(spr. johkaï),Moritz, berühmter ungar. Schriftsteller, geb. zu
Komorn, widmete sich der
Rechtswissenschaft und erlangte 1846 das Advokatendiplom, beschäftigte sich jedoch ausschließlich
mit Litteratur und veröffentlichte 1846 seinen ersten
Roman: »Hétköznapok« (»Werktage«),
welcher bereits das bedeutende humoristische
Talent des Dichters verriet. 1847 übernahm er die Redaktion
der Wochenschrift »Életképek« (»Lebensbilder«)
und war seit einer der litterarischen Stimmführer der Freiheitsbewegung. Anfang 1849 floh er zugleich mit der
ungarischen
Regierung und den Abgeordneten nach
Debreczin
[* 2] und redigierte daselbst die »Esti lapok« (»Abendblätter«).
Seit 1849 mit der damaligen ersten tragischen SchauspielerinUngarns,
Rosa Laborfalvi (geb. 1820 zu
Miskolcz,
[* 3] gest. verheiratet, lebt er teils in
Budapest,
[* 4] teils in seinen
Villen im
OfenerGebirge und in
Füred am
Plattensee,
unausgesetzt eine staunenswerte litterarische Thätigkeit entfaltend. J. hatte bis zu seinem 50.
Geburtstag, der in
Pest von
einem großen
Kreise
[* 5] seiner Verehrer festlich begangen wurde, bereits nahe an 200
Bände veröffentlicht,
darunter 29
Romane, zusammen 100
Bände stark, 2
Bände Gedichte, 2
Bände dramatische
Dichtungen, 6
Bände Sammlungen humoristischer
Aufsätze, 48
BändeNovellen etc. Dabei war er seit 1858 ununterbrochen als
Redakteur thätig; er redigierte lange Zeit ein
großes politisches Tagblatt: »Hon« (»Vaterland«),
sowie 1858-81 eine humoristische Wochenschrift: »Ústökös«
(»Komet«),
und ist gegenwärtig Chefredakteur des Regierungsblattes »Nemzet«
(»Nation«). Als
Abgeordneter (er wurde seit Wiederherstellung
der ungarischen
Verfassung in jeden der seitherigen
Landtage gewählt) gehört er der liberalen Regierungspartei an und zählt
zu deren schlagfertigsten Rednern.
Seinen litterarischen
Ruhm begründete er hauptsächlich mit seinen
Romanen, in denen zuerst der Einfluß
VictorHugos, dann der Jules
Vernes erkennbar ist, und von welchen viele zuerst ins Deutsche
[* 6] und dann aus dieser
Sprache
[* 7] in zahlreiche andre
europäische Sprachen übersetzt wurden.
Sie zeichnen sich insgesamt durch lebhafte
Phantasie, spannende
Fabel und manchmal durch gesunden
Humor aus, sündigen
jedoch durch krasse Unwahrscheinlichkeit, grobe Effekthascherei und bedauerliche
Flüchtigkeit der
Arbeit. Die bedeutenden
derselben sind: »Die weiße
Rose« (1854);
J. bearbeitete auch den ungarischen Teil des vom
KronprinzenRudolf herausgegebenen Prachtwerkes »Österreich-Ungarn«.
[* 9] »Ausgewählte
Schriften« von ihm erschienen deutsch
Budapest 1881-83 (120 Lfgn.). Er ist seit 1860 Mitglied der
Kisfaludy-Gesellschaft,
seit 1861 Mitglied der ungarischen
Akademie.
(spr. johkaï), Maurus, ungar. Dichter und Publizist,
geb. in Komorn, studierte in Preßburg,
[* 10] Pápa (mit Petöfi) und Kecskemét,
[* 11] erlangte 1846 das
Advokatendiplom, widmete sich jedoch, ohne jemals die Advokatur auszuüben, frühzeitig der litterar. Wirksamkeit und schrieb
schon 1842 das Drama«A zsidófiu» («Der
Judenknabe»). 1846 erschien sein erster Roman«Hetköznapok» («Werktage»),
mit dem er sogleich die Gunst des Publikums gewann. Im nächsten Jahre übernahm er die Redaktion des
damals tonangebenden belletristischen Wochenblatts «Életképek» («Lebensbilder»).
Gleichzeitig erschien die erste Sammlung seiner Novellen «Vadon virágai» («Blumen der Wildnis», 2 Bde.). An der polit. Bewegung
von 1848 nahm J. hervorragenden Anteil; er war mit Petöfi der Führer der Jugend, die 15. März die «Zwölf
Punkte» (Preßfreiheit u.s.w.) erkämpfte. Nach dem Freiheitskriege mußte er längere Zeit als Flüchtling im Lande herumirren,
da er geächtet war; doch entkam er der Verhaftung.
Sein erstes Werk nach der Revolution waren die «Forradalmi és csataképek»
(«Revolutions- und Schlachtenbilder», 1849). Seit der Wiederherstellung
der ungar. Verfassung war J. stets Abgeordneter. Er gehört der liberalen Regierungspartei an, zu deren
schlagfertigsten Rednern er zählt. Seit 1858 war er ununterbrochen als Redacteur thätig; früher redigierte er das große
polit. Tagesblatt «Hon» («Vaterland»),
jetzt ist er Chefredacteur des Regierungsblattes «Nemzet» («Nation»).
Das humoristische Wochenblatt «Üstökös» («Komet») war unter seiner Leitung und Mitarbeit (1858–81)
ausgezeichnet. Seit 1848 war J. mit Rosa Laborfalvi (geb. 1820 in Miskolcz, gest. zu
Budapest), der ersten Tragödin Ungarns, verheiratet.
J.s selbständige Werke füllen gegen 300 Bände; auf allen Gebieten der schönen Litteratur, namentlich aber auf dem des
Romans, schuf er Werke von bleibendem Wert. Seine bedeutendsten Romane sind: «Erdély aranykora» («Siebenbürgens
goldene Zeit», 1851),
«A két szarvu ember» («Der
Mann mit zwei Hörnern», 1852),
«Törökvilág Magyarországon» («Die Türkenwelt in Ungarn», 1852),
«Die Märtyrer
von Szigetvár» (1859) und «Milton» (1878) die bedeutendsten. Seine polit. Gedichte erschienen 1880 in zwei Bänden. Vielseitigkeit,
Originalität, Fruchtbarkeit, überaus reiche und lebendige Phantasie, fesselndes Erzählertalent und gesunder Humor sind die
glänzenden Vorzüge J.s, die nur zuweilen durch Mangel an Wahrheit und Wahrscheinlichkeit in der Zeichnung der
Charaktere und in der Führung der Handlung beeinträchtigt werden.