Italische
Völker und
Sprachen, in der Geschichte und
Philologie Bezeichnung der im
Altertum auf der ital. Halbinsel lebenden
Völker und
Sprachen. Dahin gehören in Oberitalien
[* 2] die Ligurer in dem nach ihnen benannten Ligurien (s. d.),
die (wenigstens in größern
Massen) wohl erst im 4. Jahrh.
v. Chr. eingewanderten
Gallier und im heutigen
Venetien die
Veneter,
eine Völker
schaft illyr.
Stammes. Auf der eigentlichen Halbinsel lassen sich drei Stammesgruppen unterscheiden: die
Etrusker,
die japygischen Völker
schaften und die
Italiker im engern
Sinne.
Die Etrusker, deren Verwandtschaft und Sprache [* 3] noch rätselhaft sind, bewohnten Etrurien (s. d.). Die Japyger saßen im äußersten Südosten Italiens, [* 4] in Apulien (wo sie jedoch schon um 100 v. Chr. gräcisiert waren) und auf der messapischen oder calabrischen Halbinsel, und waren, wie eine kleine Anzahl Inschriften bekundet, indogerman. Stammes. Die eigentlichen Japyger nebst den Messapiern, Calabriern und Sallentinern erhielten ihre Sprache noch bis in die röm. Kaiserzeit.
Die Italiker im engern Sinne bilden einen der Hauptzweige des indogerman. Sprachstammes (s. Indogermanen). Die ital. Sprachen stehen nach einer neuern Ansicht dem kelt. Sprachzweig am nächsten, doch nicht so nahe, daß man mit Sicherheit eine italisch-kelt. Ursprache annehmen könnte. Sie zerfallen in zwei Abteilungen, die latinische (römische) und die umbrisch-sabellische oder umbrisch-samnitische. Dialekte des latinischen Zweigs wurden vor der Gründung griech. Kolonien und der Einwanderung der Samniten nicht bloß in Latium, von den eigentlichen Latinern, sondern auch von den Ausonern in Campanien, den eigentlichen Italern in den später von den Lucanern und Bruttiern bewohnten Gebieten, sowie vielleicht auf der östl. Hälfte Siciliens von den Siculern gesprochen.
Aus der Sprache der Latiner in Latium ging die lat. Sprache hervor, die mit der Unterwerfung Italiens durch die Römer [* 5] die herrschende und deshalb die römische (lingua romana) genannt wurde. (S. Lateinische Sprache.) Der umbrisch-sabellische Zweig zeigt sich in viele Dialekte zersplittert, von denen das Umbrische im engern Sinne (im eigentlichen Umbrien) und das Oskische, das sich mit den Eroberungen der Samniter auch über Campanien und weiter nach Süden ausbreitete, aus einer größern Anzahl von Inschriften näher bekannt sind, während für die Dialekte der Volsker, Marser u. a. nur wenige Inschriften Zeugnis ablegen. (S. Eugubinische Tafeln, Osker und Umbrer.)