Jakútsk
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russ. Gebiet in Ostsibirien, grenzt nördlich an das Eismeer, östlich an die Küsten- und die Amurprovinz, südlich an Transbaikalien und Irkutsk, westlich an Jenisseisk und hat 3,929,193 qkm (71,358 QM.) Flächeninhalt mit (1883) 243,443 Einw. Das Land umfaßt den ödesten, kältesten und unwirtbarsten Teil Sibiriens, in welchem nur 3,4 Menschen auf der Quadratmeile wohnen. Es wird von der Lena und deren Nebenflüssen sowie von den Küstenflüssen Olenek, Jana, Indigirka, Kolyma etc. reichlich bewässert und ist Gebirgsland (Jablonoi und Stanowoi im SO. und O., die Sinberge im W., die Werchojansk- und Charanlachberge im O. der Lena). Durch das Land zwischen der untern Lena und der Chatanga zieht im Januar die Isotherme von -32° C., und in die Nähe der Stadt J. fällt die kälteste Stelle der ganzen Erdoberfläche. Die große nordische, mit Birken bestandene Tundrasteppe taut nur ganz oberflächlich (bis zu 1 m tief) auf; frostfrei sind nur wenige Tage im Juli und August. Trotzdem treiben nicht bloß Jakuten noch Rindviehzucht, da die Wiesen an der Lena in dem kurzen ¶
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Sommer doch so viel Gras erzeugen, daß das Vieh mit demselben in geheizten Ställen durchwintert werden kann. Noch nördlich vom 70.° ist in Butun eine kleine russische Ansiedelung. Der Ackerbau hat nur im südlichen Kreis [* 3] Oleminsk eine größere Ausdehnung; [* 4] hier erhielt man das siebente, in den Kreisen J. und Wiljuisk nur das zweite Korn. Gemüsebau lohnt nicht mehr. J. ist reich an Pelztieren, deren Felle im Handel gesucht sind; J. eigentümlich sind die von dort kommenden Knochen [* 5] und Zähne [* 6] vom Mammut, Bison und von andern urweltlichen Vierfüßern, die man an der untern Lena, am Olenek und auf den Neusibirischen Inseln findet.
Einen Hauptreichtum birgt der Oleminskische Distrikt in den goldreichen Minen, deren Ausbeute in den Jahren 1876-80: 4171 Pud, im J. 1880: 939 Pud betrug. Die Bewohner sind im N. Jakuten und Jukagiren (s. d.), die noch nahe den Mündungen der Flüsse [* 7] überwintern, im S. Tungusen, dazu kommen noch 7000 Russen. Die russischen Dörfer (»Verschickte« kommen nicht hierher) ziehen sich längs der Lena, dann von der Stadt J. östlich und westlich in schmalen Streifen hin. Die Viehzucht [* 8] bildet den Haupterwerbszweig.
Man zählte 1883: 136,696 Pferde, [* 9] 263,708 Stück Hornvieh, 33,089 Renntiere, 4262 Zughunde;
Schafe [* 10] und Schweine [* 11] werden wenig gehalten.
Schulen bestanden 1883 im Gebiet nur 23 mit 695 Lernenden (darunter 107 Mädchen). Das Gebiet ist in die fünf Kreise: [* 12] J., Oleminsk, Wiljuisk, Werchojansk, Kolymsk eingeteilt. S. Karte »Asien«. [* 13] Die gleichnamige Hauptstadt, an der Lena, wurde 1632 gegründet, hat mehrere Kirchen und Schulen, (1879) 4778 Einw., ist der Hauptstapelort für den ostsibirischen Pelzhandel und steht bei einer Durchschnittstemperatur von -42° C. von Mitte Dezember bis Mitte Februar im Ruf, der kälteste Ort der Erde zu sein.