zu
Kassation und fünfjähriger Festungsstrafe machten den Prozeß berühmt. Im Mai 1845 ward er gegen
Kaution zunächst aus
dem Gefängnis entlassen und im Okt. 1845 in oberster Instanz freigesprochen. 1848 nahm J. teil an dem
FrankfurterVorparlament
und ward mit dem
Titel eines
Geh. Legationsrats als
Bevollmächtigter Kurhessens an denBundestag gesandt.
Auch saß er als Abgeordneter eines kurhess. Wahlbezirks in der
Deutschen Nationalversammlung, wo er im gemäßigten
Sinne
zu wirken suchte. Später lebte J. zu
Frankfurt,
[* 3] dann zurückgezogen in
Cassel, wo er starb.
Vgl. außer seiner
«Selbstverteidigung in der wider ihn geführten Kriminaluntersuchung» (Mannh.
1844) die drei Verteidigungsschriften J.s von A.
Boden (Frankf. 1843–44).
Ferner schrieb er: «Versuche über allgemeines
Staatsrecht»
(Marburg
[* 4] 1828) und «Lehrbuch des allgemeinen und deutschen
Staatsrechts»
(Abteil. 1,Cass. 1831). –
Vgl. Trinks und Julius, S. J.s Leben und
Leiden
[* 5] (Lpz. 1845).
Wilh., Dichter und Ästhetiker, geb. zu Insterburg
[* 6] in Ostpreußen,
[* 7] studierte 1838–42 in Königsberg
[* 8] und widmete sich erst in
Berlin,
[* 9] seit 1844 in
Leipzig
[* 10] der schriftstellerischen
Thätigkeit. Wie seine ersten poet.
Arbeiten, darunter «Irdische
Phantasien» (Königsb. 1842) und «Schaum»
(Lpz. 1846),
bekunden, huldigte er dem ostpreuß.
Liberalismus und der junghegelschen
Philosophie. Gründliche
Studien verrät
seine «Geschichte der
Insel Haïti»
[* 11] (2 Bde., Lpz.
1846–49). In seiner Monatsschrift «Die begriffene Welt» (ebd. 1844–45)
suchte er als einer der ersten die volkstümliche
Darstellung der Naturwissenschaften in die Unterhaltungslitteratur einzuführen.
Im Herbst 1846 wegen eines angeblich atheistischen
Toastes aus
Leipzig und
Sachsen
[* 12] verwiesen, wandte sich J. zunächst nach
Bremen,
[* 13] imFrühjahr 1848 nach
Paris
[* 14] und dann nach
Berlin, wo ihn der oberbarnimsche
Kreis
[* 15] in die Deutsche
[* 16] Nationalversammlung wählte.
Hier gehörte er erst zur Linken, bis seine Rede zur
Posener Frage den
Bruch mit ihr herbeiführte und er sich der Gagernschen
Partei anschloß.
Schon im Mai 1848 war er in den Flottenausschuß und von diesem zum Sekretär
[* 17] erwählt
worden. Im Herbst 1848 berief ihn hierauf Duckwitz als Marinerat in das Reichsministerium des
Handels. Vom Reichsverweser
durch definitives
Patent als Ministerialrat bestätigt, blieb J. in dieser
Stellung bis zur
Auflösung der deutschen Flotte.
Von der Bundesversammlung pensioniert, lebt er seitdem zu
Frankfurt a. M.
J.s erste größere poet.
Arbeit ist «Demiurgos. Ein Mysterium» (3 Bde.,
Lpz. 1852–54),
«Arthur Arden» (Frankf. 1872) und «Liebe, was
du lieben darfst» (ebd. 1892) zu nennen; seine liebenswürdigen und geistreichen
Lustspiele «Die Liebesleugner» (ebd. 1855),
«Tausch enttäuscht» (ebd. 1856; 2. Aufl. 1884) und namentlich «Durchs
Ohr»
[* 19] (1885; 6. Aufl. 1889) haben nachhaltige Bühnenerfolge gehabt. Übertragungen
lieferte J. von
Sophokles (2 Bde., Berl. 1862),
von den «Gedichten»
Shakespeares (ebd. 1861) und mehrern Schauspielen desselben: «Macbeth», «König Lear»,
«Richard Ⅲ.», «Romeo und Julie»,
«Othello», «Cymbeline» (Hildburgh. 1865 fg.),
von der
«Odyssee» (Frankf. 1875; 2. Aufl. 1889),
der «Ilias» (ebd. 1881; 2. Aufl. 1892) und der
«Edda» (2. Aufl., ebd. 1890). Sein Hauptwerk
aber ist das Doppel-Epos «Die
Nibelunge» (erstes Lied: «Sigfridsage»,
Frankf. 1868; 13. Aufl. 1889; zweites Lied: «Hildebrants
Heimkehr», ebd. 1874; 9. Aufl. 1891), ein
Meisterstück epischer
Komposition und sprachlicher Formung. J. hat diese in allitterierenden
Stabreimen abgefaßte
Dichtung schon mehrere Jahre vor ihrem Erscheinen als reisender Rhapsode mit großem Erfolg in der Alten
und der
Neuen Welt frei vorgetragen. Der Geschichte und
Technik des Epos gewidmet sind seine
Schriften:
«Der epische
Vers der
Germanen und sein
Stabreim» (Frankf. 1868),
«Das Kunstgesetz
Homers und die Rhapsodik» (ebd. 1869),