Jafa
,
Küstenstadt der türk. Provinz Syrien, 55 km westnordwestlich von Jerusalem, [* 3] liegt amphitheatralisch auf einem Hügel am Mittelmeer und wird auf der Landseite von schönen Fruchtgärten umgeben. Die ehemals starken Befestigungen sind verfallen, die Straßen eng; nur auf dem höchsten Punkt finden sich breitere Straßen mit Schulen, Warenhäusern, den Wohnungen der fremden Konsuln. J. ist auch Sitz eines deutschen Konsuls. Die Stadt hat 3 Moscheen, ein römisch-katholisches, griechisches und armenisches Kloster und 8000 Einw. (davon vier Fünftel Mohammedaner).
Außerhalb sind von einem Franzosen und einem Russen zwei große Hospitäler errichtet worden. Die Reede ist schlecht und voll Klippen, [* 4] dennoch ist J. durch seinen Pilgerverkehr (jährlich 80,000) und als Hafen von Jerusalem von Bedeutung. 1883 liefen 236 fremde Schiffe [* 5] von 14,786 Ton. ein; J. ist Station des Österreichischen Lloyd. Die Einfuhr (Petroleum, Fabrikate) wertete 1885: 4,7, die Ausfuhr (Seife, Getreide, [* 6] Ölfrüchte u. a.) 5,2 Mill. Mk. In der Nähe eine blühende Kolonie württembergischer Templer (s. Tempelgesellschaft), welche 1868 eine zwei Jahre vorher gegründete, aber zu Grunde gegangene amerikanische Kolonie dicht bei der Stadt übernahmen und in kurzer Entfernung davon Sarona gründeten. Am Weg nach Jerusalem eine gleichfalls blühende Kolonie der Alliance Israélite und weiter nach der Küste hin eine verkommene ägyptische Kolonie. - J., das Japho der Bibel [* 7] und Joppe der Alten, war schon im Altertum eine berühmte, feste Seestadt der Phöniker.
Hierher ließ König Salomo von Tyros aus die Baumaterialien zum Tempel [* 8] schaffen. Simon Makkabäus entriß die Stadt dauernd den Syrern, befestigte sie und erweiterte den Hafen. Später ein berüchtigter Piratensitz, wurde J. von Vespasian zerstört. Unter Konstantin d. Gr. wurde die Stadt zum Bischofsitz erhoben. Der Kalif Omar eroberte sie 636. Eine große Bedeutung erhielt sie als Hauptlandungsplatz der Kreuzfahrer, die sie 1099 nahmen. 1102 siegte hier König Balduin von Jerusalem über den Sultan von Ägypten; [* 9] 1187 nahm Sultan Saladin, 1191 Safaddin die Stadt mit Sturm, und schon war die Besatzung der Citadelle im Begriff, zu kapitulieren, als Richard Löwenherz mit einigen Kriegsfahrzeugen von Ptolemais kam und die Sarazenen aus der Stadt warf.
Doch fiel J. später noch mehrmals in die Hände der Sarazenen, ward 1252 durch Ludwig den Heiligen neu befestigt, ging aber 1267 bei einem Einfall der Ägypter auf immer für die Christen verloren. In der neuern Geschichte ist J. besonders durch die Erstürmung seitens der Franzosen unter Napoleon I. und durch das über die türkischen Gefangenen verhängte Blutbad merkwürdig. 1832 bemächtigte sich Mehemed Ali der Stadt, doch ward ihm dieselbe 1840 von den Türken mit britischer und österreichischer Hilfe wieder entrissen. Die günstige Lage ließ J. nach jeder Zerstörung immer wieder aufblühen.