Titel
Jirecek
(spr. -tscheck), 1) Joseph, böhm. Litterarhistoriker, geb. zu Hohenmauth, studierte in Prag [* 3] die Rechte und redigierte bereits 1848 die »Prazské Noviny«. Seit 1850 beim Kultusministerium angestellt, verfaßte er eine Reihe von Schulbüchern in böhmischer Sprache, [* 4] organisierte 1856 den Wiener Schulbücherverlag, ward 1859 Ministerialsekretär, 1869 Ministerialrat und 1871 unter Hohenwart Kultusminister. In dieser Stellung war sein Hauptbestreben, die Gleichberechtigung der Nationalitäten beim höhern Unterricht durchzuführen wodurch er sich die Mißgunst der deutschen Parteien zuzog. 1875 wählte ihn die Königlich [* 5] böhmische Gesellschaft der Wissenschaften zu ihrem Präsidenten; auch ist er Landtags- und Reichsratsabgeordneter für Böhmen. [* 6] J. ist einer der fruchtbarsten der zeitgenössischen böhmischen Schriftsteller.
Von selbständigen Werken nennen wir: »über den Versuch, das Ruthenische mit lateinischen Schriftzeichen zu schreiben« (1859);
»Aktenmäßige Darstellung der griechischen Hierarchie etc.« (1861);
»Handbuch des Unterrichts- und Prüfungswesens in Österreich« [* 7] (1868);
»Nákres mluvnice staroceské« (1870);
»Rukovet k dejinàm literatury ceské«, biographisches Lexikon der böhmischen Schriftsteller (1874-75, 2 Bde.).
Außerdem besorgte er neben anderm die Herausgabe der Schriften seines Schwiegervaters P. Schafarik, des Grafen Wilhelm Slavata etc. und verfaßte mit seinem Bruder Hermenegild die vielbesprochene Schrift »Die Echtheit der Königinhofer Handschrift« (1862), in der er die Angriffe auf das genannte Sprachdenkmal zurückzuweisen versuchte.
2) Hermenegild, Bruder des vorigen, geb. zu Hohenmauth, studierte in Prag die ¶
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Rechte und ward 1854 im österreichischen Unterrichtsministerium angestellt, in welchem er 1871 Abteilungsrat wurde. Er schrieb seit 1854 eine Reihe von Erzählungen, die teils in Zeitschriften, teils gesammelt unter dem Titel: »Novely« (Wien [* 9] 1853) erschienen, war an der Redaktion verschiedener Blätter beteiligt und lieferte eine Anzahl tüchtiger Arbeiten aus der slawischen Rechtsgeschichte. Von seinen selbständig erschienenen Schriften sind zu nennen: »Über Eigentumsverletzungen und deren Rechtsfolgen nach dem altböhmischen Recht« (Wien 1855);
»Das slawische Recht in Böhmen u. Mähren bis zum 14. Jahrhundert« (tschechisch, Prag 1863-73, 3 Bde.);
»Das Recht in Böhmen und Mähren« (das. 1865-66, Bd. 1).
Mit Joseph I. veröffentlichte er den noch unvollendeten »Codex juris bohemici« (Prag 1867-83, Bd. 1-5). Neuerdings schrieb er: »Geographische Dichterbilder« (Wien 1881).
3) Konstantin Joseph, Sohn von J. 1), geb. zu Wien, studierte daselbst und in Prag, bereiste die südslawischen Länder, über die er in Zeitschriften zahlreiche Artikel veröffentlichte, und habilitierte sich 1878 an der Prager Universität für Geschichte. Er gab heraus: »Bibliographie de la littérature bulgare moderne 1806-70« (1872);
die wertvolle »Geschichte der Bulgaren« (Prag 1876);
»Die Heerstraße von Belgrad [* 10] nach Konstantinopel [* 11] und die Balkanpässe« (das. 1876);
»Die Handelsstraßen und Bergwerke von Serbien [* 12] und Bosnien [* 13] während des Mittelalters« (das. 1879) u. a. J. ist gegenwärtig, nachdem er einige Zeit Unterrichtsminister in Bulgarien gewesen, ordentlicher Professor der allgemeinen Geschichte an der böhmischen Universität in Prag.