Jagdgewehre
,
zur Erlegung jagdbarer Tiere bestimmte Gewehre. Sie sind in der allgemeinen Einrichtung den zum Kriegsgebrauch bestimmten Handfeuerwaffen [* 2] (s. d.) verwandt, doch zeigen sie auch wesentliche Eigentümlichkeiten, bedingt durch die besondern Verhältnisse, unter denen die Jagd ausgeübt wird. Für die sog. niedere Jagd bedient man sich ausschließlich des Schrotschusses (Streugeschosses) aus glattem Lauf. Während solche Läufe bei den Kriegs-Handfeuerwaffen vollständig weggefallen sind, spielen glatte J., Flinten, teils als einläufige Schrotgewehre, teils als zweiläufige oder Doppelflinten eine hervorragende Rolle.
Für die hohe Jagd wendet man gezogene Gewehre (s. Gezogene Feuerwaffen) oder Büchsen an und unterscheidet einläufige oder Birschbüchsen und zweiläufige oder Doppelbüchsen. Um mit derselben Waffe die niedere wie die hohe Jagd ausüben zu können, hat man J. mit einem glatten und einem gezogenen Lauf, die Büchsflinten (Doppelzeuge), und solche mit zwei nebeneinander liegenden glatten und einem darunter liegenden gezogenen Lauf, die Drillinge oder Dreiläufer. Aus den gezogenen Läufen schießt man Langgeschosse oder Rundkugeln (Paßkugeln) aus Blei [* 3] oder härterm Material; aus den glatten Läufen schießt man auch sog. Laufkugeln, die nicht kalibrieren und deshalb mit Werg
u. s. w. umwickelt werden müssen. Die Lauflängen schwanken bei den Flinten zwischen 600 und 900 mm, bei den Büchsen zwischen 600 und 750 mm; einläufige Flinten kommen mit Läufen bis 1 m Länge vor.
Die Seele der Flintenläufe muß durchaus glatt und überall gleich weit sein. Günstig für den Schrotschuß ist es indes, wenn der Lauf bis zu einem Drittel der Länge eine mäßige konische Erweiterung (Fall) hat. Das Bestreben, die Streuung der Schrote beim Verlassen des Laufs zu vermindern, hat in neuerer Zeit zu den mannigfachsten Versuchen Anlaß gegeben. Hierher gehören unter anderm die in England aufgekommenen Choke bored-Läufe oder Läufe mit Würgebohrung, bei denen die Bohrung des Laufs etwa 10-15 cm von der Mündung auf eine Länge von 5 bis 10 cm sich etwas erweitert und dann wieder auf das ursprüngliche Kaliber sich verengt.
Das
Kaliber eines Jagdgewehrs
richtet sich nach seiner Verwendungsart: für Schrotgewehre schwankt es zwischen 15,8 und 19,8
mm;
am meisten verbreitet ist das Kaliber 17,6 mm. Der Einfluß des Kalibers auf die Tragweite ist bei Schrotgewehren erheblich.
Die vielfach verbreitete Ansicht, daß große Kaliber weiter und besser schießen als kleine, ist irrig, denn man kann nicht die Pulvermenge in gleichem Verhältnis mit der Erweiterung der Bohrung vergrößern; überhaupt darf die Ladung beim Schrotschuß nicht allzu groß sein, da sonst die Schrote auseinander geworfen werden.
Nach allgemeiner Annahme der Metallpatronen bei den Kriegs-Handfeuerwaffen lag der Gedanke nahe, solche auch bei Schrotgewehren zu verwenden. Der Ausführung dieses Gedankens stellten sich indessen mancherlei Schwierigkeiten entgegen, die auch jetzt noch nicht als überwunden gelten.
Die Hinterladung ist auf dem Gebiete der J. im allgemeinen rascher als bei den
Kriegs-Handfeuerwaffen
aufgenommen worden. Besonders wurde die gasdichte Einheitspatrone bei J. bereits ausgedehnt verwendet, ehe man bei den letztern
an dieselbe dachte.
Allgemeinen Anklang fand das von dem
Büchsenmacher Lefaucheux in
Paris
[* 4] hergestellte und nach ihm benannte
Lefaucheuxgewehr (s. d.). Dieses Jagdgewehr
[* 5] ist noch
vielfach, hauptsächlich in
Frankreich, im Gebrauch.
Dagegen nimmt in Deutschland [* 6] und England seine Anwendung von Jahr zu Jahr ab, weil die namentlich der Patrone anhaftenden Mängel die Einführung besserer Gewehrsysteme begünstigten. Als Umbildung des Lefaucheuxgewehrs sind zu erwähnen: das System Roux, ein Schnappsystem, bei dem ein am Kasten befindlicher, beweglicher Zapfen [* 7] in den Haken des Laufs eingreift;
ferner das System Ghaye, bei dem durch einen mit dem Lauf gelenkartig verbundenen Bügelhebel dieser vor- und zurückgeschoben wird, statt abzuklappen, wie beim Lefaucheuxgewehr.
Einen Fortschritt bezeichnet die Herstellung des Centralfeuer- oder Lancastergewehrs (s. d.) mit centraler Stiftgründung im Gegensatz zu der seitlichen des Lefaucheuxgewehrs, zumal seitdem die Patrone einen Metallboden erhalten hat. Dasselbe hat gleich dem Lefaucheuxgewehre Hähne und meist Vorrichtungen zum Ausziehen der Patrone nach dem Schuß. Eine Abart ist das System von Green in Cheltenham; dasselbe ist ohne Hähne konstruiert (deshalb auch Hammerleßgewehr genannt) und spannt sich bei Öffnen der Läufe selbst.
Eine dritte Gruppe von J. mit Hinterladung bilden die Zündnadelgewehre (s. d.). Der Erfinder ¶