thales und am Fuss der die SW.-Winde
auffangenden und verdichtenden Dent de Vaulion und erhält daher mehr Niederschlag als die übrigen Orte.
Sogar die stark dem Regen ausgesetzten Hänge des Mont Risoux erreichen nicht die Ziffer von Le Pont. Wenn bei Windstille weder
ein ständiger noch ein periodischer Wind weht, entstehen an den Thalgehängen lokale Luftströmungen, die als Berg- und Thalwinde
im Laufe eines Tages regelmässig mit einander abwechseln.
Ein Ereignis ganz ausserordentlicher Art war der Zyklon, der am einen Teil des Thales heimsuchte und auf einer
Breite von etwa 1500 m Alles verwüstete, was in seiner Bahn lag. Er ging von Oyonnax aus in der Richtung SW.-NO., legte
in 37 Minuten 80 km zurück und warf allein im Jouxthal
etwa 300000 m3 Wald zu Boden. Dieser in seiner
Art einzig dastehende Sturm hatte eine Reihe von schwächeren Vorläufern, trat zu einer Zeit ein, da ein anhaltender S.-Wind
die Temperatur ausnahmsweise gesteigert hatte und war von so starken elektrischen Entladungen begleitet, dass der
ganze Himmel in Feuer zu stehen schien.
Die Blitze gingen als breite Bänder und nach allen Seiten hin sich verzweigend sowohl von den Wolken als vom Erdboden aus.
Diese Entladungen begannen zwischen 7 und 7½ Uhr abends. Um 8 Uhr war der ganze Himmel nur noch ein einziges Feuermeer;
jetzt begannen auch schwere Regentropfen und mächtige Hagelkörner zu fallen. Plötzlich ertönte ein
unheimliches Pfeifen: Fensterladen flogen in Stücke, Türen wurden eingedrückt, Dächer weggerissen, Menschen in die Luft
gehoben und weithin weggetragen;
Teile von Bäumen, Heu, Holzstücke, Ziegel und Dachschindeln wirbelten in der Luft herum.
Mehr als 40 Häuser des Thales wurden zerstört, mehr als 150 Menschen obdachlos und 15 davon verwundet.
Kurz nach 9 Uhr strahlten die Sterne wieder vom wolkenlosen Himmel herunter. Die Bahn des Sturmes hat sich an Hand der angerichteten
Verwüstungen sehr genau feststellen lassen. Er erreichte den Erdboden in Oyonnax im französischen Département de l'Ain
und ging zunächst über Saint Claude, wo er sein Zerstörungswerk am gründlichsten besorgte. Hier warf
er ganze Häuser, Oekonomiegebäude, Eisenkonstruktionen (worunter einen 4 Tonnen schweren Krahn und eine Brücke) zu Boden,
riss sie in Stücke und trug diese weithin fort, indem er zugleich viele Menschen entweder verwundete oder tötete.
Von Saint Claude aus folgte er dem Gehänge der Vallée des Rousses, alles verheerend und unberechenbaren
Waldschaden anrichtend. Am Crêt Meylan, nahe Le Brassus und gegenüber dem Lac de Joux, bog der Sturm etwa um 40° nach S.
ab, kreuzte das Jouxthal, ging über Le Campe weg, richtete im Bois de Ban enormen Schaden an, sprang zum
Mont Tendre hinauf und brauste über den Col de Molendruz, um endlich bei Croy sein Ende zu erreichen. Die Streuungszone der
mitgerissenen Gegenstände liegt n. der Ausgangszone des Sturmes und nw. seiner von SW.-NO. fortschreitenden Richtung. Einzelne
Gegenstände wurden bis 80 km weit getragen. Die Wirkungen des Sturmes machten sich von Oyonnax bis Croy,
d. h. auf eine Entfernung von 80 km fühlbar. Seine auf 100 km in einer Stunde berechnete Geschwindigkeit wurde durch die
wirbelnde Drehung der Bahn noch erhöht. Eine besonders bemerkenswerte Erscheinung waren auch die elektrischen Entladungen.
Neben dem ununterbrochenen Feuermeer sah man Feuerkugeln, überall machte sich
mehr
ein starker Ozongeruch bemerkbar, die vom Sturm getroffenen Gegenstände waren versengt und von kleinen runden Löchern durchbohrt
(Laubblätter, Papier etc.). Dass z. T. sehr schwere Eisengegenstände weggerissen und fortgetragen und Holzstücke zu Hunderten
zerfetzt und aufrecht in den Erdboden hinein gesteckt worden sind, kann nur durch die elektrische Anziehung erklärt
werden. Nach dem Sturm konnte die Gemeinde L'Abbaye für 500000 Franken Holz verkaufen, was ihr in ihrer damaligen misslichen
Finanzlage sehr zu Statten gekommen ist.
Von Weitem gesehen, erschien der Sturm als eine über den Jura hinziehende, dunkelschwarze, trichterförmige und rings von
Blitzen umgebene Wolke. Dies und die hinterlassenen Verwüstungen zeigen, dass dieses denkwürdige meteorologische
Phänomen ein richtiger Wirbelsturm gewesen ist, bei dem nur die mächtigen elektrischen Erscheinungen eine aussergewöhnliche
Beigabe bildeten. (Vergl. Gauthier, L. Notice sur le cyclone du 19 août 1890 in Bull. de la Soc. vaudoise des sc. nat. Tome
25).
[Dr. H. Schardt.]
Flora.
Auch die Flora des Jouxthales bietet ein ganz besonderes Interesse. Ihre charakteristischen Züge und seltenen Pflanzenarten
haben uns zu Beginn des 19. Jahrhunderts Thurmann, Schleicher, Reuter u. A. kennen gelehrt. In erster Linie bemerkenswert
ist die Daphne cneorum, die im Val des Amburnex zu dichten Büscheln gedrängt auf eine Länge von 8 km
auftritt, während sie sonst überall im Thal fehlt. In den Torfmooren stehen Saxifraga hirculus, Trifolium spadiceum, Betulanana etc., an den Berghängen findet man die rostblätterige Alpenrose und Iris sibirica, und auch die Ufer des Sees weisen
ihnen eigene Arten auf, wie Arenaria gothica, Braya supina,Linaria petraea, Scrophularia Hoppei etc.
Die Flora des Jouxthales umfasst nach einer neueren Untersuchung (Aubert, Sam. La Flore de la Vallée de Joux in Bull. de laSoc. vaud. des sc. nat. Tome 36, 1900) mehr als 900 Phanerogamen, unter denen sich arkto-alpine (entweder zirkumpolare oder
alpine) montanmediterrane, asiatische, ostasiatisch-amerikanische, südeuropäische, südwesteuropäische
und nordeuropäische Elemente erkennen lassen.
Die Einwanderung wird im Laufe der geologischen Zeiten nach und nach erfolgt sein und zwar sowohl im Tertiär als während
der verschiedenen Glazial- und Interglazialzeiten der quartären Periode. Wenig vertreten und daher um so auffallender ist
das arkto-alpine Element; die Bergflora setzt sich meist aus mediterranen und die Waldflora aus in vorglazialer
Zeit eingewanderten asiatischen und westamerikanischen Typen zusammen, während an den tiefern Gehängen und in der Thalsohle
südeuropäische, südwesteuropäische und nordeuropäische Formen vermischt erscheinen. Obstbäume fehlen fast ganz. 1890 hat
man mit bisher zufriedenstellenden Erfolgen verschiedene ausdauernde Abarten des russischen Apfelbaumes eingeführt. Gut
gedeihen Weiss- und Rottanne, die Buche, Eberesche, Ahorn, Haselstrauch und Vogelbeerbaum.
Verkehrswege.
Dem NW.-Ufer des Lac de Joux folgt die Linie Vallorbe-Le Pont-Le Brassus. Das Thal steht ausserdem durch eine Reihe von Strassen
mit den angrenzenden Gebieten in Verbindung: Le Brassus-Le Bois d'Amont (französ. Département du Jura), Le Brassus-Col
du Marchairuz-Bière, L'Abbaye-Col du Molendruz-Mont la Ville, Le Pont-Les Époisats-Vallorbe und der Chemin de l'Échelle ebenfalls
von Le Pont nach Vallorbe. Neben zahlreichen Fusswegen überschreitet den Mont Risoux nur die eine Fahrstrasse Les Charbonnières-Mouthe
(Département du Doubs).
Acker- und Waldbau.
Die Gehänge des Mont Risoux, Mont Sallaz-Saumont und Mont Tendre sind mit prachtvollen Nadelwäldern bestanden.
Besonders geschätzt sind mit Recht die Staatswaldungen des Mont Risoux, die für das Thal von grosser Bedeutung sind, weil
hier dessen Bewohnern noch alte Nutzungsrechte zustehen. Zwischen den einzelnen Waldkomplexen liegen Sennberge, die meist
ebenfalls mehr oder weniger lichtes Gehölz tragen. Die grossen Weidenflächen findet man aber in den
Seitenmulden des Thales und da, wo die mergeligen Schichten des Purbeck, Sequan und Argovian (Combe du Couchant n. vom Mont Sallaz)
anstehen.
Auf dem noch mit Moränenmaterial überstreuten Tertiär der zentralen
Mulde kann der Boden überall, wo nicht Torfmoore
liegen, angebaut werden. Hier wird Wiesen-, Gemüse- und Kartoffelbau getrieben; von Getreidearten werden
Roggen und die gewöhnlich ausreifende Gerste gebaut. Der in nicht besonders günstigen Jahren kaum zur Reife kommende
Hafer wird meist im August geschnitten und findet dann als Viehfutter Verwendung. Durch Entwässerungsarbeiten könnten noch
grosse Bodenflächen dem Anbau zurückgewonnen werden.
Bevölkerung und Siedelungen.
In anthropologischer Beziehung weiss man von den Bewohnern des Jouxthales noch wenig. In einer schon vor einer Reihe von
Jahren ausgeführten Untersuchung hat Eugen Pittard eine starke Mehrheit von Brachycephalen (etwa 70%) mit Vorherrschen der
reinen Brachycephalen festgestellt. Dolichocephale (Langschädelige) fanden sich dabei nur zu etwa 10%. Interessant ist,
dass in Bezug auf die Körperlänge die Bewohner des Jouxthales den übrigen Waadtländern überlegen
zu sein scheinen. Pittard hat nämlich auf Grund einer Statistik über etwa 6000 Rekruten die Körperlängen bezirksweise
zusammengestellt und dabei für das Val de Joux im Mittel 1,664 m gefunden, während die jungen Männer der übrigen Bezirke
das Mittel von 1,65 nicht überschritten.
Das Val de Joux ist nur sehr wenig dicht besiedelt. Mit Ausnahme von Les Bioux sind die Dörfer sowohl im Hauptthal wie in
der Combe von Le Lieu alle langgestreckte Strassendörfer. An den Berghängen finden sich über 1200 m Höhe kaum noch ständig
bewohnte Siedelungen. Auf den Sennbergen und Heuwiesen (fenages) stehen in den ebenen Sohlen der die Bergflanke
unterbrechenden Mulden zerstreute Hütten. Haupterwerbszweig der Thalbewohner war während langer Zeit der Holzschlag, besonders
in den Waldungen am Risoux, deren Holz an Feinheit und Härte sich mit jedem andern messen kann.
Guten Ertrag gibt auch der Fischfang, besonders auf Hechte und Forellen. Einst standen bei den Quellen
der Lionne nahe Le Pont Hüttenwerke, die Bohnerz (Eocän) verarbeiteten. Bei Le Campe hat man früher Ziegellehm (Albien) abgebaut;
überall findet man gute Bausteine und Kiese (entweder als Moränenmaterial oder in den Seeterrassen). Die geringe Ergibigkeit
des Bodens hat der Bevölkerung des Jouxthales schon früh den Weg zu industrieller Tätigkeit gewiesen.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts schon begann man mit der Fabrikation von Wand- und Stockuhren, Messern, Rasiermessern und Waffen,
sowie mit Steinhauerei.
Ums Jahr 1748 liess sich der in Rolle und Neuenburg
ausgebildete Uhrenmacher Olivier Meylan in Le Chenit nieder und
führte die Fabrikation von Taschenuhren im Thal ein, die trotz wachsender Konkurrenz heute noch stark betrieben wird. In
Le Sentier hat man 1901 eine Uhrenmacherschule eröffnet. In Le Sentier bestehen ferner je eine Sieb-, Messer- und Rasiermesserfabrik.
Sägen, Holzhandel. Seit einigen Jahren bemüht man sich auch, das Thal zur Sommerfrische für Touristen
und zum Winteraufenthalt für Schlittschuh- und Skifahrer zu gestalten.
Unter den Erwerbsquellen des Jouxthales nehmen Sennerei und Viehzucht einen nicht unbedeutenden Rang ein. Eine Spezialität
der Vallée, wie man im Kanton Waadt
kurzweg sagt, sind die unter dem Namen Vacherins wohlbekannten Weichkäse. Seit einiger
Zeit wird beim Bahnhof Le Pont auf dem Lac de Brenet im Winter Eis gebrochen, zu dessen Aufbewahrung hier grosse Schuppen erstellt
worden sind. Abbau von Torf. Da bei der isolierten Lage der Thalschaft von einer Zuwanderung fremder Elemente kaum gesprochen
werden kann, herrscht eine beschränkte Zahl von Geschlechtsnamen vor, deren Träger die Mehrzahl der
Bevölkerung ausmachen. Solche sind z. B. die Rochat, Lecoultre, Reymond, Piguet, Capt, Meylan u. a. Die beschränkten Erwerbsverhältnisse
bedingen dagegen eine starke Auswanderung der «Combiers», wie die Bewohner
des Thales scherzhaft genannt zu werden pflegen, aus ihrer Heimat.
Geschichtliche Skizze.
Der vom mittellatein. juria hergeleitete Name Joux bedeutet «Hochwald». Die Ueberlieferung erzählt, dass
Pater Poncet, ein Mönch aus Saint Claude (französisches Département du Jura), im 6. Jahrhundert in Le Lieu ein Kloster gegründet
habe, das schon um 610 wieder zerstört worden sei. Ueber die späteren
mehr
Schicksale der Thalschaft herrscht völliges Dunkel bis 1126, in welchem Jahr Gosbert, ein Mönch des vom h. Norbert kurz
vorher gestifteten Ordens der Prämonstratenser, an der Mündung der Lionne das Kloster der sog. Abbaye du Lac de Joux (Abbatia
de lacu Jurensi) gründete. Dieses vollzog unter der Regierung von 32 Aebten während fünf Jahrhunderten
in aller Ruhe die Urbarmachung und Kolonisation des wilden Waldthales. Kastvögte des Klosters waren die Herren von La Sarraz,
die schon dessen Gründung begünstigt hatten.
Hervorzuheben ist aus dieser langen Zeit einzig ein endloser Federkrieg zwischen den Klöstern von L'Abbaye und Saint Claude,
da dieses letztere auf Grund von mehr oder weniger echten und verbürgten Schenkungsurkunden von Seiten
Karls des Grossen, des Kaisers Barbarossa etc. dem andern den Besitz eines grossen Teiles der Thalschaft streitig machte.
Auf Veranlassung von Bern
ging später die Bevölkerung des Jouxthales zur Reformation über. Lange Zeit bildeten Land- und Waldwirtschaft
neben einigen Mühlen, Hochöfen, Nagel- und Hammerschmiedewerken und Glashütten die einzigen Erwerbsquellen
der Bewohner.
Von grosser Wichtigkeit war die 1748 erfolgte Einführung der Fabrikation von Taschenuhren. Im folgenden Jahre schon taten
sich die Uhrenmacher zu einer eigenen Zunft zusammen. Um dieselbe Zeit fand im Jouxthale die Uhrsteinschleiferei aus dem
Pays de Gex her ihren Eingang. Leider hielten die anfänglich erfreulichen Fortschritte nicht an,
da die Combiers am Handel mit den Erzeugnissen ihres Fleisses keinen Geschmack fanden und ausserdem vielfach nach den grossen
Zentren der Uhrenmacherei auswanderten. So ward die Uhrenindustrie des Thales von Genf
und Neuenburg
abhängig.
Einen schweren Schlag erlitten die hiesigen Uhrenmacher durch die Konkurrenz der fabrikmässigen Uhrenindustrie,
die hier 1875-1881 zu einer grossen Krise führte und der Handarbeit den Todesstoss versetzte. An die Stelle der Hausarbeit
traten nun Fabriken und Werkstätten. Trotz allem ist im Jouxthal die industrielle Tätigkeit heute noch eine recht rege
und blühende. Die Dörfer Le Sentier und Le Brassus haben elektrisches Licht, und die vom Ausfluss des
Lac de Brenet zu gewinnende Kraft wird in Zukunft die Entstehung von vielen Fabriken aller Art begünstigen, wozu auch die
vor Kurzem eröffnete Lokalbahn Le Pont-Le Brassus viel beitragen wird. Der Combier ist von Natur ruhig und
intelligent und mit seinem heimatlichen Thal ausserordentlich verwachsen, auch wenn ihn die Verhältnisse zur Auswanderung
zwingen.
Bibliographie.
Nicole, J. D. Histoire de la vallée du Lac de Joux. Lausanne 1840. - Gingins, F. de. Annales de l'Abbaye de Joux depuis sa fondationjusqu'à sa suppression en 1536. Lausanne 1842. - Reymond, L. Notice sur la vallée du Lac de Joux. Lausanne 1864. 2. éd.,
Lausanne 1887. Vergl. ferner die schon im Text genannten Arbeiten.