Jacquard
(spr. schakar), Joseph Marie, Mechaniker, geb. zu Lyon, [* 3] erlernte die Buchbinderei, ward hierauf Schriftgießer, dann Arbeiter in einer Fabrik für broschierte Seidenstoffe, legte später eine eigne Werkstätte zur Verfertigung gemusterter Seidenstoffe an, verlor aber darüber seine ganze Habe. Schon vor 1790 suchte er an den Zugstühlen für gemusterte Stoffe den Ziehjungen, der die vorgerichteten Schnüre nach bestimmter Ordnung anziehen mußte, um die Kettenfäden des Gewebes in der erforderlichen Weise zu jedem Einschuß zu heben, durch einen mechanischen Apparat entbehrlich zu machen.
Während der Revolutionsunruhen trat er als Freiwilliger in die Rheinarmee, kehrte aber bald nach Lyon zurück und führte hier 1801 endlich seinen Apparat aus. Er nahm nun zunächst die Konstruktion einer Maschine [* 4] zum Netzstricken in Angriff, die ihm 1804 eine Anstellung im Pariser Konservatorium der Künste und Handwerke einbrachte. Hier lernte er Vaucansons Trommelmaschine kennen, eignete sich einige der darin verkörperten Gedanken an, wußte aber das Entlehnte mit größtem Scharfsinn zu verändern und gelangte so bis 1808 zu einer durchaus originalen Vorrichtung, welche mit seiner ersten Maschine nicht die entfernteste Ähnlichkeit [* 5] besaß.
Trotz des
Widerstandes der Stuhlarbeiter gelang es ihm, seinen Webapparat allmählich in den
Lyoner
Fabriken einzuführen, und
so waren 1812 in
Frankreich schon 18,000 Jacquardsche
Webstühle
[* 6] im
Gang,
[* 7] welche seit 1815 auch in andern
Ländern Eingang
fanden. J. starb in
Oullins bei
Lyon, wo er seine letzten Lebensjahre verbracht hatte; 1840 wurde auf dem Sathonayplatz
zu
Lyon sein von
Foyatier gearbeitetes Standbild errichtet.
Vgl. Grandsard, J., sa vie etc. (3. Aufl., Lille [* 8] 1884);
Kohl, Geschichte der Jacquardmaschine (Berl. 1873).