Titel
Irland
,
engl. Ireland, bei den
Iren
Erin genannt, die westliche der beiden großen brit.
Inseln,
ein mit
Großbritannien
[* 2] vereinigtes Königreich (s.
Großbritannien und Irland
), wird von diesem durch die Irische See, den
Nord- und St. Georgskanal getrennt, im N., W. und S. vom Atlantischen
Meere umstossen, liegt zwischen 51° 26' und 55° 21'
nördl.
Br. und 5° 20' und 10° 26' westl. L., umfaßt mit Einschluß der etwa 565 qkm
enthaltenden Küsteneilande 84252 qkm. Die größte Länge von N. gegen S. beträgt 350,
die größte
Breite
[* 3] 280, die geringste 140 km, der Küstensaum 2250, mit den
Krümmungen über 3750 km; kein Punkt des
Binnenlandes
ist über 80 km vom
Meere entfernt. (Hierzu eine Karte: Irland.
)
Küsten- und Oberflächengestaltung. Die Insel hat eine weit kompaktere Gestalt als Großbritannien und ist wie dieses an der Ostküste vorherrschend flach und arm an guten Häfen. Desto zerrissener, reicher an Seearmen (Loughs), Baien, Halbinseln und Vorgebirgen sind die übrigen Gestade, besonders das westliche. Doch fehlen tiefeinschneidende Buchten. Wohl kein Land zeigt sich reicher an natürlichen Häfen; 14 gewähren den größten Schiffen und 51 den Küstenfahrern sichern Schutz; dazu kommen 25 gute Ankerplätze für die Sommerzeit. - Das Relief der Oberfläche bietet eine eigentümliche Verteilung von Hoch- und Tiefland dar.
Tiefebene herrscht vor und nimmt in großer Breite und meist nicht über 50, höchstens 90 m Seehöhe die Mitte der Insel ein. Sie erstreckt sich ununterbrochen von der Dublin- und Dundalkbai im O. bis zur Galwaybai im W., bis zur Sligo- und Donegalbai im NW. und setzt sich in verschiedenen Richtungen in mehr oder weniger schmalen Streifen zu den Küsten fort. Gebirgsketten fehlen, Berggruppen finden sich im W. und vereinzelt im O. und der Mitte. Nach der geolog. Zusammensetzung unterscheidet man die Gebiete vorherrschenden Silurs in Donegal, Mayo und Connemara im NW. sowie in den Grafschaften Wicklow und Down im O., ferner das Gebiet des Devon [* 4] (fast der ganze Süden), die vulkanischen Teile mit Kreide [* 5] und Tertiär zwischen Lough Neagh und in Antrim und die meist carbonische centrale Ebene. Im NW. erreichen die Gipfel (meist Granit oder Quarzit) 600-800 m Höhe.
Der Errigal in Donegal ist 750, der Mweelrea (Muilrea) an der Küste von Connemara 817 m hoch. Auch auf den Inseln, z. B. Achill, finden sich Höhen bis 600 m. Die Berge von Wicklow mit ihren Schluchten und Seen erreichen im Kippure 751, im Lugnaquilla im W. der Stadt Wicklow 926 m. In Down sind die Berge von Carlingford bei Dundalk und die Mourne Mountains nordöstlich davon dadurch entstanden, daß Granite, Syenite und andere ältere Eruptivgesteine, auch Basalte, das silurische Grundgerüst durchbrochen haben.
Slieve Beg (727 m) und Slieve Donard (852 m) sind hier die höchsten Gipfel. Die größten Erhebungen zeigt das Bergland von Kerry, dessen stark von O. nach W. gefaltete Züge im Carrantuohill im W. des schönen Sees von Killarney (19 qkm) 1041 m erreichen. Der über dem Devon abgelagerte Kohlenkalk ist nur stellenweise erhalten. Die großen Halbinseln sind hier aus widerstandsfähigem Gestein gebildet. Auch im Innern des südlichen devonischen Gebietes erreichen die Berge 700-900 m Höhe, so der Knockanaffrin (753 m) im SO. von Clonmel, der Galtymore (917 m) und der Keeper bei Limerick (692 m). Die vulkanischen Gebiete im NO. zeigen eine gewaltige Basaltdecke über den Kreideschichten, die, im Innern einförmig und bis 500 m Höhe erreichend, an der Küste von Antrim, besonders am Riesendamm (s. Causeway) und auf der Insel Rathlin seltsame Formen aufweist.
Die große Ebene im Innern, mit dem Vorherrschen der Formation der (aber meist nicht produktiven) Kohle zusammenfallend, zeigt nur vereinzelte Hügelgruppen von Devon und zwischen Limerick und Tipperary aus Eruptivgestein. Die Oberfläche der Ebene ist zumeist von Überbleibseln der in I. sehr (wahrscheinlich bis 900 m) starken glacialen Bedeckung von Torfmooren gebildet. Reste des Mammut, des Nashorn und Megaceros hibernicus (des irischen Riesenhirsches) beweisen, daß I. in der Diluvialzeit mit Großbritannien zusammengehangen hat.
Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, selbst die Bergabhänge haben Weiden und Futtergräser. Lehm (unterer Geschiebelehm) herrscht vor und bildet in vielen Gegenden trefflichen Boden. Wo man ihn brach liegen läßt, bedeckt er sich mit den feinsten Weidekräutern. Die Ertragsfähigkeit wird aber beeinträchtigt durch die ausgedehnten Moore. Sie teilen sich in Grasmoore, die zum Teil im Sommer beweidet werden, in unzugängliche Sumpfmoore, in seichte, mit Schilf und Rohr bewachsene Seen und in Torfmoore, und bedecken insgesamt 11430 qkm. Die Moore sind über die ganze Insel zerstreut, besonders dicht zusammengedrängt in der centralen Ebene, wo sie meist auf dem Kohlenkalk lagern, und im NW. (Donegal). I. war noch vor einigen Jahrhunderten ziemlich gut bewaldet, aber Kriege, Waldbrände, fortschreitende Versumpfung haben den Bestand sehr vermindert.
Gewässer. I. ist sehr reich an Flüssen, Seen und Kanälen; über ein Sechstel der Bodenfläche ist ¶
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mit Wasser bedeckt. Die Flüsse [* 7] sind nicht reißend und zum Teil bis zur Quelle [* 8] schiffbar. Hauptfluß ist der Shannon (s. d., 350 km), der auf der Westseite mündet. Von den übrigen münden im S.: der Lee bei Cork, der Blackwater bei Youghal, der Barrow (s. d.) in den Waterford-Hafen;
im O.: der Slaney bei Wexford, der Liffey bei Dublin, [* 9] der Boyne unterhalb Drogheda;
der Bann und der Foyle im N.;
der Erne und der Moy im NW.;
der Corrib bei Galway im W. Unter den Seen (Loughs) sind die bedeutendsten in Ulster: der Neagh (396 qkm, bei 3-6 m Tiefe), vom Bann durchflossen, der obere und untere Erne (s. d.), vom Erne durchströmt;
in Connaught: der Conn, Mask (89,8 qkm), Corrib (175,7 qkm), Allen, Ree, Derg (19,5 qkm; letztere drei im Shannonlaufe), und in Munster die wegen ihrer romantischen Lage berühmten drei Seen von Killarney (s. d.).
Im W. vom Corrib liegen etwa 130 Seen. Viele verdanken ihre Entstehung den tektonischen Vorgängen; manche sind durch Einsturz der Decken unterirdischer Hohlräume im Kalkstein entstanden; in den Bergländern finden sich Glacialseen. Besonders reich an Seen sind die Grafschaften Longford, Westmeath, Clare, Antrim, Fermanagh, Tyrone, Galway und Mayo. Die Kanäle I.s bilden mit den schiffbaren Flüssen eine 614 km lange innere Wasserstraße. Die zwei wichtigsten führen von Dublin nach dem Shannon, nämlich der Grand-Canal (s. d.) und der Royal-Canal (1789 begonnen und für 1421954 Pfd. St. erbaut, 122 km lang). Der Lagankanal verbindet Belfast mit dem Lough Neagh und der Ulsterkanal letztern mit dem Erne, sodaß eine schiffbare Straße zwischen Belfast im O. und der Donegalbai im W. hergestellt ist. Der Newrykanal führt vom obern Bann und Lough Neagh zum Carlingford Lough. Der Barrowkanal verbindet den untern Barrow mit einem Zweige des Grand-Canals und ist 68,26 km lang.
Klima, [* 10] Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima ist bei den vorherrschenden westl. und südwestl. Seewinden gemäßigt, die Feuchtigkeit der Atmosphäre für die Fruchtbarkeit des Bodens günstig und ihr verdankt das Land sein immergrünes Pflanzenkleid und den Namen der «Grünen Insel». Der Einfluß des Atlantischen Oceans ist hier bei weitem stärker als in England und zwar im W. mehr als im O. Die Insel Valentia an der Küste von Kerry hat im kältesten Monat durchschnittlich 7,4, im wärmsten 15,3° C., während für Dublin die Angaben 4,7 und 15,4° lauten.
Die Januarisotherme von 4,5° bildet im NO. zwischen Belfast und dem Shannonthale eine Ellipse, [* 11] während die von 5 bis 7° große nach NO. geöffnete Bogen [* 12] beschreiben. Im Juli dagegen steigen die Isothermen von 16 und 15° an der Ostküste steil nach NO. und fallen nach der Irischen See zu wieder nach SO. Die Linie 14,5° berührt nur die Nordküste. Die Niederschlagshöhe beträgt in Dublin 740, an der Westküste über 1500 mm im Jahre; Herbst- und Winterregen sind am reichlichsten. Stürme verursachen wie in England auch hier oft bedeutenden Schaden. - Das milde Seeklima ist besonders dem Graswuchs, den Wiesen günstig. Wälder scheinen von Natur weniger verbreitet gewesen zu sein, da sogar die Buche erst eingeführt worden ist und auch die Fichte [* 13] von Haus aus fehlte. An der Südwestecke (wie auch im südwestl. England) sind einige südeurop. Pflanzen wild, welche hier die Eiszeit [* 14] überdauert zu haben scheinen und lehren, daß die südeurop. Flora in frühern Perioden eine weit größere Ausdehnung [* 15] nach N. besessen hat. - Die Fauna ist noch ärmer als die Englands.
Schlangen [* 16] scheinen gar nicht vorzukommen, die Frösche [* 17] sollen eingeführt sein. Das Wild ist selten. Flüsse und Seen sind aber sehr reich an Fischen, ebenso das Meer, das auch bei Carlingford ausgezeichnete Austern hat. In der Landfauna finden sich einige südl. Formen, welche der atlantischen Küste gefolgt sind und in England nicht vorkommen. Der Hase [* 18] von I. wird von manchen Forschern für eine eigene Art (Lepus hibernicus Shaw) gehalten, ist aber nur eine, nicht einmal konstante Lokalrasse.
Mineralreich. Außer Granit, der das Grundgebirge bildet, sind Kalksteine häufig. In vielen Gegenden wird Marmor gebrochen, der schönste schwarze bei Kilkenny, der schönste weiße in Connemara und Donegal. Der Basalt, der sich von der Mündung des Carrickfergus bis zum Lough Foyle und in das Binnenland bis zu den Ufern des Lough Neagh erstreckt, gehört hinsichtlich der Regelmäßigkeit und Mannigfaltigkeit der Säulenbildung zu den interessantesten geolog. Erscheinungen.
Berühmt ist der Riesendamm in Antrim. Gold [* 19] wird in den Thälern des Liffey und des Avoca im County Wicklow gewaschen. Silber hat sich gediegen gefunden und ist im Bleiglanz enthalten. Blei [* 20] findet sich vielfach. Eisen [* 21] ist reichlich vorhanden, aber es fehlt an Feuerungsmaterial, weshalb die Eisenindustrie nicht bedeutend ist. Viel Kupfererz wird gefördert und nach Wales zum Schmelzen gebracht. Schwefel, hauptsächlich aus Erzen, gewinnt man in Wicklow. Salz, [* 22] Gips, [* 23] Molybdän, Antimon, Arsenik, Kobalt, Magnesia, Alaun [* 24] u. s. w. finden sich, sowie Thonarten, Kalk in Menge, Mineralquellen in vielen Gegenden.
Steinkohlenlager unterscheidet man sieben, darunter das bedeutendste zu beiden Seiten des untern Shannon in den Grafschaften Clare, Tipperary und Limerick (1650 qkm). Sie förderten (1891) insgesamt nur 105681 t Kohlen, sodaß eine bedeutende Einfuhr aus England nötig ist. Die Qualität der irischen Kohle ist geringer als die der englischen. Die geringe Ausbeute wird aber hauptsächlich dem Mangel an Tiefbohrmaschinen und an geschickten Bergleuten zugeschrieben. Das wichtigste Feuerungsmaterial liefert der Torf.
Landwirtschaft. Das Besitzrecht fast allen Landeigentums beruht auf Schenkungen, meist aus der Regierungszeit Heinrichs VIII., der Königin Elisabeth, Cromwells und Wilhelms III.; nur in Connaught giebt es noch einige Familien, die ihren Besitz auf altes Erbrecht gründen. Gutsherrliche Rechte, die zum Teil noch in England bestehen, giebt es nicht. Die Grundherren beziehen häufig nur geringen Zins, weil in frühern Zeiten sehr lange Pachtungen, auf ewige Zeiten oder 999 Jahre, üblich waren. Es giebt wenig kleine Grundeigentümer, und die Zahl der Freisassen (freeholders) ist verhältnismäßig gering.
Verderblich auf den Kulturzustand wirkt die große Zerstückelung des Bodens und das Pachtwesen. Die großen Gutsbesitzer vererben ihr Land zwar auf den ältesten Sohn wie in England, wo sie auch meistens herstammen, aber ihren Pachtbauern giebt alter Brauch das jetzt teilweise beschränkte Recht, ihr Land an die Söhne, manchmal selbst an die Töchter zu verteilen. (S. Farm.) Ein anderer Mißstand ist der sog. Absentismus (s. d.). Die jetzt gewöhnlichen Pachtzeiten laufen auf 61, 31 und 21 Jahre oder auf Lebenszeit. Den zwölften Teil des Landes haben ¶
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jedoch Pächter at will inne, d. h. solche, denen in jedem Augenblick die Pacht gekündigt werden kann. Der sogenannte irländ. Bauer ist in der Regel ein bloßer Tagelöhner, der für andere arbeitet und dafür eine Erd- oder Lehmhütte mit einem Stückchen Land erhält, worauf er Kartoffeln pflanzt; seinen Pachtzins arbeitet er meist im Tagelohn ab. Die irische Landfrage ist Kernpunkt der irischen Frage; alle bisherigen Reformgesetze (s. unten) haben eine wesentliche Besserung nicht herbeiführen können.
Neuerdings hat man durch die «Land-Purchase Acts» versucht, den Bauern das Land als Eigentum zurückzugeben. Die Regierung schießt das Kaufgeld zu äußerst günstigen Bedingungen vor. Ende 1891 waren 22582 Anleihen bewilligt in Höhe von 8958535 Pfd. St. Die Zurückerstattung des geliehenen Kapitals in Raten macht keine Schwierigkeiten. Von den fälligen 129882 Pfd. St. wurden 104000 Pfd. St. ohne Weiterungen bezahlt. Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der Farmen auf die vier Provinzen und die Größenverhältnisse im J. 1891. Es bestanden Farmen (in Acres):
Provinzen | Unter 1 | Von 1 bis 5 | Von 6 bis 15 | Von 16 bis 30 | Von 31 bis 50 | Von 51 bis 100 | Von 101 bis 200 | Von 201 bis 500 | Über 500 | Zusammen |
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Leinster | 17696 | 18034 | 25881 | 22258 | 15206 | 13865 | 6867 | 2785 | 415 | 123007 |
Munster | 14922 | 11207 | 19254 | 24368 | 22176 | 22068 | 9143 | 2768 | 363 | 126269 |
Ulster | 17026 | 21287 | 64760 | 53825 | 25013 | 14090 | 3654 | 1041 | 259 | 200955 |
Connaught | 5984 | 12936 | 46766 | 33496 | 11526 | 6338 | 3147 | 1686 | 530 | 122409 |
Irland: | 55628 | 63464 | 156661 | 133947 | 73921 | 56361 | 22811 | 8280 | 1567 | 572640 |
Gegen 1890 | +4819 | +2697 | +898 | -268 | +235 | -210 | -214 | -93 | -27 | +7837 |
Die Zerstückelung der kleinen Anwesen macht also noch immer Fortschritte, während die mittlern und großen Besitztümer abnehmen oder in der Hand [* 26] einer kleinern Anzahl von Grundherren zusammengefaßt werden. Etwa 800 Großgrundbesitzern gehört die Hälfte von I., während die Zahl der Landwirte überhaupt 526670 betrug. Über das Verhältnis der von Eigentümern bewirtschafteten und der Pachtgüter fehlen Angaben.
Die landwirtschaftliche Betriebsamkeit steht lange nicht so hoch als in England und Schottland. Bis zur Mitte des 18. Jahrh. war I. fast ausschließlich Weideland; von dem gesamten Flächeninhalt sind: Weide- und Ackerland 72 Proz., Wälder u. s. w. 1,6 Proz., Sümpfe, Berge, Wüstland, Städte u. s. w. 26,4 Proz. Am besten bebaut ist die Provinz Ulster, in den Moorlandschaften sind etwa 23 Proz. kultiviert, im gebirgigen Kerry nur 14, im sumpfigen Connaught nur 15 Proz. Unter Anbau steht nur ein Viertel der Gesamtbodenfläche. Weizen und Gerste [* 27] gedeihen weniger gut als Hafer; [* 28] besonders reichlich wird die Kartoffel gebaut. Der Wiesenbau ist noch vernachlässigt. Die Bodenfläche der einzelnen Fruchtarten betrug 1874, 1888 und 1892 in Acres (= 0,405 ha):
Jahre | Weizen | Gerste | Hafer | Bohnen | Erbsen | Kartoffeln | Rüben |
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1874 | 188711 | 212230 | 1480186 | 9644 | 1756 | 892421 | 333487 |
1888 | 99426 | 171195 | 1280503 | 5089 | 732 | 804508 | 294293 |
1892 | 75344 | 175612 | 1226307 | 3973 | 460 | 739942 | 300445 |
Von je 1000 Acres Land waren (1892) 504 dauernd als Weideland bewirtschaftet, 73 mit Getreide [* 29] bebaut, 58 mit Kartoffeln, Rüben u. s. w., 3 mit Flachs, 106 mit Gras und Klee bebaut, 2 waren Brachland, 15 Wälder und Gehölze und 239 (meist Moore) nicht nutzbar. An Weizen wurden geerntet 1888: 2,55, 1891: 2,61, Gerste 6,06 und 7,42, Hafer 50,63 und 54,08 Mill. Bushels; Bohnen 3 und 4,32 Mill. t. Die Kartoffelernte schwankt in ihren Beträgen, sie ergab 1888: 2,52, 1889: 2,84, 1890: nur 1,81, 1891: wieder 3,03 Mill. t. Mit Flachs waren 1880: 157534 Acres bebaut, 1891 war die Fläche auf 74672 zurückgegangen, davon kamen 74301 Acres auf Ulster. Geerntet wurden 1890: 20045, 1891: 12433 t; daher ist eine bedeutende Einfuhr, zumeist aus Rußland notwendig.
Die Viehzucht [* 30] ist nicht mit dem Ackerbau verbunden, und die Milchwirtschaft liefert nur Butter, die großenteils nach London [* 31] geht. Mastvieh wird besonders in einigen Teilen von Leinster und Munster gezogen und vielfach nach England ausgeführt. Rindvieh wurden (1892) 4531025 Stück gezählt. Das einheimische Schaf [* 32] ist selten; durch Kreuzung mit dem engl. Stamme ist ein anderes langwolliges entstanden. Am bedeutendsten ist die Schafzucht im nördl. Leinster, in den Grafschaften Kerry und Cork sowie in Clare und Sligo. Die irischen Pferde [* 33] sind stark und sicher. Schweine [* 34] werden besonders von den Milchwirten meist mit Kartoffeln gemästet. Die Zählung von 1892 ergab 539788 Pferde, 4531025 Rinder, [* 35] 4827702 Schafe [* 36] und 1115888 Schweine. Wichtig ist die Fischerei. [* 37] 1891 wurden Fische [* 38] im Werte von 308627 Pfd. St. gefangen, dazu kommt noch Lachs für etwa 350000 Pfd. St.
Industrie, Handel und Verkehr. Nur die Provinz Ulster mit Belfast (s. d.) als Mittelpunkt und Dublin mit Umgegend sind Industriebezirke, und zwar bildet den Hauptteil der Gewerbthätigkeit die Leinenindustrie. Diese wurde im 17. Jahrh. von dem Grafen von Strafford gegründet, welcher Leinsamen ans Holland einführte und Spinner und Weber aus den Niederlanden und Frankreich kommen ließ. Der Leinwandhandel, der schon um 1670 begründet war, erhielt zu Anfang des 18. Jahrh. Begünstigung von dem Parlament.
Bis zu Anfang des 19. Jahrh. spann man den Flachs fast ausschließlich mit der Hand, und auch jetzt werden Maschinen noch nicht allgemein gebraucht. Sehr niedrig sind die Arbeitslöhne. Ulster erzeugt vier Fünftel des Gesamtwerts. Die Ausfuhr geschieht großenteils nach Glasgow [* 39] und Liverpool, [* 40] von wo das Produkt nach andern Ländern geht. 1890 besaßen die 263 Fabriken 1016111 Spindeln, 28612 Maschinenstühle und 71788 (23848 männl., 47940 weibl.) Arbeiter. Daneben bestehen Baumwollspinnereien, Jute- und Hanffabriken und Musselinstickerei in Belfast, das auch Maschinenbauwerkstätten und Schiffswerfte besitzt. Die Branntweinbrennerei (29 Brennereien) ist sehr ansehnlich, ebenso die Bierbrauerei. [* 41] Der Dubliner Porter (Brauerei Guineß) ist berühmt. Die Branntweinbrennerei liefert besonders das Nationalgetränk Whisky. Die Hauptausfuhr nach Großbritannien besteht in Irish Provisions (Speck, gesalzenes Fleisch und Butter), außerdem in Schlachtvieh, Hafer und ¶