Jamnitzer
(Jamitzer), Wenzel, Goldschmied, geb. 1508 zu Wien, [* 2] kam bald mit seinem Bruder Albrecht, der sein Mitarbeiter war, nach Nürnberg, [* 3] wurde 1534 Meister, 1556 »Genannter« des Großen Rats, 1573 Mitglied des Kleinen Rats und war der Hofgoldschmied der Kaiser Karl V., Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II. Er starb in Nürnberg und wurde auf dem St. Johannisfriedhof begraben, wo sein Grab durch ein von Jost Amman entworfenes Epitaph aus Bronze [* 4] geschmückt ist. J. wandte sich der Renaissance zu und war in allen Arten der Technik erfahren.
Besonders bewunderte man seine ganz naturalistisch behandelten Nachbildungen kleiner Tiere und Pflanzen, mit denen man damals Kästchen zu besetzen pflegte. Seine bedeutendsten beglaubigten Werke sind: ein Schmuckkästchen im Grünen Gewölbe [* 5] zu Dresden [* 6] (s. Tafel »Goldschmiedekunst«, [* 7] Fig. 12),
der 1549 vom Nürnberger Rat erworbene, 1 m hohe sogen. Merkelsche Tafelaufsatz (früher im Germanischen Museum, jetzt bei der Familie des Freiherrn Karl v. Rothschild in Frankfurt [* 8] a. M.; s. Tafel »Goldschmiedekunst«, Fig. 3) mit der [* 1] Figur der Mutter Erde auf der Spitze, vier Figuren: Flora, Ceres, Bacchus und Venus, in der kaiserlichen Schatzkammer zu Wien (Reste eines Tafelaufsatzes für Kaiser Rudolf II.), ein Pokal von 1580 im Besitz der gräflichen Familie Zichy, ein Schmuckkästchen mit den Thaten des Herkules in der bayrischen Schatzkammer zu München [* 9] und ein Pokal im Besitz des deutschen Kaisers.
Seine Goldschmiedmarke ist ein Löwenkopf und daneben zuweilen noch ein W. Bergau schreibt ihm eine Anzahl von Entwürfen zu, die von mehreren Kupferstechern des 16. Jahrh. reproduziert sind.
Vgl. Bergau, W. Jamitzers Entwürfe zu Prachtgefäßen in Silber und Gold [* 10] (Berl. 1879).
Originalzeichnungen von ihm sind in Basel, [* 11] Koburg, [* 12] Nürnberg, Erlangen, [* 13] Paris [* 14] etc. J. beschäftigte sich auch viel mit Architektur, Mathematik und Mechanik. Er fertigte unter anderm die Zeichnungen zu Rivius' Bearbeitung des Vitruv und gab 1568 eine »Perspectiva corporum regularium« heraus (radiert von J. ^[Jost] Amman). - Ein Verwandter von ihm, Christoph J. war ebenfalls Goldschmied und Kupferstecher. Von ihm befindet sich eine Prunkschüssel mit dem Triumph Amors in der kaiserlichen Schatzkammer zu Wien und eine Tischfontäne in Gestalt eines Elefanten mit einem Turm [* 15] voll bewaffneter Krieger im Kunstgewerbemuseum zu Berlin [* 16] (um 1600).