Johannisfest
,
in den
Kirchen des
Abendlandes das
Geburtsfest
Johannis des Täufers (24. Juni), kirchlich jetzt meist am nächstliegenden
Sonntag gefeiert;, in der morgenländischen
Kirche das
Fest
Johannis Enthauptung (s. d.). In
Böhmen
[* 3] versteht man
unter J. gewöhnlich das Gedächtnisfest des heil.
Johann von Nepomuk (16. Mai), während man das des Täufers den
Johannistag
nennt. Da dieser um die Zeit der Sommersonnenwende
fällt, wo in vorchristlicher Zeit ein
Volksfest begangen wurde, welches
der
Sonne
[* 4] und dem
Feuer galt, so heißt das J. noch jetzt häufig Sonnwendefest oder
Mittsommerfest (engl.
Midsummerday, schwed. Midsommarsdag), und viele
Gebräuche, die an ihm haften, rühren von dem heidnischen
Fest her. So namentlich
das
Johannisbad und die Johannisfeuer
, welche noch heute in vielen Gegenden am
Abend vorher angezündet werden und früher
allgemein üblich waren. Man tanzte singend um sie herum, sprang durchs
Feuer, um sich von allen bösen,
kranken
Stoffen zu reinigen, und warf nicht nur
Blumen und
Kräuter
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in die Flammen, damit gleich ihnen alles Unglück in Rauch aufgehe, sondern auch Pferdeköpfe, Knochen
[* 6] und selbst lebende Tiere,
welche einst als Opfergaben dienen sollten. Die in manchen Orten herrschende Sitte, am J. die Gräber mit Blumen zu schmücken,
ist wahrscheinlich von den Johanniskirchhöfen ausgegangen, die an diesem Tag ihr Kirchweihfest feierten.
Dagegen sind die zahlreichen Mittel, am J. die Zukunft zu erforschen, Überbleibsel aus heidnischer Zeit. Auch gehört der
Johannistag zu den sogen. Lostagen (s. d.). Über die mythische Bedeutung der Johannisfeuer
belehren:
Kuhn, Die Herabkunft des Feuers (2. Aufl., Gütersl. 1886);