Institut
(lat. institutum, »Einrichtung«, Anstalt), ein Wort, das im modernen Leben die weiteste Anwendung findet und jede reicher gegliederte, einem höhern Zweck dienende Unternehmung bezeichnen kann. Am häufigsten spricht man von Instituten im gewerblichen, wissenschaftlichen und pädagogischen Leben. Speziell im pädagogischen Sprachgebrauch bezeichnet man als Institute gewöhnlich die Privatunterrichtsanstalten und zwar meist solche, in denen die Zöglinge neben dem Unterricht auch Pflege und Erziehung genießen.
Man ist heute darüber einig, daß die Institutserziehung nicht die eigentlich normale Art der Jugendbildung ist, sondern daß das I. immer nur als Ersatz für die Familie angesehen werden kann und sich daher nach Möglichkeit dem Ideal der häuslichen Erziehung anzubequemen hat. Doch wird, da nicht bloß Krankheit, Tod etc. manches Familienleben zerstören, sondern in unserm bewegten Leben oft genug andre Umstände der häuslichen Erziehung hindernd im Wege stehen, die Erziehung in Instituten nie ganz entbehrt werden können.
Das goldene Zeitalter der Institute war die zweite Hälfte des vorigen und der Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts, die Zeit der philanthropischen Versuche auf dem Boden des Erziehungswesens; ihr klassischer Boden ist seit Pestalozzi, v. Fellenberg und v. Türk die Schweiz geblieben, wo sie meist einen internationalen Charakter tragen. Doch haben auch in Deutschland Institute wie das Salzmannsche zu Schnepfenthal, das Blochmannsche in Dresden (jetzt v. Vitzthumsches Gymnasium), das Plamannsche in Berlin, das Garniersche in Friedrichsdorf bei Homburg, das Bendersche zu Weinheim an der Bergstraße, das Stoysche zu Jena lange Zeit verdientes Ansehen zu behaupten gewußt. In Großbritannien ist noch heute die Institutserziehung sehr verbreitet, und ebenso steht in katholischen Ländern die Wirksamkeit der klösterlichen Institute für Mädchen in Ansehen. In Deutschland ist das Institutswesen neuerdings durch die erhebliche Verbesserung der öffentlichen Schulen und die straffere Ordnung im Prüfungswesen, zumal bezüglich des einjährig-freiwilligen Heerdienstes, sehr zurückgedrängt worden und hat selbst für die weibliche
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Jugend, die davon nicht berührt wird, mit der sorgfältigern Pflege der höhern Mädchenschulen in allen größern Städten wesentlich an Boden verloren.