Isla
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José Francisco de, span. Satiriker, geb. zu Vidanes (Leon), zeichnete sich als Mitglied des Ordens der Jesuiten in mehrern Klöstern als Lehrer und Prediger aus und ging 1767 nach der Vertreibung der Jesuiten aus Spanien [* 2] nach Bologna, wo er arm und gelähmt starb. Schon in «La juventud triunfante» (1727) und «Dia grande de Navarra» (Madr. 1746) zeigte er sich als talentvollen Satiriker. Eine bleibende Stelle in der span. Litteratur erwarb ihm seine unter dem Namen Don Francisco Lobon de Salazar herausgegebene «Historia del famoso predicator Fray Gerundio de Campazas, alias Zotes» (Madr. 1758), die in dem ironisch dargestellten Lebenslaufe des Helden den bombastischen Kapuzinadenstil, der sich auf den span. Kanzeln eingenistet hatte, dem Gelächter preisgab und vernichtete.
Die Inquisition verbot Schrift und Gegenschriften. Der zweite Teil erschien erst 1768 und in besserer Ausgabe 1770 mit dem fingierten Druckorte Campazas (d. i. Madrid). [* 3] Es ist das vorzüglichste Sittengemälde Spaniens im 18. Jahrh., wenn es auch etwas eintönig, die Satire mehr witzig als geistvoll ist, und die Nachahmung des Cervantes stark hervortritt. In den spätern Ausgaben erschien das Werk mit einem dritten Teile: «Coleccion de varias peizas relativas á la obra de Fray Gerundio», vermehrt.
Unter seinen Übersetzungen aus dem Französischen ist die nach seinem Tode erst (7 Tle. in 4 Bdn., Madr. 1797 u. ö.) erschienene des «Gil Blas» von Lesage berühmt dadurch, daß I. hier die später besonders von Llorente vertretene Behauptung aufstellte, Lesage habe den ganzen Roman einem Spanier entwendet. (Vgl. Franceson, Essai sur la question de l'originalité de «Gil Blas» (Lpz. 1857.) Die Fortsetzung, welche I. hinzufügte, ist wenig gelungen. Nach seinem Tode erschienen auch seine «Cartas familiares» (6 Bde., Madr. 1790) und «Rebusco de sus obras literarias» (2 Bde., ebd. 1797). Eine Auswahl seiner Werke bildet den 15. Band [* 4]
der «Biblioteca de autores españoles» (Madr. 1850). Die beste Ausgabe des «Fray Gerundio» ist die von Lidforß (2 Bde., Lpz. 1885); eine deutsche Übersetzung hatte Bertuch (ebd. 1773) gegeben. -
Vgl. Goudeau, Les prêcheurs burlesques en Espagne (Par. 1891).