Titel
Johann,
Name zahlreicher Fürsten.
Übersicht nach den Ländern: | |
Anhalt | 1. |
Böhmen | 2. |
Brandenburg | 3-6. |
Burgund | 7. |
England | 8. |
Frankreich | 9. |
Hannover | 10. |
Nassau | 11, 12. |
Österreich | 13-15. |
Pfalz | 16. |
Polen | 17, 18. |
Portugal | 19-24. |
Sachsen: Albertin. L. | 25-29. |
" Ernestin. L. | 30, 31. |
" Herzöge zu | 32-35. |
Sachsen-Weimar | 36-38. |
Schwaben | 39. |
Schweden | 40, 41. |
[Anhalt.]
1) J. Georg II., Fürst von Anhalt-Dessau, Sohn des Fürsten Johann Kasimir und der Prinzessin Agnes von Hessen-Kassel, geb. vermählte sich 1659 mit Henriette Katharina, einer Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, und wurde dadurch ein Schwager des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Regierung in Anhalt-Dessau. Die Ansprüche seines Hauses auf Aschersleben, das 1648 Brandenburg überlassen war, erhielt er aufrecht und setzte auch durch, daß ihm die Anwartschaft darauf zugestanden wurde, was jedoch keine praktische Bedeutung hatte. Er trat in brandenburgische Kriegsdienste, wurde 1670 vom Großen Kurfürsten zum Feldmarschall ernannt und schloß im Juni 1672 das Bündnis zwischen dem Kaiser und Brandenburg in Wien ab, infolge dessen sich beide verpflichteten, je 12,000 Mann unter dem Befehl des Kurfürsten aufzustellen, um den Westfälischen Frieden aufrecht zu erhalten. 1674 übertrug ihm der Große Kurfürst die Statthalterschaft in der Mark, doch fehlte es J. an Truppen, um den Einfall der Schweden zu verhindern. Er beteiligte sich dann am Feldzug von 1675 gegen Schweden und wurde 1683 zum Kaiser nach Passau gesandt, um die Hilfe Brandenburgs gegen die Türken in Aussicht zu stellen, aber von einem Kriege gegen Frankreich abzuraten. Überhaupt war er bemüht, das Bündnis zwischen dem Kaiser und Brandenburg zu befestigen. Er starb in Berlin und hatte seinen Sohn Leopold (s. d.) zum Nachfolger.
[Böhmen.]
2) J. von Luxemburg, der Blinde, König von Böhmen, ältester Sohn Heinrichs III., Grafen von Luxemburg, des nachmaligen deutschen Kaisers Heinrich VII., und der Margarete von Brabant, geb. ward 1310 mit Wenzels II. von Böhmen Erbtochter Elisabeth vermählt und in Prag zum böhmischen König gekrönt. Er behauptete die Krone der Premysliden gegen Heinrich von Kärnten und stellte die Ordnung in Böhmen und Mähren wieder her. Während der Rivalität zwischen den beiden Häusern Österreich und Bayern nach dem Tode des Kaisers Heinrich VII. (1313) stand er bald auf der einen Seite, bald auf der andern; doch verschaffte er in der Schlacht bei Mühldorf in der er das bayrische Heer befehligte, Ludwig dem Bayern den Sieg. Im übrigen schloß er sich meist der päpstlichen und der französischen Politik an. Er erwarb für sein Haus durch die Hand der Erbtochter von Tirol, Margarete Maultasch, die er mit seinem Sohn Johann Heinrich vermählte, den Besitz dieser Grafschaft und zugleich Ansprüche auf Kärnten, dessen sich jedoch das österreichische Haus infolge kaiserlicher Belehnung bemächtigte.
Auch Tirol ging schon 1340 dem luxemburgischen Haus wieder verloren, indem es an den Nebenbuhler Ludwig, Sohn des Kaisers Ludwig des Bayern, kam. Die Unternehmungslust Johanns suchte Kaiser Ludwig durch die Aussicht auf italienische Besitzungen und durch Verleihung von Reichsrechten in Italien zu befriedigen und gewann auf diese Art mehrmals die Freundschaft des Böhmenkönigs, der durch seine Kriegszüge in Italien, besonders 1333-35, die Guelfen unterstützte, ohne jedoch für sich etwas Dauerndes erlangen zu können.
Während er sich von Polen Schlesien abtreten ließ, dessen einzelne Fürsten ihm als Oberlehnsherrn huldigten, knüpfte er durch seine Vermählung mit Beatrix von Bourbon 1334 festere Beziehungen zu Frankreich an, die ihm jedoch in seinen Kämpfen mit Ludwig dem Bayern wenig nutzten. Während Böhmen in anarchische Zustände verfiel, denen sein Erstgeborner, Karl, als Markgraf Mährens und Mitregent wirksam entgegenarbeitete, zog J. dem König Philipp von Valois gegen die Engländer zu Hilfe und kämpfte, obwohl bereits seit 1310 auf beiden Augen erblindet, mit seinem ältesten Sohn, Karl, in der Schlacht bei Crécy 1346, in welcher er 26. Aug. fiel.
Vgl. Schötter, J., Graf von Luxemburg und König von Böhmen (Luxemb. 1865, 2 Bde.);
v. Weech, Kaiser Ludwig der Bayer und König J. von Böhmen (Münch. 1860).
[Brandenburg.]
3) J. Cicero, Markgraf von Brandenburg, geb. zu Ansbach, ältester Sohn des Markgrafen Albrecht Achilles, übernahm an dessen Stelle die Verwaltung des 1470 demselben zugefallenen Kurfürstentums Brandenburg und erbte dasselbe nach seines Vaters Tod 1486 ungeteilt kraft des Achilleischen Hausgesetzes. Er regierte umsichtig und sparsam, brachte die Finanzen des Landes in Ordnung und kaufte 1490 die lausitzische Herrschaft Zossen. Auch bereitete er die Stiftung einer Universität in seinen Landen vor. An den Reichsangelegenheiten, namentlich den Reformen des Wormser Reichstags 1495, nahm er lebhaften Anteil. Wegen seiner Gabe, deutsch und lateinisch wohl und gelehrt zu reden, erhielt er den Beinamen Cicero. Er starb in Arneburg; im Dom zu Berlin ließ ihm sein Enkel Joachim II. 1550 ein herrliches Denkmal von Peter Vischer errichten.
4) J. (Hans), Markgraf von Brandenburg-Küstrin, geb. zu Tangermünde, zweiter Sohn des Kurfürsten Joachim I., erhielt bei dessen Tod 1535 kraft des väterlichen Testaments, zuwider der Achilleischen Hausordnung, die Neumark mit der Hauptstadt Küstrin, verwaltete dieselbe mit Ordnungsliebe und Sparsamkeit, that viel für die Hebung der Wohlfahrt derselben, befestigte Küstrin und Peitz und kaufte die Herrschaften Beeskow und Storkow. Die Reformation nahm er schon 1536 an und schloß sich dem Schmalkaldischen Bund an, blieb zwar im Schmalkaldischen Krieg neutral, suchte jedoch später die protestantische Sache in Deutschland nach Kräften zu unterstützen. Er starb ohne Erben zu hinterlassen, so daß die Neumark wieder an Kurbrandenburg fiel.
5) J. Georg, Kurfürst von Brandenburg, geb. ältester Sohn des damaligen Kurprinzen, spätern Kurfürsten Joachim II., folgte demselben in der Regierung 1571 und war zunächst bemüht, die Schulden seines Vaters zu tilgen, dessen Geldjuden Lippold er hinrichten und dessen Geliebte Anna Sydow er in Spandau einkerkern ließ. J. war kleinlich und engherzig. Den Übergriffen der Jesuiten und der katholischen Reaktion in Deutschland sah er aus kurzsichtigem Egoismus und Haß gegen die Reformierten unthätig zu. An der Vereinbarung der Konkordienformel nahm er eifrigen Anteil und unterdrückte mit Strenge jede abweichende Lehre in seinem Land. Er gründete 1574 das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, vollendete den Schloßbau und nahm viele
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flüchtige Niederländer in sein Land auf. Er starb Von seinen 23 Kindern aus drei Ehen überlebten ihn 15.
6) J. Siegmund, Kurfürst von Brandenburg, geb. ältester Sohn des Kurprinzen, spätern Kurfürsten Joachim Friedrich, folgte demselben als Kurfürst von Brandenburg und Verweser des Herzogtums Preußen an Stelle des blödsinnigen Herzogs Albrecht Friedrich, dessen älteste Tochter, Anna, er 1594 geheiratet hatte. Diese war als Tochter der ältesten Schwester des letzten Herzogs von Jülich-Kleve nach dessen Tod 1609 auch Haupterbin von dessen reichen Besitzungen, die indes J. von verschiedenen Seiten streitig gemacht wurden (s. Jülich). Er verglich sich jedoch mit dem Hauptprätendenten, dem Pfalzgrafen von Neuburg, im Dortmunder Vertrag 1609, der durch den Vertrag von Xanten 1614 bestätigt wurde, über eine provisorische Teilung, so daß er Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein erhielt.
Während der Streitigkeiten über die Erbschaft war er zur reformierten Konfession übergetreten, weniger aus politischen Rücksichten auf die Holländer als aus religiösen Beweggründen, nämlich aus Abneigung gegen die starre, intolerante lutherische Orthodoxie. Dieser Schritt, welchen die im Mai 1614 veröffentlichte »Confessio« rechtfertigen sollte, bereitete ihm von seiten der streng lutherischen Einwohner und Stände der Mark große Schwierigkeiten, da diese eine »Verketzerung« des ganzen Landes fürchteten; noch mehr in Preußen, wo er 1618 nach Albrecht Friedrichs Tod Herzog wurde, die Stände ihm aber unter dem Vorwand des Religionswechsels fast alle landesherrlichen Befugnisse entzogen. J. starb Die beiden unter ihm erfolgten Erwerbungen sowie sein Übertritt zur reformierten Kirche sind für die weitere Geschichte Brandenburg-Preußens von größter Bedeutung gewesen.
[Burgund.]
7) J. der Unerschrockene oder ohne Furcht (sans peur), Herzog von Burgund, Sohn Philipps des Kühnen, geb. 1371, führte bei Lebzeiten seines Vaters den Titel Graf von Nevers, zog mit dem französischen Kreuzheer dem König Siegmund von Ungarn gegen die Türken zu Hilfe und geriet in der Schlacht bei Nikopolis 1396 in türkische Gefangenschaft, aus welcher er sich durch ein Lösegeld von 200,000 Dukaten befreite. Herzog von Burgund ward er 1404 nach seines Vaters Tod.
Klein von Gestalt und von unbeholfenem, mürrischem Wesen, haßte er seinen glänzenden, verschwenderischen Vetter, den Herzog Ludwig von Orléans, auf den er auch eifersüchtig zu sein Ursache hatte, und stellte sich an die Spitze der Opposition gegen dessen drückende, verderbliche Herrschaft in Frankreich an des wahnsinnigen Königs Karl VI. Statt. Endlich von Orléans aufs äußerste gereizt, ließ er diesen 1407 zu Paris ermorden und erlangte damit die oberste Leitung der Staatsgeschäfte in Frankreich und die Erziehung des Dauphins.
Durch den Vertrag von Chartres 1409 versöhnte er sich vorläufig mit den Orléans. Indes schon 1410 entbrannte der Kampf der Parteien, der Armagnacs und Bourguignons, wieder. Nach der Niederwerfung der Cabochiens in Paris 1413 seiner Macht beraubt, trat J. 1415 mit Heinrich V. von England in Verbindung und bemächtigte sich 1418 wieder der Hauptstadt, wo er aufs grausamste gegen die Armagnacs wütete. Vom Dauphin Karl zu einer Unterredung auf der Yonnebrücke bei Montereau gelockt, ward er von dessen Begleiter Tanneguy-Duchâtel meuchlings ermordet. Ihm folgte Philipp der Gute.
[England.]
8) J. ohne Land (John Lack-land), König von England, aus dem Haus Plantagenet, geb. als jüngster Sohn König Heinrichs II., war von seinem Vater, obwohl derselbe ihm einst scherzend den Beinamen »ohne Land« gegeben hatte, doch gleich seinen Brüdern reich mit Gütern ausgestattet und besaß außer der Grafschaft Mortagne in der Normandie noch die Grafschaften Cornwall, Dorset, Somerset, Gloucester, Nottingham, Derby und Lancaster in England, mithin beinahe ein Dritteil des ganzen Königreichs.
Trotzdem suchte er im Bund mit König Philipp von Frankreich während des Kreuzzugs seines Bruders Richard Löwenherz denselben der Krone zu berauben und errang auch, während Richard nach der Rückkehr aus dem Morgenland in Deutschland gefangen gehalten wurde, nicht unbedeutende Vorteile. Als aber der König freigelassen und nach England heimgekehrt war, konnte J. sich nicht behaupten und mußte sich im Mai 1194 unterwerfen. Richard verzieh ihm großmütig und ernannte ihn sogar, mit Übergehung des erst zwölfjährigen Arthur von Bretagne, des Sohns seines verstorbenen ältern Bruders, Gottfried, 1199 auf seinem Sterbebett zu seinem Nachfolger. J. war ein schwacher, aber trotzdem eigenwilliger und grausamer Regent.
Nach einer zwölfjährigen Ehe trennte er sich von seiner Gemahlin Hadwisa, Erbin der Grafschaft Gloucester, und verband sich 1200 mit der mit dem Grafen Hugo de la Marche bereits öffentlich versprochenen Isabella, Gräfin von Angoulême. De la Marche appellierte hierauf an Philipp von Frankreich, ihren gemeinschaftlichen Lehnsherrn. J. wurde all seiner französischen Lehen für verlustig erklärt, und es erhob sich nun ein heftiger Kampf zwischen ihm und seinen Feinden, in welchem er bei Mirebeau einen wichtigen Sieg erfocht.
Da er aber den hierbei in seine Hände gefallenen Herzog Arthur von Bretagne heimlich ermorden ließ, fielen seine meisten Vasallen von ihm ab, und er verlor so den besten Teil seiner französischen Besitzungen. Auch mit dem Papst Innocenz III. geriet er wegen der Bischofswahlen in Streit und zog sich durch seine Halsstarrigkeit Interdikt und Bann zu (1208), zu deren Vollziehung sich Philipp von Frankreich später bereit fand. Von seinen Unterthanen verlassen, sah sich J. endlich genötigt, sein Reich dem Papst feierlichst zu schenken und von ihm als Lehen zurückzunehmen Mit dessen Beistand und zugleich verbündet mit dem deutschen Kaiser Otto IV. bekriegte er hierauf wiederholt Frankreich, bis er bei Bouvines eine Niederlage erlitt Als nach dieser Schlacht die englischen Barone sich gegen Johanns Mißregierung erhoben, mußte dieser ihnen durch die Magna Charta (s. d.) bedeutende Rechte zugestehen.
Bald nachher aber begann er mit gemieteten Abenteurern einen Vernichtungskrieg gegen die verschwornen Barone, ließ vom Papste den Freiheitsbrief für nichtig erklären und durchzog sengend und brennend das Land. Die Barone boten hierauf Ludwig, dem ältesten Sohn des Königs Philipp II. von Frankreich, die Krone Englands an, und dieser erschien im Mai 1216 mit einem zahlreichen Heer in England. J. floh in das Cistercienserkloster Swineshead und starb in Newark am Trent, nachdem er seinen Sohn Heinrich zum Thronfolger ernannt hatte.
[Frankreich.]
9) J. II., der Gute, König von Frankreich, Sohn und Nachfolger Philipps VI., geb. 1319, regierte 1350-64. Unter ihm begann wieder 1355 nach Ablauf des Waffenstillstandes der Krieg mit England. Eduard, der Schwarze Prinz, landete im
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Garonnegebiet, verwüstete Auvergne, Limousin und Poitou, suchte aber bei Annäherung des französischen Heers sich nach Bordeaux zurückzuziehen. Indes bei Poitiers wurde seinem kleinen Heer der Rückzug abgeschnitten. Hart bedrängt, bot er J. für freien Abzug einen siebenjährigen Waffenstillstand an; J. jedoch, siegesgewiß, schlug jeden gütlichen Vergleich aus, und so kam es bei Maupertuis zu einer Schlacht, in welcher J. Sieg und Freiheit verlor.
Erst der Friede von Bretigny 1360 befreite ihn aus seiner Haft, nachdem er, außer 3 Mill. Goldstücke, mehrere Provinzen abzutreten versprochen hatte. Da sein als Geisel in England zurückgelassener Sohn, der Herzog von Anjou, noch vor Bezahlung der Loskaufssumme von da entfloh, kehrte J. Anfang 1364 nach London in seine Gefangenschaft zurück, wurde hier als königlicher Gast glänzend empfangen, starb aber schon 8. April d. J. Sein ältester Sohn erster Ehe, Karl V., war sein Nachfolger. Die von J. 1363 gestiftete Sekundogenitur des Hauses Valois, Burgund, schlug ebenfalls zu Frankreichs Verderben aus, so daß nach ihm kein Thronfolger mehr Johann genannt wurde.
[Hannover.]
10) J. Friedrich, Herzog von Hannover, geb. 1625, Sohn des Herzogs Georg, trat auf einer Reise nach Italien 1651 zur römisch-katholischen Kirche über und erhielt 1665 die Lande Kalenberg, Göttingen und Grubenhagen, zu deren Hauptstadt und Residenz er Hannover erhob. Seine Unterthanen gewaltsam zu bekehren, verschmähte er und begünstigte die Wissenschaften, wie er denn Leibniz an seinen Hof berief. In der äußern Politik hielt er zu Frankreich, ohne jedoch seine Hoffnungen auf Ländererwerb erfüllt zu sehen. Er starb in Augsburg, ohne Söhne zu hinterlassen, worauf ihm sein Bruder Ernst August von Osnabrück (s. Ernst 4) folgte.
[Nassau.]
11) J. von Nassau, Erzbischof von Mainz, ein ehrgeiziger, ränkesüchtiger Mann, erlangte das Erzbistum 1397 durch päpstliche Ernennung und verdrängte den vom Kapitel gewählten Erzbischof Gottfried von Leiningen. Auf seinen Betrieb wurde 1400 Kaiser Wenzel abgesetzt und Ruprecht von der Pfalz gewählt, gegen den er dann wieder, als er sich nicht ganz von ihm leiten ließ, 1405 den Marbacher Bund zu stande brachte. Er verband sich sogar mit dem Raubritterbund »Zum Luchs« und begab sich in Vasallenverhältnis zu Frankreich, um Ruprecht erfolgreichen Widerstand leisten zu können, welcher starb, ehe er J. gedemütigt. Bei der neuen Königswahl war er für Jobst von Mähren, vertrug sich aber 1411 mit Siegmund, nachdem dieser ihm große Zugeständnisse bewilligt hatte. Auf dem Konstanzer Konzil vertrat er die Sache Johanns XXIII., doch ohne Erfolg. Er starb in Aschaffenburg.
12) J. Moritz, Fürst von Nassau-Siegen, niederländ. Feldmarschall, der »Brasilianer« genannt, geb. zu Dillenburg als Sohn des Grafen Johann VIII. von Nassau-Dillenburg, trat 1621 in die Dienste der holländischen Republik und zeichnete sich unter der Leitung des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien 1626 bei der Belagerung von Grol und 1632 vor Maastricht aus. 1636 zum Gouverneur der Besitzungen der Westindischen Gesellschaft in Brasilien ernannt, eroberte er, trotzdem er nur geringe Streitkräfte zur Verfügung hatte, einen großen Teil des Landes und verwaltete es so vortrefflich, daß es zu hoher Blüte gedieh. Er sendete 1637 eine Expedition an die afrikanische Küste, welche den Holländern die Hauptfestung von Guinea, St. George del Mina, erwarb, und drang im Frühjahr 1638 an der brasilischen Küste südlich vor, belagerte aber vergeblich Bahia. Nachdem die portugiesische und die spanische Flotte durch die Holländer vor Itamarica (12.-17. Jan. 1640) beinahe ganz vernichtet worden waren, begann der Krieg in Brasilien aufs neue und wurde mit großer Grausamkeit geführt. Um die große Anzahl von Abenteurern unter seinen Fahnen zu beschäftigen, unternahm J. eine Expedition nach Chile (1643). Zwei von ihm gegründete Orte, die Festung Moritzschloß an der Mündung des São Francisco und die Stadt Moritzstadt bei Pernambuco, erinnern in Brasilien an ihn. 1644 nach Holland zurückgekehrt, ward er zum Gouverneur von Wesel und General der Reiterei ernannt, trat 1647 in kurbrandenburgische Dienste, wurde Statthalter von Kleve, Mark und Ravensberg und 1652 Meister des Johanniterordens in Sonnenburg und deutscher Reichsfürst. 1658 war er als brandenburgischer Gesandter bei der Wahl Kaiser Leopolds J. in Frankfurt thätig, schloß 1661 den Defensivvertrag zwischen England und Brandenburg ab, erhielt 1665 das Kommando der holländischen Truppen gegen Münster, wurde 1671 erster Feldmarschall, befehligte die Holländer im Kriege gegen Ludwig XIV. (1672-74) und nahm an der Schlacht bei Senef hervorragenden Anteil. 1674 wurde er Gouverneur von Utrecht und trat 1676 ins Privatleben zurück. Er starb in Bergenthal bei Kleve und ist in Siegen beigesetzt. Sein Palast im Haag war das »Moritzhaus« (jetzt Museum).
Vgl. Driesen, Leben des Fürsten J. Moritz von Nassau-Siegen (Berl. 1849).
[Österreich.]
13) J. Baptist Joseph Fabian Sebastian, Erzherzog von Österreich, Reichsverweser von Deutschland, geb. sechster Sohn des Kaisers Leopold II. und der spanischen Infantin Marie Luise. Von gewecktem Geist, zeigte er früh Neigung für die militärischen Wissenschaften sowie für die Geschichte und die Naturwissenschaften und erhielt vielfache geistige Anregung durch den damals im Ministerium des Äußern in Wien angestellten Geschichtsforscher Johannes Müller. 1800 ward er an die Spitze des geschlagenen österreichischen Heers gestellt, das nach seines Bruders Karl Abgang von Kray unglücklich geführt worden war, und wußte der Armee durch rasches Vorrücken und einzelne kleine Siege das verlorne Selbstvertrauen wiederzugeben.
Bei Hohenlinden (3. Dez.) unterlag er jedoch der Übermacht Moreaus, und auch bei Salzburg versuchte er vergeblich, dem siegreichen Vordringen der Franzosen ein Ziel zu setzen. Nach dem Frieden von Lüneville wurde er zum Generaldirektor der Ingenieurakademie zu Wien und der Kadettenakademie in Wiener-Neustadt ernannt und erhob diese Anstalten rasch zur Blüte. Als 1805 der neue Krieg gegen Napoleon I. zum Ausbruch kam, war die Bewaffnung der Tiroler und Vorarlberger seine erste Sorge. Hierauf trat er an die Spitze des Armeekorps, das sich Ney und den Bayern in Tirol entgegenstellte. Vom heldenmütigen Landvolk unterstützt, brachte er den Bayern unter Deroy 2. und die erste Niederlage am Strubpaß bei, mußte aber auf Befehl seines Bruders Karl Tirol räumen und durchs Pusterthal nach Kärnten rücken, um sich mit der italienischen Armee zu vereinigen. Dies gelang Ende November, und sofort drangen beide Erzherzöge, J. an der Spitze des rechten Flügels der vereinigten Armee, gegen Wien vor; die Schlacht bei Austerlitz, Preußens schwankende Politik und endlich der Friede von Preßburg machten jedoch ihre Versuche, dem Krieg eine günstige Wendung zu
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geben, erfolglos. Tirol, bisher Johanns Lieblingsaufenthalt, war verloren. Die folgenden Friedensjahre benutzte J. hauptsächlich zu wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar wandte er nun seine Aufmerksamkeit vor allem Steiermark und Kärnten zu, die er, von Gelehrten und Künstlern begleitet, nach allen Richtungen durchwanderte. Zugleich beschäftigte er sich mit militärischen Dingen und entwarf den Plan eines Volkskriegs in den österreichischen Alpenlanden.
Nach dem Wiederausbruch der Feindseligkeiten zwischen Frankreich und Österreich im März 1809 zum Befehlshaber der unter dem Namen des Heers von Innerösterreich bekannten Armee ernannt, rief er die Tiroler zur Erhebung auf und rückte, während Chasteler in Tirol vordrang, selbst gegen Udine und traf am Tagliamento mit dem Vizekönig Eugen zusammen, den er erst bei Pordenone, dann 16. April entscheidend bei Sacile schlug. Indes die Niederlagen des Erzherzogs Karl an der Donau hinderten ihn, seinen Sieg auszubeuten. Er mußte Anfang Mai von Verona, bis wohin er vorgedrungen war, den Rückzug nach Villach und Graz antreten, von wo er sich nach Ungarn wandte, um bei Körmend Stellung zu nehmen. Am 14. Juni erlitt er aber auf dem Marsch nach Preßburg bei Raab, wo er sich mit den ungarischen Insurrektionstruppen vereinigt hatte, durch die Franzosen eine Niederlage und begab sich nun über Komorn nach Preßburg, wo er anfangs den ihm gegenüberstehenden Feind zu beschäftigen Befehl erhielt, dann aber 5. Juli beordert wurde, mit allen Truppen aufzubrechen und in die Schlacht bei Wagram einzugreifen.
Als er aber 6. Juli nachmittags mit 13,000 Mann in Siebenbrunn eintraf, war die Schlacht bereits zum Nachteil der Österreicher entschieden. Infolge der Behauptung des Erzherzogs Karl, diesem durch J. verschuldeten Zuspätkommen sei der unglückliche Ausgang des Tags zuzuschreiben, entspann sich zwischen beiden Brüdern ein erbitterter, lange dauernder Streit. Nach der Schlacht bemühte sich J., Ungarn zu decken. Der darauf von ihm aufgestellte Plan, die große Armee sogleich aus Böhmen durch Mähren und das Waagthal nach der Donau zu ziehen und bei Komorn zu konzentrieren, um nach Ablauf des Waffenstillstands von Znaim die Feindseligkeiten von neuem zu beginnen, wurde vom Kaiser genehmigt, und schon war der Erzherzog in voller Thätigkeit, die nötigen Anordnungen zu treffen, als der Friedensschluß zu Wien 14. Okt. ihn in seinen Arbeiten unterbrach. J. widmete sich hierauf ganz seinem Beruf als Direktor der militärischen Erziehungsinstitute. Erst 1815 übernahm er wieder ein Kommando bei der Armee des Fürsten Schwarzenberg. Nachdem er zuvor als Stellvertreter des Kaisers in Mailand die Huldigung entgegengenommen und die Lombardei bereist hatte, leitete er die Belagerung von Hüningen, das er 26. Aug. zur Übergabe zwang und schleifen ließ. Darauf ging er nach Paris und von da über England nach Österreich zurück.
Hier lebte er anfangs in Wien und Wiener-Neustadt, schlug aber sodann seinen Wohnsitz in Graz und später auf dem Bauerngut Brandhof auf, nachdem ihm seit 1827 der Aufenthalt am kaiserlichen Hof durch seine morganatische Ehe mit einer Postmeisterstochter, Anna Plochel von Aussee (geb. 1834 zur Freifrau v. Brandhofen, 1845 zur Gräfin von Meran erhoben, gest. in Aussee), unmöglich geworden war. Dagegen stieg die Zuneigung des Volkes zu J. nicht bloß in Österreich, sondern in ganz Deutschland in demselben Grad, in welchem der Haß gegen Metternich und sein System zunahm. J. verdiente sich diese Liebe durch seine gemeinnützigen Unternehmungen, durch das rein Menschliche seines Wesens und seine Neigung zum Volkstümlichen. So gründete er in Graz das Johanneum, um Liebe zur Kunst und Wissenschaft zu erwecken, stiftete landwirtschaftliche Vereine, führte bessere Methoden im Ackerbau und in der Viehzucht ein, wirkte aufs thätigste zur Förderung verschiedener Industriezweige, namentlich der Eisenindustrie, veranstaltete Sänger- und Schützenfeste und präsidierte den Versammlungen der Naturforscher und Landwirte in Graz.
Zahllose Lieder feierten denn auch in Steiermark und Tirol den »Herzog Hannes«. Der dem Erzherzog seit der Kölner Domfeier 1842 fälschlich in den Mund gelegte Ausspruch: »Kein Österreich, kein Preußen, sondern ein einiges großes Deutschland, fest wie seine Berge!« erwarb ihm schnell auch durch ganz Deutschland Popularität. Die Ereignisse des Jahrs 1848 entrissen den Greis seinem Stillleben. Als der Kaiser Ferdinand I. nach den Ereignissen des 15. Mai Wien verließ und sich nach Innsbruck begab, ernannte er den Erzherzog J. zu seinem Stellvertreter in Wien, und dieser eröffnete als solcher den Konstituierenden Reichstag.
Inzwischen war auch die Majorität der Frankfurter Reichsversammlung 27. Juni zu dem Beschluß gekommen, den Erzherzog J. zum unverantwortlichen Reichsverweser über Deutschland zu ernennen, und er ließ sich bewegen, die so schwierige Stellung anzunehmen. Er traf auch 11. Juli Frankfurt ein und bildete sofort ein Reichsministerium. Indes fühlte er sich mehr als österreichischer Erzherzog denn als deutscher Reichsverweser. Während er sich in der ersten Zeit den Parteien gegenüber neutral verhielt, wirkte er seit der Ablehnung des Erbkaisertums seitens Friedrich Wilhelms IV. offen im österreichischen Interesse dahin, daß keine Reichsverfassung zu stande kam und die Wiederherstellung des Bundestags als einziger Ausweg übrigblieb. Am trat er in das Privatleben zurück und widmete sich, wie früher, der Förderung gemeinnütziger Unternehmungen in Steiermark. Er starb in Graz. Er hinterließ einen Sohn, Franz, Grafen von Meran und Freiherrn v. Brandhofen, geb. seit 1861 Mitglied des österreichischen Herrenhauses.
Vgl. Schneidawind, Leben des Erzherzogs J. von Österreich (Schaffh. 1849);
Schimmer, Leben und Wirken des Erzherzogs J. (Mainz 1849);
Leitner, J. Bapt., kaiserlicher Prinz und Erzherzog von Österreich (in Hlubeks Werk »Ein treues Bild des Herzogtums Steiermark«, Graz 1860);
Schlossar, Erzherzog J. von Österreich und sein Einfluß auf das Kulturleben der Steiermark (Briefe des Erzherzogs aus den Jahren 1810-25, Wien 1878);
Derselbe, Erzherzog J. Baptist von Österreich (das. 1880).
14) J. Nepomuk Salvator, Erzherzog von Österreich und Prinz von Toscana, geb. zu Florenz, jüngster Sohn des Großherzogs Leopold II. von Toscana, ward in der Hofburg erzogen, trat erst in ein Jägerbataillon, dann in ein Artillerieregiment, ward 1876 Oberst und Regimentskommandeur in Komorn, 1878 Kommandeur einer Infanteriebrigade in Wien und Generalmajor und befehligte in demselben Jahr eine Brigade bei der bosnischen Okkupationsarmee. 1879 ward er Divisionskommandeur in Preßburg und Feldmarschallleutnant. Seit 1883 befehligt er die 3. Division in Linz. Er schrieb: »Betrachtungen über die Organisation der österreichischen Artillerie« (Wien 1875),
»Geschichte des k. k.
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Linien-Infanterieregiments Erzherzog Wilhelm Nr. 12« (das. 1877-80, 2 Bde.),
»Drill oder Erziehung« (das. 1883),
verfaßte das Textbuch zu dem Ballett »Die Assassinen« und wirkte in antispiritistischem Sinn, so durch die Schrift »Einblicke in den Spiritismus« (5. Aufl., Linz 1885). Auch als Komponist ist J. hervorgetreten.
15) J. von Österreich, s. Juan d'Austria.
[Pfalz.]
16) J. Kasimir, Pfalzgraf bei Rhein, geb. zu Simmern, vierter Sohn des spätern Kurfürsten Friedrich III., des Frommen, wuchs an den Höfen von Paris und Nancy auf und wurde ein tapferer, eleganter Ritter, der aber auch der heimischen Sitte des Trinkens huldigte. Eifrig für die reformierte Lehre eingenommen, zog er 1567 den französischen Hugenotten mit einem Heer zu Hilfe und leistete ihnen erfolgreiche Dienste. Seine übrigen ähnlichen Unternehmungen, ein zweiter Feldzug nach Frankreich (1575-76), der nach den Niederlanden gegen die Spanier (1578) und sein Eintreten für den Kurfürsten Gebhard Truchseß von Köln, hatten nicht den gehofften Erfolg für J., der, bei beschränkten Mitteln, sich in unruhigem Ehrgeiz nach einer weltgeschichtlichen Rolle aufrieb. 1583 wurde er nach dem Tod seines lutherisch gesinnten Bruders Ludwig Vormund von dessen unmündigem Sohn Friedrich IV. und Administrator der Pfalz, die er zur reformierten Lehre zurückbrachte. Seit 1568 mit Elisabeth von Sachsen, der Tochter des Kurfürsten August, vermählt, ließ er dieselbe 1589 wegen Ehebruchs und Mordversuchs gegen ihn selbst verhaften. Er starb
Vgl. v. Bezold, Briefe des Pfalzgrafen J. Kasimir (Münch. 1882 ff.).
[Polen.]
17) J. II. Kasimir, König von Polen, geb. zweiter Sohn des Königs Siegmund III., trat 1640 in Rom in den Jesuitenorden, ward von Innocenz X. zum Kardinalpriester ernannt und nach dem Tod seines Stiefbruders Wladislaw, dessen Witwe Marie Luise von Nevers-Gonzaga er heiratete, zum König gewählt. Er führte 1655-60 einen langen Krieg mit Karl Gustav von Schweden, verlor gegen diesen und den Großen Kurfürsten von Brandenburg 28.-30. Juli 1656 die Schlacht bei Warschau, behauptete aber sein Reich und verzichtete im Frieden von Oliva bloß auf die Oberlehnshoheit über Ostpreußen. Im Frieden von Andrussow verlor er Weiß- und Rotrußland samt der Ukraine bis an den Dnjepr an Rußland und dankte im September 1668 ab; starb zu Revers in Frankreich.
18) J. III. Sobieski, König von Polen, jüngster Sohn Jakobs, Kastellans von Krakau, geb. zeichnete sich früh durch Tapferkeit aus, wurde 1665 Krongroßmarschall und 1667 Krongroßfeldherr. Er war der Schrecken der Türken und Tataren und gewann die Schlacht bei Chotin über erstere, worauf er durch den Einfluß Frankreichs, dem er sehr ergeben war, zum König von Polen gewählt wurde. Durch einen zweiten Sieg bei Lemberg (August 1675) bewog er die Türken zum Frieden von Konstantinopel (1678). Seine glorreichste That war die Entsetzung des von den Türken belagerten Wien Künste und Wissenschaften fanden in ihm einen eifrigen Beschützer. Dennoch ward er während seiner Regierung von den eifersüchtigen Großen heftig angefeindet. Seine eigne Gattin, Maria Kasimira, konspirierte mit dem Adel gegen ihn. Er starb in Warschau.
Vgl. Salvandy, Histoire du roi Jean Sobieski et du royaume de Pologne (6. Aufl., Par. 1876);
»Briefe des Königs I. an seine Gemahlin« (deutsch von Öchsle, Heidelb. 1827);
Rieder, J. III., König von Polen, Sobieski, in Wien (Wien 1881). -
Sein ältester Sohn, Jakob Sobieski, geb. 1667, warb 1704 nach Augusts II. Absetzung als Thronkandidat in Aussicht genommen, aber von August aufgefangen und bis 1706 gefangen gehalten; er starb 1734. Das Geschlecht Sobieski erlosch 1875.
[Portugal.]
19) J. I., König von Portugal, genannt der Große oder der Vater des Vaterlandes, natürlicher Sohn Peters und der Therese Lorenzo, einer vornehmen Galicierin, geb. 1357, ward 1383, nach dem Tod seines legitimen Bruders Ferdinand, von den Ständen des Königreichs zum Regenten erwählt und, nachdem er den Günstling des verstorbenen Königs und seiner Witwe Leonore Tellez, den Grafen Andeiro, ermordet hatte, 1385 zum König erhoben. Den König Johann von Kastilien, der als Gemahl der Beatrix, Tochter Ferdinands, Thronansprüche erhob, schlug er 1385 bei Aljubarrota; der Krieg, der mit wechselndem Glück geführt wurde, endete erst 1411. Im J. 1415 begann J. einen Krieg gegen die Mauren und eroberte Ceuta und andre Plätze. Unter seiner Regierung begann sein jüngster Sohn, der Infant Heinrich der Seefahrer, die Entdeckungen an der Westküste von Afrika. Portugal verdankt J. einen Teil seiner Gesetze. Er starb 1433 und hatte seinen ältesten Sohn, Eduard I., zum Nachfolger.
20) J. II., der Vollkommene, König von Portugal, ein hochgebildeter, energischer Fürst, geb. 1455, Sohn und Nachfolger Alfons' V., bestieg den Thron 1481, ließ zur Sicherung desselben seinen Schwager, den Herzog Ferdinand von Braganza, hinrichten und erstach seinen Vetter, den Herzog von Viseu, mit eigner Hand. Den Mauren entriß er Arzilla und Tanger. Er setzte die begonnenen Entdeckungen an der Westküste Afrikas fort, wo er in Guinea Ansiedelungen begründen ließ, und von wo aus das Kap der Guten Hoffnung entdeckt wurde. Er starb 1495. Sein Nachfolger war sein Vetter Emanuel.
21) J. III., König von Portugal, Sohn Emanuels, geb. 1502, folgte seinem Vater 1521, begünstigte Wissenschaften und Handel, besonders nach Ostindien, Japan und Brasilien, das er zur portugiesischen Kolonie machte, gab weise Gesetze, stellte die Universität von Coimbra wieder her und vereinigte die reichen Güter des Aviz- u. St. Jakob-Ordens mit der Krone, führte aber auch die Inquisition ein. Er starb 1557.
22) J. IV., König von Portugal, Begründer der Dynastie Braganza, Abkömmling von Johann I., geb. 1604, wurde 1640, als sich Portugal von der spanischen Herrschaft befreite, zum König ausgerufen. Er schlug die Spanier 1644 bei Montijo, eroberte 1654 Brasilien wieder und starb 1656.
23) J. V., König von Portugal, Sohn und Nachfolger Peters II., geb. 1689, bestieg 1705 den Thron, setzte den von seinem Vater begonnenen Krieg gegen Spanien und Frankreich als Alliierter von England und Österreich bis zum Frieden von Utrecht (1713) fort, führte seitdem eine friedliche Regierung, stand aber ganz unter der Herrschaft des Klerus und vergeudete für den Bau von Kirchen und Klöstern, namentlich für den Prachtbau von Mafra, ungeheure Summen. Für seine Devotion gegen die Kirche erhielt er vom Papste den Titel »Allergetreueste Majestät«. Er starb an der Wassersucht.
24) J. VI., König von Portugal, Sohn Peters III., geb. ward bei der Geisteskrankheit seiner Mutter Maria Franziska Elisabeth als Regent proklamiert; wirklicher
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König aber wurde er erst nach dem Tod seiner Mutter. Als J. sich 1807 England in die Arme warf, erklärte Napoleon I. das Haus Braganza für abgesetzt und ließ Portugal besetzen, worauf der ganze portugiesische Hof Ende November 1807 nach Brasilien übersiedelte. Der Prinz-Regent hob nun alle Verträge mit Spanien und Frankreich auf und schloß sich eng an England an, welches 1808 die Franzosen aus Portugal vertrieb und auch 1809-1811 deren fernere Einfälle abwehrte.
Infolge der Proklamierung der Konstitution und der Zusammenberufung der Cortes 1820 kehrte J. 1821 nach Portugal zurück; doch ließ er seinen ältesten Sohn, Dom Pedro, als Prinz-Regenten in Brasilien zurück. Bald entstanden Differenzen zwischen Brasilien und Portugal, und ersteres erklärte sich für unabhängig und Dom Pedro 12. Okt. zum Kaiser. In Europa hatte indessen J. den Streit zwischen der konstitutionellen und der absoluten Partei nicht beschwichtigen können, und selbst als J. während der französischen Intervention in Spanien 1823 die Konstitution beseitigte, genügte dies den Absoluten, an deren Spitze die Königin und der zweite Prinz, Dom Miguel, standen, nicht.
Innere Unruhen brachen aus, und der König ward von den Absoluten sogar genötigt, auf ein englisches Schiff zu fliehen; doch endigte dieser Aufruhr mit Verbannung der Königin und Dom Miguels. 1825 kam durch englische Vermittelung ein Vertrag mit Brasilien zu stande, worin die Unabhängigkeit Brasiliens und Dom Pedro als Kaiser anerkannt wurden; gleichzeitig nahm jedoch auch J. für seine Person den Kaisertitel an. Bald darauf, starb er und hinterließ seinem Sohn Pedro auch Portugal, worüber dieser zu gunsten seiner Tochter Maria da Gloria verfügte.
[Sachsen: Albertinische Linie.]
25) J. Georg I., Kurfürst von Sachsen, geb. als zweiter Sohn Kurfürst Christians I., seit 1601 Administrator des Stifts Merseburg, folgte seinem kinderlosen Bruder Christian II. in der Regierung. Anschluß an Österreich und Haß gegen die Reformierten waren das Streben und der Grundzug seiner Politik, durch welche er in bewegter Zeit die Führerschaft der evangelischen Reichsstände verlor; die böhmische Krone, welche ihm 1619 angeboten wurde, lehnte er ab und gab nicht nur dem Erzherzog Ferdinand seine Stimme bei der Kaiserwahl, sondern leistete sogar diesem aus politischer Eifersucht und konfessionellem Haß gegen den calvinistischen Böhmenkönig Friedrich V. von der Pfalz Beistand durch Unterwerfung der Lausitzen und Schlesiens, infolgedessen ihm die erstern für die Kriegskosten unterpfändlich von Ferdinand II. eingeräumt wurden.
Dennoch sah er sich nach der Schlacht am Weißen Berg vom Kaiser mit der größten Rücksichtslosigkeit behandelt; trotz seines Widerspruchs wurde die Pfälzer Kur auf Bayern übertragen, nahm die Gegenreformation in Böhmen und Schlesien ihren Fortgang, wurde sein zum Administrator von Magdeburg gewählter Sohn August durch Erzherzog Leopold Wilhelm verdrängt, er selbst durch das Restitutionsedikt von 1629 im Besitz der säkularisierten Stifter gefährdet; aber zu mehr als zu Klagen und Beschwerden beim Kaiser und dann zur Berufung eines Konvents der Evangelischen nach Leipzig, der durch seine schüchternen Gravamina und den Versuch einer Defensionsordnung zum Gespött der Gegner wurde, vermochte sein träger Stumpfsinn sich nicht aufzuraffen.
Daß er Gustav Adolf den Elbübergang bei Wittenberg verweigerte, verschuldete mit den Untergang Magdeburgs. Erst die Vergewaltigung seines Landes durch das Heer der Liga brachte den noch immer widerstrebenden Kurfürsten zum Anschluß an Gustav Adolf, worauf das neugebildete sächsische Heer unter Arnim sich bei Düben 1. (11.) Sept. mit den Schweden vereinigte und die Schlacht bei Breitenfeld 7. (17.) Sept. trotz der Niederlage der Sachsen das Land von den Feinden befreite.
Der Verabredung mit Gustav Adolf gemäß drang J. jedoch erst im November in Böhmen ein, trat aber dort mit einer Schonung auf, die seinen Widerwillen gegen die Bekriegung des Kaisers deutlich verriet, und schon im Mai 1632 wurden die Sachsen von Wallenstein ohne ernstlichen Widerstand wieder vertrieben. Des schwedischen Bündnisses längst überdrüssig, duldete J., nachdem Gustav Adolf bei Lützen gefallen, die Verhandlungen seines Generals Arnim mit Wallenstein über einen Separatfrieden, und eingeschüchtert durch die Schlacht bei Nördlingen, fiel er von der protestantischen Sache ab, indem er nach längern Verhandlungen zu Eilenburg und Pirna mit dem Kaiser den Frieden zu Prag schloß, durch welchen er nebst dem erblichen Besitz der Lausitzen (als böhmische Mannslehen) und dem Verzicht auf das Restitutionsedikt für seinen Sohn August auf dessen Lebenszeit das Erzstift Magdeburg und von diesem Erzstift für sich selbst die Ämter Burg, Dahme, Jüterbog und Querfurt erhielt und sich mit dem Kaiser zur Vertreibung der Schweden und Franzosen aus dem Reich verbündete.
Diesen Abfall des Kurfürsten büßte das Land nach den unglücklichen Kämpfen bei Dömitz (22. Okt.) und Kyritz (7. Dez.) durch furchtbare Verheerungen, mit denen die Schweden unter Banér es heimsuchten. Nach dem Sieg über die Sachsen und die Kaiserlichen bei Wittstock erschien Banér zum zweiten-, im Februar 1639 zum drittenmal in Sachsen, besetzte nach seinem Sieg bei Reichenbach Zwickau, belagerte, wiewohl vergeblich, Freiberg und schlug die Kaiserlichen und Sachsen 4. April bei Chemnitz. Zwickau eroberte zwar der Kurfürst wieder, dagegen ging Leipzig infolge von Torstenssons Sieg über die Kaiserlichen (23. Nov.) an die Schweden verloren. Zuletzt zwang Torstensson, nachdem er im Oktober 1644 das sächsische Heer bei Jüterbog vernichtet und Pegau verbrannt hatte, durch schwere Kontributionen und unterstützt durch die Vorstellungen des Kurprinzen dem schwankenden Kurfürsten den Waffenstillstand von Kötzschenbroda ab, der wenigstens den schwersten Kriegsdrangsalen für Sachsen ein Ende machte.
Der Westfälische Friede bestätigte J. die Erwerbungen des Prager Friedens, aber seine unheilvolle Politik kostete ihm und seinem Haus die Stellung als Haupt der deutschen Protestanten, wenn schon ihm 1653 das Direktorium des Corpus Evangelicorum übertragen wurde. Mit seinen Landständen lag J. vielfach in Streit, wozu meist die tiefe Verschuldung des Landes und die trotz derselben fortgehende Verschwendung des Hofs die Veranlassung gab. Mit gänzlichem Mangel an feiner Sitte, Trunksucht und Jagdleidenschaft verband sich in ihm eine gewisse Biederkeit, streng lutherische Bekenntnistreue, die von seinem Oberhofprediger Hoë von Hoënegg (s. d.) nach Kräften genährt wurde, aber oft auch eine große Härte, die er selbst den Kreis seiner Familie fühlen ließ. Seine erste Gemahlin war Sibylle Elisabeth von Württemberg, gest. 1606; von der zweiten, Magdalene Sibylle, der Tochter
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Herzog Albrechts von Preußen, einer feurigen Protestantin und entschiedenen Gegnerin der Politik ihres Gemahls, erhielt er drei Töchter und sechs Söhne, von denen ihn außer seinem Nachfolger Johann Georg noch drei, August, Christian und Moritz, überlebten. Den letzten Beweis seines Mangels an politischer Einsicht gab er dadurch, daß er in seinem Testament auch diese auf Kosten des Kurstaats mit Landesteilen ausstattete. Er starb
26) J. Georg II., Kurfürst von Sachsen, des vorigen ältester Sohn und Nachfolger, geb. schlichtete die aus dem väterlichen Testament mit seinen Brüdern entstandenen Zwistigkeiten durch den Hauptvergleich vom und erhielt durch die Postulatio perpetua von 1663 die erbliche Administration des Meißener Domstifts. Seine trotz der kaum überstandenen Kriegsdrangsale maßlose Verschwendung vollendete die Zerrüttung des Kammerwesens, bis der am mit den Ständen geschlossene Steuervergleich eine feste Grundlage für die ganze spätere Finanzwirtschaft Sachsens schuf.
Den Anfang zur Ordnung des Münzwesens machte der 1667 mit Brandenburg zu Zinna geschlossene Vergleich, aus dem 1690 die Annahme des sogen. Leipziger Fußes hervorging. Aus Landadel und fremden Abenteurern bildete er einen übermäßigen Hofstaat, machte Dresden durch seine Bauten zur schönsten Stadt, durch die Oper zum Mittelpunkt der italienischen Musik in Deutschland. In seiner auswärtigen Politik begab er sich, hauptsächlich um der Subsidien willen, in unwürdige Abhängigkeit von Ludwig XIV., verzichtete infolge davon 1664 auf das Schutzrecht seines Hauses über Erfurt, versprach sogar dem König 1679, die Wahl des Dauphins zum römischen König zu bewirken, unterhandelte aber trotzdem, sobald die antifranzösische Partei an seinem Hof die Oberhand gewann, zwischendrein auch mit dem Kaiser und den Feinden Ludwigs XIV. Er starb in Freiberg. Vermählt war er mit Magdalene Sibylle, Tochter des Markgrafen Christian von Brandenburg-Baireuth.
27) J. Georg III., Kurfürst von Sachsen, Sohn des vorigen, geb. folgte seinem Vater 1680. Diesem an Empfänglichkeit für die Kunst ähnlich, übertraf er ihn aber weit an Energie und patriotischem Pflichtgefühl; doch erwiesen sich seine kriegerischen Neigungen dem innern Zustand seines Landes nicht heilsam. Unter Beseitigung des alten Defensionswesens und der nur dem Prunk dienenden Haustruppen errichtete er das erste stehende Heer in Sachsen. Dieses führte er 1683 in Person dem Kaiser zu zum Entsatz Wiens von den Türken und kämpfte ritterlich an der Spitze desselben in der Schlacht vom 12. Sept., kehrte aber aus Verdruß über den Undank des Kaisers alsbald wieder heim, überließ diesem 1685 wieder 5000 Mann zum Kriege gegen die Türken in Ungarn, vermietete aber auch 3000 Mann an die Republik Venedig, die in Morea verwendet wurden.
Als Ludwig XIV. 1688 das Reich anfiel, war J. der erste, der zur Verteidigung desselben herbeieilte, mußte sich aber auf die Deckung Frankens beschränken, beteiligte sich 1689 an der Belagerung von Mainz, übernahm 1691 den Oberbefehl der Reichsarmee; aber Mißhelligkeiten zwischen ihm und dem kaiserlichen General Caprara hinderten jede energische Kriegführung, während auch die Franzosen einer Entscheidung auswichen. Er starb an der Pest in Tübingen. Seine beiden Söhne aus der Ehe mit Anna Sophie, einer Tochter König Friedrichs III. von Dänemark, Johann Georg und Friedrich August, gelangten nacheinander zur Regierung.
28) J. Georg IV., Kurfürst von Sachsen, ältester Sohn des vorigen, geb. geistig begabt und von größer Körperkraft, war schon als Kurprinz Sklave einer Leidenschaft für die Tochter des Gardeobersten v. Neidschütz, Magdalene Sibylle, von der ihn auch die Teilnahme am Reichskrieg nicht heilte, und so gab er nach seinem Regierungsantritt das erste Beispiel öffentlicher Mätressenwirtschaft in Sachsen. Politischen Einfluß besaß die Geliebte nicht, diesen übte J. Georgs Hauptratgeber, Feldmarschall v. Schöning (s. d.), im Sinn einer Annäherung an Brandenburg und einer größern Selbständigkeit Sachsens dem Kaiser gegenüber, der sich dafür durch Schönings Gefangennahme im Bade Teplitz rächte.
Die Erhebung der Neidschütz zur Reichsgräfin von Rochlitz versöhnte den darüber aufgebrachten Kurfürsten 1693 so weit, daß er in Person ein Hilfskorps an den Rhein führte, ohne jedoch den ausbedungenen Oberbefehl über das Reichsheer erlangen zu können. Er starb in Dresden an den Blattern, mit denen er von seiner 4. April verstorbenen Geliebten angesteckt worden war. Seine Ehe mit Eleonore von Sachsen-Eisenach, Witwe des Markgrafen Johann Friedrich von Brandenburg-Ansbach, vermählt 1692, war eine höchst unglückliche.
29) J. Nepomuk Maria Joseph, König von Sachsen, jüngster Sohn des Prinzen Maximilian von Sachsen und dessen erster Gemahlin, Karoline von Parma, geb. zu Dresden, pflegte früh neben juristischen und staatswissenschaftlichen Studien die schönen Künste, namentlich Poesie und Musik; eine besondere Vorliebe hatte ihm seine Mutter auch für die italienische Sprache und Litteratur eingeflößt. Zwanzig Jahre alt, erhielt er im Geheimen Finanzkollegium Sitz und Stimme und ward 1825 Vizepräsident desselben. 1821 unternahm er mit seinem ältern Bruder, Klemens, eine Reise nach Italien, auf welcher dieser starb.
Eine Frucht seiner italienischen Studien war seine mit kritischen und historischen Erläuterungen versehene Übersetzung von Dantes »Divina Commedia« (Leipz. 1839-49, 3 Bde.; zuletzt 1877), die er unter dem Namen Philalethes veröffentlichte. Schon früher (1824) hatte er sich an der Stiftung des Königlich sächsischen Altertumsvereins beteiligt und übernahm später das Protektorat desselben. Nachdem sein ältester Bruder 1830 zum Mitregenten ernannt worden war, trat J. an die Spitze der zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe niedergesetzten Kommission und übernahm zugleich das Generalkommando der Kommunalgarden.
Auch erhielt er Sitz und Stimme im Geheimen Rat und nach dessen Auflösung den Vorsitz im Staatsrat und fungierte als Präsident des Geheimen Finanzkollegiums bis zum Frühjahr 1831. Ebenso nahm er, als Prinz des königlichen Hauses Mitglied der Ersten Kammer, ununterbrochenen, regen und rühmlichen Anteil an den Verhandlungen und Arbeiten der Landtage. Namentlich war er Mitglied der Deputation, welche den Entwurf des Kriminalgesetzbuchs zu begutachten hatte, und beteiligte sich eifrig an den Beratungen des den Ständen 1842 vorgelegten Entwurfs einer Strafprozeßordnung. Nach dem Tod seines Vaters, war er in den Besitz der Sekundogenitur getreten. Im Sommer d. J. bereiste er abermals Italien und diesmal auch Sizilien. Die tumultuarischen Vorgänge des in Leipzig, bei denen J. lediglich der verletzte und leidende Teil war, konnten nur einen
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vorübergehenden Schatten auf die Popularität werfen, die er sich durch seine patriotische Gesinnung, seine unermüdliche Arbeitskraft, seine umfassenden, vielseitigen und gründlichen Kenntnisse, seine staatsmännische Einsicht, seine religiöse Toleranz und seine versöhnliche, zu Vermittelung geneigte Gesinnung erworben hatte. Nach dem Tod seines Bruders, des Königs Friedrich August II., bestieg er den sächsischen Königsthron und trug die unermüdliche Thätigkeit des Gelehrten mit ganzem Eifer in die Regierungsgeschäfte über, an denen er einen regen persönlichen Anteil nahm, und zu deren Behandlung er nach allen Seiten hin eigne Anschauung zu gewinnen wußte.
Die Justizorganisation von 1855, die Erweiterung des Eisenbahnnetzes, die Einführung der Gewerbefreiheit sind seiner Anregung und Förderung hauptsächlich zu verdanken. Zur Annahme des französischen Handelsvertrags (1862) und zur Anerkennung Italiens behufs eines Vertrags mit diesem Reich verstand er sich trotz verwandtschaftlicher Beziehungen und legitimistischer Bedenken dem Wohl seines Landes zuliebe. Seine auf liebenswürdigste Weise kundgegebene Teilnahme für die Wissenschaft trug wesentlich zum Aufblühen der gelehrten Anstalten des Landes, vor allen der Universität Leipzig, bei.
Weniger glücklich war er in der auswärtigen Politik. Durch die Traditionen seines Hauses und den unruhigen Ehrgeiz seines Ministers Beust wurde er zur Opposition gegen Preußens deutsche Politik veranlaßt. Er suchte erst eine engere Einigung Deutschlands außer Österreich und Preußen (Triasidee) herzustellen und handelte in der schleswig-holsteinischen Verwickelung 1863-64 mit den übrigen Mittelstaaten gemeinsam. Nach dem Scheitern dieser Politik schloß er sich in der deutschen Krisis 1866 eng an Österreich an, verließ beim Ausbruch des Kriegs mit seiner Armee das Land und mußte sich nach Österreichs Niederlage seinen Thron durch Unterordnung unter den Norddeutschen Bund wieder erkaufen. Indem er aber entschlossen sich in die neuen Verhältnisse fügte und seine Pflichten aufs loyalste erfüllte, sicherte er seinem Land im Norddeutschen Bund wie im Deutschen Reich eine geachtete, einflußreiche Stellung. Er wurde daher allgemein betrauert, als er in Pillnitz starb. Aus Johanns Ehe mit der Prinzessin Amalie Auguste von Bayern (seit geb. gest. sind drei Söhne, von denen einer bereits gestorben und von denen der älteste, Albert, jetzt König ist, und sechs Töchter, von denen nur noch zwei am Leben sind, entsprossen.
Vgl. v. Falkenstein, J., König von Sachsen, ein Lebensbild (Dresd. 1878).
[Sachsen: Ernestinische Linie.]
30) J. der Beständige, Kurfürst von Sachsen, der vierte Sohn des Kurfürsten Ernst, geb. verlebte einen Teil seiner Jugend am Hof seines Großoheims, des Kaisers Friedrich III. In dem Krieg Kaiser Maximilians gegen die Ungarn zeichnete er sich vor Stuhlweißenburg aus; auch an den Feldzügen in Geldern (1494) und in Italien (1499) nahm er teil. Seit 1486 regierte er das ernestinische Sachsen gemeinschaftlich mit seinem ältern Bruder, Friedrich dem Weisen, dem er 1525 in der Kurwürde folgte.
Friedfertig und mild, erklärte er sich doch sogleich mit größerer Entschiedenheit für die Reformation als jener. Durch den mit den Evangelischen Norddeutschlands im März 1526 geschlossenen Torgauer Bund hemmte er nicht nur die Agitationen der Altgläubigen, sondern setzte auch seine Glaubensgenossen in den Stand, auf dem Reichstag zu Speier als geschlossene Partei aufzutreten. Den denselben insofern günstigen Reichstagsabschied, als er den Fürsten freie Hand bei Ordnung der kirchlichen Dinge in ihren Territorien ließ, benutzte er, um der evangelischen Landeskirche Sachsens, namentlich auch mittels der Visitationen von 1527 bis 1529, eine feste Gestalt zu geben.
Infolge der Enthüllungen Otto v. Packs schloß er zwar im März 1528 mit Landgraf Philipp von Hessen ein Verteidigungsbündnis, hielt diesen aber doch von voreiligen Schritten zurück. Unter Johanns Vortritt erfolgte auf dem Speierer Reichstag von 1529 jene Protestation, welche den Evangelischen Namen und Weltstellung gegeben hat; dagegen verhielt er sich aus konfessioneller Abneigung gegen die Zwinglianer ablehnend gegen Philipps Plan eines allgemeinen Bundes der Evangelischen.
Auf dem Reichstag zu Augsburg (1530) trat er von vornherein mit großer Furchtlosigkeit und Entschiedenheit den unzweideutig feindseligen Absichten des Kaisers entgegen und ließ sich von seinen ängstlichen Theologen nicht abhalten, demselben die auf seine Veranlassung von Melanchthon verfaßte Konfession auch in eignem Namen zu übergeben und durch seinen Kanzler verlesen zu lassen. Mit Thränen in den Augen beurlaubte er sich nach Schluß des Reichstags vom Kaiser in der schmerzlichen Überzeugung, nun als offener Gegner desselben auftreten zu müssen. Er legte gegen die ungesetzliche Wahl von dessen Bruder Ferdinand zum römischen König Protest ein und vereinigte im Dezember 1530 die Protestanten zu ihrer Verteidigung in dem Schmalkaldener Bund, bereit, jeden Angriff auch mit den Waffen abzuwehren. Der Nürnberger Religionsfriede (1532) überhob ihn dieser Notwendigkeit. Er starb 16. Aug. d. J. in Schweinitz bei Wittenberg. Von seiner ersten Gemahlin, Sophie von Mecklenburg (gest. 1503), hinterließ er einen Sohn, Johann Friedrich, von der zweiten, Margarete von Anhalt, einen Sohn, Johann Ernst, und zwei Töchter, Maria, vermählt mit Herzog Philipp von Pommern, und Margarete (gest. 1535).
31) J. Friedrich der Großmütige, Kurfürst von Sachsen, als der älteste Sohn des vorigen zu Torgau geboren und von Spalatin erzogen, überkam die Regierung nach seines Vaters Tod 1532 zugleich für seinen unmündigen Bruder Johann Ernst, dem er später (1542) die Pflege Koburg abtrat und eine Rente von 14,000 Gulden aussetzte. Schwerfällig schon durch seine Korpulenz, der Jagd und dem Trunk, wie die meisten Fürsten seiner Zeit, ergeben, von eigensinnigem Wesen, war er zugleich auch der entschiedenste Anhänger der reinen lutherischen Lehre und auf Konsolidierung der sächsischen Landeskirche, namentlich durch Fürsorge für die materielle Lage der Geistlichen und bessere Ausstattung der Universität Wittenberg, eifrig bedacht.
Für die Ausgaben der großen Politik fehlten ihm Scharfblick und Energie. Voll reichsfürstlicher Ergebenheit gegen den Kaiser, suchte er einem Bruch mit demselben so lange wie möglich auszuweichen, vermittelte daher 1534 den Frieden zu Kadan zwischen Philipp von Hessen und Ferdinand und erhielt 1535 in Wien die Belehnung mit der Kur. Dagegen gab er selbst ein bedenkliches Beispiel gewaltsamen Verfahrens, indem er den rechtmäßig zum Bischof von Naumburg gewählten Katholiken Jul. v. Pflugk eigenmächtig verdrängte und durch den Protestanten Nik. v. Amsdorf ersetzte, verfeindete sich, indem er mit ähnlicher Eigenmächtigkeit in dem Stift Wurzen eingriff, seinen ohnehin gegen ihn gereizten Vetter Moritz so, daß es ohne das Dazwischentreten Philipps von Hessen
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zum offenen Kampf zwischen beiden zu kommen drohte, 1542 (s. Fladenkrieg), und vertrieb als Haupt des Schmalkaldischen Bundes im Verein mit Landgraf Philipp von Hessen in demselben Jahr den Herzog Heinrich von Braunschweig, einen leidenschaftlichen Gegner der Reformation, aus seinem Land. Aber den rechten Zeitpunkt, um dem Kaiser, der sich nunmehr zur gewaltsamen Unterwerfung der Protestanten anschickte, entgegenzutreten, versäumte seine Bedenklichkeit und Unschlüssigkeit. Am sprach Karl V. über ihn und Philipp von Hessen die Acht aus.
Beide Fürsten führten das schmalkaldische Bundesheer an die Donau, ließen aber den Vorsprung ihrer Rüstungen vor denen des Kaisers unbenutzt, bis der Einfall des Herzogs Moritz in das ernestinische Sachsen den erzürnten Kurfürsten heimrief. Mit einer an ihm ungewohnten Energie eroberte er sein Land wieder, bemächtigte sich selbst des größten Teils des albertinischen Sachsen, ließ aber durch die vergebliche Belagerung Leipzigs dem Kaiser Zeit herbeizukommen und verlor bei Mühlberg trotz persönlicher Tapferkeit Sieg und Freiheit (vgl. Schmalkaldischer Krieg).
Die schnellere Übergabe des noch standhaltenden Wittenberg zu erzwingen, ließ Karl V. das Todesurteil über den Gefangenen sprechen. Die Fassung, mit der er dieses vernahm, der Gleichmut, mit dem er in der Wittenberger Kapitulation (19. Mai) auf Land und Kur zu Moritz' gunsten verzichtete, die Standhaftigkeit, mit der er seine Gefangenschaft ertrug und jede Verschärfung derselben lieber über sich ergehen ließ, als daß er, wie der Kaiser verlangte, in die Annahme des Augsburger Interim gewilligt hätte, haben ihm den Beinamen des Großmütigen verschafft. Erst infolge von Moritz' Erhebung gegen den Kaiser erhielt der fürstliche Märtyrer der evangelischen Lehre 1552 zu Innsbruck seine Freiheit wieder und kehrte in das seinen Söhnen überwiesene thüringische Besitztum zurück. In dem am mit Kurfürst August geschlossenen Naumburger Vertrag wurde ihm der Titel »geborner Kurfürst« zugestanden, ihm auch die Ämter Altenburg, Eisenberg, Sachsenburg und Herbisleben nebst einer Entschädigungssumme von 100,000 Gulden überlassen. Nach dem Tod seines Bruders Johann Ernst (1552) fiel auch die Pflege Koburg an ihn zurück. Er starb der letzte Ernestiner, der die Kurwürde getragen. Seine Gemahlin Sibylle von Kleve hatte ihm drei Söhne geboren. J. Friedrichs eherne Bildsäule von Drake auf dem Markt in Jena wurde bei der 300jährigen Jubelfeier der auf sein Anraten gestifteten Universität enthüllt.
[Herzöge zu Sachsen.]
32) J. Friedrich II., der Mittlere, Herzog zu Sachsen, Sohn Kurfürst Johann Friedrichs des Großmütigen (s. Johann 31), geb. zu Torgau, wurde sehr gelehrt erzogen und frühzeitig in die Staatsgeschäfte eingeführt. Aus der Schlacht bei Mühlberg, wo er tapfer gefochten hatte und zweimal verwundet worden war, rettete er sich nach Wittenberg. Nach der Wittenberger Kapitulation übernahm er die Regierung des kleinen Gebiets, das seinem Haus blieb, für sich und seine zwei minderjährigen Brüder, bis sein Vater restituiert wurde, auf dessen Anraten er die Universität Jena stiftete, die 1558 eingeweiht wurde.
Nach des Vaters Tod übertrugen ihm (1557) die Brüder die Regierung auch ferner; nachdem aber Johann Friedrich III. 1565 kinderlos gestorben, mußte er mit seinem Bruder Johann Wilhelm teilen, wobei dieser Koburg, J. Friedrich Weimar mit Gotha erhielt. Er war ein eifriger Verfechter des strengen Luthertums und strebte nach Wiedererlangung der Kur. Seine Parteinahme für den geächteten Wilhelm v. Grumbach (s. d.) hatte für J. Friedrich selbst die kaiserliche Acht zur Folge, deren Vollstreckung der Kurfürst August übertragen erhielt. J. Friedrich mußte sich in Gotha dem Kaiser auf Gnade und Ungnade ergeben und ward nach Wien geführt.
Seine harte Gefangenschaft zu Wiener-Neustadt teilte von 1572 an seine zweite Gemahlin, Elisabeth von der Pfalz (gest. 1594), und längere Zeit sein Sohn Johann Ernst. Er beschäftigte sich meist mit theologischen Arbeiten und unterhielt einen lebhaften Briefwechsel mit seinen Söhnen. Er starb im Gefängnis auf Schloß Steier, wohin er wegen des Türkenkriegs gebracht worden war. Seine erste Ehe mit Agnes, der Witwe des Kurfürsten Moritz, war kinderlos geblieben. Aus der zweiten überlebten ihn von vier Söhnen Johann Kasimir und Johann Ernst. Dieselben hatten nach der Gefangennahme des Vaters 1570 dessen Besitzungen unter Vormundschaft erhalten.
Vgl. Beck, J. Friedrich der Mittlere (Weim. 1858, 2 Bde.).
33) J. Wilhelm, Herzog zu Sachsen, Bruder des vorigen, geb. zu Torgau, übertrug seinem Bruder 1557 durch Vertrag die Regierung auf vier Jahre, zog dem König Heinrich II. von Frankreich zu Hilfe und erhielt dafür die Grafschaft Châtillon an der Seine, kehrte jedoch 1558 in sein Vaterland zurück. Nachdem ihm bei der Teilung der fränkische Teil der Besitzungen der Ernestinischen Linie zugefallen, verlegte er seinen Sitz nach Koburg. Er mußte die Acht an seinem Bruder vollstrecken helfen und erhielt dafür vom Kaiser dessen Länder zugesprochen. Er starb 1573 in Weimar. Durch seine Gemahlin Dorothea Susanna von der Pfalz ward er der Stammvater des ältern altenburgischen und des neuen weimarischen Hauses.
34) J. Kasimir, Herzog zu Sachsen, Sohn von J. 32), geb. wurde nach der Gefangennahme seines Vaters (1567) mit seinem Bruder Johann Ernst auf der Wartburg von seiner Mutter Elisabeth erzogen, bis diese sich nach Österreich begab, um ihres Gatten Los zu teilen. Die beiden Brüder wurden nun nach Koburg gebracht, erhielten von Sebastian Leonhard eine sorgfältige Erziehung und studierten dann zu Leipzig. Kurfürst August, der die Brüder an seinen Hof zog, gab J. Kasimir seine Tochter Anna zur Gemahlin; doch war die Ehe keine glückliche, und Anna ließ sich durch ihres Gemahls Härte zur Untreue verleiten, wofür sie mit lebenslänglicher Haft büßen mußte.
Vom Dreißigjährigen Krieg hielt sich J. Kasimir lange fern. Erst als Gustav Adolf in Franken erschien, vereinigte er sich mit ihm; doch versuchte er umsonst, das feste Kronach zu nehmen, und als Wallenstein nach Sachsen aufbrach, ging Koburg an die Kaiserlichen verloren. J. Kasimir, der damals außer Landes weilen mußte, verlor dabei seine mit vieler Mühe zusammengebrachte Bibliothek. Nach der Entscheidung bei Lützen kehrte er wieder in sein Land zurück, starb aber schon Auch seine zweite Ehe mit Margarete von Braunschweig war kinderlos geblieben. Seine Länder fielen daher an seinen jüngsten Bruder, Johann Ernst III., geb. der, nachdem er nach langem Streit 1602 mit seinem Bruder geteilt, zu Eisenach residierte, später sich frommer Schriftstellerei zuwandte und 1638 kinderlos starb, worauf Sachsen-Koburg und Eisenach an Altenburg und Weimar fielen.
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35) J. Adolf II., Herzog zu Sachsen-Weißenfels, des Herzogs Johann Adolf I. dritter Sohn, geb. trat 1702 in hessen-kasselsche Dienste, sodann in die Augusts I. von Polen und Sachsen. Im pommerschen Krieg 1711-16 focht er als Generalmajor. Als Generalleutnant befehligte er 1716 das sächsische Hilfskorps gegen die Türken in Ungarn. Nach dem Passarowitzer Frieden lebte er bis 1733 auf seiner Residenz zu Dahme, führte aber beim Ausbruch des polnischen Erbfolgekriegs den Danzig belagernden Russen ein sächsisches Korps zu. 1737 kam er nach dem Tod seines Bruders Christian in dem Fürstentum Weißenfels zur Regierung und half dem tief verschuldeten Land, an welches 1739 die Grafschaft Barby zurückfiel, durch weise Beschränkung wieder auf. Während des österreichischen Erbfolgekriegs kommandierte er als Feldmarschall die sächsische Armee in Böhmen. Nachdem er die Preußen aus Böhmen hatte vertreiben helfen, wurde er 1745 mit den Österreichern bei Hohenfriedeberg geschlagen und legte 12. Dez. sein Kommando nieder. Mit seinem Tod, in Leipzig, erlosch die Linie Sachsen-Weißenfels, und sein Fürstentum fiel an Sachsen.
[Sachsen-Weimar.]
36) J. (III.), Herzog von Sachsen-Weimar, geb. 1570, zweiter Sohn von J. 33), regierte mit seinem Bruder Friedrich Wilhelm die gesamten weimarischen Lande gemeinschaftlich bis zu dessen Tod 1602, dann allein, that während seiner kurzen Regierung viel für Kirche und Schule; starb 1605. Er ist der Stifter der neuen weimarischen Linie und Stammvater der jetzt noch blühenden sachsen-ernestinischen Häuser.
37) J. Ernst I., Herzog von Sachsen-Weimar, ältester Sohn des vorigen, geb. zu Altenburg, übernahm erst 1615 die Regierung selbst, trat beim Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs in die Dienste des Böhmenkönigs und verließ denselben auch nach der Schlacht am Weißen Berg nicht. »Lieber ein dürftiger Kavalier, als von dem Kaiser Lehen tragen«, erklärte er den abmahnenden Verwandten und nahm in den Niederlanden eine Rittmeisterstelle an, war auch eine Zeitlang im Heer Christians von Braunschweig. 1625 trat er in die Dienste Christians von Dänemark, der ihm nebst Mansfeld den Feldzug in die kaiserlichen Erblande übertrug. J. Ernst zog an der Oder bis nach Troppau und schlug sich bis nach Ungarn durch. Er starb im Lager von St. Martin auf der Rückkehr von Schemnitz.
38) J. Friedrich IV., Herzog von Sachsen-Weimar, geb. zu Altenburg, der fünfte unter den Söhnen Johanns III., erhielt mit seinem jüngern Bruder, Ernst (dem Frommen), eine gemeinschaftliche Erziehung. Er begleitete seine Brüder Wilhelm und Bernhard auf ihren Kriegszügen in der Pfalz und den Niederlanden. Seine Neigung zur Alchimie und zum Aberglauben steigerte sich, als er 1627 bei Nordheim in Tillys Hände fiel und eingekerkert wurde. Endlich verfiel er in stille Melancholie und wies alle Nahrung von sich. Am fand man ihn tot, mit einer Wunde in der Seite. Sein Leben gab Wolff den Stoff zu dem Drama »J. Friedrich IV. von Weimar« (Leipz. 1831).
[Schwaben.]
39) J. Parricida oder J. von Schwaben, Sohn des Herzogs Rudolf II. von Schwaben und der Tochter Ottokars von Böhmen, Agnes, Enkel Rudolfs von Habsburg, geb. 1290, wurde nach dem frühen Tod seiner Eltern am böhmischen Hof erzogen, forderte, mündig geworden, von seinem Oheim, König Albrecht I., einen Anteil an den habsburgischen Besitzungen und verschwor sich, abgewiesen und aufgestachelt von dem Erzbischof von Mainz, Peter von Aspelt, mit mehreren oberschwäbischen Rittern gegen das Leben des Königs.
Als dieser auf einer Reise zu seiner Gemahlin bei Rheinfelden über die Reuß gehen wollte, drängten sich J., Rudolf v. Wart, Walter v. Eschenbach und Ulrich v. Balm in sein Schiff und trennten ihn so von seinem übrigen Gefolge. Am andern Ufer angekommen, ermordeten sie ihn. J. ward samt seinen Genossen vom Kaiser Heinrich VII. geächtet und von der Gemahlin Albrechts, Elisabeth, und dessen Tochter, der verwitweten Königin von Ungarn, Agnes, mit unversöhnlicher Rache, die sich selbst auf die Angehörigen der Verschwornen erstreckte, verfolgt. J. warf sich nach der gewöhnlichen Überlieferung 1313 als Mönch zu Pisa Heinrich VII. zu Füßen und verscholl sodann.
[Schweden.]
40) J. II. (bei den Dänen Hans), König von Schweden, Dänemark und Norwegen, Christians I. Sohn, geb. 1455, folgte 1481 seinem Vater und ward zwar in Dänemark, Norwegen und Schweden allgemein anerkannt, jedoch durch die Reichsstände sehr eingeschränkt; ja, Sten Sture führte sogar in Schweden das Reichsverweseramt fort. Erst 1497 zog J. gegen diesen, zwang ihn, sich in Stockholm zu ergeben, und ward darauf zum König von Schweden gekrönt. Das Herzogtum Holstein teilte er 1490 mit seinem jüngern Bruder, Friedrich. Da die Dithmarschen die vom Kaiser den Herzögen von Holstein über sie zugestandene Hoheit nicht anerkennen wollten, so unternahm J. mit seinem Bruder einen Feldzug gegen sie, erlitt aber bei Hemmingstedt eine Niederlage (1500). Die Schweden fielen 1501 während Johanns Abwesenheit unter Sten Stures Anführung von neuem ab, zwangen Johanns Gemahlin Christine von Sachsen, nach tapferer Verteidigung in Stockholm zu kapitulieren, und verbanden sich mit Lübeck und den wendischen Hansestädten. Die auch in Norwegen ausgebrochenen, von den Schweden angezettelten Unruhen dämpfte J. durch große Härte gegen den Adel; mit den Hansestädten verglich er sich endlich zu Malmö. Er starb ihm folgte sein Sohn Christian II., der Böse.
41) J. III., König von Schweden, Gustav Wasas zweiter Sohn, geb. 1537, erhielt von seinem Vater das Großfürstentum Finnland. Fein gebildet und ein Gönner der Künste und Wissenschaften, hielt er in Abo einen glänzenden Hof. Als sein ältester Bruder, Erich XIV., 1560 den schwedischen Thron bestieg, faßte derselbe gegen J. den Verdacht, daß er im Bund mit seinem Schwiegervater Siegmund von Polen danach strebe, in Schweden die katholische Religion herzustellen und sich die Krone aufzusetzen, nahm ihn daher 1563 unerwartet zu Abo gefangen und ließ ihn nebst seiner Gemahlin zu Gripsholm in festem Gewahrsam halten, gab ihn aber, abwechselnd von Wahnsinn und Reue ergriffen, 1567 wieder frei. J. nahm darauf mit seinem jüngsten Bruder, Karl von Södermanland, und andern Mißvergnügten den König in Stockholm gefangen und bestieg mit Einwilligung der Stände, die er durch große Zugeständnisse erkaufte, 1568 selbst den Thron. Der Sicherheit halber ließ er Erich 1577 vergiften. Gleich beim Antritt seiner Regierung suchte er mit Dänemark Frieden zu schließen, der auch 1570 zu Stettin zu stande kam. Wegen des mit Rußland um das schwedische Esthland erneuerten Kriegs schloß J. 1580 ein Bündnis mit Polen, eroberte fast ganz Karelien und Ingermanland und behauptete beides in dem 1583 geschlossenen Waffenstillstand. Durch seine katholische Gemahlin ward J. zur
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Begünstigung der katholischen Religion bewogen, trat 1580 förmlich, aber insgeheim zu derselben über und ließ in ihr auch seinen Thronfolger Siegmund erziehen. Dadurch erlangte J. zwar dessen Wahl zum König von Polen 1587, fand aber im übrigen so große Schwierigkeiten, daß er aus Furcht, die Krone zu verlieren, seinem Bruder Karl, einem eifrigen Lutheraner, großen Anteil an der Regierung einräumen mußte. Auch gab er seit seiner zweiten Heirat mit der lutherisch gesinnten Gunnila Bielke (1585) die Absicht des öffentlichen Übertritts zur katholischen Kirche auf. Er begnügte sich, manche katholische Zeremonien in Schweden wieder einzuführen. J. starb