Isătis
L. (Waid), Gattung aus der Familie der Kruciferen, [* 2] meist zweijährige Kräuter mit ganzen (am Stengel [* 3] pfeilförmigen) Blättern, meist gelben Blüten auf schlanken, bei der Fruchtreife abwärts gebogenen Stielen und großen, von den Klappenrändern her zusammengedrückten, einsamigen Schötchen. I. tinctoria L. (Färberwaid, s. Tafel »Farbepflanzen«), [* 4]
aus Süddeutschland, treibt im ersten Jahr eine breite Blattrosette von 15-30 cm langen, dunkelgrünen, länglich lanzettlichen, ganzrandigen oder gezähnelten Blättern, im zweiten Jahr einen 0,5-1 m hohen Stengel, der kleine Blätter mit pfeilförmiger Basis und an der Spitze eine Menge reichverzweigter Blütentrauben mit kleinen, goldgelben Blüten trägt. Die 1,3 cm langen, fast verkehrt dreieckigen, schwärzlichen Schötchen enthalten ein längliches, gelbes Samenkorn.
Man kultiviert den Färberwaid für technische Zwecke. Er verlangt tiefgrundigen, lehmartigen, kalkreichen Boden und sehr starke Düngung. Im Juli stößt man die fußlangen Blätter bis auf die Herzblätter ab, und im September erntet man zum zweitenmal. Ein Hektar liefert 60-70 Ztr. lufttrockne Blätter. Diese werden auf der Waidmühle zermalmt, in Haufen aufgesetzt, nach 24 Stunden zu Handklößen geformt und getrocknet. Der Händler schüttet die Klöße auf einer Tenne 50-60 cm hoch auf, hält den Haufen feucht und leitet dadurch eine Gärung ein, durch welche im Lauf einiger Wochen ein in der Pflanze enthaltenes Glykosid unter Bildung von Indigo [* 5] wie bei der Indigopflanze zersetzt wird (vgl. Indigo).
Die vollständig zerfallene Masse wird schließlich in Fässer eingestampft und wird in diesen noch reicher an Farbstoff. Der Waid ist eine alte Kulturpflanze, wurde im Mittelalter und bis ins 17. Jahrh. viel angebaut und bildet in Deutschland [* 6] das wichtigste Material zum Blaufärben. Erfurt [* 7] war schon 1290 wegen seines Waidbaues berühmt, später erwarben auch noch Gotha, [* 8] Arnstadt, [* 9] Langensalza [* 10] und Tennstädt das Recht, Waid zu bauen, und im Anfang des 17. Jahrh. beschäftigten sich damit außer den Bewohnern dieser fünf Waidstädte noch die von mehr als 300 thüringischen Dörfern. Gegenwärtig findet sich der Anbau, wiewohl beschränkt, noch in Thüringen, Böhmen, [* 11] Ungarn, [* 12] Frankreich (der beste), Belgien, [* 13] und man benutzt den Waid als Hilfsmittel beim Färben mit Indigo (Waidküpe).