Jenissei
(Jenisei), großer Fluß Sibiriens, zwischen dem Ob im W. und der Lena im O., entsteht in der chinesischen Mongolei aus den beiden Quellflüssen Beikchem, der auf dem Sajanischen Gebirge, und Chuakhem, der von den Höhen am Westrand des Kossogol herabkommt und eine Reihe von Zuflüssen aus dem Tanuolagebirge aufnimmt, und fließt sodann als Ulukhem nordwestlich bis zur russischen Grenze, wo er, das Sajanische Gebirge in Katarakten und Stromschnellen durchbrechend, sich nördlich wendet, eine Richtung, die er bis zu seiner Mündung ins Eismeer beibehält. Von O. gehen ihm die Angara oder Obere Tunguska, die aus dem Baikalsee kommt, oberhalb Jenisseisk zu, dann die Podkamennaja oder Steinige Tunguska, die Nischnaja oder Untere Tunguska und die kleinern Kureika, Daneschkina u. a. Die Zuflüsse von links sind wegen der größern Nähe des Ob weit unbedeutender; die wichtigsten sind: Kas, Sym und Ingarewka. Der J. hat die ungeheure Länge von 4750 km, sein Stromgebiet wird auf 2,712,000 qkm (49,250 QM.) geschätzt. Bereits nach der Vereinigung mit der Angara im Mittel 1500-2000 m breit, erweitert sich sein unterer, durch die Tundra ziehender, mit zahllosen Inseln erfüllter Lauf bis zu 50 km, verengert sich bei der Mündung aber wieder zu 22 km. Dabei ist von Jenisseisk ab die Tiefe des Flusses sehr bedeutend, doch ist derselbe unter 56° nördl. Br. 162, unter 72° 192 Tage mit Eis bedeckt; das Zufrieren erfolgt hier Mitte November, dort Mitte Oktober. Bislang wird der Fluß außer von zahlreichen Barken, die, an ihrem Endziel angelangt, als Bau- und Brennholz verkauft werden, nur von 4 Dampfern und 2 Segelschiffen von über 50 Tonnen von Minussinsk abwärts, zuzeiten selbst bis zur Mündung befahren, wo Nordenskjöld 1875 den trefflichen Dicksonhafen fand. Seitdem haben Schiffe von Europa aus durch das Karische Meer wiederholt die Jenisseimündung zu erreichen versucht, was freilich nicht immer geglückt ist. Die Wasser des J. sind sehr fischreich; im Kreis Minussinsk wird viel Getreide erzeugt, das meist in den Goldwäschereien und den Ortschaften an seinen Ufern verbraucht wird. Von den letztern sind die bedeutendsten das schon genannte Minussinsk, Krasnojarsk, Turuchansk und Dudinsk. Der nördlichste, dauernd bewohnte Ort ist Krestowsk, rechts an der Mündung. Seit 1882 hat die russische Regierung, angeregt durch die Kaiserlich russische geographische Gesellschaft und den Kaufmann Funtussow in Jenisseisk, der 10,000 Rubel beisteuerte, den Bau eines Kanals begonnen, welcher den Großen und Kleinen Kaß, Nebenflüsse des J., mit Ket, Osernaja, Lomawataja und Jasewaja, Nebenflüssen des Ob, verbinden und nach Regulierung der Angara eine ununterbrochene schiffbare Wasserstraße von Irkutsk zum Ob herstellen soll.