Jod
(Buchstabe), s. J (S. 812).
Jod
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Jod
(Buchstabe), s. J (S. 812).
Jod
(vom grch. ioeidēs, d. i. veilchenfarbig), chem. Zeichen J, Atomgewicht 126,9, ein nichtmetallisches, zu den Halogenen gehörendes einwertiges Element. Es wurde 1811 von Courtois entdeckt, aber erst von Davy und Gay-Lussac genauer untersucht und als Element erkannt. Das J. ist in der Natur sehr weit verbreitet, kommt aber immer nur sehr spärlich und nie im freien Zustande, sondern nur in Verbindungen mit Metallen vor. Es findet sich in einzelnen seltenen Mineralien [* 2] als Jodsilber, Jodquecksilber oder Jodammonium, spurenweise in Phosphoriten, Steinkohlen, in sehr vielen ¶
Heilquellen, im Meereswasser, in dem Caliche, aus dem durch Raffination der Chilesalpeter dargestellt wird, in sehr vielen
Landpflanzen und den daraus dargestellten Produkten, reichlicher in Meerespflanzen und in den im Meere lebenden Tieren. In
verhältnismäßig größter Menge tritt es in den Meeresalgen, Fucus, Laminaria u. a., auf.
Diese Gewächse haben eine besondere Befähigung für dle Aufspeicherung von Jod
verbindungen. Dieselben
sind daher auch, solange man in Europa
[* 4] J. dargestellt hat, der Ausgangspunkt seiner Fabrikation gewesen; in den letzten Jahren
hat jedoch die europ. Fabrikation in der steigenden Einfuhr von chilenischem J. eine
so erhebliche Konkurrenz erfahren, daß viele Fabriken ihren Betrieb eingestellt haben.
In Europa sind drei Distrikte der Jod
gewinnung vorhanden, die Umgegend von Glasgow,
[* 5] die norweg. Küste und die Westküste von
Frankreich. Die chilen. Salpeterwerke liefern jährlich etwa 400 t, Schottland und Irland 130 t und Frankreich 50 t J. Zur Jod
gewinnung
dienen an der schott. Küste Laminaria digitata (mit 0,29 bis 0,45 Proz. J.) und saccharina
Lamour. (0,28 Proz.), Fucus
serratus L. (0,09 Proz.), Fucus nodosus Ag. (0,06 Proz.), Fucus vesiculosus L. (0,03 Proz.); an der franz.
Küste werden dieselben und einige andere Fucusarten verarbeitet. Diese Algen,
[* 6] die zum Teil tief unter Wasser wachsen, werden
auf mühsame Weise geerntet, an der Sonne
[* 7] getrocknet und meist in Gruben verbrannt. Die dabei zurückbleibende
Asche heißt in Schottland Kelp, in Frankreich Varec. Bei der Darstellung der Asche geht eine große Menge J. durch die übermäßige
Hitze verloren.
Bei Glasgow wird der Kelp mit warmem Wasser ausgelaugt und die erhaltene Lauge in offenen Pfannen verkocht,
wobei die sich abscheidenden Salze, namentlich Kochsalz, Chlorkalium, schwefelsaures Kalium und Natrium, herausgefischt werden.
Die verbleibende letzte Mutterlauge, die Jodlauge, enthält alle Jod
verbindungen in konzentrierterer Form, daneben aber noch
kohlensaure Alkalien, Schwefelalkalien, schwefligsaure Salze u. s. w. Durch Ansäuern mit Schwefelsäure
[* 8] werden diese Salze
zersetzt, unter Abscheidung des in den Sulfiden und Sulfiten enthaltenen Schwefels.
Die von letzterm getrennte Flüssigkeit wird in einem eisernen Kessel unter Zusatz von Braunstein erwärmt, wobei das freigemachte
J. mit den Wasserdämpfen sich leicht verflüchtigt. Um das J. zu verdichten, ist der Kessel mit einem Bleideckel versehen,
von dem die Dämpfe durch zwei weite Röhren
[* 9] in zwei Reihen von thönernen Vorlagen, die so ineinander gefügt
sind, daß der Hals der ersten in eine Bodenöffnung der folgenden reicht, geführt werden. In den Vorlagen sammelt sich das
J. als krystallinische Kruste, während das gleichzeitig verdichtete Wasser durch eine im Bauch
[* 10] befindliche, nach unten gekehrte
kleine Öffnung abtropft. Das so gewonnene J. wird in kleinen aus Eichenholz gefertigten Fässern zu
einem engl. Centner Nettogewicht verpackt und in den Handel gebracht. Die als Nebenprodukte gewonnenen Salze machten früher
die Jod
industrie gewinnbringend; allein dieser Vorteil ist gering geworden, seitdem Staßfurt
[* 11] den Handel der Kalisalze beherrscht
und deren Preis herabgedrückt hat.
Die franz. Jod
fabrikation unterscheidet sich von der schottischen durch
die Art der Abscheidung des J. aus der Jodlauge mittels eingeleiteten Chlorgases. Der Preis schwankte zwischen 12 M. in den
J. 1862, 1883 und 1889 und 90 M. 1871. Im J. 1893 betrug er 28 M. für 1 kg. Die Einfuhr
von J. ins deutsche Zollgebiet betrug 1892 169000 kg, wovon 104000 kg aus Chile
[* 12] stammten.
Das käufliche J. bildet grauschwarze, dem Graphit ähnliche Stücke oder schuppige Massen. Durch Sublimation läßt es sich leicht in schöne, glänzend schwarzgraue Krystalle verwandeln; ganz dünne Krystalllamellen sind braunrot durchscheinend. Sein spec. Gewicht ist 4,948 bei 17°. In Wasser ist es sehr schwer löslich, doch erteilt es dem Wasser, das nur 1/7000 J. enthält, eine schwach gelbbraune Farbe;
ein Zusatz von Jod
kalium befördert die Löslichkeit sehr. In Weingeist
und Äther ist J. leicht löslich, die Lösungen sind intensiv braun;
in Schwefelkohlenstoff und in Chloroform löst es sich mit violetter Farbe;
letztere beiden Agentien entziehen selbst geringe Spuren desselben seinen wässerigen Lösungen beim Schütteln und dienen durch die dabei eintretende charakteristische Färbung als sichere Nachweisungsmittel des J. Es schmilzt bei 113-115° C. und siedet über 200° C.;
sein schon bei geringstem Erwärmen entstehender Dampf [* 13] ist dunkelviolett, der gesättigte Dampf bei höchsten Temperaturen blau gefärbt.
Die Dampfdichte des J. ist bis gegen 600° = 8,8, entsprechend
einem aus zwei Atomen bestehenden Molekül, bei 1570° ist sie nur noch 5,67. Man hat daraus geschlossen, daß das Molekül
des J. bei höhern Temperaturen in seine Atome zerfällt. J. färbt Stärkemehl intensiv blau. Fügt man
zu einer wässerigen Jod
lösung verdünnten Stärkekleister, so wird die Flüssigkeit bei Spuren von J. himmelblau, bei größeren
Mengen undurchsichtig dunkelblau. Das Stärkemehl dient daher als Nachweisungsmittel für J., und umgekehrt wässerige Jod
lösung
als Erkennungsmittel für Stärkemehl. Hierbei ist aber zweierlei zu beachten, nämlich die Jodstärkereaktion tritt
nur in kalten, nicht in warmen Flüssigkeiten auf, und ferner wird sie nur durch freies, nicht durch gebundenes J. hervorgerufen.
Will man daher Salze auf einen Jodgehalt prüfen, so ist das J. daraus frei zu machen, was am zweckmäßigsten durch Zusatz
von wenigen Tropfen roter rauchender Salpetersäure geschieht.
Das J. und seine Verbindungen finden Verwendung in der Medizin (bei Syphilis, Skrofulose, Drüsenleiden u. s. w.), in der Photographie, namentlich aber wird das J. in größten Mengen bei der Darstellung verschiedener Teerfarbstoffe gebraucht. Die Bemühungen, es hier durch das leichter zugängige Brom zu ersetzen, sind bisher meist fruchtlos gewesen.
In seinen Verbindungen zeigt J. große Analogien mit Chlor und Brom; es unterscheidet sich von diesen im allgemeinen durch schwächere Affinität zum Wasserstoff und den Metallen und wird infolgedessen sowohl durch Brom wie namentlich durch Chlor aus seinen Metallverbindungen abgeschieden. Umgekehrt vermag es aber Chlor und Brom aus ihren Sauerstoffverbindungen zu verdrängen. Näheres über die Verbindungen des J. s. die Einzelartikel.
Nr. | Ergebnis | Jod |
---|---|---|
1 | ****** | Jod, (chem. fachspr. auch:) Iod, das; -[e]s [frz. iode, zu griech. iodēs = veilchenfarbig, nach ... |
Inhaltlicher Zusammenhang zu Artikeln, die im Schlüssel (Band 99) unter der gleichen Rubrik aufgeführt sind, maximal 200.
Zum Artikel 'Jod' auf Seite 59.921 wurden 184 verwandte Einträge gefunden in total 3 Kontexten:
J (Jod)
Jod
Jodine, s. Jod
jodsäure, s. Jodwasserstoffsäure.
Jod.
Jodine, s. Jod.
Jodsäure.
Jodwasserstoff.
Jod).
Band - Seite | Artikel | Autor | Titel | Ausgabe |
---|---|---|---|---|
20.30 | Lackierfilz | -jodür | Jod | (231) |
20.45 | Silber | -gras | Jod | (230) |
20.26 | Jodcadmium | -präparate | Jod | (231) |
20.26 | Jodcadmium | -grün | Jod | (231) |
20.27 | Kalkutta | -saures Natron | Jod | (231) |
9.224 | Jod | Pellieux | L'industrie française de l'Jode | (Par. 1878) |
9.1023 | Königsdorf-Jastrzemb | Weissenberg | Das jod- und bromhaltige Solbad K. | (Berl. 1879) |
9.1023 | Königsdorf-Jastrzemb | Faupel | Die jod- und bromhaltige Kochsalzwasserquelle in K. | (Bresl. 1867) |
58.121 | Goisern | Locker | Die jod- und bromhaltige Schwefelquelle zu G. im Salzkammergut | (Wien 1884) |
51.415 | Alkylhaloide | Verbindungen der Alkyle mit den Halogenen Chlor | Brom und Jod | (z. B. Äthyljodid C_{2}H_{5}J ^[C_{2}H_{5}J]) |
58.692 | Halogene | Chlor | Brom und Jod bilden innerhalb dieser Familie eine engere Gruppe, eine Elementartriade | (s. d.) |
20.27 | Kalkutta | -silber | Jod u. Silber | (534) |
53.26 | Birkenfeld | "Birkenfelder Sauerbrunnen" | jod- und bromhaltige, alkalische Eisenquellen. Bei dem Dorfe Brücken eine Holzessigfabrik (Verein für chem. Industrie zu Frankfurt a. M.) | |
58.201 | Gotschalkowitz | 1346 E. | Post und Fernsprechverbindung | (während der Badezeit), 2 kath. Kirchen, eine Kapelle, eine jod- und bromhaltige Solquelle (Mariaquelle) |
58.692 | Halogene | Salzbildner | Bezeichnung für die chem. Elemente Fluor, Chlor, Brom und Jod, da sie direkt mit den Metallen, ohne Hinzutreten von Sauerstoff, salzartige Verbindungen, die Haloide | (s. d.), liefern. |
14.786 | Sclafani | Provinz Palermo | Kreis Termini, 811 m hoch auf steilem Berge gelegen, hat eine Kirche | (mit griechischem Marmorsarkophag), salz-, schwefel-, jod- und eisenhaltige Quellen (33° C.), eine Badeanstalt und (1881) |
9.701 | Kestenholz | Flecken im deutschen Bezirk Unterelsaß | Kreis und Kanton Schlettstadt, am Fuß der Vogesen | (Eingang in das Weilerthal) und an der Eisenbahn Schlettstadt-Markilch, hat Fabrikation von Kleiderstoffen aus Wolle, Baumwolle und Seide, Säge- und Mahlmühlen, Hammerschmieden, Mineralquellen mit Chlor-, Soda-, Jod- und Bromgehalt (Temperatur 19-26° C.) |
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