Isla
,
José Francisco de, einer der berühmtesten und vielleicht der populärste der span. Schriftsteller des 18. Jahrh., geb. zu Vidanes im Königreich Leon, erhielt eine ausgezeichnete Erziehung und trat in seinem 16. Jahr in den Jesuitenorden. Seine ersten schriftstellerischen Versuche waren Übersetzungen aus dem Französischen. Als witzigen Kopf machte er sich zuerst durch die kleine Schrift »El dia grande de Navarra« (Pamplona 1746) bekannt, in welcher er die von den Navarresen zur Feier der Thronbesteigung Ferdinands VI. angestellten pomphaften Festlichkeiten mit so feiner Ironie lächerlich machte, daß die Betroffenen die satirische Absicht anfangs gar nicht ahnten und dem Verfasser ihren Dank abstatten ließen.
Islas
Hauptwerk ist der berühmte satirische
Roman
»Historia del famoso predicador
Fray Gerundio de Campazas,
alias Zotes«
(Madr. 1758, Bd. 1), welchen er unter dem falschen
Namen Francisco
Lobon de Salazar herausgab. Derselbe geißelt
in der
Manier des
Don Quichotte die schlechte
Kanzelberedsamkeit jener Zeit u. machte gleich bei seinem Erscheinen außerordentliches
Aufsehen, erweckte aber auch dem Verfasser so viele Feinde unter der
Geistlichkeit, daß das
Buch von der
Inquisition verboten wurde.
Spanien und Portugal

* 3
Spanien.Als 1767 die Jesuiten aus Spanien [* 3] vertrieben wurden, begab sich I. nach Bologna und konnte erst von hier aus den Druck des 2. Bandes seines Romans außerhalb Spaniens unter dem falschen Druckort Campazas (1770) erwirken. Bald folgten trotz des Verbots der Inquisition verschiedene Ausgaben beider Teile, und seitdem wurde der »Fray Gerundio« (später durch einen 3. Teil vermehrt) als eins der beliebtesten Bücher der neuern spanischen Litteratur sehr häufig gedruckt (am besten Madr., 1804, 3 Bde.; das. 1813, 4 Bde.; Leipz. 1885, 2 Bde.) und auch in mehrere europäische Sprachen (engl. von Baretti, Lond. 1771; deutsch von Bertuch, Leipz. 1773) übersetzt.
Der Name des Helden ist in Spanien sprichwörtlich geworden, und der Roman erreichte gleich dem Don Quichotte seinen Zweck, indem er die schlechten Kanzelredner gänzlich in Mißkredit brachte. I. starb in Bologna. Nach seinem Tod erschienen noch seine spanische Übersetzung des »Gil Blas« (Madr. 1787, 4 Bde., u. öfter); »Cartas familiares« (das. 1786-89; 2. Aufl. 1790, 6 Bde.),
welche zu den besten Mustern des spanischen Briefstils gehören, u. seine »Sermones« (das. 1796, 6 Bde.). Außerdem hat man von ihm verschiedene kleinere, teils satirische, teils asketische Schriften. Sein litterarischer Nachlaß erschien unter dem Titel: »Rebusco de obras literarias, así en prosa como en verso« (Madr. 1797, 2 Bde.). Mehreres unter seinem Namen Gedruckte ist nicht von ihm. Eine sehr gute Ausgabe seiner »Obras escogidas«, von P. Felipe Monlau besorgt, erschien als 15. Band [* 4] der »Biblioteca de autores españoles« (Madr. 1850).