Jahn
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Friedr. Ludw., der «Turnvater», geb. zu Lanz in der Priegnitz, studierte 1796–1802 in Halle, [* 2] Göttingen [* 3] und Greifswald [* 4] Theologie und Philologie. Im Herbst 1806 wollte er in das preuß. Heer eintreten, erreichte dasselbe aber erst nach der Schlacht von Jena. [* 5] Während der nächsten Jahre unternahm er mehrere Reisen durch verschiedene Gegenden Deutschlands, [* 6] um Sprachforschungen zu machen. Im Herbst 1809 ging er nach Berlin, [* 7] 1810 wurde er daselbst Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster und an der Plamannschen Erziehungsanstalt.
In dem Schmerze über die Demütigung Deutschlands, insbesondere Preußens, [* 8] faßte er den Entschluß, die Wiederherstellung des Volksgeistes durch die Entwicklung der physischen und moralischen Volkskraft zur Aufgabe seines Lebens zu machen. Das Mittel dazu glaubte er besonders in der Turnkunst gefunden zu haben; daher eröffnete er 1811 einen Turnplatz in der Hasenheide. Gleichzeitig wirkte er auch als Schriftsteller für Belebung des deutschen Nationalsinns unter der Jugend, wodurch er nicht wenig für Erhebung des Volks in dem großen Kampfe von 1813 beitrug. Im Febr. 1813 eilte er nach Breslau, [* 9] trat als einer der ersten in das Lützowsche Korps, an dessen Gründung J. lebhaft beteiligt war, wurde Führer eines Bataillons, jedoch gleichzeitig auch mehrfach von seiner Regierung zu geheimen Sendungen verwendet.
Nach den Feldzügen hielt er 1817 und 1818 in Berlin Vorlesungen über deutsches Volkstum und wurde vom Staate als Turnlehrer angestellt. Wie weit J. mit Wort und That bei Begründung der Burschenschaft in Jena teilnahm, ist nicht genau festzustellen, daß er aber dabei nicht ohne wesentlichen Einfluß war, ist gewiß. Durch sein freies und derbes Wesen der herrschenden Reaktionspolitik gegenüber geriet er in den Verdacht eines Demagogen, und es erfolgte die Schließung der Turnplätze. J. selbst wurde verhaftet, zuerst nach Spandau, [* 10] dann nach Cüstrin [* 11] gebracht und hierauf 1820 vor eine Immediatkommission in Berlin gestellt. Bis zur Entscheidung als Festungsgefangener in Kolberg [* 12] unter ¶