Titel
Jerrold
(spr. dschérrold), 1) Douglas, engl. Humorist und dramatischer Schriftsteller, geb. zu Sheerneß bei Rochester, Sohn eines Schauspieldirektors, ging aus Neigung für das Seewesen als Midshipman an Bord eines Kriegsschiffs, verließ aber bald den Marinedienst wieder und widmete sich zu London [* 2] der Schriftstellerei. Durch sein Drama »Black-eyed Susan«, das einen unglaublichen Erfolg hatte, erwarb er sich rasch die Gunst des Publikums, und es erschienen nun in schneller Folge von ihm Lustspiele, Schwänke und Melodramen. Am Witzblatt »Punch« nahm er hervorragenden Anteil; seine »Mrs. Caudle curtain-lectures« ^[richtig: Mrs. Caudle's curtain-lectures] (vielmals aufgelegt; deutsch von Gerstäcker, 8. Aufl., Leipz. 1879) und die »Story of a feather« erschienen zuerst in diesem Witzblatt.
Auch redigierte er das »Illustrated Magazine«, worin seine »Chronicles of Clovernook« (gesammelt, Lond. 1846),
eins seiner besten Werke, zuerst veröffentlicht wurden.
Später gab er das
»Douglas Jerrold's
Shilling
Magazine«
heraus, für das er unter anderm die
Erzählung »St.
Giles and St.
James« schrieb. In
Zeitschriften erschienen
auch zuerst seine
»Men of character« (1838, 3 Bde.; deutsch von Ölckers,
Leipz. 1867, 2 Bde.) und
»Punch's letters to his son« (1843). Von seinen Bühnenstücken haben mehrere, wie »Black-eyed
Susan«, »The rent day«,
»Time works wonders«, »The bubble of the day«
und »Retired from Business«, einen bleibenden Wert. Seit 1852 gab J. die
politische
Zeitung
»Lloyd's Weekly Newspaper« heraus. Mit
Eifer wirkte er am Gedeihen der von
Bulwer und
Dickens gestifteten Literary
Guild mit. Er starb in
London. Eine vollständige Sammlung seiner Werke erschien
London 1869, 5 Bde.
Sein
Leben beschrieb sein Sohn
William
Blanchard J. (2. Aufl., Lond. 1869).
2) William Blanchard, engl. Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 1826 zu London, machte Kunststudien, lieferte frühzeitig Illustrationen zu Artikeln seines Vaters im »Illuminated Magazine« und machte sich litterarisch bekannt durch Erzählungen, wie »The disgrace of the family« (1848),
und Lustspiele, von denen sich »As cool as a cucumber« (1850) auf der Bühne erhalten hat. Nach einer 1852 unternommenen Reise nach Schweden [* 3] gab er »A bragebeaker with the Swedes« (1854) heraus, worauf 1855 das Buch »Imperial Paris« [* 4] folgte. Von diesem Zeitpunkt an läßt sich der eigentümliche Standpunkt datieren, den J. seitdem einnahm: Verbindung der Demokratie und volkstümlichen Monarchie (Imperialismus). Diesen Standpunkt geltend zu machen, sollte ihm bald ein mächtiges Werkzeug werden, indem er nach seines Vaters Tod (1857) die Redaktion von »Lloyd's Weekly Newspaper« übernahm, das sich einer Verbreitung von 600,000 Exemplaren rühmen darf. J. erfüllte zunächst die Pflicht der Pietät gegen seinen Vater, indem er dessen Leben und Nachlaß herausgab (1859),
und erhielt 1863 infolge einer Reihe von Aufsätzen über die Armen Londons (in der »Morning Post« 1862) den Auftrag, die Pariser Armenverwaltung einer genauen Prüfung zu unterziehen. Früchte dieses Aufenthalts in Frankreich waren der Roman »The children of Lutetia« (1864) und verschiedene Reiseschriften, wie: »At home in Paris and a trip through the vineyards of Spain« (1864 u. ö.),
»On the boulevards« (1867),
»Paris for the English« (3. Aufl. 1868) etc. Von seinen übrigen Arbeiten sind bemerkenswert: die Romane: »Two lives« (1865),
»Up and down in the world« (1866, 3 Bde.) und »Passing the time« (1865);
»The Gavroche party« (1870) und »At home in Paris, at peace and at war« (1871, 2 Bde.);
»The best of all good company« (1871, 3 Bde.),
Erinnerungen an Dickens, W. Scott und Bulwer;
»The Christian vagabond« (1872);
»The Cockaynes in Paris« (1871);
die Komödie »Cupid in waiting« (1871) und ein ¶
mehr
ausführliches, aber mit Vorsicht zu benutzendes »Life of Napoleon III.« (1875-77, 4 Bde.),
wofür er von der kaiserlichen Familie mit Material unterstützt wurde. Ferner erschienen von ihm: »London, a pilgrimage« (mit Illustrationen von G. Doré, 1872);
die Erzählung »Cent per cent« (1874);
»Egypt under Ismail Pasha« (1879);
»The Belgium of the East« (1882) und »The life of George Cruikshank« (1882, 2 Bde.).
Auch gab er unter dem Namen Fin-Bec seit 1867 »The Epicure's year-book« heraus. Er starb