Industrie und Handel sind nicht bedeutend, doch besitzt J. eine große Fabrik optischer und mechanischer
Apparate, verbunden mit Glasfabrik, eine Pianofortefabrik, Fabrikation geräucherter Fleischwaren, eine Dampfziegelei,
Weinbau etc. Nennenswert ist auch der lebhafte Buchhandel. Die Stadt ist Sitz eines Oberlandesgerichts für die thüringischen
Staaten, mit Ausnahme von Schwarzburg-Sondershausen, und eines Amtsgerichts. Das Hauptinteresse liegt für J. in der Universität.
Dieselbe zählte im Wintersemester 1886/87: 81 Dozenten und 607 Studierende. Mit derselben sind verbunden:
die Bibliothek (200,000 Bände), eine Sternwarte
[* 8] mit meteorologischem Institut, eine Tierarzneischule, eine landwirtschaftliche
Lehranstalt, ein pharmazeutisches Institut, eine Lehranstalt für Chemie, ein mineralogisches Kabinett
nebst reicher Petrefaktensammlung,
ein zoologisches und physikalisches Museum, ein osteologisches, ein germanisches und archäologisches
Kabinett, eine Sammlung orientalischer Münzen,
[* 9] ein anatomisches Museum, ein botanischer Garten,
[* 10] eine ambulatorische Klinik, ein
Landkrankenhaus, ein Entbindungsinstitut, eine Landesirrenanstalt etc. Von andern Bildungsanstalten
sind zu nennen: ein Gymnasium, zwei Knabenerziehungsanstalten und mehrere wissenschaftliche Gesellschaften. In der Umgegend
sind der Hausberg (s. d.) mit dem Fuchsturm, die DörferZiegenhain und Lichtenhain (s. d.), die Lobdaburg,
das Forsthaus mit dem Kriegerdenkmal, der Landgrafenstein mit dem Windknollen (Napoleonsstein) und die Kunitzburg vielbesuchte
Punkte. - J. wird als Stadt erst im 13. Jahrh. genannt. Es gehörte damals den Herren v. Lobdaburg, Elsterberg und Arnshaugk.
starb, so fiel sein Land erst an Eisenach
[* 16] und 1741 zugleich mit diesem an das weimarische Stammhaus zurück. Am ward
das 300jährige Jubiläum der Universität gefeiert und dabei zugleich die oben genannte Statue des Gründers enthüllt.
Vgl.
Ortloff, J. und Umgegend (3. Aufl., Jena 1876);
Das KorpsHohenlohe, das bei Beginn des Kriegs von 1806 an der mittlern Saale stand, konzentrierte sich nach dem unglücklichen
Gefecht bei Saalfeld(10. Okt.) auf den Höhen zwischen Weimar und J., um der Hauptarmee bei ihrem Linksabmarsch
nach der Unstrut die Flanke zu decken und ihr dann zu folgen. Es waren 43,000 Mann Preußen und Sachsen. Hohenlohe ließ es indessen
ruhig geschehen, daß die Franzosen unter Lannes nicht nur 13. Okt. J. besetzten, sondern sich auch des Höhenrandes, des Landgrafenbergs
und des sogen. Windknollens, der die preußische Aufstellung beherrschte, bemächtigten, weil er, von Massenbach
verleitet, glaubte, aus Rücksicht auf den Befehl des Hauptquartiers eine Schlacht vermeiden zu müssen. Einer solchen gar
nicht gewärtig, begab er sich ruhig zur Nachtruhe nach Kapellendorf zurück; während Napoleon, der am Nachmittag in J. eintraf,
noch in der Nacht das Geschütz des Lannesschen Korps und der Garden auf die Höhe schaffen ließ und am Morgen
des 14. seine Disposition zur Schlacht traf: Lannes im Zentrum sollte den Angriff beginnen, Ney ihm eiligst nachrücken, Augereau
mit dem linken Flügel durch das Mühlthal, Soult mit dem rechten durch das Rauhthal in die Flanken des
Feindes fallen; es waren im ganzen 125,000 Mann. Um 6 Uhr
[* 20] morgens wurden die Dörfer Klosewitz und Lützeroda, die Tauenzien
mit 8000 Mann besetzt hielt, von den Franzosen angegriffen und nach zweistündigem Widerstand genommen; Tauenzien zog sich mit
Verlust, aber in guter Ordnung auf das Gros nach Vierzehnheiligen und Krippendorf zurück. Das Korps des
Generals Holtzendorf ^[richtig: Holtzendorff] (6000 Mann) wurde von Soult seitwärts nach Apolda gedrängt.
Rüchel, der um 2 Uhr auf dem Schlachtfeld anlangte und vergeblich durch einen mutigen Angriff die Franzosen aufzuhalten suchte,
wurde in die allgemeine Flucht mit fortgerissen. Die Trümmer des preußisch-sächsischen Heers retteten
sich teils nach Erfurt,
[* 22] teils nach Kölleda und Buttelstädt und vermischten sich mit denen der bei Auerstädt geschlagenen Hauptarmee.
tcrieregiments KarlAlexander, Großherzog von Sachsen, Postamt erster Klasse und Telegraph.
[* 34] Von den Befestigungen der Stadt stehen
noch einige Türme und das alte Johannisthor; der ehemalige Wallgraben ist in eine parkartige Promenade («Der
Graben») umgewandelt und enthält die Büsten des Naturforschers Oken, des Philosophen Fries, Fritz Reuters, 1888 enthüllt,
des Nationalökonomen und Landwirts F. G. Schulze. Auf dem Markte steht das von Drake modellierte Standbild
(1858) JohannFriedrichs des Großmütigen, des Stifters der Uni- versität; auf dem Eichplatz das 1883 errichtete Vur- schenschaftsdenkmal
von Donndorf: ein Student in der Tracht von 1817 mit Schwert und Fahne, in Marmor, am Postament die bronzenen
Reliefpor- träte der drei Stifter der Burschenschaft, Riemann, Horn und Scheidler. I. hat zwei evang. Kirchen, darunter die spätgot.
Stadt- oder Michaeliskirche 115. Jahrh.), mit Turm (72 m), eine evang. Kapelle und eine kath. Kirche. Das schloß, ehemals Resi-
denz der Herzöge von Sachsen-Jena, bis 1806 Absteigequartier Goethes, enthält wissenschaftliche Sammlungen
der Universität nebst Arbeitsräumen und Hörsälen. Von Gebäuden sind sonst noch zu nennen: die neue Universitätsbibliothek,
die Irren- heilanstalt, 1879 von den Berliner
[* 35] Architekten Gro- pius und Schmieden erbaut, daneben das Ober- landesgericht und
das Stoysche Erziehungsinstitut, die neuen Universitäts-Institute und der Gasthof zum schwarzen Bären,
wo 1522 Luther auf seiner Rückkehr von der Wartburg nach Wittenberg
[* 36] über- nachtete und 1524 mit Kartstadt zusammentraf.
Zu einem eigentümlichen Schmuck gereicken der Stadt die sehr zahlreichen an ihren Häusern bei dem im I. 1858 gefeierten
300jährigen Jubiläum der Universi- tät angebrachten Gedenktafeln berühmter Männer.
Die Universität entwickelte sich aus einem Gymnasium, das von Kurfürst JohannFriedrich als Pflegstätte
des luth. Glaubens 1548 gegründet worden war. Die Erhebung zur Universität ver- weigerte KaiserKarl V., aber sein Bruder Ferdinand
erteilte schließlich die Bestätigung und die Eröffnung fand statt. Sie ist gegenwärtig die gemeinsame Universität
der herzoglich sächs. Länder, von denen sie auch nach einer bestimmt festgefetzten Nepartition dte nötigen
Geldzuschüsse erhält.
Be- rühmte Gelehrte der ersten Zeit waren Vikt. Strigel, Joh. Stigel, Matth. Flacius, Matth.
Wesenbeck. Um 1620 und 1720 war die Frequenz der Univer- sität außerordentlich groß. Die Blüte
[* 37] erreichte sie unter HerzogKarlAugust 1787 - 1806 unter Goethes Leitung. Es lehrten dort Fichte
[* 38] 1794-99, ^chelling 1798-1803, Hegel
1802-7, Oken 1807 -19 und Schiller. Als die Verbreiterin der Kanti- schen Philosophie ging auch die erste Litteratur- zeitung
für Deutschland, von Schütz 1785 gegrün- det, von I. aus und trug, wie die seit 1804, nach Übersiedelung
der Schützschen nach Halle,
[* 39] von Eick- städt besorgte «Ienaische allgemeine Litteraturzei- tung»
und die 1842-48 u. d. T. «Neue Ienaische Litteraturzeitung» herausgegebene, viel zur Ver- breitung neuer geläuterter Ansichten
und gründ- licher Wissenschaftlichkeit bei.
Die Stiftung der Burschenschaft (s. d.) in I. brachte der Universität mannigfache Nachteile, namentlich 1819 das Verbot des
Besuchs derselben von seiten preuß. Untertha- nen, das erst 1825 wieder aufgehoben wurde.
Die Universität hatte (Sommer 1893) 91 Docenten und 735 (Winter 1893/94: 655) Studierende. Das
alte Universitätsgebäude (früher
Kloster) enthält u. a. die Aula, die Kollegienkirche, das anatom. Institut mit Museum und die physiol. Anstalt. In der Nähe
des 1861 eingerichteten neuen Universitäts-(Kollc- gien-)Gebäudes liegt die Universitätsbibliothek
(über 200000 Bände und 100000 Dissertationen) und der schöne botan. Garten; ferner gehören zur Universi- tät verschiedene
Institute, Laboratorien und Museen, ein landwirtschaftliches Institut, ein Münzkabinett, die großherzogl. Landesheilanstalten,
die Tierarznei- schule und eine Sternwarte mit Meteorolog.
Sta- tion; der Sternwartengarten, 1795-1802 Eigen- tum Schillers, birgt eine Schillerbüste. Ferner hat
die Stadt ein großherzogl. Gymna- sium Carolo-Alerandrinum, 1876 eröffnet (Direktor
Dr. Richter, 17 Lehrer, 9 Klassen, 187 Schüler), das Pfeiffersche und das Stoysche Lehr- und Erziehungs- institut fürKnaben, 2 höhere
Mädchenschulen, 2 Bürgerschulen, von denen die eine mit dem päda- gogischen Seminar der Universität
verbunden ist, eine Lehrmittelsammlung (ThüringcrSchulmuseum)^ ein Lese-Institut (Litterarisches Museum) sowie meh- rere
wissenschaftliche Vereine, wie die Medizinisch- Naturwissenschaftliche Gesellschaft, die Geographi- sche Gesellschaft für
Thüringen und der Verein für thüring.
Geschichte und Altertumskunde, 3 Frei- maurerlogen, endlich 2 Hospitäler, ein Armenhaus, Sparkasse, Vorschuhverein, Hochdruckwasserleitung,
Gasanstalt und Schlachthaus. Die Industrie ist wenig bedeutend; I. hat eine Glasschleiferei und optische
Werkstätte (Karl Zeih, s. d.), ein mit Unter- stützung des DeutschenReichs errichtetes glastech- nisches Laboratorium,
[* 40] besonders
für optifche Gläser (Schott und Gen.), Vaseline-, Cement-, Fleisch- und Wurstwarenfabriken, eine Blechemballage- und Ma- schinenfabrik
und zwei Brauereien.
Eine alte steinerne Brücke
[* 41] führt nach dem ehemali- gen Kamsdorf, jetzt mit dem nahen Wenigenjena vereinigt.
Im Gasthaus zur Tanne
[* 42] daselbst wurde 1815 die Deutsche
[* 43] Burschenschaft gegründet und wohnte Goethe 1817 und 1818; in der Kirche
da- selbst wurde 1790 Schiller getraut. In den benach- barten Ortschaften Lichtenhain, Ziegenhain, Ammer- bach, Wöllnitzu.s.w.
wird ein weitverbreitetes Weiß- bier, LichtenhainerBier genannt, gebraut. Von der schönen Umgebung sind
zu nennen der nach ^ Vollradisroda sich erstreckende Forst
[* 44] mit dem «Forst- Haus»
und einem 1874 zum Gedächtnis der 1870/71 gebliebenen Ienenser erbauten Denkmal, zugleich Äussichtsturm, der Landgrafenberg
mit neuem burgartigen Restaurationsgebäude, rechts der Saale der Fuchsturm auf dem Hausberg (s. d.),
der ein- zige Rest der drei Kirchbergschen Schlösser (vgl. Schmid, Geschichte der Kirchbergschen Schlösser auf dem Hausberge
bei I., Neust. 1830), der Ienzig und die Kunitzburg.
Geschichte. I., urkundlich zuerst 1182 als (^6Q6, dann als «Isken» erwähnt
(Ibena, Asna sind latini- sierte Formen), gehörte zur Herrschaft der mächtigen Herren von Lobedaburg. 1331 kam
es in Besitz der thüring. Landgrafen und 1485 an die sachsen-ernesti- nische Linie. 1672-90 war I. Hauptstadt des Her- zogtums
Sachsen-Jena, kam hierauf an Sachsen- Eisenach und mit diesem 1741 an Sachsen-Weimar. Besonders denkwürdig ist die Stadt auch
durch die Schlacht bei I., Der Oberfeld- herr des preuh.-sächs.
Heers, HerzogKarl Wilhelm Ferdinand von Vraunschweig, der den linken Flügel seiner nördlich vom Thürmgerwald genommenen
¶
Ludwig, Dichter und Novellist, geb. 6. 1819 zu Meiningen, studierte seit 1840 in Jena und Leipzig schöne Wissenschaften und veröffentlichte damals das Gedicht