Titel
Italienische
Litteratur. Auf dem Gebiet der erzählenden schönen Litteratur der Italiener traten in den letzten 5 Jahren neben den altbewährten Meistern, die uns mit frischen Gaben ihrer Fabulierkunst erfreuten, auch manche jüngere Talente auf, von denen aber einige dem modernen Naturalismus zu eifrig huldigten. Enrico Castelnuovo schilderte in seinem »Filippo Bussini jun.« den Ruin eines alten soliden Geschäftshauses und einer vornehmen Familie in meisterhafter Weise.
Wie hier zwei Stände, so sind es in seinem nicht minder interessanten Roman »Due convinzioni« zwei Weltanschauungen, welche einander gegenüberstehen, aus deren Kontrast sich die Handlung mit unerbittlicher Konsequenz entwickelt. Den Hintergrund des einen Romans bildet der moderne Geschäftsschwindel, den des andern die historischen Vorgänge des Jahres 1859. Salvatore Farina erhebt sich in seiner »Ultima battaglia di prete Agostino« aus den von ihm mit Vorliebe geschilderten beschränkten Familienkreisen zur Darstellung eines rührenden Seelenkampfes von Zweifel und Glauben.
»Pei belli occhi della gloria« hat hohen Wert als feines Seelengemälde, erregt aber kein lebhafteres Interesse. Auch für die Helden von »I due desiderii« und »Tramonto« können wir uns nicht recht erwärmen, und ganz schwach erscheint »Don Chisciottino«, dessen Held ein platonischer Don Juan ist. Dem »Bussini jun.« Castelnuovos ähnlich, aber ihn doch nicht erreichend ist Barrilis »Arrigo il savio«. Ein Abenteuerroman ordinärer Sorte ist dessen »Merlo bianco«, und kaum besser ist »Il lettore della principessa«.
Auch sein »Dantino« macht trotz einzelner gelungener Schilderungen keinen ganz befriedigenden Eindruck. Sehr hübsch und zu einer Dramatisierung einladend ist dagegen »Signora Autari«. Neuestens erschien von Barrili noch ein Roman: »Scudi e corone«. Recht hübsch sind Bersezios eigentümliche »Viperina« und Grazia Pierantoni Mancinis »Melilla«. In letzterer wird der mißlungene Versuch, ein verwahrlostes Kind zu erziehen, mit vielem Humor geschildert, während in der »Donnina« derselben Dichterin das Schicksal der armen, allzu jung verheirateten Memma uns bis zu Thränen rührt.
Ein sehr unwahrscheinliches Wesen ist dagegen die halbverbrannte Rubina in ihrem Roman »Costanza«, in dem auch die Schilderungen aus dem römischen Ghetto von geringer Kenntnis seiner Einwohner zeugen. Viele psychologische Feinheiten, effektvolle dramatische Szenen und schöne Naturschilderungen, aber zu viel Politik finden wir in A. Fogazzaros »Daniele Cortis«. Minder gelungen sind seine Novellen (»Fedele, ed altri racconti«). Recht gut und anheimelnd ist deutsche Szenerie und deutsches Leben in seinem »Il mistero del poeta« geschildert; doch sind die Gestalten der Hauptpersonen sehr unwahrscheinlich und haben Komposition und Handlung des Romans etwas Verschwommenes.
Den Gegensatz zu Fogazzaros Idealismus bildet G. Verga mit seinem derb realistischen, aber höchst interessanten und lebensvollen »Don Gesualdo«. Noch weiter im Naturalismus geht Luigi Capuana mit seinen Novellen (»Fumando«) und seinem neuesten Roman: »Profumo«, dessen Hauptinhalt die Krankengeschichte einer hysterischen Frau bildet. Gabriele D'Annunzios stark naturalistischer Roman »Piacere« wird bei manchem Leser ein seinem Titel entgegengesetztes Gefühl hervorrufen.
Wenn der Autor auch mit seinem Werke einen moralischen Zweck verfolgen mag, so thut er es jedenfalls mit Mitteln, die der Zweck nicht heiligen kann. Wie Verga seine Sizilianer, so schildert Domenico Ciampoli in seinen Dorfgeschichten »Fra le selve« in lebensvoller Weise seine Abruzzesen, während Eduard Calandra in seinem Novellencyklus »I Lancia di Faliceto« piemontesische Gegenden und Figuren treu abzeichnet. Turmhoch überragt G. Rovetta (s. d.) die jüngern Realisten mit seinem Meisterwerk »Le [* 2] lacrime del prossimo«, und nur in weitem Abstand schließt sich ihm F. de Roberto an, der in seinem Novellenbuch »La sorte« (1887) noch zwischen Idealismus und Realismus schwankte, in »Documenti umani« und im Roman »Ermanno Raeli« (1889) sich als talentvoller Schüler Bourgets zeigt.
Realistisch, aber doch von feinem weiblichen Takt gemildert und stets von fesselndem Interesse sind die Romane und Novellen von Mathilde Serao (s. d.),
von denen als die vorzüglichsten hier nur: »Per monaca«, »La conquista di Roma« [* 3] und der Journalistenroman »Vita e avventure di Riccardo Joanna« genannt werden sollen. Unübertrefflich schildert sie in einigen Novellen Leben und Szenerie Neapels. Sie wird von keiner der andern Romane schreibenden Italienerinnen erreicht, obwohl auch diese manches lieferten, was sich über die gewöhnliche Leihbibliothekenlitteratur erhebt. In ergreifender Weise schildert Neera (Frau Zuccari-Radius) in »Lydia« das Leben und traurige Ende einer Emanzipierten, minder gut in »L'indomani« ¶
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eine junge Ehe ohne Liebe. Cordelia (Fräulein Treves) hat weder mit »Forza irresistibile« noch mit dem Kriminalroman »Il mio delitto« zur Vermehrung des mit ihren frühern Arbeiten erworbenen Ruhmes beigetragen. Dagegen hat die junge Realistin Emma Perodi, welche in »Spostati« (1887) mit Schilderung abstoßender, mitunter schmutziger Szenen aus dem Eheleben begann, in dem Roman »Suor Ludovica« (1890) gezeigt, daß sie auch edle, reine Gestalten lebensvoll darzustellen weiß. Wie die Perodi eine barmherzige Schwester in der Ausübung ihres schweren Berufes, so schildert G. Visconti-Venosta in seinem »Curato d'Orobio« mit frischem, gesundem Humor einen braven patriotischen Priester aus der guten alten Zeit, während Don Bernardino Negroni in seinem »Novello Giobbe« einen Sittenroman mit katholischer Tendenz lieferte.
Im historischen Roman versuchte sich Licurgo Cappelletti (»Il Marchese di Felino«, 1885) mit geringem Erfolg. Den glänzendsten und wohlverdientesten Erfolg auf dem Gebiet der erzählenden Litteratur errang der allgemein beliebte Edmondo De Amicis mit seinem »Cuore«, einem Buche für Kinder, das auch Erwachsene mit großem Genuß lesen, und das sich in Bezug auf Erfolg (in 5 Jahren 100 Auflagen und 15 Übersetzungen) und pädagogische Bedeutung mit der berühmtesten Jugendschrift, dem »Robinson«, messen kann.
Gewissermaßen eine Fortsetzung von »Cuore«, aber ihm weit nachstehend ist desselben Autors »Il romanzo di un maestro«, und vielleicht noch eine Stufe tiefer steht »Sull' Oceano«, wo der Verfasser seine Feder mitunter zu tief in Schmutz taucht. Rührende Schilderungen enthalten seine »Alle porte d'Italia« betitelten Skizzen, von denen 1888 eine zweite vermehrte Auflage erschien. Eine Nachahmung von Amicis »Cuore«, aber dasselbe bei weitem nicht erreichend, ist P. Mantegazzas das Lehrhafte zu sehr hervorkehrende »Testa«. Von den vielen andern Werken dieses unermüdlichen, nicht immer gründlichen, aber stets seine Leser fesselnden Vielschreibers seien hier nur »Le estasi umane«, das man ein Gedicht in Prosa genannt hat, »Il secolo tartufo«, die »Fisiologia dell' amore« und »Fisiologia dell' odio« genannt.
Wie man viele Schriften Mantegazzas naturwissenschaftliche Belletristik genannt hat, so könnte man E. Panzacchis (s. d.) Erzählungen (»I miei racconti«, 1889) musikalische Novellistik nennen, weshalb sie besonders bei Musikfreunden großen Beifall finden. Seine »Neuen Gedichte« (»Nuove liriche«, 1888), die uns Gelegenheit geben, hier zur Lyrik überzugehen, enthalten manche sehr schöne Naturschilderungen und erinnern hin und wieder an Heine. Wie Panzacchi, dichtete auch der gedankenvolle Alessandro Arnoboldi im Laufe von 16 Jahren seine 1888 erschienenen »Nuovi versi« nur für eine kleine, auserwählte Gemeinde.
Von den andern Lyrikern des modernen Italien [* 5] trat nur Carducci mit bedeutenden neuen Dichtungen (»Nuove rime«, 1887; »Terze odi barbare«, 1889) hervor. Eine Ausgabe seiner sämtlichen Werke begann 1889 in Bologna zu erscheinen. Von Andrea Maffei erschienen in seinem Todesjahr (1885) als Schwanengesang die »Affetti«. A. Fogazzaro zeigte sich in »Valdelsa, e poesia dispersa« (1886) als ein edler Dichter und Denker. Der auch durch gelungene Übersetzung Goethescher Lieder bekannte Domenico Gnoli läßt manche deutsche und englische Einflüsse in seinen heiter-ernsten Gedichten »Nuove odi tiberine« wahrnehmen.
Grazia Mancini drückte in »Voci dell' anima« (1888) Tiefgefühltes in schöner Form aus, und der greise Marco Antonio Canini gab vier Bände Übersetzungen von Liebesliedern aus mehr als 100 Sprachen in seinem »Libro d'amore« (1886-89). Schönen Inhalt in eigentümlicher Form bieten L. Capuanas »Semiritmi« (1888). Ein kleines Bändchen Gedichte des 1881 gestorbenen Tragikers Pietro Cossa erschien 1886. Von den jüngern sich über das Durchschnittsmaß erhebenden lyrischen Dichtern ist als der bedeutendste Gabriele D'Annunzio mit seinen formvollendeten, an gelungenen Naturschilderungen reichen Dichtungen: »L'Isotteo« und »La Chimera« (1889) in erster Reihe zu nennen;
dann Arthur Graf mit seiner pessimistischen »Medusa« (1880),
von der 1890 schon die dritte Auflage erschien, Marco Lessona mit seinen »Poesie«, die Dichterinnen Giorgina Naldi (»Profili«, 1888; »Accordi della mia lira«, 1889),
Marchesa Maria Ricci Paterno-Castello (»Nuove poesie«, 1885) und die unter dem Einfluß von Heine und Stecchetti, aber mit vielem originellen Talent dichtende, von Carducci rühmend eingeführte Halbdeutsche Annie Vivanti (»Liriche«, 1890).
Sehr geringen Ertrag lieferte das Feld der dramatischen Dichtung. Von Giuseppe Giacosa wurde 1887 das Schauspiel »Tristi amori« aufgeführt, das für sein reifstes Werk gilt. Außerdem erschienen noch von ihm: »La Sirena«, »Zampa del gatto« u. a. Cavallotti lieferte außer einigen Einaktern das Drama »Lea«, Em. Praga eine mit Beifall aufgeführte Komödie »Vergini«. Auch dramatisierte dieser den Roman »Mater dolorosa« Rovettas, welcher wieder mit seinem Schauspiel »Trilogia di Dorina« verdienten Beifall fand. L. Capuana dramatisierte seinen Roman »Giacinta«.
Paolo Fambris Drama »Pietro Aretino« machte trotz einzelner sehr schöner Szenen keinen befriedigenden Eindruck; Cognetti brachte in seinem Drama »Abasso porto« nicht ohne Geschick die neapolitanische Camorra auf die Bühne; Paul Ferrari hatte noch kurz vor seinem Tode mit seinem »Fulvio Testi« einen großen Erfolg. Anerkennenswertes leisteten der Schauspieler Libero Pilotto mit seinem Drama »Padri e figli« und Suner mit »Un barbaro dell' eleganza«. Ein sonderbares Stück ist des letztern Drama »Judas«.
Anmutige Saloneinakter sind Castelnuovos »Conte Verde« und »Pesce d'aprile« und Camillo Antona-Traversis »Punto e da capo« und
»Matrimonio di Alberto«. Letzterer schrieb auch ein Drama: »Il sacrificio di Giorgio«. Im übrigen nährte
sich die italienische
Bühne von Übersetzungen aus dem Französischen und Deutschen, von Renans »Abbéesse de Jouarre« bis zu
Mosers »Krieg im Frieden«. Ein bedeutendes, einige großartige Auftritte, aber auch viel Schwächliches enthaltendes und zur
Aufführung kaum geeignetes Werk ist P. Zambonis dramatisches Gedicht »Sotto i
Flavii« in neun Abteilungen. Interessant und für die Geschichte des modernen Theaters wichtig sind die
Memoiren E. Rossis (»Quarant' anni di vita artistica«) und Adelaide
[* 6] Ristoris.
Litteratur- und Kunstgeschichte.
Auf dem Gebiet der Litteraturgeschichte ist das langsame Fortschreiten von Ad. Bartolis »Storia della letteratura italiana« zu verzeichnen, deren siebenter, 1890 erschienener Band [* 7] sich noch mit Dante beschäftigt. Sehr geringen Wert haben Francesco Guardiones »Storia della letteratura italiana dal 1750 al 1850« und »La letteratura contemporanea in Italia« (1888 und 1890). Dagegen ist ¶
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Giovanni Mesticas Chrestomathie (»Manuele della letteratura italiana nel secolo XIX«, 1883-87) ein wertvolles Mittel zur Einführung
in die i. L. der neuesten Zeit. Für die älteste Zeit soll Ernesto Monacis »Crestomazia
italiana dei primi secoli« (1. Lief. 1889) dasselbe bieten. Ein populäres, aber doch
gründliches Werkchen über die sagenhaften Liebeshöfe schrieb Pio Rajna (1890). Sehr viel Anregendes
und Belehrendes enthält die Sammlung der litteraturgeschichtlichen Einleitungen Carduccis zu den bei Barbéra erschienenen
Miniaturausgaben italienischer
Dichter (»Il libro delle prefazioni«, 1888).
Zur Geschichte des italienischen
Theaters lieferten wertvolle Beiträge: Francesco Torraca (»Il teatro italiano dei secoli
XIII, XIV e XV«, 1885) und Alessandro Ademollo (»Una famiglia di comici italiani«, 1885, und »I teatri
di Roma nel secolo XVIII«, 1888). Viel geringern Wert hat L. Stoppatos »La
commedia popolare in Italia« (1887). Leone Fortis veröffentlichte »Note e ricordi« über den 1889 verstorbenen Dramatiker Paul
Ferrari.
Zur Geschichte der einzelnen Dichter und ihrer Werke übergehend, können wir von der überaus reichen Dante-Litteratur hier nur als das Bedeutendste erwähnen: Tommaso Casinis Kommentar zur »Göttlichen Komödie« (1888),
Giov. Franciosis Ausgabe von Castelvetros bisher ungedrucktem Kommentar zur »Hölle« (1886),
Alessandro D'Anconas Monographie »Beatrice« (1889),
G. del Noces »Ugolino« (1889),
L. Rossi-Casès Schrift über den Kommentator Benvenuto von Imola (1889),
Michele Barbis »Geschichte des Dante-Studiums und der Kommentare« (»Della fortuna di Dante«, 1890) und G. Locellas in deutscher Sprache [* 9] geschriebene »Zur deutschen Dante-Litteratur« (1889). Voll Geist, wie die meisten Arbeiten Carduccis, ist auch seine kleine Schrift »L'opera di Dante« (1888), die aber auch scharfen Tadel gefunden hat. Eine sehr nützliche und gründliche Arbeit versprach G. Polettos Dante-Wörterbuch zu werden, von dem aber nur die ersten zwei Bände (1885-86) erschienen sind. Endlich ist auch G. Scartazzinis Dante-Werk mit dem vierten Bande zum Abschluß gelangt. G. M. Cornoldis Dante-Kommentar soll nur erwähnt werden, weil der Verfasser Jesuit ist.
Lesenswerte und gründliche Arbeiten lieferten: Gianantonio Mandalari über Fra Barlaamo, den Lehrer Petrarcas im Griechischen (1888), und N. F. Tartaglia über des letztern Freund Barbato di Sulmona (1889). Von Dantes Freund Guido Cavalcanti gab Pietro Ercole die Werke mit litterarhistorischen Erläuterungen heraus (1885), Giuseppe Kirner schrieb eine gute Monographie über die historischen Werke Petrarcas (1889); eine treffliche, auf gründlichen Studien beruhende Arbeit über Boccaccio lieferte Vincenzio Crescini (»Contributo agli studi sul Boccaccio«, 1887); E. Nunziante gab unedierte Briefe Sannazaros (1887), C. Ferrero und G. Müller Briefe der Vittoria Colonna (1889), Gius. Mazzatinti die Alfieris (1890) heraus.
Camillo Antona Traversi gab allein unedierte oder wenig gekannte Briefe Metastasios (1886) und im Verein mit Dom. Bianchini die von Alfieris Freundin, der Gräfin Albany, an Foscolo (1887) heraus. Zur Biographie Ugo Foscolos, zur Beurteilung und Textkritik seiner Werke lieferten wertvolle Beiträge C. Antona Traversi, A. Avoli, G. Chiarini, G. A. Martinetti, Antonio Ugoletti u. a.; eine Biographie Foscolos schrieb Gilbert de Winckels (1885). Von den unedierten und seltenen Werken Manzonis erschienen in den Jahren 1885-89 weitere drei Bände; manches Neue und Interessante über denselben enthalten die von seinem Stiefsohn Stephan Stampa herausgegebenen »Appunti e memorie« (1885 u. 1889,2 Bde.). Eine recht brauchbare biographisch-kritische Arbeit über Manzoni lieferte Torello del Carlo (1886). Luigi Morandi haben wir die erste vollständige Ausgabe der köstlichen Sonette des römischen Satirikers G. G. Belli zu verdanken.
Noch reichlicher als die Litteratur über die bis jetzt Genannten war die über Leopardi, wobei aber auch viel Überflüssiges publiziert wurde. Als das Bedeutendste ist zu nennen A. Avolis mit einem sehr wertvollen Anhang publizierte Ausgabe von Monaldos, des Vaters des Dichters, Autobiographie (1883), E. Costas Ausgabe der Briefe Paolina Leopardis (1887) und von den zahlreichen Arbeiten Antona Traversis nur »I genitori di Giacomo Leopardi« (1887). Erwähnt sei noch D. Ciampolis, den Manen Hamerlings gewidmetes »La natura nelle opere di G. Leopardi« (1889). Leone Vicchi setzte seine fleißigen Studien über Monti fort, als deren wertvolles Resultat 1887 der vierte Band seiner »Saggi di un libro intorno V. Monti« erschien.
Geistreiche, von gründlichen Studien zeugende Essays über Monti hat B. Zumbini geschrieben, dem wir auch eine schöne Studie über G. B. Vicos kritische Prinzipien zu verdanken haben. M. Passanisi gab eine recht gute, wenn auch in etwas manieriertem Stile geschriebene Biographie des Freiheitsdichters G. Berchet (1888). Brauchbare Arbeiten sind auch Antonio Malmignatis Biographie Gasparo Gozzis (1890) und O. Giuntinis »Giuseppe Giusti e 50 anni di storia« (1890). Dagegen haben die so lange mit Ungeduld erwarteten, endlich von Ferdinando Martini herausgegebenen Memoiren Giustis (1890) den großen Erwartungen nicht entsprochen, obwohl sie immerhin als Autobiographie eines großen Dichters von hohem Interesse sind und ihr Wert durch die Einleitung des Herausgebers vermehrt wird. M. Menghinis »La vita e le opere di G. B. Marino« (1888) enthält sehr viel nicht zur Sache Gehöriges, während die eigentliche Lebensgeschichte des Dichters vieles zu wünschen übrigläßt.
Doch ist das Buch, weil eine sonst vernachlässigte Litteraturperiode behandelnd, immerhin nützlich und nicht ohne Wert. Eine der bedeutendsten und reichhaltigsten Publikationen zur Volkskunde kam 1889 mit dem vierten Bande der »Usi costumi credenze e pregiudici del popolo siciliano« von Giuseppe Pitré (s. d.) zum Abschluß, welcher zugleich den 18. Band seines Gesamtwerks über Sizilien [* 10] bildet. Pitrés Leistungen an Umfang und Bedeutung weit nachstehend, aber immerhin wertvoll ist des Grafen Konstantin Nigra Werk: »I canti popolari del Piemonte« (1888).
Als geistreiche journalistische Kritiker zeichneten sich aus: Ernesto Mast, F. D'Arcais (gest. 1890), Francesco Torraca und Ferd. Martini.
Auf dem Gebiet der Kunstgeschichte waren die Italiener nicht so fruchtbar, wie es nach den Traditionen ihres Landes zu erwarten wäre. Es können als wertvolle Leistungen nur genannt werden: Paolo Trombettas »Donatello« (1887),
Pietro Caliaris »Paul Veronese« (1888),
Eugenio Checchis »Giuseppe Verdi« (1887),
Leopold Mastriglis »Giorgio Bizet« (1888) und eine kleine
Schrift P. G. Molmentis: »Le origini della pittura veneta« (1890). Über die lebenden
italienischen
Künstler verspricht A. de Gubernatis' im Erscheinen begriffenes »Dizionario degli artisti italiani
viventi« gute Auskunft zu geben.
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